-
978
Die Sonne war noch nicht ganz klar. Sie schimmerte graubiolett durch den stillen, schweren Herbstnebel, welcher sich von den Wassern und den feuchten Sümpfen erhob und sich mit dem dunkelbraunen Morgenrauch aus allen Schornsteinen
unten in der Stadt mischte.
-
Floh lachte und schwakte am Anfang so viel, daß Madam Späckbom sie bat, den Mund zu halten. Madami wollte sich lieber mit dem Kutscher, welcher hinten stand, über den Gesundheitszustand und die Zustände auf dem Lande überhaupt unterhalten.
Else hielt nun ihren Mund- nicht gerade, weil sie sich soviel aus dem machte, was Madam sagte; aber ihr verging allmählich die Lust zu schwaßen.
Sie fing an, es mehr für sich zu genießen alles das, was sie fah. Sie rief nicht mehr laut, wenn sie eine Ruh sah; aber sie freute sich darüber, wie gut das aussah, wenn sie so herumging und von dem frischen Grase fraß.
ດາ.
-
Die Schlange in Volksglauben.
In den vorgeschichtlichen Zeiten, da der Mensch noch nicht be= haglicher lebte, als die Tiere, war die Schlange gar häufig feine Lagergenoffin in dunklen Höhlen und Grotten. Die glizernden Aber als sie höher hinauffamen, gab es feinen Nebel als gungen des gliederlosen Wesens, das auch gern da wohnte, wo er Augen, die granenhafte Schönheit, die lautlosen, behenden Bewenur tief imten, wo er wie ein Stöpsel auf die Gärten der wohnte, weckten die scheue Mutmaßung in ihm, daß das ein ganz Stadt und die großen Bäimme an der Kirche herunterhing. ungewöhnliches Wesen und nicht von irdischer Natur sei, das da so Und es wurde warm und ganz klar, so daß man einen stumm überall hingleite. Alle List und Klugheit traute er dem Streifen des offenen Meeres draußen im Westen schimmern seltsamen Geschöpf zu, deffen Lebensart so verborgen, befremdend fah. Aber über der Stadtbucht mit den Inseln und den und das sich in seiner unheimlichen Macht und des Erschreckenden hohen, blauen Bergen, über den Feldern und gelben Aeckern feiner Erscheinung bewußt war. Die Schlange war geheimnisvoll und über den Hügeln und Heidekrautfeldern lag der frühe sich die Menschenseele ja auch. unter der Gestalt eines Vogels, einer wie die Menschenseele. Gewiß war sie eine Seele selbst, wie man Herbstmorgen so still so still und fein. Maus, eines Lichtes und, nach mittelalterlichem Klosterglauben, unter der eines durchsichtigen Glaskörpers vorstellt. Die Schlange betrachtete uralter Aberglaube einst nicht als Sig einer Seele, sondern als sichtbare Gestalt der Seele selbst. Noch jetzt leben nach der Volksphantasie in den Gräbern Schlangen, und die Schlangen nährten sich nach der Auffassung der Alten von Staub, besonders von Zeichenstaub. In gewiffen Schlangen vermutete man sogar bei vorzugsweise der bösen Gottheit. Das Schleichende, Tückische und manchen alten Völkern Verkörperungen der Gottheit selbst und zwar Verderbenbringende mancher Schlangenart erweckt diese Vermutung, und noch lange spukte diese Vorstelling in den Köpfen nach, indem die Schlange zum Symbol des Bösen, Schädlichen, Zweideutigen, der verlockenden Simmlichkeit, der List, aber auch wieder zu dem der Klugheit, Wachsamkeit und Fruchtbarkeit wurde. So treffen wir bei den alten Urvölkern als die ältesten Tierfetische die Schlangen die Arier in Indien eindrangen. Sie waren ihnen denmach Die Urbewohner Indiens verehrten die Schlangen noch, als Schlangenvöller oder Nagas und die Kämpfe mit ihnen Kämpfe mit Schlangen und Schlangenkönigen. Mitunter starb sogar ein Eroberer au den Bissen eines Schlangenfönigs, wie es heißt. Häufig wird auch erzählt, daß man schon nahe daran war, sämtliche " Schlangen" in einem Walde zu verbrennen. Dieser oder jener Gott der Arier rettete aber noch die eine oder die andere. Inter den Schlangen ist furzweg die schlangenaubetende Urbevölkerung gemeint, und die letzte Darstellung deutet auf Bündnisse zwischen denen die Schlange einst der gewöhnlichste Fetisch war, wird sie den Eroberern und den Unterworfenen hin. Bei den Völkern, bei auch am häufigsten in Sagen als Führerin von Ansiedlertrupps genannt. Wo die Schlange fich hinlegte, heißt es, da wurde der Altar, der Opferherd des neuen Gemeindewesens gebaut. ägyptische Uräus, das Schlangenbild des römischen genius loci, die germanische Hausotter", sind noch in den Zeiten hoher Kultur dunkle Erinnerungen an die alten Schlangenfetische. Und die letzten Hindeutungen enthalten noch heute Wappen, Fahnen und Schiffs= zeichen mit Schlangen- und Drachenbildern, wie der chinesische Wappendrache u. a. In der ägyptischen Mythologie war die Schlange das Symbol der Fruchtbarkeit, wie sie in der phöniciſchen Kosmogonie das Symbol schaffender Kraft war. Den alten Aegyptern galt die Brillenschlange als Sinnbild des Kneph, der das Verborgene ins Licht rufenden Gottheit des Segens und der Fruchtbarkeit. Die Schlange genoß deshalb göttliche Verehrung. Sie erscheint vereint mit den Flügeln des Sperbers und mit Sonnenstrahlen, also alle Fetische verschmolzen in dem Bilde der geflügelten Sonne, dem allgemeinſten ſymbolischen Zeichen der Gottheit bei den Aegyptern.
