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also ließ unser Dichter die Halbwelt fallen, und nun läßt er auch und endlich einen andern, schon viel höheren Schößling, an dem gedie Welt fallen, insofern nämlich, als er eine Situation erfindet, in schickt ein oder zwei Früchte befestigt sind. Mit vier kleinen Bambusder selbst die Welt" nicht wie die moralische Halbwelt handelt. Er stäben und einem dichten Stoff stellt er ein kleines, pyramidenhat sich's damit leicht gemacht. Die Tugend Tonis ist in diesem Zu- förmiges Belt her, das an den den Zuschauern zugekehrten drei Seiten sammenhang ebenso leicht zu schildern, wie die Heuchelei der Bourgeoisie. geschlossen ist. Er rechtfertigt das damit, daß der direkte Atem der Daß Schnitzler trotzdem Anleihen machen mußte, beweist viel gegen Ungläubigen das Wachstum der Pflanze hindern würde, diese aber fein Talent. Der Professor Vosatti, indem er die konventionelle trotzdem etwas Luft braucht. Er borgt sich eine Kupferschale, Moral an den Pranger stellt, ist eine Kopie, um nicht zu sagen ein läßt sie von irgend einem mit feuchter Pflanzenerde füllen und Plagiat. In Jbsens„ Wildente" lebt derselbe Mensch als Photo- wieder von einem andern das Samenkorn pflanzen. Dann beginnt graph. Schnipler hat ihn ins Oestreichische und Liberale überfegt. er seine Beschwörungsformeln. Nach einigen Augenblicken hebt er Aus dem allgemein menschlichen Typus, in dem schließlich jeder den Borderteil des Beltes und prüft die Schale. Der Samen ist Mensch sich bis zu einem gewissen Grade wiederfindet, ist ein Wiener noch nicht gewachsen, aber während dieser Manipulationen hat er Philister geworden, der uns zwar zum Lachen, aber auch zu nichts das zweite Samenkorn gepflanzt. Unter dem Vorwande, die Pflanze anderem bringt. Schnitzler hat den Typus, den Ibsen geschaffen zu begießen, stellt er sich dahinter und pflanzt den ersten Schößling. hat, lokalisiert und verkleinert. Am letzten Ende ist sein Ein nochmaliges Begießen erlaubt ihm, den ersten Schößling zu entfernen und den zweiten an seine Stelle zu setzen. Das ist der ganze Trick, zu dem durchaus keine„ latenten" Sträfte, sondern nur eine hervorragende Geschicklichkeit notwendig ist.-
Stück eine Frage der Halbwelt, die eigentlich gar teine Halbwelt ist, ant die„ Welt", die eigentlich gar feine Welt ist. Sanizler hat, um mit Jean Paul zu reden, den Aether mit Aether in den Aether hineingemalt.
In der Vorstellung fesselte vor allem Frau Bant- Steinert. Ihr diskretes und doch zugleich ergreifendes Spiel ließ in uns mur den Wunsch aufkommen, sie auch an andern Bühnen in bedeutenden Rollen zu sehen. Herr Klein war als Professor Lojatti sehr tomisch, womit er Herrn Schnitzler gerecht wurde. Die Rolle hätte feiner gespielt werden können, aber schließlich kann Klein ja nichts dafür, daß Schnitzler Josens Figuren vergröbert. Erich Schlaikjer.
Kleines Feuilleton.
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Erziehung und Unterricht.
