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Sie war das rasche Abschiednehmen vom Ehemann noch nicht gewöhnt, vor zwei Tagen war erst die Hochzeit gewesen; schluchzend sank sie auf den Schemel vor dem Tisch:" Wanneh tömmste widder?!"
Lorenz faß ihr gegenüber, die Ellbogen aufgestemmit, und flierte in seinen danipfenden Kaffeenapf. Kreisch net, Bäbbi", sagte er endlich; aber es würgte ihm selber in der Kehle, feine Stimme war beklommen.
Sie sagten nichts mehr.
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Die bunte Wanduhr in der Ecke tickte, der Zeiger rannte rafend schnell schon zeigte er beinah' vier. Eine fahle Dämmerung schlich durch den düsteren Raum, Bäbbi pustete in das Lämpchen, daß es stinkend erlosch.
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Eweil giehn ech" sprach er und stand auf. " Noch net!" Sie hängte sich an ihn, von einer verzweifelten Angst erfaßt. Dau has noch Zeid, bleiw." Krampfhaft pacte sie seine Hand bleiv noach ebbes!" Sie schrie laut auf:„ Nor ein Minut!"
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fam fie an und war's gestern nicht noch hier wie im tend wirken kann. Wir leben ja in den Tagen der Bühnenmärchen Paradies?! und wir unsererseits glauben, daß in dieser neuen Richtung" doch eine Mode steckt. Die Gründe für die mehr als Gründe etwa für die neueste Jackettfaçon. Von der Sehnsucht nach Bühnen Märchen = liegen doch ctivas tiefer, als die dem historischen Drama wurde bereits frither an dieser Stelle gesprochen. Diese Sehnsucht ist aber nur der positive Ausdruck für den negativen Wunsch, den Naturalismus los zu werden. Mit dem historischen Drama aber ist es eine eigene Sache. Es ist keine leichte Aufgabe, einen Menschen von historischem Belang auf die Beine zu stellen und so man sich mit dem Märchen, das ja auch eine Flucht vor dem Naturalismus ist. In dasselbe Gebiet gehören übrigens, beiläufig bemerkt, die symbolistischen Maskederen zeitgeschichtliche Bedeutung wir keineswegs raden, verkennen, so schr wir den Mitspielenden auch unscre Anerkennung versagen müssen. Vom Wintermärchen" fönnten unsere modernen Autoren vor allem lernen, daß auch im Spiel der Phantasie ein realistischer menschlicher Kern stecken muß. Leontes und Hermione sind Menschen, die von grandioser Gestaltungskraft zeugen, und ihr Schicksal ist nur darum keine Tragödie, weil es eben nicht tragisch, fondern märchenhaft phantastisch ausgeht. Im übrigen bewegt sich die Kunst, mit der es geschaffen und gestaltet ist, durchaus auf der Höhe der Tragödie. Gewisse moderne Dichter glauben, wenn sie„ Märchen" schreiben, von den Pflichten entbunden zu sein, die das strenge Drama dem Autor aufech graulen, wann ech starwen moß!" legt. Ihre„ Märchen" stammen nicht aus innerem Reichtum, sondern Dommhaaten!" Mit verzogenem Mund versuchte er zu aus inerer Armut. Weil sie das Leben nicht packen und bewältigen lachen. Hal Dech gesond, on schreiv bal, hörste?! Adjes, fönnen, fliehen sie das Leben. Die blassen Schemen, die sie über Bäbb!" Er setzte sich den Hut auf und griff nach seinem die Bühne sputen lassen, geben sie dann für Märchengestalten aus. Bündel, mit den freien Arm zog er sie an sich. Jesses, Es ist nun aber ein kindlicher Frrtum oder vielmehr ein noch Bäbbchen, kreisch net a su! Bäbbchen, biste gäckig?! Bäbbche, schlimmerer( denn das Kind weiß es besser) als ob das Märchen des Lebens nicht bedürfe. Es braucht nicht nur die fräftigen mei lew Bäbbche!" Farben, die das Leben