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Mensch muß in feinem Leben viel geprügelt worden sein, um durch und dabei steht Vanille mit in erster Reihe. Die beste Sorte eine einzige Wohlthat so jäh und vollständig in einen treuen Hund ist V. planifolia. Sie tommt wild im Urwald bis zu berwandelt zu werden. Die Knechtslaster, mit denen Jost behaftet 600 Meter Meereshöhe bor. V. pompona ist auch brauchbar, aber ist, erscheinen sofort in einem andern Licht. Wir sehen das Elend, sowohl weniger fein als auch weniger ergiebig. Sie geht, nament­dem sie entstammen. Und nun können wir über sie lachen. Ihre lich weil sie auch meist weniger sorgsam behandelt wird, unter Gemeinheit ist ihnen genommen und Jostens Dankbarkeit söhnt uns der Bezeichnung unechte Vanille". Man legt Vanillepflanzungen mit seinem Plebejertum aus. Der Humor ist der große Versöhner. am besten in gegen rauhe Nordwinde geschützten Thälern an. Ellen Der Lustspieldichter braucht die Lafter, um fie lächelnd verzeihen zu lange Zweigstüde werden einfach in den Boden gesteckt und an dem können. Die Lustspiele aller Litteraturen sind eine lange Galerie Baum, an dem sie aufklettern sollen, befestigt. Alles andere macht von Narren, Schurken, Chebrechern, Xantippen, Geizhälsen, Ordens- fich dann von selbst; nur sucht man sie möglichst niedrig zu halten, jägern und anderen Raritäten. Jost braucht feine schäbigen Eigen- Schwierigkeit bereitet nur die Ernte und die Zubereitung der ſchaften ſehr notwendig. Ohne sie wäre er nichts als der bekannte geernteten Schoten. Hierauf kommt alles an, und die bisherigen dunime Diener", der in den Lustspielen" fast aller Spaßmacher Mißerfolge des Vanillebaumes in den deutschen Kolonien beruhen feine öden Grimassen schneidet. lediglich darauf, daß es noch nicht gelungen ist, in diesem

