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Kopf hintenüber an die Hauswand. Mit geblähten Nasen- Werdens in bebenden Schauern und beglüdendem Entdeckerstolz flügeln, schwer atmend, die Lider halb geschlossen, lauschte sie nachgehen. Auch dieses Gefühl, dieses Siegesbewußtsein der mit berzücktem Lächeln nach der Musik im Tanzsaal.

Es war noch nicht dunkel genug, Peter sah die weiße Haut schimmern, die so weich und fammetig war wie das Fell einer jungen Rage.

Zärtlich murmelte er:" Beih, danz ehs met mer!" ,, Gären, e su gären" flüsterte sie, schlug die Augen auf und sah ihn voll an.

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ech­

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" Zeih dau Framensch ech sein gäckig naoch der" stieß er lauter hervor zwischen zusammengepreßten Zähnen. " Saog, dattste mech aach lieb has Beih, soag et!" Sein mißtrauischer Blick glitt zwischen ihr und der Wirtshausthür

hin und her.

Sie lachte so herzlich, daß das Kind wimmerte. tsch hahaha!"

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freien Vernunft genießt teinen Schutz und brutal zwingt man die Kinder der Forscher, mit alten Schöpfungsmärchen ihr unreifes seinem durch furchtbare Frevel am heiligen Recht empörtes Gefühl Denken zu verkrüppeln. Da ist ein Poet, der in zornigen Versen austönt. Ein schutzloses Gefühl! Man schleppt den Mann vor das Tribunal, behäuft den Dichter, der sein volles und reines Gefühl in Hallende Worte gegossen, mit tränkenden Worten und der Autor des Schandgedichtes wird wegen Verlegung fremder Gefühle für ein halbes Jahr dem Kerkermeister überantwortet, er, deffen tiefes Gefühl, der beleidigten Menschenwürde ein Ankläger und Rächer zu sein, mit Sohn und Schimpf gepeinigt wurde. Es ist eben fein privis legiertes Gefühl, das für Wahrheit und Gerechtigkeit glüht!... Der Prozeß gegen den It" und den Verfasser eines satirischen Stsch- wieder glättendes Riefeln in der öffentlichen Meinung hervorgerufen, Gedichtes über das Renneser Urteil hat nur ein gelindes, schnell sich obwohl das Verfahren wie das Urteil eine schwerste Bedrohung für das geistige Leben unseres Volkes darstellt. Das Heuchlerische Betern der Heuchler in der Muckerpresse hat es zuwege gebracht, daß der flare Sinn eines auch im Geiste des Kirchenschutz- Baragraphen ein wandfreien Gedichts völlig verdunkelt wurde, daß das Recht des Denkens und Gestaltens ausgelöscht werden konnte. Tartuffe   triumphiert: der lich, zerschlagen. Die fatte, liberale Bourgeoisie aber beugt sich feige Spiegel, den der Poet der Menschheit vorhält, ist, weil staatsgefähr dem Joch der Pfäfferei.

,, Laach net!" Er stampfte mit dem Fuß und fah sie von unten herauf unter zusammengezogenen Brauen an.

" Jesses Maria, wat michste för en Visasch( Geficht)," sagte sie heiter. Bittchen, ech sein eweil e fu fidel, dau wist mer doch net dat Pläfier verfumfeien( verderben)? Bittchen!" Sie streďte die Hand aus und zog ihn zu sich heran. Ihre Augen baten. Sei net unkommod, Pittchen, et es jao nor om en flaan Verännerung zo maachen- ech danzen aoch met der!"

Su tomm" drängte er, komm!"

Er ließ ihr feine Zeit mehr; lachend schob sie der Alten das Kind in die Arme, knöpfte ihre Taille zu, schüttelte ihre Röcke und hängte sich an den Arm ihres Mannes. 110] 8 ndj

( Fortsetzung folgt.)