- Eigensinn? Unter diesem Titel schreibt die„ Kölnische Volkszeitung": Eine häufiger auftauchende Erscheinung bei der Kinderwelt ist die hartnädige Abucigung gegen gewisse Speisen. Es ist erwiesen, daß gewisse Menschen eine angeborene Abneigung gegen gewisse Nahrungsmittel hegen. Die einen können keinen Fisch oder keinen Käse vertragen. Andere fühlen beim Genusse gewisser Kräuter eine Bewegung im Magen, welche der Seekrankheit verzweifelt ähnlich ähnlich sieht, während ein dritter sich beim Genusse eines Gemüses, ja fogar gewisser Früchte vor Efel schlittelt. Wir kennen Leute, welche keine rohen Früchte vertragen, während ihnen jede gekochte Frucht sehr wohl bekommt. - Volkskunst. Im Kopenhagener Boltshaus" Ferner giebt es Menschen, auf welche der sonst so gesunde und anspielte vor kurzem, wie die Leipz. Boltsztg." berichtet, Edvard genehm schmeckende Honig eine üble Wirkung ausübt, indes andere Grieg, der auch in Deutschland wohlbekannte norwegische Kom- sich bleich und widerwillig von gefochten Hülsenfrüchten abwenden ponist, in einem billigen Sonntagskonzert den Kopenhagener Arzum Beispiel von leinen, weißen Bohnen, die in gedörrtem gu beitern eigene Rompofitionen vor und begleitete selber am Flügel ftande noch viel Nahrungsstoff haben. Alle diese Anlagen dürfen eigene Lieder, die eine tüchtige Sängerin jang. Nach dem Konzert und sollen bei idiosynkratisch veranlagten Kindern mit weiser Rückdankte unser Genosse, der Abgeordnete A. C. Meyer, dem Künstler sicht behandelt werden, auch dort, wo vernünftig denkende Eltern und in einer furzen Ansprache, die begeisterten Beifall fand. Darauf Erzieher sonst berechtigteriveise den Genuß sämtlicher ihnen vornahm der schiveigsame Meister selber das Wort und sagte:" Dieser gesetzten Speisen von den Kindern verlangen. Es hält durchaus nicht Abend erscheint mir wie die Verwirklichung meines Jugend- schwer, in dieser Hinsicht das Richtige herauszufinden, indem man bei trannes, daß die Kunst, wie im alten Griechenland, zu allen den der Weigerung der Kleinen verlangt, daß sie von der in Weg finden solle, gerade deshalb, weil es ihre Aufgabe ist, von Herz Frage stehenden Speise mir eine ganz fleine Portion zu zu Herzen Botschaft zu bringen. Möchten diese Arbeiterkonzerte sich nehmen. Beobachtet man, daß sie sich dabei einen blühen und überall Nachahmung finden. Das ist des Volkes wegen zu hoffen und auch der Kunst wegen. Möchte die Kunst leben als Bolkskunst!"-
wirklichen Zwang anthun müssen, so gebe man sich mit diesem Kleinen Akte des Gehorsams zufrieden. Ist Idiosynkrasie vorhanden, so wird selbst der kleinste Bissen schon irgend eine besondere Nachwirkung hervorbringen. In diesen Fällen ist die angeborene Abneigung gegen diese Speise da, und Grausamkeit wäre es, das kleine Geschöpf durch fortgesetzten Zwang zu martern. Man könnte sogar eine Erkrankung des Kindes durch ferueren Zwang herbeiführen. Wird dagegen eine ganz kleine Gabe der angeblich widerwärtigen Speise vertragen, so wiederhole man das nächste Mat die Verabreichung derselben winzigen Portion, worauf, falls teine üble Nachwirkung eintritt, beim drittenmal die Gabe ganz ummerklich vermehrt wird. In dieser Weise kam man die meisten Kinder dahin bringen, Nahrungsmittel, die bloß ihrem Geschmack nicht besonders entsprechen, zu genießen.
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Musik.
gk. Das Geheimnis der Fakire. Die Londoner Occultisten find über einen Artikel des Strand Magazine" in großer Aufregung. Ein Mitarbeiter dieser Zeitschrift veröffentlicht nämlich darin das Ergebnis einer Unterredung mit Charles Bertram, der das„ Dschadu", die Magie der Hindus, längere Zeit an Ort und Stelle studiert hat. Betram hat 176 Fatire, die wegen ihrer Heilig feit und Geschicklichkeit berühmt waren, bei ihren Vorstellungen genau beobachtet. Er hat besonderen Sitzungen an den Höfen aller Radschahs im Indus- und Gangesgebiete, in Dekhan und auf Ceylon beigewohnt. Er hat sich in alle Feinheiten der Kunst der Beschwörungen, Anrufungen und Elstasen einweihen