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Das Mädel hat erstand, wie

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Als ich in dem hoffnungsvollen Alter von 14 Jahren stand Punkte das richtige zu treffen. Die Schoten müssen unreif und geneigt war, die ganze Litteratur für eine böswillige gepflückt werden, weil sie im reifen Zustande trocken und Erfindung der Schulmeister zu halten, wurde mir in einem Examen duftlos find. Eine sehr große Rolle spielt deshalb der Zeitpunkt die Frage vorgelegt: Kann man Lessing den Vorwurf ersparen, daß der Ernte, der, wie es scheint, feiner allgemeinen Regel unterliegt, er im Jost nicht einen treuen, sondern vielmehr einen hündischen vielmehr durch sorgsame Versuche ermittelt sein will. Dann aber Charakter geschaffen habe?" Ich ersparte Lessing den Vorwurf muß die Schote einem besonderen Verfahren, einer Art Fermentierung feineswegs und erhielt dafür eine gute Censur. Der Fall zeigt mit unterzogen werden, damit der wertvolle Duft möglichst fein und schauderhafter Klarheit, wie ein aufgeblasener Dummfopf einem träftig zum Vorschein kommt. Weder zu trocken, noch zu feucht darf armen Jungen das Verständnis einer dichterischen Gestalt für die Schote sein, soll sie den nötigen Handelswert befigen, und da fein ganzes Leben unmöglich machen kann. Ich wenigstens bekenne, liegt vorläufig noch der Hahn im Pfeffer. Die Pflanzer behandeln daß ich den Nonsens viele Jahre imbesehen geglaubt habe und ihre Trocken- und Zubereitungs- Methoden als Geheimnis. Auch erst im Lessing - Theater wurde mir völlig klar, daß mein damaliger die Befruchtung der Vanilleblüten, die in vielen Fällen künst Schulmeister sich auf den Humor berstund wie etwa die Kuh aufs lich erfolgen muß, hat einige Schwierigkeit, wird aber von Balletttanzen. den farbigen Arbeitern vieler Vanillegebiete ganz gefchidt ge­Neben Jost steht nicht gleichwertig, aber doch ebenbürtig die handhabt. Dagegen hat sich die Befürchtung, es werde das( künstlich muntere Franziska. Sie ist insofern die individuellste Gestalt des hergestellte) Vanillin dem Vanillebau schaden, nicht bewahrheitet. An Stückes, als sie nur von Lessing und von keinem andern geschaffen den Vortrag knüpfte sich eine Erörterung. Es wurde dabei mitgeteilt. werden konnte. Vater auch, daß die deusche Kolonialverwaltung dem Vanillebau jezt große Auf­und ist eine harmonische und heitere wie wiederum ihr Vater auch, mersamkeit widmet und neuerdings Dr. Preuß mit einem Gärtner von dem, wenn ich nicht irre, Lassalle meint, daß er zum Glück geschaffen ausgeschickt hat, um die Erntemethoden der Pflanze zu studieren. fei, wie faum ein anderer. Der Verstand hat erschrecklich viele In den deutschen Kolonien werden schon seit fünf Jahren Versuche Gegner, wenn man bedenkt, daß alle ihn hassen müssen, die selbst gemacht, ohne daß bis jetzt ein befriedigendes Ergebnis erzielt wäre. teinen haben. Man braucht sich daher auch nicht zu wundern, daß Augenblicklich wird die meiste Vanille über Marseille und Bordeaux er so viel und so feige verleumdet wird. Man nennt ihn kalt und von den Seychellen, von Réunion und Bourbon eingeführt. thut sich auf das berühmte deutsche Gemit etwas zu Gute. Gegen Neber die Förderung wiffenfchaftlicher Unternehmungen diese schäbige Sentimentalität giebt es teine bessere Kur als Lessing im allgemeinen und seine lustige Franziska im besonderen. Durch das Reich giebt der Reichshaushalts- Etat für 1900 Die ist keineswegs, falt", sondern hat vielmehr eine höchst angenehme Austinft. Von den einmaligen Ausgaben im Etat des Reichsamts Temperatur der Empfindung und Leidenschaft. Sie ist auch keineswegs des Innern find bestimmt: für die internationale Bibliographie der " nüchtern", sondern verfügt über eine Grazie und Schelmerei, in der Naturwissenschaften 15 000 M., Kosten der Herausgabe eines viel warme Sinnlichkeit steckt. Hat sie Gemüt? Ich weiß es nicht. Wertes über die Sirtinische Kapelle in Rom 10 000 M., zur Dagegen weiß ich bestimmt, daß ich mich von ihrer Herrin, dem wissenschaftlichen Erforschung und Aufdeckung des römischen Grenz­gemütvollen Fräulein von Barnhelmi, bereits nach 14 Tagen wegen öffentlichung der Ergebnisse der Tiefsee- Expedition 30 000 m., walles 20 000 m., zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Ver unüberwindlicher Abneigung gegen allzu große Tugendhaftigkeit scheiden ließe. Nicht einmal ihre Güter in Sachsen und ihre auf dem Gebiete des Erziehungs- und Schulwesens 30 000 m., als Nicht einmal ihre Güter in Sachsen und ihre zur Unterstützung für die Herausgabe von Veröffentlichungen Noblesse im Bezahlen alter Schulden vermöchten mich daran zu Zuschuß zu den Kosten der Ausrüstung einer Südpolar- Expedition hindern. sus Franziska gehört zu der großen Familie der Luftspielsoubretten, 350 000 m., zur Unterstützung für die Herausgabe eines Werkes von der hier bereits früher die Rede war. Insofern ist sie mit den über das deutsche Bauernhaus, das der Verband deutscher Architekten­Kammerzofen Molières und Holbergs verwandt. Aber während bei- und Ingenieurvereine herstellt, 15 000 M. Dazu tommen als fort­spielsweise Holbergs Bofen von denen Molières kaum zu unter- laufende Unterstützungen für das Germanische Museum in Nürnberg scheiden sind, verrät Franziska in jedem Zug, daß fie von Leſſing römisch- germanische Museum in Mainz 30 000 W. 70 000 M., für die Monumenta Germaniae 62 100 m., fir das abstammt. Und auf diese Herkunft darf sie sich immerhin etwas ein- poldinisch- karolinische Akademie deutscher Naturforscher 4000 M., für die internationale Erdmeffung 6000 M. und für die Erdbeben­Auswärtigen Amtes find zur Förderung der Wissenschaften beſtimmt, station in Straßburg 3000 W. Von den Ausgaben im Etat des die Bewilligung für die archäologischen Reichsanstalten und zur Förderung der römisch- germanischen Altertumsforschung in Deutsch land 143 200 M., Beitrag zu den Kosten des orientalischen Seminars 62 000 M., Unterstützung an die zoologischen Stationen in Neapel und Rovigno 60 000 M.; zur Förderung altertumswissenschaftlicher arbeiten in Aegypten 10 000 M., zur Förderung der auf Erschließung Centralafrikas und anderer Ländergebiete gerichteten wissenschaftlichen Bestrebungen 200 000 m., für die von Robert Koch geleitete Malaria­Expedition 60 000 m.

