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Dingstätte über die Vorgänge im Kreise der Genossenschaft zu be-| Metallspiegel bennzten, die aus Kupfer, Bronze, Silber oder Gold richten, was nicht immer ohne öffentliche Rügen abging. Im Entli- hergestellt waren.
Die antife Form des Handspiegels hat sich bis heute erhalten. finden wir dabei ein förmliches Lager auf der Malstatt . Alt und Die Spiegelfläche wurde nicht nur oval, sondern auch rund, vierJung vereinigt sich am Fastnachtsmontag um die Dorflinde, dieses edig und vieledig gestaltet, mit einem mehr oder minder reich vers uralte Wahrzeichen des Dingplates. Man ruht auf der zierten Rahmen aus Holz, Elfenbein oder Metall eingefaßt. Die steinernen Einfaffung oder steht in Gruppen umber. Da für die Toilette der Frauen bestimmten Handspiegel des trifft ein Herold der Nachbargemeinde ein, um coram Altertums wurden am Griff häufig reich verziert, und die Rückseite publico ein Schreiben vorzutragen, dessen Juhalt dem der Scheibe war mit Schniziert und Reliefarbeit. Künstlerisch geFaschingsbrief der Zillerthaler gleichkommt, nur noch mehr den schmückt. Dieser Schmuck bestand bei den Griechen und Römerit Charakter einer öffentlichen Kritik hervorkehrt. Der Bote ist für den meist aus eingravierten mythologischen und genreartigen Darstellungen. Tag unverletzlich und wird bei gemeinsamem Mahle festlich bewirtet. Solche antife Spiegel sind in großer Zahl in den verschütteten Rach alledem scheint der Brauch das Eintreffen des Oberhauptes Bejuvstädten und in Gräbern aufgefunden worden. oder eines Bogtes auf der Dingstätte zu wiederholen. Für solchen Zusammenhang spricht auch, daß die Veranstaltung mit dem Hissen der Fahne vor dem Gerichtshause beginnt.
Glasspiegel fannte, das frühe Altertum nicht; in keiner alten Schrift werden sie genannt und auch nirgends vorgefunden. Nach Plinius haben erst die Phönizier Spiegel aus einer undurchsichtigen Abgesehen von diesen charakteristischen Formen finden sich Um- schwarzen Glasmasse mit glatter, polierter Oberfläche hergestellt. züge der verschiedensten Art sonst noch häufig auf dem Lande. Sie Jedoch wurden die Metallspiegel dadurch nicht verdrängt. Jm Orient tragen zuweilen ein lokales Gepräge, aber sie entstammen doch und Persien werden sie auch heute noch verfertigt und gebraucht und ihrer ersten Veranlassung nach derselben Urfitte. Selbst in den Glasspiegeln noch vorgezogen, weil sie nicht so zerbrechlich sind den Städten find als Erinnerung alt das Frühlings- und sich in dem trocknen, heißen Klima besser als das Amalgam der leben der Alten noch mancherlei Zunftfeste zurückgeblieben. gläsernen Spiegel erhalten. Luzerner Gewerte ziehen am Donnerstag nach Fastnacht, nach Väterart gewappnet und von Spielleuten begleitet, hinaus nach einer Halde. Dabei wird ein großer Bokal mitgeführt, aus dem jeder mann einen Trunk Wein erhält, genau wie die Altvorderen bei ihren Gelagen zu verfahren pflegten. Der Schäfflertanz" der Münchner Böttcher und ein Mainfest, welches dieselbe Zunft vordem in Frantfurt veranstaltete, führen auf die gleiche Tradition zurück. Nicht minder das Schönbartlaufen" der Nürnberger Schlächter und der Meggersprung" in München . Auch die Karnevalszüge bilden einen Nachtlang urtümlichen Voltslebens, nur sind sie durch das überwuchernde Maskenwesen ins Burleske getrieben, wenngleich der Mummenschanz selbst auf eisgrauer Ueberlieferung beruht.
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In Europa werden erst im 12. und 13. Jahrhundert Nürnberger Glasspiegel zuerst genannt, und im 14. Jahrhundert wurden in Venedig die ersten Tafeln aus Spiegelglas mit Zinnamalgam anges fertigt und in den Handel gebracht. Benedig blieb auch fast 200 Jahre hindurch im alleinigen Besitz des Geheimnisses ihrer Herstellung; venetianische Spiegel durften in keinem vornehmen Hause fehlen. Von Venedig ging diese Kunst nach Böhmen und Bayern , wo Nürnberg sie vorzugsweise betrieb, und später nach Frankreich , wo diese Industrie lange Zeit hindurch Privilegium einer einzigen Gesellschaft, der Compagnie von St. Gobain , bildete.
