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Rücken geknüpft. Auch sie trug nur leichte Kattunröcke, wie die anderen. An den Füßen hatte sie grobe Schnürschuhe,
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Sonntagsplandevei. aber keine Strümpfe. Ihr Gesicht zeigte, soweit man es Einer unferer polizeilich unbekanntesten und deshalb bewährtesten unter dem dicken Tuch unterscheiden konnte, schöne Züge, ob- schweren Jungen liebt es, seine Anschauungen über Welt, Menschen wohl sie gewohnheitsmäßig die Stirne in Falten zog. Ihre gehört unheilbar zu den denkenden Künstlern seiner Zunft. An Wangen waren jedoch bleich und eingefallen. Man fonnte sie einem Bersammlungsabend des Vereins unabhängiger schwerer recht gut betrachten, da sie gerade im Lichtschein einer Laterne Jungen hat er unlängst einige von seinen Betrachtungen unter stand, die vor der Kantine brannte. großem Beifall borgelesen sein dankerfülltes Auditorium stiftete ihm einen Ehrendietrich, und da es immerhin von Intereſſe iſt, die Vorgänge des Tages auch einmal in solcher Beleuchtung zu sehen, sei einiges aus dem Notizbuch dieses erfolgreichen Zeitgenossen dind wiedergegeben. do mo
Also Ihr seid heute zum letztenmal mit uns, Strouhal," wandte sich ein ältliches Frauenzimmer an fie. Die Frau blickte sie an und sagte ruhig:" Ich gehe nach Hause."
Da habt Ihr aber nicht lange mit Eurem Manne getroit?! Shr hattet gedacht, er werde Euch schnell wieder holen, aber er scheint keine große Sehnsucht nach seiner„ Alten" gehabt zu haben."
Die Frau gab teine Antwort. Sie steckte das Tüchel mit dem Gelde in die Rocktasche und drängte sich durch den Haufen. Also lebt hier wohl, alle mit einander!" rief fie ihnen zu.
Ra, nu, was eilt Ihr so auf einmal?" Er wird sich schon noch gedulden." Wartet, ich gehe mit Euch," riefen die Frauen durcheinander.sid
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In der Universität ist es jetzt riesig gemütlich. Ein Profeffor lieft dort über die Prostitution. Na, übrigens war das, was der Profeffor fagte, sehr langweilig. Aber die Studenten waren luftig. Jedesmal kam nämlich eine bejahrte Madame hin, und wenn sie eintrat, ging ein Höllenspektakel los, man pfiff, johlte, Scharrte einfach schneidig. Ich schwang mich bald zum geistigen Führer auf und tommandierte den Spektakel. Es war tadellos und dabei ganz umsonst.
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wegen ihrer zarten Sittlichkeitsbefaitung gegen die Anwesenheit Im Lokal- Anzeiger" stand dann zu lesen, die Studenten hätten einer Frau bei so' nem interessanten Stoff protestiert. Blödsim. Ich habe dem Blatt eine Berichtigung gefandt, die es aber nicht aufnahm; eine solche Unanständigkeit, ich abonniere jetzt auf die Staatsbürger- Beitung".
Die Angerufene blieb jedoch nicht stehen, sondern eilte, hinaus zu kommen. Am Rübenhause traf sie die Mädchen bom Boden, denen der Bodenmeister soeben das Geld aus- Warum die Studenten randalierten, haben sie mir selbst erzählt, gezahlt hatte, und die nun unter lustigem Geplauder der Pforte als wir zusammen zur strammen Esmeralda" in der Elsasserstraße zustrebten. Es waren keineswegs nur junge, zu jedem Scherz Direktor der Universität petitioniert, ob sie nicht in die Vorlesungen neipten. Das Weib war ihnen zu alt! Sie hatten bei dem aufgelegte Mädchen, die einander jagten und neckten. ihre Mädchens mitbringen könnten. Der Kultusminister hat's aber Strouhals Frau traf an der Pforte mit ihnen zusammen. verboten, und darum fratehlten sie. Necht hatten sie; das war Dort hatte der Pförtner ein Stübchen. Nun stand er draußen Notwehr, wie mein Freund Emil vor Gericht zu sagen pflegt, und ein jedes von den Mädchen trai vor ihn und blieb stehen. wem er' n bißchen jemand mit dem Messer gefizelt. Was Er fuhr einer jeden von ihnen mit den Händen dicht am sollte die alte Frau, die von nichts' ne Ahnung hatte, bei Rörper enflang, blidte in die Körbe und Töpfe und machte dem Vortrag, während die Sachverständiginnen ausgeschlossen wurden! bei jeder eine scherzhafte Bemerkung. Das war eine empörende Parteilichkeit, und es war eine sittliche Pflicht, wie der Posadowsky so schön sagt, dagegen mit aller Energie 3 protestieren.
Frau Strouhal war die erste, die hinausging. Der Pförtner reichte ihr die Hand und steckte ein kleines Baket in ihren Korb. in duarte
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Für die Kinder, auf den Weg", bemerkte er. Die Frau dankte. Und gehabt Euch hier alle recht wohl!" fügte sie bei und schlüpfte hinaus.
