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Juden setzte ihm offenbar ein Geschäft auseinander, während nun die heimischen Formen der Frühlingsfeier an das eingeführte die andren entzückt mit den Zungen schnalzten, wie um es Fest. Doch scheint dieser frühe Termin, wie Lippert nachgewiesen, dem gnädigen Präsidenten" noch dringender zu empfehlen. erst in christlicher Zeit allgemeiner aufgegriffen worden zu sein. Ms Sei es nun, daß der gnädige Präsident in diesem Augenblick für seine eigenen strategischen Pläne einer Ablenkung bedurfte, sei es, daß dieses schmächtige braune Mädchen in der That seine besondere Aufmerksamkeit erregte, genug, als er sie vor beigehen sah, rief er lauf:
" Du... wie heißt Du eigentlich... wart' nur eine
Weile!"
Erschrocken blieb Hanka stehen.
Maczucki!" befahl der Bürgermeister, gegen die Thür
gewandt.
Aber Maczucki befand sich seit einigen Minuten in entseklicher Lage. Er blinzelte immer rascher mit seinen hervorstehenden Augen, während er mit vorgestreckter Brust dastand, die Befehle erwartend. Von der Schwelle jedoch entfernte er sich nicht, konnte sich nicht entfernen, und das bildete eben die Tragit des Moments. Da war dieser kleine Bengel, der Wicet, sein Jüngster nämlich, bis hierher zu ihm gedrungen, hatte sich durch die halbgeöffnete Thür hinein gestohlen, und zog ihm nun von hinten am Rock.
,, Vater, die braune Kuh hat gekalbt." Maczuski fühlte, daß ihm das Blut in den Kopf schoß. Mach, daß Du fortkommst," zischte er durch die Zähne und führte mit der Hand einen Streich nach rückwärts, ohne zu überlegen, wo er treffen könnte. Aber er traf offenbar nirgends, denn gleich darauf flüsterte es wieder hinter ihm: Vater, sie hat einen Bullen." ( Fortsetzung folgt.)
Fasching.
nämlich die Kirche die Paffionsperiode mit Fasten belegte, lamen diejenigen Gegenden, deren Frühlingsfeste in diesen geitabschnitt fielen, in Verlegenheit. Um beim Eintritt günstigen Wetters für die Aufnahme der Arbeit bereit zu sein, mußten die Dörfer solcher Landstriche jezt ihre festlichen Veranstaltungen noch vor dem Beginn der Fastenzeit treffen. Von hier aus verbreitete fich dann die Faschingsfeier auch in Gebiete mit späterem Frühjahrsanfang, deren besondere Feste erst auf Ostern folgten und daneben bestehen blieben.
finden, sind noch die Formen des alten Germanenfestes gewahrt. In den Faschingsbräuchen, die wir bei der Landbevölkerung Die Veranstaltungen beginnen bisweilen schon mit Mariä Lichtmeß , wo dieser Tag nicht etwa, wie im Norden, noch zu den Winterterminen gehört und den Weihnachtsfestkreis beschließt. charakteristische Festleben der Fastnachtszeit drängt sich aber vorzugs weise in die letzte Woche und namentlich auf die drei Tage vor dem Ende der Periode zusammen.
Das
Maria Lichtmeß , welche in den Dörfern der südlichen und weftlichen Marken den Festkreis der Fastnacht einleitet, trägt noch manche Züge der alten Frühlingsfeier. Das wirtschaftliche Moment tritt besonders in der Bedeutung des Tages als bäuerlicher Termin hervor. Mancherlei Leistungen der Höfe fielen auf Mariä Lichtmeß , und bis heute ist der Tag bei den Bauern als Frist für Zinszahlung und Rechnungsausgleich beliebt. Auch daß Lichtmes in der Oberpfalz und in Belgien ein Termin des Dienstwechsels für das Gesinde ist, läßt auf die Beziehung zur Frühlingswende der Alten schließen. Denn gerade die Zeit des Aufbruches nach den Weiden und zur Feldarbeit war der rechte Moment für zu Alenderungen im Bersonalbestande der bäuerlichen Wirtschaft. In pfälzischen Orten beginnt daher noch immer um Mariä Lichtmeß als " Kälbaweil" eine lustige Zeit des Gesindes, das die Tage der Freiheit bis zum Antritt des neuen Dienstes durch allerlei Veranstaltungen feiert. Bei dieser Gelegenheit wird den Abziehenden das sogenannte Kälbelesbrot" mit auf den Weg gegeben, eine Sitte, die der Verproviantierung beim Frühlingsaufbruche unserer Vorfahren entspricht.