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Schließlich mag auch noch das erwähnt werden, was in dem Lustspiel aus der Zeit stammt und was darum auch der Zeit zum Raube gefallen ist. Es steckt etwas von der Rührseligkeit in dem Stück, die in fflands Stüden vollständig ins Widerliche zerfließt. Man erschrict fast über die Abhängigkeit des Individuums von der Zeit, wenn man sieht, daß selbst Lessings freie und starke Seele den Krankheiten der Zeit unterworfen ist. Die Witwe im ersten Aft, der Wachtmeister Werner, Tellheim, die Minna sie alle franken be­denklich an dem Edelmut, der damals die Gemüter besonders start ergriff. Aber was immer die Zeit vernichtet hat: es ist genug übrig geblieben, um eine gute Aufführung der Minna" zu einem Fest

zu machen.

si Die Aufführung im Lessing - Theater war gut, womit ja nicht gefagt ist, daß sie vollendet war. Waldo w als Jost, Fräulein Glimer als Franziska und Pa gay als Wirt waren der besten Bühne würdig. Frau Sauer machte aus der Minna alles, was sich aus der nicht beneidenswerten Rolle machen läßt. Der Dar­steller des Tellheim versagte in seiner entscheidenden Scene und der Wachtmeister Werner gefiel sich im legten Aft in Coulissenspäßen, die weder seiner sonstigen Leiſtung, noch der Bühne, noch des Publikums würdig waren. Alles in allem aber war die Vorstellung eine prächtige Erholung nach den sauren Tagen der Arbeit. - Erich Schlaikjer.

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leines Feuilleton.

Ueber den Anbau der Vanille in Mexiko sprach der Plantagenbefizer Bußler aus Orizaba in der letzten Sigung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues". Einleitend schilderte er nach der Voss. 8tg." die merikanische Pflanzenwelt. Bei ihrem Reichtum und ihrer leppigkeit bleibt dem Gartenbau in unserem Sinne nur ein geringes Feld. Im allgemeinen fann der Gärtner nur durch Anlage von Pflanzungen lohnenden Verdienst finden,

Musik.

Weil bei uns die Wirtschaft mit den Solisten imd Verühmtheiten noch immer nicht arg genug ist, hat jetzt eine( anscheinend nene) Konzertdirektion etwas ganz Besonderes ersommen. Neunt Sub­triptions Konzerte", in denen mun schon das Allergroß­artigste geliefert werden soll, was es auf unserem musikalischen Planeten aufzutreiben giebt: Dirigenten aus Frankreich , Italien , Deutschland , Solisten aus Berlin , Dresden , St. Petersburg usw., daß nur so die Inseratenfeßen fliegen. Am Montag war( bei Stroll) das erste dieser Konzerte; wir hörten wegen Kollision mit einem ähnlichen Opernrummel die öffentliche Hauptprobe am Sonntag. Das Orchester ist anscheinend aus Berliner Musikern zus unjerem sammengesetzt, mit wadern Waldemar Meyer an der Spitze. Vor einiger Zeit hatten wir im selben Raum den einen der beiden weltberühmten Pariser Dirigenten an der Arbeit gesehen: E. Colonne; nun fam der andere an die Reihe: Ch. Lamoureux. Man wird denken: wenn der berühmte N. N. dirigiert, so bekommen wir eben durchaus eine Leistung seines in­dividuellen Geistes zu hören". So war es bei Bülow; so war es wohl auch neulich bei Mascagni ; und ähnlich ist es, wenn eine zu einheitlichem Wirfen eingelebte Vereinigung, wie die der Meininger