Es war ganz windstill, und die Pfützen, welche zwischen den Hügeln vorkamen und verschwanden, waren blank wie Spiegel. Der Roggen war hellgelb, aber der Hafer hatte noch grüne Flecken in den Thälern, wo die Erde tief war. Die schweren, kleinen Aehren hatten sich tief, gebeugt imter dem Wind, der gestern geweht hatte, und überall roch es so warm und reif.
Aber als sie so weit von der Stadt entfernt waren, daß die Aecker aufhörten und das Heidekraut sich in großen, violetten Büscheln zu beiden Seiten des Weges rausbreitete, da wurde die Luft so beklemmend weich, daß Else mehrmals den Atem anhielt und sich an die Brust faßte; sie hatte das Gefühl, als ob ihr Schnürleib ihr zu eng wäre. G
All diese Schönheit der Natur, welche sie bisher so wenig fannte, erfüllte sie mit einer Art von Schmerz, so daß ihr Thränen in die Augen kamen. Sie ging alle ihre kleinen Sünden durch, und es schien ihr, sie wäre nicht gut genug, um von dieser gesegneten Sonne beschienen zu werden.
Aber darauf fühlte sie, wie ein unendlich warmes Wohl befinden sie vom Kopf zur Zehe durchströmte. Sie wurde mit einem Male so froh, so ruhig, so dankbar für alles gegen alle, daß sie gerne aus der Gig gesprungen wäre in die Arme von irgend wem, bloß um zu danken, weil sie so fröhlich, so überströmend glücklich war. Sie glaubte, aller Welt so viel zu verdanken.
-
Denn eine Ahnung voit einem großen großen Glück ergriff sie; sie lehnte sich zurück so gut sich das in der stoßenden Gig machen ließ, und fing an zu träumen.
-
-
-
Aber es waren nicht die alten Träume von der Braut und den Wagen. Es war ein neuer Traum groß, wunderbar, formlos fast beängstigend. Else öffnete heimlich ein paar Knöpfe an ihrent Kleid, um bis zum Schnürleib zu kommen; es war wirklich zu eng. Als sie weiterfuhren, hätte Floh ihrerseits gern Madam gebeten, den Mund zu halten, so tief war sie in ihren Träumen, und so schmerzlich war es, daraus gerissen zu
werden.
Das Haus des Zieglermeisters lag etwas abseits von den übrigen Gebäuden der Ziegelei, und als Madam zu der Patientin hineinging, wollte Else sich in den wunder lichen langen Häusern mit den Fächergestellen statt der Wände umsehen.
Noch halb in ihrem Traume ging sie hin und betrachtete all dieses Neue, und jedes Ding machte ihr heute einen eigen tümlichen, unwirklichen Eindruck.
Sie achtete nicht auf die Arbeiter, welche sich schweißig und mit Lehm beschmiert um sie herumtrieben; aber sie blieb Lange stehen und betrachtete das große Wasserrad, welches die Lehmniühle trieb. Auf der Rückseite des Rades, wo die Schaufeln herumgingen, sprangen hunderte und tausende von fleinen Wassertropfen; sie sprangen im Bogen auf und teilten fich in kleine, flare Sterne, welche neben dem schwarzen, freifenden Rade leuchteten.
siglding
( Fortsetzung folgt.) i si
Der
In Griechenland war vor der Hellenenzeit der Schlangenkultus ebenso Sitte wie in Judien vor der arischen Eroberung. Vor des
Ophion, Bet Schlangengett. Grit in Kampfe with er dem Kronos. der Erst im mer aber fehrt in den Erinnerungen aus grauester Vorzeit der Schlangenname Ophis und Ophion wieder. Urherrscher auf Salamis war Ophis, die Schlange. Kekrops und Erechtheus, die Urbewohner, trugen Schlangenleiber, wie die Giganten, deren Beine auch zuweilen, z. B. auf der Gigantomachie des großen Altars zu Pergamon , in zwei riesige Schlangenleiber mit Stöpfen übergehen, die in emporgerichteter Stellung am Kampf gegen die Götter teilnehmen. Und ihr Anführer heißt wieder Ophion. Kadmus und seine Gemahlin Harmonia werden in Schlangen verwandelt, als fie aus Theben nach Illyrien ziehen. Die Jllyrier wurden damals auch Schlangen genannt. Das erklärt also jene Umwandlung. Sie wurden Schlangen, heißt: sie wurden Illyrier. Kadmus hatte einst auch die heilige fastalische Schlange am Brunnen des Mars getötet, ehe er die Burg Kadmea oder Theben baute. Auch Pallas Athene überwältigte einen Schlangenfetisch, der unter dem Namen Erechtheus, Urbewohner, Herrschersitz des schönsten Götterbildes Griechenlands wurde. Herkules, bis dahin den Burgberg von Athen eingenommen hatte, der mun der die Personifikation des Stampfes gegen den Tierfetischismus der Urvöller, erwürgt schon in der Wiege eine Schlange und tötet die Lernäische Hydra, der die abgehauenen Köpfe immer wieder doppelt wuchsen. Bei Babyloniern, Griechen und Römern wird die Schlange jedoch auch als Emblem des guten Wesens, des Agathodämon, betrachtet. Man schrieb ihr zauberische und heilende Kräfte zu in unklarer Erinnerung an die einstige göttliche Verehrung. Während einer Best in Rom im Jahre 291 v. Chr. schickte man Gesandte nach Epidaurus , der Geburts- und Verehrungsstätte des Aesculap. Als diese den Tempel betraten, troch eine Schlange unter seinem Bildnis hervor