Kulturgeschichtliche Studie von Heinrich Tannenberg. Das Festleben der Gegenwart ist uns in seinem Grundbestande aus grauer Vorzeit überkommen. Noch bei manchem der Feste bekunden die volkstümlichen Züge diesen weit zurückgreifenden Ur- artigen Terminen haften. sprung, und ihm entsprechen namentlich auch die mannigfaltigen Formen, die, mit der modernen Festfeier verbunden sind, für die fich aber in den Verhältnissen unsrer Zeit keine Erklärung findet. Um die Feste von heute und die Bräuche der Feier würdigen zu tönnen, bedarf es fonach der Vergleichung mit dem festlichen Leben der Alten.
Ein Reflex des wirtschaftlichen Bewveggrundes der alten Feste sind auch die mannigfachen Bauernregeln, die noch heute an der Sie entsprechen der seit Urzeiten geläufigen Uebung, aus bestimmten Erscheinungen Schlüsse auf die Zukunft und namentlich auf die wirtschaftlichen Aussichten des Jahres zu ziehen. Die Zeichen schrieb man den Geistern zu, und da die letteren deni Menschen am meisten geneigt waren, wenn er sie zum Schmause lud, so mußte fich das Orakelwesen gerade auf festliche Anlässe foncentrieren.
Bei unsern Vorfahren findet sich, wie die Forschungen J. Lipperts Mariä Lichtmeß ist ein ganz bevorzugter Wetterzeichentag. Co dargethan, als hervorstechendster Charakterzug ein unmittelbarer Zu- heißt es in Mecklenburg : Wenn an Lichtmeß die Sonne in den fammenhang zwischen dem Festwesen und den Lebensgewohnheiten. Schafstall scheint, so stehe fein gutes Schafjahr bevor. Ist aber das Die Festformen find nichts als besondere Lebensformen. In erster Wetter Hell und kalt, so gedeihen Schafe und Bienen, oder es giebt Linie liefern wirtschaftliche Vorgänge den Inhalt der Feste, während ein ertragreiches Flachsjahr. Nässe zu Lichtmeß deutet auf frühen die durch den Anlaß bedingten Verrichtungen und Veranstaltungen Graswuchs.. Recht altertümlich flingt eine Vorschrift, nach welcher zu festlichen Formen werden. Derartige Gelegenheiten wiederholten die Weiber am Lichtmeßtage beim Sonnenschein tanzen sollen, damit fich alljährlich in einem festen Turmis. Wenn im Frühjahr der ihnen der Flachs gerate. Dem liegt wohl der Gedanke zu Grunde, Schnee geschmolzen war und die die Götter, wie auch sonst üblich, durch Tanz zu erfreuen, und so Weide wieder grünte, trat fir die halbnomadische Wirtschaft eine bedentfame ihre Gunst für den Flachsbau zu gewinnen. Wende ein. Es galt, zum Aufbruch aus dem Winterquartier zu rüsten und draußen auf der Malstätte die öffentlichen Dinge zu ordnen. Vielleicht auch mußten die wehrhaften Männer zum Streite ausrücken, und dann war Kriegsrat zu halten. So fam nach der winterlichen Stille Bewegung in die Dorfschaften. Wieder ins Freie zu ziehen, war für den Sohn der Natur an sich ein festliches Ereignis. Auf der Dingstätte traf er mit den Genoffen zusammen, und das bot Gelegenheit zu geselligem Schmaus und Spiel, aber auch zu Tausch und Handel. Dabei ward nicht versäumt, den Göttern zu opfern, Gericht zu halten u. dergl. mehr. Das waren die hauptsächlichsten Momente des Frühlingslebens der Alten, und das Ganze nahm den Charakter einer festlichen Begebenheit an. Da bei alledem eine längere Frist verstrich, so ergaben sich mehr oder weniger ansgedehnte Festzeiten, die noch dazu je nach der klimatischen Lage verschieden fielen.
