Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 25. Dienstag, den 6 Februar. jud

( Nachdrud verboten).

25] Das Weiberdorf.

Roman aus der Eifel   von Clara Viebig  . Was ist denn los?" fragte der Gendarm unwillig. Bäbbi stotterte: Eier Mahn leit draußen im Graven, tommt, fommt!"

,, Laßt ihn ruhig liegen," sprach der Gendarm und strich sich den Schmurrbart auf.

,, Aewer hän kann sech den Dud holen, hän es eweil als ganz berklomin!"

1900

nach Manderscheid   lief er und gar bis gegen Daun  ; in der ganzen Gegend war er bekannt, im näheren und weiteren Umkreis. Die Wirte sahen ihn gern kommen, er hatte eine flotte Art, den blanken Thaler auf den Tisch zu werfen; Dao, zieht die Rechnung af!" Mitunter ließ er sich auch von einem Bäuerlein wechseln, das froh war, seine grün­spanigen Stupferpfennige und abgeschabten Gröschchen ein­zutauschen gegen das blanke Silberstück.

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Sie litten keine Not mehr, und doch sah Peter elend aus; so tief hatten ihm nie die Augen im Kopf gelegen, scheu und ge­drückt schlug er den Blick zu Boden, nur nach ein paar Gläsern Schnaps flammte der auf. Dann glühten die düsteren Augen wie hell brennende Kohlen, in wilder Lustigkeit schlug Bittchen auf den Tisch: Wat fost de Welt?!" Und dann trank er und Wat Ihr net faot!" Beih horchte nun doch auf, fie ließ trant, bis daß er sinnlos davontaumelte. Regen und Schnee sich den Hergang umständlich erzählen, keinen Augenblick ernüchterten ihn nicht, torkelnd zog er über die einsamen Land­verlor sie dabei ihr vergnügtes Lächeln. Im Grawende straßen und durch den nachtdunklen Wald. Dann sprach er ganz Nacht Jeß, dat arm Bittchen! Jao e su es hän, wild vor sich hin; schrie, laut schimpfend, die Bäume an und alleweil strawäßt hän erunt. Bäbb, seid e su gud, weist mer focht mit den Armen wie ein Verrückter. de Stell!" ried

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Als die beiden Frauen die Hütte verließen, tamen Tina, Leis und Vrun daher; sie hatten die Bäbb so rasch laufen fehen. Ihre Augen funfelten neugierig. Wat es passiert?" Beih berichtete.

Dat Bittchen im Grawen! Ha ha ha ha!" Tina frümmte sich vor Lachen und hielt sich die Seiten; vor Ver­gnügen jauchzend, warf sie den Kopf hintenüber, daß ihre dunklen Haarsträhnen sich lösten. in ohin

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Ha ha ha", lachten Brun und Leis und Zeih lachte mit. Wir wollen han hole giehn! Hole giehn, olau!"

Im Laufschritt, ausgelassen freischend, mit fliegenden Haaren und flatternden Röcken, sich neckend und jagend, stoben sie hinter Bäbbi drein.

Es war nicht das erstemal, daß Peter betrunken nach Hause kam. Er machte sich ein Gewerbe daraus, von Dorf zu Dorf zu wandern und die Wirtshäuser abzusiken.

Seit ergeerbt", arbeitete er gar nichts mehr; nicht, daß er früher viel gefchafft, aber er hatte doch wenigstens hie und da was gebastelt und mit der Reparatur des Kirchen­fronleuchters sogar ein Meisterstück geliefert. Der geistliche Herr hatte ihn auch öffentlich, von der Kanzel herunter, des­wegen belobt.

,, Eweil haot hän det Arweiden net mieh netig," sagte die Beih und fah wohlgefällig an ihrem schönen neuen Kleid herunter. Bald nach dem Tanzvergnügen in Oberfail war der Stoff gekommen und der Peter hatte dem Postboten stolz acht harte Thaler auf's Fensterbrett gezählt; es waren noch dieselben alten Thaler, die er vom Krummscheidt geborgt, Thaler mit verschiedenen Randschriften, wie: Gott mit uns", Gott   segne Sachsen  ", Gott- Ehre Vaterland". Auf den Stücken, die der Alte wieder erhalten, waren Kopf und Schrift noch weniger deutlich; sie waren wohl schon durch sehr viele Hände gegangen, ordentlich fettig fühlten sie sich an, das Gekerbte an den Rändern war abgegriffen. Aber es waren vollgewichtige Thaler und schmunzelnd verschloß der Alte sie in seinem Spar­kasten, glücklich, so ohne weiteres Drängen zu seinem Gelde gekommen zu sein.

