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das Kunstleben lex Heinze in

gegen Angriffe gegen Angriffe zu schützen, wie fie die der Kleidung zu scheiden: das tropische und das arktische Princip. fich schließt, so ist das nur recht und In den Tropen stellt die Kleidung nur einen auf dem Körper aus­billig. Aber er ist stets ein hocharistokratischer Freiheits- gebreiteten Schmuck dar, in der Form der Verzierung als Be­apostel gewesen, der sich von den Regungen der Volksmasse fern- malung, Narbe und als Tätowierung entwickelt; erst später tritt hält. Er bekennt seinen Atheismus in den Kindern der Welt", dem der bewegliche Zierat als Hüften und Gürtelschmuck auf. Roman, aus dem man neben dem Münchener Roman Jm Paradiese" Wie alt der Hüftenschmuck und das kunstvoll geordnete und den Menschen Heyse am besten kennen lernen kann; aber die Personen geschmückte Haupthaar bei den afrikanischen Frauen sind, des 1872 geschriebenen Romans sind samt und sonders Ausnahme- beweist eine altägyptische Thonfigur, deren Alter auf 5000 Jahre zu menschen. Er predigt das Recht der Liebesleidenschaft und kann als schäßen ist, und die diesen Schmuck trägt. Der Rock mit dem Gürtel, Apostel der freien Liebe auftreten; aber es sind Ausnahmemenschen, in der Mitte des Körpers befestigt, stellt den Typus der tropischen die den freien Bund bei ihm schließen, Menschen, die gleichsam ein Leben für sich führen, unabhängig von den Verhältnissen des Landes, in denen sie die Laune des Dichters leben läßt.

Vor furzem hat der Freund Heyses, der gleichfalls dem Münchner Dichterkreis angehörige Hermann von Lingg , eine umfangreiche Selbst­biographie veröffentlicht. Es ist geradezu erschreckend zu sehen, wie wenig dieser feinsinnige Lyriker mit seiner Zeit gelebt, wie wenig er die Ereignisse, die das Schicksal Deutschlands in den letzten Jahr­zehnten bestimmten, innerlich verarbeitet hat. Es ist, als ob alle politischen Ereignisse an ihm spurlos vorübergegangen wären. Auch in Heyses Dichtungen ist wenig von solchen Einflüssen zu spüren. Am bezeichnendsten für ihn ist seine artistische Begeisterung für die Ausnahmenatur Bismards. Schon 1859 hat Robert Pruz dem Dichter eine ernste und ausdauernde Begeisterung für die großen Schicksale der Menschheit, Vertrauen in die Geschichte und ihre Entwickelungen" abgesprochen. Und der Verehrer Bismards fomnite in seinem Münchener Künstlerroman die Einwirkungen der Ereignisse des Jahres 1870 auf seine Künstler so schildern, daß man den Ein­druck gewinnt, als hätte er trotz aller patriotischen Gesimmung die Störung des paradiesischen Zustandes eines vom Weltlärm ab­gefehrten Künstlerlebens, wo der schöne Schein das höchste Ziel alles Strebens ist und das allein ein Recht zum Dasein bat, was sich nie und nirgend hat begeben", in ziemlich hohem Grade als lästig empfunden.