Und dabei war das Gedicht, das dem Autor eine schwere Ge fängnisstrafe eingetragen hat, wenn man es an den Satiren der Litteraturgeschichte mißt, außerordentlich behutsam und streng nach den Weisungen des Strafgesetzbuches dreffiert. Der Verfasser hätte auch dann feine Strafe verwirkt, wenn er in der That redliche echte Ueberzeugungen berlegt hätte. Die göttliche Frechheit und die erhabene Rücksichts­losigkeit ist von Aristophanes   bis Heine das Recht und die Pflicht der satirisch geißelnden Dichtung. In ihren Versen muß es flirren von zertrümmerten Gößen; feine Institution, fein Glauben, keine * Autorität darf ihrem Ansturm entzogen werden. In der lachend höhnenden Verzerrung strahlt die Wahrheit, und in den tanzenden old Fragen ringt die Befreiung und Reinigung der menschlichen Kultur. ing Man kann unserer Zeit und unserem Deutschland   jeden Vorwurf Das Starte freilich und das Gesunde vermag der Prüfung stand zu anheften, nur den einen nicht, daß man sich übermäßiger Gefühls- halten nur das Niedrige, Schmutzige, Verwitterte und Morsche weichheit hingebe. Im Gegenteil: Die Anklage, wir seien ein Bolt stirbt an dem Strafgericht ungebändigten Gelächters, und darum von Dichtern und Denkern, wird als die schwerste Beleidigung verfolgen seit jeher die dem Untergang Geweihten, die Welt der empfunden. Energie ist alles, und die Gewalt der stärkeren Lüge und der Heuchelei die großen Reiniger der spottend anklagenden Muskeln feien fie von Fleisch, Stahl oder Gold- regiert, den Poefie.

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Sonntagsplauderet.

humanitätsduseligen Schlappiers zum Troß. Wir achten nicht Den Dichter aber, der seiner Mission getreu sein will, darf feine das Selbstbestimmungsrecht fremder Völker, sondern wir äußerliche Schranke beengen. Frei muß er aussprechen, was er tultivieren sie mit Schnaps, Blei, Strick und Bibel. Wir denkt und fühlt, in ungezähmten Worten und kraftvollen Bildern. bernichten unzähliges Leben, zertreten es in Not und Rein großer Satiriker der Vergangenheit, kein Aristophanes  , Siechtum. Wir legen den freien Geist an die würgenden Ketten Juvenal  , Luther  , Rabelais  , Molière  , Shakespeare  , kein Goethe, wirtschaftlicher Abhängigkeit. Wir beten zum Kleinkalibrigen und Béranger, Byron und Heine entspricht den Forderungen Panzerschiff und erstreben nur ein Ziel: so start zu sein, um völlig eines heutigen Pfaffenblattes; fie alle haben die teuersten rüdsichtslos fein zu dürfen. Das thun wir alles und schämen uns Empfindungen der Philister und Dummen, der Aufgeblasenen nicht. Lachend schreiten wir über die Leiber und Seelen derer, die und Heuchler tausendfältig verlegt, gefoltert, in den glühenden ei Das thin wir alles und eucher tausenteret man im veralteten Deutsch der heiligen Schrift Nächste nennt, Silberstrom ihrer Leidenschaft getaucht. Welche grandiosen während fie für die realpolitische Betrachtung Konkurrenten, Cynismen hat allein Goethe in den Werfen gewagt, die er selbst Feinde find. sp veröffentlichte. Und welche noch viel gewaltigeren Eingebungen satirischer Bildkraft bergen seine Nachlaßschäße! Was das Goethe­Archiv in Weimar   nur an Faust Splittern zu Tage ge fördert hat, genügte, um den Minister Karl Augusts dauernd in ein Gefängnis des 20. Jahrhunderts zu bringen. Niemals sind fremde Gefühle mit so genialischer Verwegenheit angegriffen

Se lo si od

Aber mitten auf diesem Schlachtfeld tobender Gewaltfucht wächst lieblich und zart, ein schmeichelndes Wunder, eine sanfte Idylle un­endlicher Liebesseligkeit. Eine starrende Dornenhecke schließt sie von dem Rauhen und Kohen der Außenwelt ab. Das ist eine Jusel, auf der die Kreatur mit Schmetterlingsstaub und dem Hauch der reifen Weinbeeren bekleidet ist, und wo alles Sinnen und Mühen der Wesen fich darin erschöpft, das verlegliche Gespinnst aus Duft und Farbe in feiner Köstlichkeit unversehrt zu bewahren. Wer aber dennoch ab­fichtslos oder böswillig ein Glizerschüppchen eines Mitwesens ab­stäubt, den trifft gemeine Schande und schwere Strafe.

worden.