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Eine seltsame Raftlosigkeit hatte sich Peters bemächtigt. Es gab Nächte, in denen er gar nicht heimkehrte, andre, in denen er wohl zu Hause war, aber zu Zeihs größter Ver­wunderung erst bei Morgengrauen zu ihr ins Bett schlich. Sie gewöhnte sich an beides. Ju ihrer gedankenlosen Art fragte sie nun auch nicht mehr:" Saog ehs, Bittchen, wat maachste e su lang lao binnen in der Kammer?" Er hatte fie ein paarmal angefahren: Hal Dei Maul, schär Dech om Dein Saachen!" Jett rätelte sie sich bequemt, wenn sie ihn drinnen noch. hantieren hörte, und drehte sich gähnend auf die andre Seite.

Sie war immer guter Dinge; feelenbergnügt fiel sie ihm um den Hals, wenn er ihr etwas von seinen Wanderungen mitbrachte.

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Die Kleider schlotterten ihm um den Leib, sein Gesicht war abgezehrt und doch hingen die Weiber an ihm wie die letten. Die Tina beherrschte ihn ganz. Sie war unerfätt­lich, bald begehrte sie dies, bald das: eine Brosche, eine Schleife, einen Ring, eine Schürze, Zuckerzeug und wohl­riechende Pomade. Bald mußte er sie dahin führen, bald dorthin. Sie schmeichelte und trohte, sie versprach und ver sagte, und wenn er zulegt gequält rief: Laoß mech in Ruh, maach, dattste weg tömmst," lachte sie ihm ins Gesicht. Maach dau, dattste weg tömmst, lauf bei dein Zeih, lao kannste zu­fucken, wie dän Oberfailer et faressiert!"

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Sie hatte nicht die Unwahrheit gesprochen. Als er zum erstenmal den Gendarm bei der Zeih antraf, brüllte er in sinnlos eifersüchtiger Wut. Die geballten Fäuste schwingend, sprudelte er wilde Drohungen:" Eraus, eraus! Ech onschla Eich dud, ech eraus, tutfit, eraus!"

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Der Gendarm ging schon, ganz gekränkte Würde, nur auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um und drohte mit dem Zeigefinger der wildleder behandschuhten Rechten. Nehmen Sie sich in acht! Beleidigung der Obrigkeit wird mit Gefängnis bestraft. Sie überhaupt Sie-" er spuďte aus; es schien Peter, als hefte sich sein Blick durchdringend gegenüber auf die Kammerthür Sie haben überhaupt jar keine Ehre mehr, mitzureden. Bitte mir Achtung aus, werde Ihnen sonst mal auf die Bude rücken, Sie- Tappert." Rasch die Thür zuwerfend, verließ er schleunigst das ungast liche Haus.. fork with sid Wat maant hän dermit?" schrie Pittchen die Zeih an; seine Augen rollten hin und her.

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Bis still, Pittchen! Bis still!" Sie war in Angst vor ihrem Mann.

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Ech sollen mech in acht holen uf de Bud röcken?!" murmelte Peter. Und dann brüllte er: Wat haot hän von der Kammer gefaot- wat? Antwort!"

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Sie sah ihn betroffen an und stotterte verlegen: Mir mir hän haot gefaot, mir wollten lao crin giehn, on-" ,, Kreizgewieder!" Schwer fiel Peter auf den Schemel und stüßte den Kopf in die Hände. So saß er lange regungslos, wie aus Stein.

Sein Schweigen machte sich Zeih zu nuße, nun hatte sie Oberwasser: mit großer Geläufigkeit, halb ärgerlich, halb lachend warf sie ihm seine Grobheit vor. Och Jesses, wann ech noren dän kleinsten Diskurs met jemandem haon, stracks bis dau e su schroh( heftig, böse)! Wat soll hän nau von ons denken, dän Hähr Schandarm?! Mer fann nie wissen, wie ei'm e su amen trillfen( quälen, peinigen) on tribelieren kann, et es doch alleweil besser, mer haot tein Onverläjenhaat met der Owrigfaat!"

Kein Onverläjenhaat met der Origfaat." sprach er ihr nach und schüttelte sich, als liefe ihm etwas kalt über den Buckel.

Von nun an bekomplimentierte er den Oberfailer höflich Bald war er in Oberfail, bald in Spang Dahlem; den wenn der Zufall ihn den in seiner Hütte finden ließ; sein einen Tag in Großlittgen  , den andern in Ober- Defflingen; blasses Gesicht trug dabei aber einen so verbissenen Ausbruck, heute in Musweiler, morgen in entgegengesetter Nichtung, in daß der schöne Gendarm es vorgezogen hätte, die Zeih Bettenfeld; diesseit in Landscheid   und jenseit in Hupperath  , draußen im Freien zu treffen, wäre es nur nicht gar so falt immer die Kreuz und Quer, von Dörfchen zu Dörfchen. Bis gewesen! Der Miffert war ihm riesig ungemütlich und eben