lassen, furz, er ist jetzt erfahren im Dschadu- llallah". Sein Urteil über diese Wunder, die Blavatsky , Oberst Olcott und Annie Besant für das Ergebnis latenter Kräfte" halten, „ Tatenter Kräfte" halten, lautet dahin, daß Im Berliner Opernhause wurden im Laufe des in dem allem nicht ein einziger Trick vorkommt, Jahres 1899 62 verschiedene Werke aufgeführt. Darunter sind Richard gute europäische Taschenspieler nicht ebensogut, nicht Wagner mit 10, Lorging mit 6, Worzart und Verdi mit je 5, besser wie die die hervorragendsten Fakire ausführen könnten. Auber mit 3, Bizet , Donizetti , Kienzl , Meyerbeer , Rossini, Weber Die berühmtesten Experimente, die durch eine ganze Speciallitteratur mit je 2, d'Albert( Abreise"), Beethoven , Boieldieu , Chelius als die geheimnisvollsten, die astralsten" hingestellt wurden, sind die( Haschisch"), Chabrier ( Briseis"), Doebber(„ Grille"), Flotow , Glud, mit dem Seil und dem Mango. Man hat erzählt, daß der Fakir in Gounod , Dittersdorf, Humperdinck , Kreuzer, Leborne( Mudarra"), einem Raume ein Seil schlendere, das ohne jede Stütze an einem Leoncavallo, Mascagni , Nicolai, Smetana , Strauß, Thuille ( Lobeder äußeren Enden in der Schwebe bliebe. In Wirklichkeit hat nie- tanz"), Thomas mit je einem Werk vertreten. Von den aufgeführten mand ein solches Experiment gesehen, sondern es handelt sich um Neuheiten haben weder d'Alberts„ Abreise", noch Chabriers Briseis", cine bloße Erfindung der Meisenden. Bertram hat sich bei " Grille", Lebornes Mudarra" oder Lorkings Regine" 176 Faliren danach erkundigt. Zum Teil hatten sie nie in ihrem im Spielplan festen Fuß zu fassen vermocht. An selbständigen Leben davon sprechen, zum Teil hatten sie es mir von Europäern Abenden haben Richard Wagner 58, Lorging 32, Mozart 23 , erzählen hören. Diese haben augenscheinlich ein Stunststück falsch Boieldieu 12, Auber 11, Berdi 10, Weber 7 in Anspruch gewiedergegeben, das außerordentliche Geschicklichkeit und lange Nebung erfordert, selbst wenn man in Betracht zicht, daß ein dünner Eisendraht im Innern des Sciles vorhanden ist. Der-Ueber seine Reise nach den Martesas Inseln sprach Falir hat ein Seil von 4-5 Fuß Länge, das er derartig schleudert, Prof. Karl von den Steinen im Leipziger Verein für Erddaß es sich so start als möglich spannt, und er spielt Ball damit. funde". Von den zwölf Inseln find sechs bewohnt. Die Sitten der Oder, was noch viel schwieriger ist, er faßt es wie der Regiments- Eingeborenen sind, wie der Redner nach einem Bericht der„ M. Allg. tambour seinen Stab in der Mitte und läßt es sich drehen. Am 3tg." ausführte, start europäisiert, selbst der Baustil. Nur die weit überraschendsten ist aber der Trick mit dem Mango. Er besteht im Südosten gelegene Insel Fatuiwa machte von dieser Regel eine darin, daß fast augenblicklich ein Samenkorn in einen Strauch ver- Ausnahme; hier hatten die Leute noch nicht alles vergeffen. So wandelt wird. Die Blavatsky sagte:" Die Falire lassen diesen, kannten sie noch die alten Tatowier- und Schnißmuster und tanzten fraft ihrer latenten Kräfte, durch ein Freiwerden ihres noch ohne Rücksicht auf den französischen Festkalender. Hier astralen Fluidums sprossen". In Wirklichkeit geht die Sache fand der Forscher noch In Wirklichkeit geht die Sache fand der Forscher noch alte Knotenschnüre, deren sich die so zu: Der Fatir hält vor alter. Augen ein Mangoforn in der Tuhuka, die Wissenden, bedienen, um die Genealogien und Hand, und in den Lumpen, mit denen er stets versehen ist, hält er alten Lieder besser im Gedächtnis zu behalten, also völlige verborgen ein ebenso großes Korn wie das erste, das jedoch schon Analoga zu den peruanischen Quipus. Darauf gab der Vortragende Wurzelchen und einen Ansatz zum Stamm hat, ferner einen Mango- eine eingehende Erläuterung und Beleuchtung des Tapu-( nicht Tabu-) fchößling, der einige Finger hoch ist und ein Büschel Blätter trägt, Begriffs. Tapu ist bekanntlich jene den Polynesiern und Mikro
eine
Doebbers
nommen.
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Völkerkunde.