auch braucht, es braucht sie noch Man sehe fich nur einmal die Bilder von Böcklin on. Auch er malt ja Märchen, aber seine Fabelgestalten sprühen ein Leben aus, so hell und farbig, daß wir uns in der Wirklichkeit vergebens danach umſehn. Aristoteles meint, daß es eines und desselben Mannes Sache sei, eine Tragödie und eine Komödie zu schreiben. So fann auch nur ein Märchen dichten, wer auch die Welt in gewöhnlicher Zufluchtsstätte der Schwäche, sondern ein buntes Reich, in dem die Sonnenbeleuchtung zu zwingen vermag. Das Märchen ist keine straft fich in glüdlicher Ungebundenheit ergeht.-
Josef
Nä" cr machte sich los de Anneren waarten!" - ,, de
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„ Ech siehn dech gewiß net widder Jesses Mari und
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Wütende Küsse brannten auf seinem Mund, glühende fräftiger und wärmer, da es uns an Wunder glauben lassen will. Thränen flossen auf seine Wange, zitternde Arme hielten ihn umflammert; mit Gewalt machte er sich endlich los.
Ganz benommen taumelte er zur Thür noch ein Blick zurück, noch ein Kopfnicen. Nun stolperte er über die Schwvelle nun war er fort.
Sich aufbäumend stand das junge Weib in der Kammer. Da, horch! Noch einmal feine Stimme! Er nahm Abschied von Vater und Mutter. Jekt eilende Tritte jetzt nichts mehr!
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Mit furchtbarem Schreien warf sie sich vor der Bettstatt auf die Knie und verbarg das Gesicht in dem noch warmen Kiffen.
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ID 1913
( Fortsetzung folgt.)
Das Bühnenmärchen.
( Schauspielhaus.)
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Auch diese Ungebundenheit ist nun freilich nicht ganz so un gebunden, wie manche zu glauben scheinen. Ein fünstlerischer Organismus bildet sich wie ein natürlicher nach bestimmten Gesetzen und auch das Märchen macht hiervon keine Ausnahme. Es kann mit Himmel und Erde schalten und walten, wie es nur immer will, aber wir müssen an seine Wunder glauben und in dieser Notwendigkeit liegt die Grenze. Wie ein Dichter uns zum Glauben 3wvingt, sehen wir nirgends besser als im Wintermärchen". Die schließ alliche Versöhnung zwischen Leontes und Hermione wird durch eine Reihe der wunderbarsten Ereignisse herbeigeführt, an der Ber
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Die Urteile der Berliner Presse, soweit sie das Schauspielhaus jöhmung selbst aber ist nichts Wunderbares. Shakespeare hat den belreffen, leiden an einer gewissen ungerechtigkeit. Natürlich nicht Konflikt gleich so angelegt, daß wir vom ersten Augenblick an eine in Bezug auf die Premièren, die wir am Gensdarmenmarkt mit Auflösung erwarten müssen. Die Eifersucht des Leontes erwacht so Grausen erleben müssen, wohl aber in Bezug auf das gesamte jäh und steigert sich sofort zu einer jo unheimlichen Höhe, daß ein Repertoir. Schließlich muß man doch eine Bühne nach ihrem Umschlag unbedingt eintreten muß. Hermiones Keuschheit ist blütenRepertoir und nicht nur nach ihren neuen Stücken einschätzen. weiß gemalt, das Oralel spricht sie frei, das Volk glaubt Dann aber wird das Schauspielhaus im allgemeinen unterschätzt. an fie, ihr angeblicher Liebhaber ist der treneste Mann von Welt: der Wahn des Königs komite jäh entstehen, Es ist noch sehr die Frage, ob jeine Shakespeare, der er muß auch ebenso jäh vergehen. Die Flammen Hebbel -, Schiller- und Goethe- Aufführungen nicht litterarijch aber alles