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man meinen, würde durch die größere Hitze die Kohle auch stärker leuchten. Leuchtkraft und strahlen überdies stets erhebliche Quantitäten von Aus dieser Ueberlegung entstand der Schnittbrenner, bei dem das Gas Wärme aus. aus einem breiten Spalt ausströmt, so daß zu beiden Seiten der Es liegt nahe, auch hier nach Substanzen zu suchen, die ähnlich breiten Fläche die Luft bequem herantreten kann. In der That find wie bei dem Auer- Licht wirken. Das naheliegendste waren die Gase, diese Brenner den ältesten schon bedeutend überlegen. Noch größere die, durch den Strom ins Glühen gebracht, ein eigenartiges Licht Wirkung erzielte der Argandbrenner, bei dem ein Cylinder notwendig ohne sonderliche Wärme aussenden. So interessant die Versuche ist, um den nötigen Luftzug zu erzeugen, damit an die röhren- Testas in diefer Richtung auch sind, und so ideal das Tesla- Licht förmige Flamme überall genügend Luft Herantreten kann. darin ist, daß fast gar feine Energie sich in Wärme umsetzt, so Eine vollständige Verbrennung des Gases wird im Bunsen- wenig scheint es doch, bisher wenigstens, für die Pragis brauchbar brenner erzielt, in dem sich das Gas schon vor der Entzündung zu sein.

reichlich mit Luft mischt. Aber die Flamme dieses Brenners, die Von der Kohle als dem Lichtträger war in bewußter Weise auch wegen der vollständigen Verbrennung des Gases außerordentlich der russische Ingenieur Jablochkoff( 1876) abgegangen. Er heiß ist, leuchtet fast gar nicht; denn die Kohle, der Träger des benutzte Kaolin, das allerdings die Elektricität nicht leilet; doch er­Leuchtens, verbrennt hier so völlig, daß glühende, leuchtende Kohle reichte er durch Anwendung hoch gespannter Ströme, daß eine überhaupt nicht vorhanden ist. Man kommt also hier an eine Funkenbildung eintrat, in welcher das Kaolinblättchen glühte. Die Grenze, wo die Steigerung der Temperatur die Leuchtkraft nicht Herstellung der hohen Spannung war aber damals sehr teuer, und mehr vermehrt, sondern vermindert, weil sie den Träger des deshalb sowie auch wegen der damit verbundenen Lebensgefahr sind Leuchtens, die Kohle, beseitigt. Jablochkoffs Versuche trotz ihrer gesunden Grundlage völlig in Ver­gessenheit geraten.

Die Gasbeleuchtung blieb längere Zeit auf der mit dem Schnitt­brenner und Argandbrenner erreichten Höhe, bis anfangs der Der Weg Jablochkoffs wurde noch von Nernst   betreten, wobei achtziger Jahre die drohende Konkurrenz des elektrischen Lichtes zu Auers Erfolge als Wegweiser dienten. Gelang es, Substanzen auf­neuen Anstrengungen aufpornte. Erivärmt man das Gas, zufinden oder herzustellen, die im elektrischen Strome ein eigenes bevor es zur Entzündung kommt, so muß mant offenbar Licht nach Art des Auerlichtes ohne erhebliche Wärme ausstrahlen, in der Flamme eine höhere Temperatur haben, ohne daß durch so war das Problem gelöst. Kohle und Metalle sind nicht geeignete stärkeren Luftzutritt eine zu reichliche Verbrennung eintritt. Aus Stoffe, weil bei ihnen mit der Lichtstrahlung auch die Wärmeftrah­diefer Ueberlegung entstanden die Regenerativbrenner von lung zuminunt. Man war daher auf nichtleitende Stoffe angewiesen. Friedrich Siemens, in denen die durch die Flamme selbst ge- Es giebt nun aber ganze Reihen solcher Stoffe, die in höheren lieferte Hige benutzt wird, um das Gas, bevor es an die Flamme Temperaturen leitend werden.

