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Leidens von der Oeffentlichkeit zurüdgezogen. Sein Wirken Briefe halber in ihr gepfändetes einstiges Heim zurückkehrt, wo denn ist eng verknüpft mit der Geschichte der Bräraffaeliten, das naheliegende will sagen: fernliegende Durcheinander beginnt. deren Auftreten in der zweiten Hälfte der vierziger Was nun sowohl die Musik felber als auch das von ihr und dem Jahre einen völligen Umschwung in der englischen Kunst Text gebildete Gesamtwert betrifft, so läßt sich die erwartungsvolle herbeiführte. Rustin hatte ursprünglich selbst Maler werden Frage, ob mun die. Kunstgattung der Operette einen, Fortschritt ge­wollen, wandte sich aber dann schon früh der litterarisch- kritischen funden hat, ebenso schlechtweg verneinen, wie die Frage, ob wenigstens Thätigkeit zu; seine Laufbahn als Kritiker begann er mit einer eine vorläufige Fristverlängerung der alten Operette hergestellt ist, Schrift, in der er den großen Landschaftsmaler Turner verteidigte. schlechtweg bejahen. Es handelt sich um ein Epigonenwerk im In einem großen fünfbändigen Werke Moderne Maler" und in eigentlichsten Sinn des Wortes. Daß man fortwährend das Gefühl fritischen Briefen an die Londoner Times" trat er für die neuen hat, Bekanntes zu hören, wäre noch nicht so schlimm, da ja dieses Anschauungen der jungen Maler ein. Er war der Wortführer der Bekannte die tanzartige musikalische Lyrik Wiens einer steten Bräraffaeliten, er hat sie verteidigt, und in feinen Schriften zu einem Fortsetzung der Bekanntschaft würdig ist. Aber, daß die Musit das ästhetischen System zusammengefaßt, was in den Werken der jungen einer solchen Fortsetzung nicht würdige Bekannte fortgesetzt hat, Bruderschaft" nach Ausdruck rang. Dante Gabriel Rossetti   hatte diefe das verdient entschiedenen Protest. Ich meine: auch diesmal ist das im Verein mit Millais  , Madox Brown  , Holman Hunt  , später Burne gesamte Werk ein geschictes Arrangement zu Gunsten einzelner, Jones u. a. begründet. An die Stelle der konventionellen akademi  - großenteils pofsenhafter Situationen und zahlreicher coupletartiger schen Manier, in die auch in England die Malerei in der Nach- Musikstückchen. Von einem Hineinarbeiten der Töne ins Dramatische ahmung der Venetianer und Niederländer berfallen war, ist so gut wie gänzlich abgesehen; mag vorgehen, was will, die wollten sie strengste Einfachheit, Innigkeit des Ausdrucks und Musik läßt sich in der Hauptsache nicht aus der Fassung, aus den Wahrheit vor allem sezen. Das schien ihnen nicht möglich im An- gemütlichen Hin- und Herwiegen bringen. schluß an die Kunst der Hochrenaissance, sie wollten bei der ringenden Nun aber die andre Seite! In diesem Hin- und Herjagen ist Kunst vor Raffael   einsetzen, um von ihr aus eine neue Kunst zu eine Ammut, eine Grazie, eine Lieblichkeit, eine Lebensfreude enthalten, entwickeln. Mit einem Radikalismus folgten fie ihrem wie sie wohl auf anderem deutschen Boden als dem Wienerischen Ideal, daß sie die strenge Forderung der Wahrhaftigkeit schwerlich gedeiht. Sie läßt denn auch auf einen mehr bloßen im Kimstwert nicht anders erfüllen zu können glaubten Unterhaltungserfolg hoffen. llnd in der ersten Hälfte des zweiten als durch eine peinlich getreue Anlehnung an die Natur. Nicht ein Aktes, in der die Niniche ihre Erinnerungen an das Einst genießt Zug der Natur, fein Grashalm, teine Blume auf der Wiese, die sie erhebt sich diese Eigentümlichkeit, unterstützt durch eine glänzende darstellten, erschien ihnen zu gering, als daß sie sich nicht be- Ausstattung, zu einem Taumel von Lust und Lebensrausch. Hier müht hätten, fie in das Bild mit hinüber zu nehmen. Und für diese feierte auch die echte Soubrettenkunst der Darstellerin Mia Werber  , Jdeale kämpfte Rustin mit der ganzen Macht seiner glänzenden der excellenten Kleinen, prächtige Triumphe..." Champagnerduft, Stiliftit, als ein fanatischer Parteigänger, der vor feiner Konsequenz, berauschend, Legt sich um Kopf und Sinn die ihm durch sein Jdeal geboten schien, zurüdschreckte. Er hat die den jungen Künstlern zunächst schroff feindliche Stimmung des Bublifums befiegt und ihnen zum Siege verholfen. Noch heute steht die englische   Kunft start unter dem Einfluß der Ideen, die in jenen Jahren entwickelt wurden. Ruskin   war auch einer der ersten Schriftsteller in England, welche die wirtschaftliche Bedeutung einer großen Kunst­produktion erkannten. Er hat dieses Thema in seinem 1857 er schienenen Buche Die politische Dekonomie der Kunst" behandelt. Ruskin  hielt auch populäre Vorträge zur Verbreitung des Verständnisses für die Kunst im englischen   Wolfe. Im Jahre 1867 wurde er zum Professor der Kunstwissenschaften an der Universität Orford   ernannt; von dieser Stelle zog er sich 1884 seiner geschwächten Gesundheit wegen zurück.