Bis 1688 wurden die Spiegel ausschließlich aus geblasenem Glas hergestellt. Da gelang es dem Franzosen Lukas de Nehou in Paris , gegossene Glastafeln herzustellen, der bedeutendste Forts schritt, den diese Industrie zu verzeichnen hat. Die geblasenen sowohl wie die gegossenen Spiegelplatten müssen vor ihrer Verwendung noch geschliffen und poliert werden. So lange man mur fleine Spiegelscheiben kannte, geschah dies mit der Hand; gegenwärtig benugt man dazu Maschinen. Welche Fortschritte diese Fabrikation gemacht hat, ersieht man aus den Preisen, die für die Platten bezahlt wurden. Im Jahre 1702 fostete eine Glasplatte von 4 Quadratmeter Oberfläche 2160 M., heute mir etwa 100 m. Damals war eine Spiegelplatte von 4 Quadratmeter noch ein Wunderwerk; in unsrer Zeit stellt man solche von 20-30 Quadrats meter Oberfläche Her.
Bemerkenswert sind die zahlreichen Bräuche, welchen das alte Gericht auf der Dingstätte zum Vorbild dient. O. v. ReinsbergDüringsfeld hat uns darüber einige recht lebendige Schilderungen hinterlassen. In der Gegend von Schluckenau in Böhmen wird ein Mann, der als Wilder vermummt ist, am Tage vor Fastnacht von der Volksmenge durch mehrere Straßen verfolgt, bis er in eine Gaffe kommt, welche durch einen Strick gesperrt ist. Dort stolpert er über das Hindernis und wird von seinen Verfolgern gefangen genommen. Der Scharfrichter eilt herbei, durchsticht mit seinem Schwert die blutgefüllte Blase, welche der Darsteller um den Leib gebunden hat, und der Wilde stirbt, während ein Strom von Blut Die Erde rötet. Dann wird er auf einen Schlitten oder eine Bahre gelegt und fortgeschafft. Am nächsten Tage pugt man eine Stroh Die Herstellung der Spiegel mit Zinnamalgan, der aus etwa puppe wie einen Wilden aus und bringt sie unter Begleitung einer 78 Teilen Zinn und 22 Teilen Quecksilber besteht, ist wegen zahlreichen Menge auf einer großen Trage an einen Teich. Hier der beständig sich entwickelnden Quedfilberdämpfe sehr gefährlich hält der Scharfrichter eine Rede an das Volk und wirft dann den und erfordert erfordert weitgehende gesundheitliche Maßregeln, um Wilden ins Wasser. In Schwaben wird aus Stroh ein Fastnachts- Quecksilber- Vergiftungen vorzubeugen. Dazu kommt noch, daß bär hergestellt, dem man ein Paar alte Hosen anzieht und in den der Quecksilberspiegel, eine bleichere, ins Grünliche spielendez GesichtsHals eine frische Blutwurst steckt, damit beim Kopfabschlagen farbe zeigt, als die Wirklichkeit, während der in neuerer Zeit das Blut wie bei einer wirklichen Hinrichtung fließe. Denn gebräuchlicher gewordene Silberspiegel ein frischeres, rötliches Bild der Bär wird angeklagt, eine blinde Katze getötet zu wiedergiebt, wohlfeiler in der Herstellung ist und verfertigt werden haben, und dieses Verbrechens wegen in aller Form zum fann, ohne die Gesundheit der Arbeiter zu gefährden. SpiegelTode verurteilt. Bevor die Hinrichtung stattfindet, werden dem Kazens glas auf der Rückseite zu versilbern ist erst seit 1843 in Gebrauch. mörder zwei Geistliche beigegeben, die ihn trösten müssen, und nach Man verfertigt auch Platinspiegel, für die das Glas nur auf einer derselben wird der Geföpfte in einen Sarg gelegt, um am Ascher- Seite geschliffen werden muß. Da das Platin an der Luft nicht anmittwoch nach der Kirche begraben zu werden. In ähnlicher Weise läuft, so halten sich diese Spiegel sehr gut. wird in Oldenburg und Westfalen auch durch das" Hahnenschlagen" eine Gerichtshandlung parodiert, wie in Dänemark das„ Ragenwerfen" auf denselben Ursprung zurückweist. ( Schluß folgt.
