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ftand, daß Konsul With beinah gethan hatte, was nach Kierkegaard Luther hätte thun sollen sich mit einem Blättbrett verheiratet. Denn Frau With war sicherlich so ziemlich das flachfte, was man mit Augen sehen konnte.
Andere fanden, daß sie es nicht besser verdiente, wenn sie so albern war, sich einzubilden, daß der hübsche Otto With sie aus einem andern Grund genommen hätte, als wegen des alten Schiffers Randulfs Geld.
Aber der Konsul selbst war so geschmeidig und glatt, so liebenswürdig und leutselig, daß die Gerüchte an ihm abglitten. Die, welche ihn genau kannten, lachten über ihn er war nun einmal unverbesserlich; aber die meisten meinten, er wäre nicht so schlimm, wie man sagte.
Inzwischen ging die Verhandlung weiter; die vorbereitenden Arbeiten wurden besprochen und unter die Anwesenden verteilt. Das war indessen nicht ohne Schwierigkeit, und der Kaplan mußte äußerst vorsichtig sein, um zwischen all diesen Damen zu manövrieren, ohne irgendwo anzustoßen.
Besonders konnte er merken, daß mehrere Damen nach dem Posten des Vereinssekretärs strebten. Und das war zum Teil des Kaplans eigene Schuld; denn er hatte halb scherzend ausgemalt, wie interessant und verantwortungsvoll es wäre, ein großes, dickes Protokoll mit Rubriken von roter und blauer Tinte zu führen.
In dieses dicke Protokoll schien sich speciell die Frau Polizeimeisterin verliebt zu haben, und als der Sekretärposten zur Sprache kam, ließ sie ihre hübschen Augen mit einer verschämten Bitte auf dem Kaplan ruhen.
Aber es gab andere, die dieser Auszeichnung würdiger sein mochten. Zuerst war da nun Frau With, in deren elegantem Salon die Versammlung stattfand, und von welcher man den größten Beitrag erwartete. Aber der Kaplan hatte schlau geplant, sich mit ihr abzufinden, indem er ihren Mann, den Konsul, zum Vorsitzenden des Vereins machte.
pinis Aus
dem Museum für Dölkerkunde, ( Die Baeßlersche Sammlung peruanischer Altertümer.) ( Schluß.)
Auf der anderen Seite des großen Längsschranks finden wir Haus- und Arbeitsgeräte der verschiedensten Art, darunter eine Anzahl Bronzemeißel, ferner Halsketten aus Berlen und Metallplättchen, Sticknadeln, gefärbte Vicunawolle, Webergeräte, Schmudgegenstände, Holzichnißarbeiten, teilweise mit eingelegter Perlmutterverzierung, Waffen usw. In der linksseitigen Abteilung des Schrankes, oben an den Börtern hängen mehrere inscheinbare Schnüre, die wahrscheinlich von den meisten Besuchern für zusammengefnotete Bindfäden gehalten werden. In Wirklichkeit sind es weit wichtigere Zeugen der altpernanischen Kultur, nämlich Quipus( sprich Khi- pus) oder Schriftschnüre. Die Altpernaner hatten feine Bilderschrift, wie die Azteken in Mexiko oder die Mayas in Dufatan; statt ihrer benutten sie Knotenschnüre, d. h. längere oder fürzere Stränge, von denen fransenartig Fäden herabhingen. In diese Fäden nun wurden die verschiedenartigsten Knoten geschlagen, die je nach besondere Bedeutungen hatten. Meist dienten diese Schriftschnüre ihrer Form, ihrem Abstand voneinander und der Farbe der Fäden nur zur Uebermittlung von Nachrichten im inneren Verwaltungsdienst, zur Aufzeichnung der Steuerabgaben oder wichtiger geschichtlicher Ereignisse. Der einfache Mann verstand wenig oder nichts vont der Knotenschrift; sie war eine Kunst der Höherstehenden, vor allem der Priester und Gelehrten. In Cuzco , dem Sitz des Herrscherstammes der Infas , gab es besondere Angestellte, welche in schivics rigeren Fällen die eingegangenen Quipus zu enträtseln und in ihren Archiven aufzubewahren hatten; fie wurden Quipucamayoc( sprich hipu- ka- majoch) genannt.
Während bei so vielen wilden Völkerschaften auf die Herstellung von Waffen die größte Sorgfalt verwendet wird, und deshalb dieser Teil der Technik meist zuerst einen fünstlerischen Charakter annimmt, waren die Waffen der Peruaner durchweg schmuck- und zierlos. Wer die im Längsschrank ausgestellten oder an der Wand befestigten Spieße und Keulen mit denen der weit niedriger stehenden SüdseeDann war die reiche Frau Fanny Garman aus Sands- völker vergleicht, wird über die primitive Einfachheit der alte gaard da. Sie sah zwar so aus, als ob sie sich bloß lang- peruanischen Waffen erstaunen. Die meisten Khetschnastämme des weilte und sich um nichts fümmerte; aber es konnte doch eben friedliebende Völkerschaften, die am liebsten ihrer täglichen Hochlandes und noch mehr die Yunfastämme des Küstenlandes waren sein, daß sie ein Uebergehen übel aufnehmen würde; man Arbeit nachgingen und nur ungern, wenn sie gezwungen wurden, fonnte das nie wissen.
Und dann war es auch eine große Frage, ob er diesen Sekretärposten nicht am besten der Frau seines Pfarrers anbieten sollte. Pastor Martens hatte im Namen seiner Frau die Einladung an dem Verein teilzunehmen angenommen. Aber er hatte allerdings hinzugefügt:„ daß, obgleich seine Lena sich mit Leib und Seele für die Sache interessierte, sie leider so kränklich wäre, daß sie sich meistens wie eine stille Frau in dem warmen Gehege ihres Hauses hielte." Sie war in der Sigung auch nicht anwesend.