Schnell lief sie die Straße entlang nach der Richtung, wo zwei große, erleuchtete Häuser standen, die kaum ein paar hundert Schritte von der Fabrit entfernt waren. Es waren die beiden Truchliner Arbeiter Safernen. Die beiden Häuser reichten kaum für die Arbeiter der Truchliner Fabrit. Die Strouhal wohnte bei den Czermaks, die eine geräumige Stube inne hatten. Die Frau Czermak felbft arbeitete nicht in der Fabrit, sondern blieb den ganzen Tag zu Hause, tochte für die Arbeiter, die hier wohnten, und besorgte alle Hausarbeiten. Aus diesem Grunde wurde auch die Strouhal hier einquartiert, damit die Kinder nicht ohne Aufsicht blieben. Der alte Czermat sowie der achtzehnjährige Sohn Ferda hatten gerade die Nachtschicht. Die Strouhal wußte es, daß fie die beiden zu Hause nicht antreffen würde, und war froh darüber. Sie waren ihr beide verhaßt, namentlich der Ferda, der ein Grobian war und in ihrer Abwesenheit die Kinder schlug. Die armen Kinder! Alles Reden war hier vergebens, und so verhielt sie sich ruhig und weinte nur still, um nur jedem Bank aus dem Wege zu gehen. Streitereien hätten sie nur mit der Czermat entzweit und den Kindern nichts geholfen. Sum
Je näher die Frau an die Häuser kam, desto deutlicher bernahm sie zankende und schreiende Stimmen. Das Herz begann in ihr schneller zu schlagen, und unwillkürlich beschleunigte sie ihren Schritt.
Vor dem Hause standen einige Frauen. „ Na, bei Petruschs gehts heute wieder lustig zu," gannen sie ihr zu berichten. Das
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„ Er kam wieder ohne einen Kreuzer nach Hause," erklärte eine von ihnen. Alles was er bekommen hatte, war er schon in der Kantine schuldig. Selbstverständlich hat sie ihn richtig empfangen, und so war gleich Feuer auf dem Dache."
Was hat die Arme davon? Prügel, nichts als Prügel
und die Kinder auch", bemerkte eine andere.
Das Ergebnis meiner wissenschaftlichen Studien waren bisher sechs Wintermäntel.
mir sind jet Wir sind jetzt alle für die Flotte. Sämtliche Kellnerinnen tragen Matrosenanzüge. Man reißt die feinsten Wige über Panzerschiffe, Bemanmung, Anker lichten usw. Auf der Straße tragen nicht nur die Kinder, sondern auch erwachsene Frauenspersonen Matrosenmüßen. Deutschland kommt nun endlich aus der Philisterei heraus. Ich habe schon als Junge mir die Indianergeschichtenbücher gemaust. meines Alten ausrüdte, fing man mich ein und schickte mich in die lind als ich dann nach Amerika wollte und mit den Spargroschen Besserungsanstalt, um mir das abenteuerliche Gemüt abzugewöhnen. Heute ist das alles anders. Die gelehrtesten Leute beweisen, daß Deutschland eine Weltmacht werden muß und auf der ganzen Erde umhergondeln soll, das Abenteuerliche ist jetzt das Ideale.
Ich will umfatteln und den Fidschi- Inseln Kultur bringen. Früher nannte man das Seeräuberei; aber das Handwerk ist noch eben so fidel, wenn man's auch anders nennt. Noch drei gediegene Ginbrüche und ich habe das nötige Anlagekapital für meine Beteiligung an der Weltpolitik. tted pus
Hurra! Heute haben's die Roten mal ordentlich gefriegt. Die Bande, die verlangt, daß jeder Mensch arbeiten soll! Das ist das reine Zuchthaus, und ein anständiger Mensch ist doch froh, wenn er heraus ist. Bei den Stadtverordneten- Wahlen sind sie eilich reingefallen. Eigentlich kann ich die Juden nicht leiden, aber seitdem sie den Antisemiten beistehen, habe ich mich mit ihnen versöhnt. Ich tann es wahrhaftig jetzt über mich gewinnen, auch bei Juden nächtlich Beschäftigung zu nehmen. Bisher war es mein Grundsay, nur bei Stammesgenossen Haussuchungen zu veranstalten.
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Heute ist es mir recht flar geivorden, wie schlapp die Deutschen geworden sind. Gar keine Begeisterung mehr! In der letzten Nacht nahm ich neben anderen guten Dingen einen alten Schmöfer mit. Darin standen die Berichte über die Frautfurter Reichsversammlung ans dem Jahre 1848. Jn der 79. Sigung zeigte der Vorsitzende die für die Kriegsflotte eingegangenen Beträge au. Ich habe Thränen geweint, als ich diese Beweise großherzigen Opferfinus las:
333 fl. 50 fr. Ertrag einer Sammlung unter den Deutschen in Rom , worunter 35 fl. 9 tr. von dem daselbst bestehenden Verein deutscher Handwerker und Arbeiter.
14 fl. 47 tr. fowie zwei silberne Pfeifenbeschläge, zwei silberne Löffel und ein silbernes Pfeifenbeschläg, Beisteuer aus Neckarsulm .
,, Na, das sollte mir passieren!" drohte eine dritte mit der Faust, ich würde ihm zeigen, was es heißt, den ganzen Ver- 50 dienst zu vertrinfen!"
Seid so gut und mischt Euch auch noch hinein! Laßt sie das mir unter sich allein ausmachen." ( Fortsetzung folgt.)
fl. Beitrag von hundert Handwerfern der Grenzstadt Bozen in Throl.
130 fl. Ertrag einer von zwei Jungfrauen, Minna Pfeiffer und Amalie Rieger in Nürtingen ( Württemberg ) veranstalteten Lotterie.
usw. usw.