Kleidung dar, den wir bei allen afrikanischen Stämmen aus Pflanzenstoffen hergestellt antreffen, auch der Stirnschmuck mil pflanzlichen Stoffen tommt hinzu. Je mehr die Kleidung zwed mäßig eingerichtet wird, desto mehr geht die Tätowierung zurüd, Metallschmuck tritt hinzu, und man bestrebt sich, die Formen des oberen Körpers frei zu lassen und nur den unteren Körper mit dem Rode zu bedecken. Die Art des Kopfputzes ist ein Zeichen der Würde und hat von dem aus Tigerzähnen hergestellten Diadem einer Dajakfürstin auf Borneo bis zu der Krone aus Edel­steinen nur sein Material geändert. Die Zulumädchen verwenden geschenkte Handtücher auch sogleich als Kopfschmuck. Die Natur­völker verbinden keineswegs das Gefühl der Unfittlichkeit mit der Nacktheit. Auf Celebes sind nur die Kinder der Häuptlinge ein wenig verziert, alle andren jüngeren Geschöpfe find völlig un­belleidet. Auf Sumatra kleiden sich die Eingeborenen mur bei Fest­lichkeiten, um ihren Schmuck zu zeigen. In allen tropischen Ländern ist die vermehrte Kleidung stets auf europäischen Einfluß zurückzu­führen. Dem gegenüber steht die Kleidung der im Norden wohnenden Frau. Sie ist enganschließend, besteht zum Schutze gegen das Klima aus Beinkleid und Jocke mit Aermeln, wie sie die Estimoweiber tragen. Die Nationalkostüme stellen eine Vermischung beider Typen dar, wie denn auch die Frauenkleidung der Kulturvölker aus dem tropischen, die der Männer aus dem arktischen Typus herbor gegangen ist. Die griechische Kunst weist eine entgegengesette Strömung auf, ein archaischer Stein zeigt das alte phrygische oder Amazonenkostüm, das Vorbild des altgriechischen, während später die Vernachlässigung der Kleidung des weiblichen Oberkörpers durch die Mode zur erhöhten gymnastischen Ausbildung des weiblichen Körpers und dessen entwickelter Schönheit geführt hat. Nationalkostüm der Hindus ist das tropische, bei den Parfi ge­bietet die Religion das Tragen des Schleiers, persische Frauen tragen auf der Straße dagegen weite Beinkleider. In Kurdistan ist der Oberkörper der Frauen verhüllt, während europäischer Einfluß in Siam zum leberschlagen eines Tuches über den Oberkörper geführt hat, das die rechte Schulter freiläßt. In Nord­china tragen die Frauen Beinkleider, während in Südchina tropische Kleidung bei den besseren Klassen vorherrscht. Die Japaner und ihre nerinnen. Die ledernen Beinkleider des merikanischen National fostüms sind wohl aus einer Mischung indianischer und spanischer Einflüsse zu erklären. Daß Mode" stets bestanden hat, findet der Vortragende darin bestätigt, daß gewisse Stoftime fich lange bei Naturvölkern erhalten haben; unsre heutige Mode deckt als Uniform die Entstellung des weiblichen Körpers, die er durch Schuhe und Korset erleidet. Das Korsett wurde in den Jahren 1100-1400 nach unserer Zeitrechnung zum Zwecke der Komprimierung der Büste in astetischem Sinne benutzt. Das hygienische und normale Empire­foftim war, weil an Brust und Armen hängend, nur für leichte Kleidung geeignet. Die moderne Sportkleidung zeigt einen hygies nischen Fortschritt. Theater.

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Es kommt da, wenn man so will, das specifisch in st Ierische im Wesen Heyses zum Vorschein. Das Künstlertum der Münchener Poeten ist von eigner Art. Sie waren sich ihres Künstlertums allzeit im höchsten Maße bewußt. Sie fühlten sich als Künstler im Gegensatz zum Philister ähnlich stark wie die Romantiker; und bei ihnen kam, wie Adolf Bartels ausgeführt hat, hinzu, daß fie in München als Norddeutsche, von einem König berufen, von der einheimischen Bevölkerung nicht übermäßig herzlich aufgenommen, fich als Fremde fühlen mußten, die sich nun dem Philister um so abweisender gegenüber stellten. Sie fühlten sich aber andrerseits als Künstler gegenüber den Tendenzschriftstellern des Jungen Deutsch­lands. Dieser Tendenzpoesie gegenüber tamen fie fich vor als die Hüter der reinen und wahren Poefie und verfielen ihrerseits in über­triebenen Stultus der Form. In ihrem Gegensatz zu den Jung- Frauen entblößen den Oberkörper ebenso wenig wie die Korea deutschen, in ihrem Protest gegen die Tendenzpoesie lag zunächst ihre literarhistorische Bedeutung.