Kleines Feuilleton.
Zur Renaissancezeit trugen die Damen Handspiegel am Gürtel: Im Mittelalter tamen auch Taschenspiegel und Wandspiegel auf; letztere wurden seit dem 16. Jahrhundert immer größer und haben fich gegenwärtig zu den vom Fußboden bis zur Zimmerdecke reichenden Trumeaus entwickelt. Die Einrahmung der Wandspiegel wurde ein besonderer Zweig der Möbeltischlerei. Doch wurden früher und werden zur Zeit noch in Venedig Wandspiegel mu Rahmen aus geschliffenem und geblasenem Glase angefertigt.
In unsren Tagen ist die Spiegelfabrikation am bedeutendster in der Rheinproving, in England und Belgien , namentlich aber ir Frankreich , das am meisten Spiegel erzeugt, aber auch den größter ( Köln . Volksztg.") einheimischen Bedarf hat.-
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Theater.
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Der Spiegel . Spiegel nennen wir die glatte und glänzende Oberfläche eines Körpers, welche durch Reflexion Bilder erzeugt. In den ältesten Zeiten des Menschengeschlechtes hat die ruhige, hellglänzende Oberfläche des Waffers als natürlicher Spiegel dienen müssen Kunstspiegel werden im Altertum zuerst im zweiten Buche Moses erwähnt, wo sie als Schmucksachen israelitischer Frauen bezeichnet werden.- Es heißt nämlich und er Lessing Theater. Der Athlet. Schauspiel in 3. Auf ( Moses ) machte das eherne Waschbecken und sein ehernes Gestell zügen von Hermann Bahr . Warum schreibt Herr Bahr eigentaus den Spiegeln der Frauen." Ueber die Beschaffenheit der lich die Stücke, die wir von Zeit zu Zeit auf Berliner Bühnen sehen Spiegel weiß man, daß sie meist Handspiegel und nur selten Wand- müssen? Ganz leicht ist die Antwort nicht. Der Mensch kann aus spiegel waren, daß sie auch als Schmucksachen benutzt wurden, und den verschiedensten Gründen ein Theaterstück schreiben. Beispiels daß fie aus Metall gegossen waren. Letzteres geht auch aus den weise um Geld zu verdienen oder um seiner Schwiegermutter eine Worten Jobs hervor:„ Kannst du wie er( Gott ) den Himmel aus- Freude zu machen oder um zu beweisen, daß er ebenso geistreich ist breiten, der fest ist, wie ein gegossener Spiegel?" An andren wie Blumenthal. Er kann es sogar aus innerer Notwendigkeit thun, wie Stellen spricht die Bibel von Spiegeln, welche die Neigung haben die sogenannten Dichter, die indessen immer nur vereinzelt auftauchen blind" zu werden, von Spiegeln, die mit Rost überzogen und dem übrigen Schwarm gegenüber kaum in Betracht kommen. find, von unbeschnutzten Spiegeln, von solcher, die ge- Mit boller Sicherheit läßt sich nur sagen, daß Herr Bahr nicht zu fnetet, bearbeitet und poliert werden; mait bedauert die den Dichtern gehört. Es liegt in dieser Zugehörigkeit auch ein fomMangelhaftigkeit ihres Refleres und die Ungenauigkeit des zurück promittierendes Moment. Man ist wie eine veraltete Erscheinung geworfenen Spiegelbildes. Alle diese Ausdrücke beweisen klar und immitten einer modern gekleideten Gesellschaft. So ein Haus der deutlich, daß die Spiegel von Metall waren. Diese Aussagen der Träumer hat im realpolitischen neuen Reich im Grunde nichts zu Bibel finden wir in den Nachrichten bestätigt, welche andre Schriften fuchen und Herr Bahr giebt zu viel auf die Mode, um sich in einer des Altertums über die Spiegel der Assyrier, der Egypter, lächerlichen altfränkischen Tracht zu zeigen. Griechen und Römer geben, wonach diese Völker fast nur
Herrit Bahrs letztes Stück rühte bekanntlich auf einem in seiner