Der Kaplan fing an unruhig zu werden; er war verhältnismäßig neu in der Gemeinde; und die Gründung dieses Vereins für gefallene Weiber der St. Peter- Gemeinde sollte eigentlich sein großes Entree werden. Nun fühlte er schon Schwierigkeiten; dieser Sekretärposten was sollte er doch damit machen? Aber wie er so dasaß und sich in all diesen Bedenken wand, wurde an die Thür geklopft und Fräulein Falbe trat ein.
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Nach einem flüchtigen Gruß zu Frau With fing jie kurz und nachdrücklich, an die versammelte Gesellschaft gewandt, an: ch habe gehört, daß hier ein Verein zur Rettung junger Mädchen gegründet wird, und da ich dachte, daß es eine große Nachfrage um Pläße geben könnte, wollte ich mich beeilen, ein junges Mädchen zu empfehlen, das in hohem Grade nötig hat, aus seiner Umgebung gerettet zu werden. Sie kennen fie gewiß auch, Frau Benken!- es ist die kleine Else bei Madam Späckbom."
Frau Benzen schüttelte sich und bürstete einen Faden von ihrem Rock ; ja, gewiß fannte sie die; alle Welt fannte ja das kleine, durchtriebene Ding; aber sie müßte doch wirklich gestehen, daß-
in den Krieg zogen. Doch auch die. Ackergeräte der Peruaner find äußerst einfach, obgleich die Bodenkultur an der nördlichen Küste in höchster Blüte stand, großartige Bewässerungsanlagen durchgeführt waren und verschiedene Düngungsmethoden angewendet
wurden.
Den Pflug fannte keiner der peruanischen Stämme.
In
ben füdlichen Gegenden wurden meist zugefpigte Pfähle, die unten mit einem Querholz zum Niederdrücken versehen waren, zum Aufreißen des Bodens benutzt; in den nördlichen Teilen des Reiches dagegen bediente man sich halbschaufelartiger Spaten, Lampa ges nannt. Einige Exemplare dieses letzteren Geräts enthält auch die Baeßlersche Sammlung.
Gleich neben den Waffen und Ackergeräten steht im Saal V ein Glaskasten, dessen Inhalt von den meisten Beschauern, wie Verfasser dieses wahrnahm, mit fragenden Blicken betrachtet wird. Kasten enthält die Mumie eines Buma( Silberlöwen), eingebüllt iur ein fostbares Federkleid und mit Beinspangen verziert. Wahrschein lich ist es der Körper eines Totem- Tieres. Wie schon vorhin erwähnt, hatten viele Geschlechter Wappentiere, nach denen sie häufig ihre Geschlechterbezirke oder die von ihnen bewohnten Stadtquartiere benannten, und welchen sie nicht selten eine gewisse Ber ehrung zollten, da der Sage nach ihre Geschlechts- und Ahnengottheiten die Gestalt dieser Ziere anzunehmen pflegten. Ein jolches von einem Geschlecht verehrte Totem Thier wird wahrscheinlich auch der Puma gewesen sein, dessen Neberreste nun das Berliner Museum so pietätslos den profanen Blicken preisgiebt.
Neben dem Glasfasten stehen noch drei weitere Doppelschränke, teils mit Thongefäßen, Gold- und Silberarbeiten aus dem mittleren Küstengebiet Berus , aus Chancay und Pachacamac( sprich Pátscha tá- mach), sowie aus Cuzco , teils mit Erzeugnissen der altpernanischen Textilindustrie. Die Gefäße aus Chancay find sofort erkenntlich; sie sind, eben so wie die im Schrank 106( erster Stock, Saal V) ausgestellten, schon seit längerer Zeit im Besitz des Museums befindlichen Stücke, aus weißem Thon gefertigt und mit brauner Farbe bemalt. Ein sehr schönes Produkt der altperuanischen Töpferkunst ist die große Auch mehrere von den andern Damen murmelten und Base aus Cuzco im Mittelschrank; fie rivalisiert in der Ausführung mit den besten Exemplaren der Centenofchen Sammlung. Fraglich flüsterten untereinander; aber Konsul With war so unvorsichtig, bleibt allerdings, ob diese Stücke, wenn sie auch in der Umgegend zu rufen:„ Ah!-Sie meinen Floh, Fräulein Falbe! von Cuzco aufgefunden wurden, dort angefertigt sind. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß es sich um besondere ausgewählte Erzeugnisse aus anderen Gegenden handelt, die nach Cuzco als Tribut geliefert wurden.
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ein niedliches- hm, hm!" Es half nichts, daß er hustete; das Plättbrett" warf ihm einen Blick zu, und Frau Garman lachte unverhohlen hinter ihrem großen Fächer. Aber Fräulein Falbe sette ihre Empfehlung fort, indem sie alle Versuchungen
des Lebens in der Arche schilderte.
" Daß Fräulein Falbe es aushalten kann, in solch einem Haus zu leben!" sagte das Plättbrett" ins Blaue hinein. ( Fortsetzung folgt.)
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artigen Stoffen, meist aus feiner Vicunawolle hergestellt mit ein Außerordentlich reich ist die Baeßlersche Sammlung an gobelingelebten oder aufgestickten Deffins. Leider kommen viele Dessins bei den beschränkten Raumverhältnissen nicht zur Geltung. Auch mehrere ziemlich gut erhaltene Teile von mit Papageienfedern be fetzten Bonchos( kurze hemdartige Ueberwürfe mit einer Defimmg zum Durchsteden des Kopfes) sind vorhanden. Einige der besseren