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Musik.

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Daß auch die übrigen Darsteller voll Eifer und Erfolg wirkten, bedarf nicht erst der Versicherung. Nur daß ein Zug des Gemachten durch das meiste ging, ein fünstliches Streben, die Leichtfüßigkeit der Mufit auch im Spielen und Singen zu erreichen, konnte doch nicht verborgen bleiben. Wenn wir aber feine weiteren Namen nennen, feine Einzelurteile über diese und jene Leistungen bringen, so sei damit gefagt, daß alles in allem die Gesamtheit der Darbietungen verdienstvoll war. Am Premieren- Erfolg hat es denn auch nicht ges fehlt, und so wird wohl die Zeit bis zu der nächsten Gelegenheit eines Vorwärtsbringens der so vielberufenen Operettenkunst wenigstens leidlich ausgefüllt sein.

Physiologisches.

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SZ.

das

- Ueber die 8irbeldrüse wird der Leipziger Beitung" Sie lebt" ,, sie lebt nicht" fie lebt" fie lebt nicht" geschrieben: Ein Organ des menschlichen Körpers, das von Laien ste lebt!" In dieser Weise geht es seit Jahren um die Operette faum gekannt ist und von den Aerzten seit den ältesten Zeiten ftets gut. Die großen Namen dieses Kompositionsgebietes sind einer nach gering geschäßt wurde, ist die sogen. Zirbeldrüse. Ihr lateinischer dem andern dahingegangen; einige Lebende werden gern gehört, Name, Glandula pinealis, ist nach ihrer tannenzapfenartigen Gestalt aber von vielen doch nicht recht als vollivertige Nachfolger an- gebildet. Pinus   heißt nämlich Tamme. Dieses eigenartige Gebilde erkannt. Auf dem lassischen Boden", in Wien  , sind sowohl die besteht aus grauer Hirnmasse und ist ein rätselhaftes Anhängsel des Todestlagen als auch die Verwahrungen gegen sie besonders üppig; Gehirns. Es liegt auf der unteren Fläche des Großhirns in dem jene im Anschluß an das Hinscheiden der Großen, diese mit dem sog. Türkenfattel zwischen den beiden Schenkeln der aus den Vierhügeln Hinweis auf Lebende. Unter diesen ist es wohl Richard Heu austretenden Sehnervenstämme. Mittels eines feinen, furzen Stieles berger, auf den die meisten Hoffnungen gefekt werden; vielleicht ist das winzige Organ an seiner Unterlage befestigt. Ueber Zwed ist ebenfalls er es, dem vorzugsweise die unaufhörlichen Witze und Bedeutung dieses Organs haben sich die Jünger Aesculaps viel von Wiener   Blättern über die Unoriginalität der gegenwärtigen Kopfzerbrechen gemacht. Eine Drüse im eigenartigen, Sinne ist es Operettenkomponisten gelten. Henberger( geb. 1850), in früheren nicht, da sie weder drüsigen Bau noch einen Ausführungsgang hat. Jahren als Dirigent, in späteren als Mufifreferent von ziemlich Sie kann also kein Produkt erzeugen und absondern, wie es die konservativer Richtung thätig, im übrigen als Komponist von Chor- Leber, die Bauchspeicheldrüse u. a. thun. Descartes   vermutete in werken und anderem, selbst von einigen Opern bekannt, ist in jüngster der Zirbeldrüse, als dem einzigen unpaaren Organ des Gehirns, den Beit mit zwei Operetten hervorgetreten: im Jahr 1898 fam- Der Sitz der Seele; aber Philosophie und Psychologie sind über Opernball" und im Jahr 1899( zuerst 28. Januar im Theater an diese Hypothese sehr bald zur Tagesordnung übergegangen, der Wien  ") Ihre Excellen 3". Heute lächelt man darüber. Die Physiologen haben Organ lange Zeit zur Gruppe der sogenannten Blutgefäß drüsen gezählt, die den Mangel eines