aufwiegen, was zwischen Jahr und Tag an sämtlichen andern der Leidenschaft konnten düsterrot und riefengroß emporschlagen, aber Bühnen an Novitäten geboten wird. Das Schauspielhaus fönnte sie müssen aus Mangel an Nahrung sterben. Die Gedanken schweifen die Heimstätte des großen lassischen Stils fein und wird es vielleicht hier von selbst zum Othello" hinüber. Wie anders ist es hier! auch werden, wenn es mit dem Plan seine Richtigkeit hat, nach dem Welch eine unversiegliche Quelle des Mißtranens liegt schon in dem es in eine klassische und eine Lustspielbühne zerfallen soll. Es wird Umstand, daß Othello ein Neger ist. Im Wintermärchen" aber ist dann vermutlich ein Zustand eintreten, wie ihn etwa Heine schildert, nichts, das für immer und ewig den Sinn des Königs verDie Versöhnung muß tommen und so sind
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wenn er meint, daß die Tugend der Bürgermädchen durch die Laster giften könnte. wir auch nicht im geringsten befremdet; als sie nun
der Halbwelt geschützt werde, Die litterarische Halbwelt der Lustspielbühne wird die Einnahmen zusammenbringen, von denen wirklich der Lugus einer Klassischen Bühne bestritten werden kann.
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Erich Schlailjer.d
fommt. Die vielen wunderbaren Zufälle, durch die sie schließlich herbeigeführt wird, sind einer vernunftDie Aufführung des Wintermärchens" von Shakespeare gemäßen Psychologie untergeordnet und sind somit selbst in Psychologie hat uns nun freilich gezeigt, daß die Klassikervorstellungen des aufgelöst. Wir glauben an die freundlichen Götter, die in die HandSchauspielhauses nicht immer so gut ausfallen, wie die unvergessenen lung eingreifen, nicht nur weil wir sie menschlich wünschen, sondern Abende, an denen Judith, Herodes und Mariamme, Coriolau, weil wir sie menschlich wünschen müssen. Dies ist es vor allem, das Herr Fulda in seinen Fabeleien nicht begreift. Daher sind Julius Cäsar , Wallenstein und Tasso gegeben wurden. Im Wintermärchen" ist die Künstlerische Zeitung einem seine Märchen auch nichts als unmöglich. Laster zum Opfer gefallen, das schließlich aus einem Vorzug Stammt. Die glänzende Inscenierung der Klassischen Dichtungen gehört zu den Vorzügen des Schauspielhauses. Im„ Wintermärchen" aber überwuchert der Vorzug des Deforationsmaters die auch nicht zu nicht zu verachtenden Borzüge Shakespeares in einer Weise, die den heftigsten Widerspruch herausfordert. In einzelnen Seenen wußte man wirklich nicht, ob man einem Ausstattingsstick oder einer unsterblichen Dichtung beiwohnte. Die Vorftellung, die wir einst im Schiller- Theater" sahen, war besser, weil fie sich in den Grenzen der Einfachheit hielt, wobei freilich die Tugend aus der Rot gestammt haben mag, wie im Schauspielhaus das Lafter aus dem Reichtum faminte. Wir bedanern den Fehler amjomehr, als gerade das„ Wintermärchen" in unserer Zeit vejruch
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Kleines Feuilleton.
gk. Die 1rheimat der Germanen. Die joeben erschienenen Neuen Jahrbücher für das tlaffische Alterlum" veröffentlichen einen bemerkenswerten Aufsatz von Prof. August Hedinger, der sich mit den menesten Forschungen fiber die immer noch ftrittige Frage nach der Urheimat der Germanen beschäftigt. Bis vor furzem glaubte man noch, daß die Germanen ursprünglich an den fern des schwarzen und faspischen Meeres gesessen baben. Diese Annahme jugte sich vor allem auf die Richtung der Züge der Bötterwande