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Morien gewiß on waohrhaftig?" thn am Rockschoß.
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Die alte Schindlern aber will nicht, daß ihr Alte pacte Sohn auch am Wege sterben soll. Darum hat sie ihn zur Arbeit Die alte Eglibfere aber mill
Der Alte packte Andern in die Welt. erzogen und so ist er gekommen.
Morjen," sagte Bittchen gepreßt und entwand seinen Rock den fnöchernen Fingern.
Eilig rannte er heim; er fand die Beih, in Thränen auf gelöst, an der Wiege. Das Josephchen verdrehte die Augen, ballte die Fäustchen und zog die Beinchen krampfhaft herauf an den Leib.
Wann mir noren dän Hähr Dokter hätten! Wann ons Josephche dem sein Medezin einhole könnt, gäb et gesond! Josephche, mei Josephche, ech duhn mer e Lad an stärm net, Josephche, mei Josephche!" Schreiend warf sie sich über
das Kind.
Endanks 350
( Fortsetzung folgt.)
Ephraims Breife.
als Großknecht zu Gotthold Ephraim ins Haus
tüchtiger Arbeiter war, vielleicht weil eine gewiffe Schtvermut über Warum verliebte Breite sich in ihn? Vielleicht weil er ein seinem Wesen lag, die ihn anders" machte, wie sie selbst auch anders" war, vielleicht auch nur, weil ihre Sinnlichkeit durch den fremdartigen und leidenschaftlichen Mann erregt wurde. Aber sei dem, wie ihm wolle: Breite liebte Joseph und sie liebte ihn mit der ganzen Tiefe, deren ihr Wesen fähig war.
Ein andres Mädchen hätte schwerlich den Mut gehabt, so gegen alle Bauerntradition zu handeln. In Breite aber stedte etwas vom Stolz und unbeugsamen Willen des Vaters. Es that ihr nichts, daß die Bauern das fahrende Volk verachteten. Auch den Vater fürchtete sie nur, wie man einen ebenbürtigen Gegner fürchtet. Die Andern" mochten denken, was sie wollten. Sie war nicht wie die Andern. Sie liebt Joseph und darum heiratet sie ihn. Sie muß do ihr Schicksal felber tragen, so will fie's auch selber schmieden. Die alte Schindlern hat nunmehr erreicht, was sie wollte. Ihr Sohn figt warm in einer großen Bauernwirtschaft und braucht nicht ver Unser Dichter ist der Bruder Gerhart Hauptmanns , was laffen am Wege zu sterben. Die alte Schindlern hat indessen die litterarisch gesehen nicht so ohne weiteres eine beneidenswerte Rechnung ohne die Zigeunernatur ihres Joseph gemacht. Joseph hat Thatsache zu sein braucht. Der Dichter der„ Weber" hat sich eine fich nur mürrisch und mißmätig in das Ganze hineins feste Position und eine Schaar von Anhängern erworben, die für mit einer Liebe, die sie nicht einmal ahnen, geschweige drängen lassen. Er liebt Breite, aber er liebt fie ihn durchs Feuer geht. E3 wird darunter manchen geben, denn der geneigt ist, in Karl Hauptmann nur den Bruder des Die Liebe kommt wie ein Sturm und geht vorüber wie eine Krank verstehen kann. Er liebt, wie ein Zigeuner liebt. Meisters, nicht aber einen selbständigen Dichter zu sehen. heit. In diesem außerordentlich reizvollen Kontrast zwischen leichtem Es tommt noch dazu, daß der Neigung durch eine
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Reihe von Aeußerlichkeiten Nahrung zugeführt wird. Start Bigeuner und schwerem Bauernblut liegt das tragische Motiv der Hauptmann schildert die schlesische Heimat wie Gerhart; Starl Dichtung. Ephraims Breite ist es, die tragisch untergeht. Als es Hauptmann läßt Bauern auftreten wie Gerhart. Er bedient sich sich herausstellt, daß Joseph seine Nächte bei einem schwarzdes schlesischen Dialetts wie Gerhart. Und endlich ist auch sein haarigen böhmischen Harfenmädel verbringt, geht das Weib in dramatischer Stil im wesentlichen dem seines Bruders gleich. ihr zu Grunde. Aber auch im Untergang bleibt Breite immer noch Breite. Nicht in Thräneu und Klagen, mit einem Rud wirft fie Mann und Glück von sich, un dann mit herber Entschlossenheit an die Arbeit zu gehen.