specifischen Drüsengewebes gemein haben( Milz, Nebenniere, Thymusdrüse, Schilddrüse), Diese Reihe hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten fast voll­ständig aufgelöst, nachdem die moderne experimentelle Physiologie fast bei jedem dieser scheinbar unwesentlichen Organe eine Funktion desselben entdeckt hat. Ja, einzelnen dieser Drüsen scheint eine lebenswichtige Aufgabe zuzufallen. Nachdem das Dunkel über die Leistungen der Milz, Schilddrüse und Nebennieren sich ge­lichtet, fängt es auch hinsichtlich der Birbeldrüse jezt an zu dämmern. Auch dieses winzige Organ scheint feineswegs be deutungslos zu sein, sondern gleich seinen ungleichartigen Ver­wandten eine Rolle im Körperhaushalt, im Stoffwechsel zu spielen. In welcher Weise oder Richtung, ist freilich noch gänzlich un bekannt. Man hat bisher nur bei einigen auffälligen Er krankungen des Gesamtorganismus, die erst in neuerer Zeit tennen gelernt oder genauer studiert worden sind, Veränderungen Die Dichtung geht auf ein prickelndes Wert zweier Franzosen, an der Zirbeldrüse festgestellt, die nach logischer Schlußfolgerung Riniche", zurück und stammt von zwei in diefer Thätigkeit be- jene Erkrankungen hervorgerufen haben fönnen. Man hat nämlich währten Wienern: Léon und Waldberg. Sie ist ein Operetten- bei Personen, die an Afromegalie( frankhafter Riesenwuchs) oder an libretto altbekannter Art; ob min das Verdienst, der Mufit gut Myrödem( Schleimsucht) gestorben find, Geschwülste der Zirbeldrüse borgearbeitet zu haben, größer oder geringer, das Gewebe der gefunden und zwar zumeist in auffälligem Gegensatz zu der Verwechslungen und Düpierungen geschickter und weniger geschict, Schrumpfung der Schilddrüse, so daß augenscheinlich Beziehungen die Diftion mehr oder minder trivial ist als sonst, braucht uns nicht zwischen diesen beiden Organen bestehen. Das Myrödem ist als die eben sehr bekümmern. Und zur Kenntnis der Handlung" dürfte Folge einer Erkrankung der Schildrüse sicher nachgewiesen. Man hat die Notiz genügen, daß die verschuldete Tänzerin und Lebens- anfangs geglaubt, daß die Afromegalie in dem gleichen Verhältnis Hünftlerin Riniche einen reichen Fürsten geheiratet hat und intimer zur Zirbeldrüse stehe. Indessen so einfach scheinen die Dinge doch

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In Berlin   hat sich das Central Theater" feit Jahren nach dem Rang eines echten Operetten- Theaters bemüht. Anscheinend troy aller günstigen Wirkungen nicht mit dem genügenden irdischen Erfolg: int vorigen Jahr hieß es, Direktor Ferenczy wolle Siese Last nicht länger fragen, wolle sein Operettenpersonal entlassen und sich der Posse und dergleichen widmen. Nun ist es ihm aber den­noch vielleicht durch die Zugkraft der Geisha" möglich ge­worden, bei der Stange zu bleiben; und am Sonnabend führte er Heubergers lettgenannte Operette zum erstenmal dem hiesigen Bublifum vor. Allerdings mit mehreren Aenderungen. Der Titel Tautet jett: Die kleine Excellenz" wie ich höre der zierlichen Vertreterin der Titelrolle zulieb; im Text find manche Gesänge geändert( beispielsweise, wenn ich nicht irre, der lange Vor­trag der Fürstin im ersten Aft in ein knappes Lied Kleines, fleines Schiffchen") und dem Dialog ein breiterer Raum zugefeilt, an scheinend auch auf Kosten der melodramatischen Partien, die doch jonst zur Eigenart dieses Werkes gerechnet werden dürfen.

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