Dieses festliche Leben der Frühlingszeit ist zum Teil in der Faschingsfeier aufgegangen. Fastnacht ist wieder eine der geräumigen Festperioden, wie die Kirmeszeit des Herbstes, uno entspricht in ihrer Ausdehnung ganz dem Bedürfnisse der alten Zeit, die sich nicht an feste und furzbemessene Termine binden konnte.
Allerdings gehört der Fastnachtstermin, seiner Zeitlage entsprechend, als Datum des Frühlingsfestes von Haus aus südlichen Breiten an, wie auch gewisse Formen der Feier nicht deutscher HerDen Ausgangspunkt bilden wohl die römischen Lupercalien und Quirinalien, die recht eigentlich Feste der Bauern und Hirten waren. Sie wurden im Februar gefeiert, bevor der Ackerbau wieder begann und der Viehaustrieb stattfand. Mit den Zügen der Römer kam diese Festfeier auch nach Deutschland . Für einen der artigen Zusammenhang spricht, daß gerade die Rheingegenden zum Size des Karnevals, der specifisch römischen Festsitte, geworden sind. Obwohl der Termin für unsre klimatische Lage zu zeitig fiel, fand er doch Eingang, und vom Westen ausziehend, trugen ihn die Kolonisten auch in andre Teile des Landes. Auf deutschem Boden schlossen sich
Auch die firchliche Feier ist von der alten Festüberlieferung beeinflußt. Insbesondere führt die Kerzenweihe, nach welcher der Tag benannt ist, in die heidnische Zeit zurück. Die Wachslichter im Kultbrauche sind eine Umformung des Opfers der Honigwabe, und es ist anzunehmen, daß in der Vorzeit namentlich zur Frühlingsfeier den. Göttern eine solche Spende dargebracht wurde. Wenn in Steiermark der Kirchenpropst oder der Dorfrichter, der die Gelder zur Beschaffung der Kerzen sammelt, für die Geber den Segen des Patrons erbittet, so kann auch über den Sinn der heutigen Sitte fein 8iveifel obwalten.
Wie an Mariä Lichtmeß , so sind die Spuren der alten Früh lingsfeier auch an den andern Festen wahrzunehmen, welche die Stirche in diese Periode verlegte, um das festliche Leben des Volks zu treffen und umzubilden. Das gilt insbesondere von Petri Stuhl feier und St. Matthias.
Vollständiger aber spiegeln die Bräuche der eigentlichen Fastnachtszeit die Frühlingsveranstaltungen unfrer Voreltern wieder. Das Besondere war der Aufbruch in den Siedelungen und der Auszug nach den freien Plägen. In dieses Treibeir führen uns die fröhlichen Umzüge der Tiroler zurück. Da begegnen wir dem Faschingsritt" im Zillerthale. Ein Schalksnarr, dessen Pferd eine altertümliche Glode trägt, eröffnet den Zug. Ihm folgen, ebenfalls beritten, Sultane, französische Jäger, Mohren, Sennerinnen, Schäfer; zulegt fominit eine Zigeunerfamilie mit Bärentreiber, Eselsreiter usiv. Vor dem Wirtshause, das an die Stelle der alten Trintzelte auf der Malstatt getreten ist, wird Halt gemacht. Hier beginnt die Vorlesung des Faschingsbriefs, in welchem alles Lächerliche aus dem Gemeindeleben des verflossenten Jahres humoristisch behandelt wird. In den Festzug hat sich gewiß int Laufe der Zeit manches fremdartige Element eingeschlichen, aber im ganzen könnte es wohl bei dem Aufbruche der Alten so hergegangen sein. Das Verlesen des Faschingsbriefes ist nichts andres als eine Karrikatur der urväterlichen Sitte, bei den Zusammenkünften auf der