Trotz alledem habe ich aus Ephraims Breite" den Eindruck gewonnen, daß Karl Hauptmann ein origineller Dichter ist. Soweit die Verwandtschaft mit Gerhart in Aeußerlich feiten besteht, besagt sie überhaupt nichts und soweit sie tiefer liegt, ist sie durch gemeinsame Heimat und Herkunft genügend erklärt. Gerhart hat Leistungen hinter sich, die ihm für immer unsre Verehrung fichern; aber Karl Hauptmann beweist in seinem letzten Drama, daß er sehr wohl neben seinem Bruder stehen kann, ohne zu verschwinden. Eine ergreifendere Frauengestalt als die weib liche Heldin des Stücks hat auch Gerhart nie geschaffen, und die tragische Stimmung des letzten Afts klingt so rein und tief, daß man schon nach den Webern" greifen muß, um fie in Kraft und Fülle übertroffen zu finden.
In der Berliner Presse ist es von Ephraims Breite" bisher merkwürdig still geworden. Aus Breslau ist die Meldung eines Er folges gekommen, sonst hat man von dem Stück wenig gehört. Vor allen Dingen entfinnen wir uns nicht, irgendwo gelesen zu haben, daß eine Berliner Bühne das Stück zu geben gedächte. Hoffentlich haben wir die Ankündigung übersehen oder sie erscheint noch, falls sie bisher noch nicht erschienen ist. Es ist gewiß ein Vorzug, daß wir in Berlin die Hintertreppen- Litteratur von Philippi und Konsorten in so schöner Auswahl beisammen haben. Immerhin aber wäre es erwünscht, auch einmal einen Mann von Herz und Talent zu hören, wenn er natürlich auch keineswegs auf das Wohlwollen rechnen fann, das man in der deutschen Hauptstadt den Leuten vom Schlage des Herrn Philippi entgegenzubringen pflegt.
war fühlt man sofort den Dichter heraus; aber das Stück schreitet Man kann bei Beginn der Lektüre allerlei Bedenken hegen. nicht vorivärts; es fehlt die dramatische Bewegung und Wucht. Der legte Aft aber schlägt siegreich durch. Die herbe Größe der Bauern tochter wird schwerlich jemand vergessen, der sie auch nur halbwegs empfand. Erich Schlailjer.
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Kleines Feuilleton.
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im
am. Im Banne des Aberglaubens. Während die Dekadenten, die müden Erben einer alten Kultur, ihre verbrauchten Sinne im Teufelstultus mühsam aufpeitschen und spiritistischen Unfug mit großen Gebärden und tiefsinnig scheinenden Worten treiben, blüht draußen im Lande noch der grobfimliche Aberglauben, der die blaue Himmelswölbung als den Siz des lieben Gottes und den Aufenthalt der zu Engeln gewordenen Menschenseelen ansieht, während er in den Tiefen der Erde den glühenden Höllenpfuhl mit allen seinen Schrecken vermutet. Neulich hat in München ein Staatsanwalt den spottlustigen Thomas Theodor Heine beim Ohrläppchen genommen, weil er durch allzu realistische Ausmalung himmlischer Herrlichkeit grob geinfugt" haben soll: Sinn hat eine solche Staatsanwaltthat mur in einem Milien, in dem derartige Anschaumgen vom Metaphysischen gang und gäbe find freilich nicht in der farikierten Form. Und thatsächlich stecken noch unendlich weite Schichten unfres Bolts in der betrübendsten Geistesfinsternis. Wir brauchen gar nicht pharisäisch auf die oft geschilderten Zustände in dem vermindertent Tirol oder in den von Pfaffen zu Grunde gerichteten romanischen Nationen oder auf die halbbarbarischen russischen Muschits zu schauen: in unserm eignen Lande, dessen Volksschulverhältnisse mit ebenso fräftigem