Judeffen der Mann des ult" gehört gar nicht zu dieſent Höllen­stürmern des Humors. Er hat feine kirchliche Einrichtung, teinen Glaubenssatz angetastet, die den Gefühlen der heutigen Menschheit, wie man sagt, teuer find. Er hat nichts gethan, als daß er die Heuchelei heiliger Empfindungen ein wenig unsanft schlug, er hat den Kontrast des ruchlosen Thuns und der frommen Geberden nach altem Brauch gentalt, er hat nicht den Stirchenglauben entweiht, sondern gerade im Gegenteil die Entweihung des Kirchenglaubens gestraft. Der Sinn seines Gedichts war etwa:

Man wird dieses Giland für die Ausgeburt eines Märchen­erzählers halten. Nein, nein! Dies Paradies blüht auf Erden, im Jahre 1900, im Deutschen Reich, ja sogar in Preußen. Unter Kanonendonner und Schneidigkeitsparaden hat sich dies Land der Unschuld sein Dasein und seine Selbständigkeit zu bewahren ver­mocht; es ist jene Jusel mitten in unserem Reich des Brutalen, auf Religion! der Priefter huldigt weihevoll dem Götterweib! der man fremde Gefühle schützt.

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Eine sonderbare Rückständigkeit in unserer Kultur! Man schändet das Leben, zerstört unablässig Glück und Gesundheit, tuechtet den freien Geist und den stürmenden Gedanken, verfolgt Ueberzeugungen und foltert ganze Rassen wegen des Zufalls ihrer Geburt wo aber in einem frommen Gemit ein fleines Gefühlchen bescheiden schwält, da hegt man es sorglich und wehrt zornvoll fremden An­griffen mit Polizei, Strafgesetzbuch, Staatsanwalt und Ge­fängniswärter. Und wehe dem Frebler, der das Gefühlchen auch nur von Ferne mit bösem Blicke ängstigt hinein mit ihm in den Kerfer, er mag bei Löffelerbsen auf harter Pritsche die Ehrfurcht bor den Gefühlchen seiner Mitmenschen lernen.

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Freilich nicht alles Fühlen und Empfinden wird derart ge­schüßt. Da find Massen, die durchglüht sind von dem Gefühl der menschheitseinenden und welterhöhenden Humanität. Das ist kein schutzberechtigtes Gefühl. Man höhnt und setzt es, und möchte es am liebsten mit Beitsche und Bulver austreiben. Da sind die An­dächtigen der Wissenschaft, die dem ungebändigten Gedanken dienen

und

den Geheimnissen der Natur und des geschichtlichen

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Doch der Pfaff umschlingt im Laumel einer Gassendirne Leib! Um nicht falsche Hoffnungen der Muckerpresse zu erregen: der Mann, der diese Verse schrieb, ist nicht mehr durch Gefängnis zu zähmen, weil er den Vorzug hat, längst tot zu sein, weil er in jenen besseren und freieren Zeiten lebte, da man es nur mit dem Censor und nicht mit dem Strafgesetz zu thun hatte. Der ult"-Poet hatte nichts anderes in seinem Gedicht zum Ausdruck gebracht, als der alte Anaftafius Grün in jenen beiden Versen. Trotzdem ward er peinlich abgeurteilt. So weit hat die schwarze Presse es gebracht, daß man nicht nur nicht die frommen Gefühle der anderen antasten darf, sondern es fogar eine Todsünde ist, die Heuchelei von Gefühlen zu verlegen. Molière würde wegen seines Tartuffe heute aus dem§ 166 verurteilt werden.

Durch das Gedicht des ult" konnte sich kein wirklich religiöses Empfinden verletzt fühlen. Es liegt ein Tröstliches darin, daß trotzdem die Bresse der Gescheitelten und Geschorenen in wüstes Lärmen ausbrach und einer Wollust des Verfolgens verfiel, als gelte es nicht, einen Schrift fteller für einige Monate ins Gefängnis zu bringen, sondern den längst entbehrten Genuß einer Hegenverbrennung einer jungen

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