tritt, vorzuvärmen. Eine größere Verbreitung hat diese schöne Schaltet man solche Stoffe, z. B. einen Magnesiastift, in dent Erfindung nicht gefunden, weil sie vom Auerlicht überflügelt wurde. eletrischen Strom ein, so erhält man zunächst keine Wirkung, weil Zu erivähnen ist hier auch das Acetylenlicht. Das Acetylen der Strom nicht hindurchgeht. Erwärmt man nun aber den Stift erhält man auf die denkbar einfachste Weise, wenn man Calcium- durch eine Flamme, so wird er leitend, der Strom geht hindurch carbid in Wasser wirft. Es entsteht dann dieses außerordentlich und der Stift gerät in das lebhafteste Glühen. So hat man eine kohlereiche Gas, von dem man daher ein besonders helles Licht er elektrische Lampe mit prachtvollem Licht, die jedoch zum Gebrauch warten darf. In einem gewöhnlichen Gasbrenner liefert es aller- erst angezündet werden muß. dings nur eine stark rußende, durchaus nicht sehr helle Flamme. Sorgt man aber durch einen besonderen Brenner für genügenden Luftzutritt, so tritt reichliche Verbrennung und infolgedessen sehr hohe Temperatur ein; weil das Gas aber so außerordentlich kohlereich ist, bleibt noch genug Kohle unverbrannt, die nun in stärkstes Glühen gerät und ein außerordentlich helles Licht ausstrahlt. Diese Beleuchtungsart, die heute sehr empfehlenswert für Häuser ist, die keinen Anschluß an größere Centralen haben, wird sicherlich in der nächsten Zeit noch erhöhte Bedeutung gewinnen.

Uebrigens fan man das Anzünden auch automatisch besorgen, indem man einen Heizkörper in den Strom einschaltet, der sich von selbst ausschaltet, sobald der Strom durch den Glühkörper geht. In wie weit dieses Licht, das den beiden anderen elektrischen Lichtarten entschieden überlegen ist, praktische Bedeutung gewinnen wird, muß schon die nächste Bukunft lehren; denn noch vor dem Schluß des Jahrhunderts werden die sog. Nernst  - Lampen demi Verkehr übergeben werden.- Bt.

Kleines Feuilleton.