Phrasenschwall wie wenig Berechtigung fortwährend gerühmt werden, haben wir der dinkeln Gegenden noch gar viele. Von Zeit zu Zeit wirft einmal ein Prozeß ein grelles Licht auf fast unglaubliche Borkommnisse, die städtische Presse, die sich auf ihre Bildung" was zu gute thut, macht ein paar lakonische Bemerkungen oder ein paar faule Wize dazu, und damit ist die Geschichte abgethan. An eine systematische Aufklärung der Bewohner zurück gebliebener Gegenden denken die bürgerlichen Kreise um so weniger, als ja dort meist die sicheren Wahlkreise der für Throu, Altar und Besitz schwärmenden Parteien liegen! Im Gegensatz dazu bemüht fich die Socialdemokratie in langsamer, aber sicherer Kulturarbeit nach Kräften, auch in den finstersten Winkeln Aufklärung zu schaffen. Was uns aber noch zu thun obliegt, das mag folgender Vorfall
Ephraims Breite" ist ein Bauernstück. Gotthold Ephraim ist ein reicher Bauer, in dessen Haus es nicht zum besten steht. Der Sohn ist ein energieloser, schlaffer Mensch, den der aufrechte und tüchtige Vater verachten muß. Die Mutter ist eine Durchschnittsfrau, die in sentimentaler Liebe den Inngen streichelt, wenn der Vater ihn gescholten hat. Einzig und allein von des Baters tüchtige Art ist Breite, die Tochter des Hauses. Breite ist eine von den sonderbaren verfchloffenen und zugleich tiefen Naturen, die auf dem Lande nicht selten find. Du denkst, ich war mich asu mit Redensarta abspeisa lo'n wie die andern," sagt sie einmal ihrem Liebhaber. Ich bihn nee wie die andern. Was ich bihu, das bihn ich. Was ich ha, das will ich au alleene ha'n. Das war ich freilich mit tenner andern teelen, daß Du's wißt." Breite fühlt den Gegensatz, der zwischen ihr und den meisten andern Mädchen des Dorfes besteht. Ich bihn nee wie die andern." In ihrer Natur steckt eine tiefe Scham. Sie gehört zu den Frauen, die sich nur einem Manne öffnen, die nur einmal lieben und den bloßen Gedanken eines Wechsels als unrein empfinden. Es liegt in der Natur dieser Liebe, daß sie vieles verlangt, wie sie vieles giebt. Sie verlangt den Mann, von dem sie Besitz ergreift, ganz und ausschließlich. Breites Liebhaber darf lehren. feine andre kennen als fie. Ihre Liebe ist nicht lustig im gewöhn- Im Jahre 1898 wurde in Kaufbeuren in Bayern ein geradezu lichen Sinn, vielmehr ist sie ernst und schiver und mit dem Tiefften unerhörter Schwindel aufgedeckt, den die Eheleute Wolfart und ihrer Seele unlösbar verwachsen. Es ist nicht gut für Breite, daß ihre Tochter Agnes an dem Bauern Kotterisch verübt hatten. fie so empfindet, denn ihr Liebhaber ist ein leichter Bursch und ein Diese Agnes war frant und behauptete, sie stände mit der Zigeuner. Ein Zigeuner nicht nur in übertragener Bedeutung, Mutter Gottes in unmittelbarem Verkehr; zum Boten für diese sondern ein Zigeuner auch der Abstammung nach. merkwürdige Nachricht an die Familie Kotterisch bediente sie sich
Die alte Schindler, die im Land umherzieht und den Bauern deren Tochter Josefa, eines fünfjährigen Mädchens, das infolge auf der Harfe etwas vorklimpert, hat ihren Sohn Joseph psychischer Aufregung erkrankte. Nun begann das Geschäft: die zur Arbeit erzogen. Joseph ist wie ein rechter Zigeuner am Wege frante Agnes fagte nämlich, sie sei bereit, der Mutter Gottes Opfer geboren. Seinen Vater hat er nie gefaint. Er ging bald mit einer für die Genesung des Kleinen Mädchens zu übergeben und ihre