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Bon ganz anderer Art ist das zu so ungemeiner Verbreitung gelangte Auersche Glasglühlicht. Vergleicht man eine Auer flamme etwa mit einer Acetylenflamme, so kann man die erstere nicht etwa erheblich weißer nennen; vielmehr reiht sie sich über­haupt nicht in die Reihe der bisher betrachteten Flammen eint. Bei diesen allen war Kohle der Träger des Leuchtens. k. Der ,, kritische" Turgenjew  . Neue Briefe von Turgenjel Kohle aber fendet bei hoher Temperatur nicht nur die Strahlen werden socben int Atlantic Monthly  " veröffentlicht. Sic aus, die unser Auge als Licht empfindet, sondern in ebenso hohem stammen größtenteils aus den siebziger Jahren und enthalten Maße auch die unsichtbaren Strahlen, vor allem auch diejenigen sehr schroffe Aeußerungen Turgenjews über zeitgenössische Musiker Strahlen, welche eine starke Wärmewirtung erzeugen. Sönnte man und Künstler. Sie sind au Wladimir Staßow  , einen der noch Stoffe finden, die bei hoher Temperatur vornehmlich Lichtstrahlen lebenden Freunde des Dichters gerichtet. Dieser schildert das erste aussenden, Wärmestrahlen dagegen in sehr viel geringerem Maße, Busammentreffen mit Turgenjew   in einer Gesellschaft in folgender so wäre damit eine ganz andere Art von außerordentlich rationeller Weise: Turgenjew   kam spät und als er ins Zimmer trat, blieb Beleuchtung geschaffen; denn der gesamte Betrag, der in der Form er zunächst stehen, um einer Dame, die neben mir saß, den Grund von Wärme von einer Lichtquelle ausgestrahlt wird, geht ja der seiner Unpünktlichkeit zu erklären:" Ich habe eben Schumanns Quintett Beleuchtung verloren. zum erstenmal gehört... Meine Seele ist ganz in Aufruhr," sagte er mit seiner weichen, zarten Stimme, die aber einen ein wenig zischenden Ton hatte. Ich drehte mich um und fah zum erstenmal in meinem Leben Turgenjews kräftige und stattliche, wenn auch etivas gebeugte Gestalt, feinen Kopf mit der mächtigen Haarmähne, die noch gar nicht grau schimmerte, und seine gütigen, etwas trüben Augen... Die start persönliche Kunstanschauung des Dichters tommt in folgendem Brief zu einem charakteristischen Ausdruck: Jeden Tag wird es mir schwerer, an der eigenen Kunst Ve= friedigung zu finden. Zum Beispiel habe ich eben erst einen langen Roman für den Messager de l'Europe" vollendet( wahrscheinlich Väter und Söhne"), den ich dreimal umgeschrieben habe, es ist eine Art Sysiphus- Arbeit.... Bon all den jungen russischen Musikern haben nur zwei ausgesprochenes Talent Tschai= to w sty und Rimsty Korsakow. Alle die übrigen könnten ihrem Werte nach in einen Sack gesteckt und ins Wasser geworfen werden! Natürlich nicht als Menschen denn da sind sie sehr an= Indessen entwickelte sich auch das elektrische Licht. Ein elektrischer genehm, sondern nur als Künstler. Ich kann unrecht haben in Strom bringt eine metallische Leitung, wenn sie dünn und der meinem Urteil über die neue russische Kunst, und Sie sind berechtigt Strom start genug ist, zu lebhaftem Glühen. Aber zur Beleuchtung mir meine Unwissenheit oder Mangel an Verständnis zum Vorivurs war dieser Vorgang nicht verwendbar; denn die Drähte schmolzen zu machen, aber wie könnten Sie denken, daß ich dies nicht aus schnell durch, womit denn der Strom und seine Wirkung aufhört. einer starken persönlichen Ueberzeugung oder Empfindung heraus Erst Swan und vor allen Edison konstruierten brauchbare sage, sondern weil ich mich vor der Autorität der Fremden benge? elektrische Glühlampen, indem sie auf die Kohle in Form dünner Was zum Teufel sollte mich, einen alten Mann, der nichts in seinem Fäden als Lichtträger zurückgingen. Bei Anwendung stärferer Strömte ganzen Leben so hoch geschätzt hat, wie seine eigene Unabhängigkeit, kann man bei diesen Lampen auch eine größere Helligkeit erzielen; bazu bringen, mich vor diesen Autoritäten zu beugen?. doch leidet darunter die Lebensdauer der Kohle und somit der Ich schreibe Théophile Gautier   gar keine dichterische Be­Lampe. Geht man zu starken Rohlenstäben über, so kommt man deutung bei.. Ich habe die neuen Artikel von Victor Hugo  zur elektrischen Bogenlampe, auf die hier nicht näher eingegangen gelesen.. Ich bedaure, daß ich nicht über genügende Ausdrucks­werden soll. Beide Arten elektrischer Lampen sind mit großem fähigkeit verfüge, um zu sagen, bis zu welchem Grade ich diese Geist und Scharfsinn näher ausgeführt und verbessert worden; veil Artikel und diese ganze Brosa überhaupt verabscheue"... Ebenso aber Kohle der Lichtträger ist, haben sie eine bestimmte Grenze der schroff ist Turgenjews Urteil über die schauspielerischen Leistungen

Auer fand solche Substanzen in den seltenen Erden. Doch foftete es jahrelange Arbeit, bis ein brauchbares Licht zu stande ge­tommen war. 1885 hatte Auer seine erste Lampe tonftruiert, in welcher ein feines Gewebe, der hohen Temperatur der Bunsen­flamme ausgefeßt, in starkes Leuchten gerät; doch erst 1891 konnte diefe nene Beleuchtung als lebensfähig gelten und ihren Siegeslauf durch die Welt antreten. Eine große Schwierigkeit bestand in der Be­schaffung der Substanzen, die zur Herstellung des Glühförpers nötig find. Dieselben waren bis dahin inr im Raritätenkabinett des Chemiters zu finden gewesen. Aber die Natur erivies sich als im Bunde mit dem schöpferischen Genius: die seltenen Erden waren notwendig, und sie fanden sich in Hülle und Fülle. In kurzer Zeit entwickelte sich eine große Industrie der Edelerden. Wie gewaltig dieselbe geworden ist, kann man z. B. daraus ersehen, daß der Preis für Thoriumnitrat, einen diefer Stoffe, in wenigen Jahren von 1900 M. pro Stilo auf 35 M. herabjank.

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