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Was

Wenn sie aber, die es wahrhaftig mit ihrem Künstlerbernf ernst nahmen, zwar einen vorübergehenden starken, aber keinen dauernden Einfluß ausgeübt haben, so lag das an ihrer übertriebenen Hervor tehrung der formalen Seite, die sie der Gestaltung des fie um flutenden Lebens entfremdetc. Sie hüteten den Geschmack des flassischen Zeitalters und pflegten die klassischen Traditionen. Für den Juhalt einer neuen Zeit eine neue Form zu finden, war nicht ihr Bestreben. So ivareit fic, wie W. Weigand es formuliert, die gebornen Epigonen, und es ist ganz verständ­formuliert, die gebornen Epigonen, ubi in den acht­lich, daß, als das jüngste Deutschland sich das jüngste Deutschland sich ziger Jahren regte, gegen den Hauptrepräsentanten des Münchner Kreises, gegen Paul Heyse , die heftigsten Angriffe Lessing Theater: Novelli als ShhIod. gerichtet wurden. Denn die, die neue Formen für neuen Inhalt wir beim" Papa Lébonnard" als notwendig bezeichneten, ist nun juchten, mußten den allbeliebten Epigonen als Todfeind ihrer Be- geschehen: die unbekannten Stücke find vom Spielplan verschwunden strebungen betrachten. Heyse hat sich dann in polemischen Romanen und Novelli tritt in Rollen auf, die wir alle fennen. Er ist ehrlich gegen diese Angriffe gerächt; seine Polemik ist aber so schwächlich genug gewesen, auf dem Bettel den eigentlichen Titel des ausgefallen, daß sogar seinen Freunden die Frende daran verging. Shakespeareschen Lustspiels zu streichen und dafür, Shylock " hinzusetzen. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis der litterarischen Thatsächlich ist vom Lustspiel auch sozusagen nichts übrig geblieben, und Jugend zu dem Häuptling einer vergangenen Litteratenperiode doch was etwa noch da ist, wurde durch die elende Darstellung geändert. In demselben Maße wie die Jungen über den Sturm prompt und zuverlässig vernichtet. Wir sind im Punkte Shakespeare und Drang hinauskamen und an ruhiges Schaffen gingen, etwas empfindlich und leicht ist es uns feineswegs geworden, den in demselben Maße mußte bei aller bleibenden Verschiedenheit Mißhandlungen seiner Dichtung ruhigen Bluts zuzusehen. Schließ­die Betonung des formalen Elements und der litterarischen Tradition bei Heyse weniger abstoßen. Nun wurde leidenschaftsloser die Kunst anerkannt, mit der Heyse seine Novellen aufbaut, deren er mehr als hundert veröffentlicht hat, mun erinnerte man sich auch des Freimuts, mit dem der Aristokrat Heyse in Sachen der Geistesfreiheit sich ge­äußert hat und verzieh ihm seine zahllosen Dramen. Und es werden zu seinem fiebzigsten Geburtstag auch die Gratulanten aus dem Lager der Jüngsten nicht fehlen. Denn sie ehren alle in ihm den Künstler und den freien Menschen in seiner Art, mag er auch kein vorwärts drängender Künstler sein, der neue Gebiete eröffnet, und mag er nur aus litterarischer Ueberlieferung heraus schaffen und durch seinen Einfluß die litterarische Weiterentwicklung zeitweise gehemmt haben.-

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Kleines Feuilleton.

Neber die Entwickelung der Frauentrachten sprach Dr. Straß in der Anthropologischen Gesellschaft". Ueber den Vor trag berichtet die Nat.- 8tg." folgendes: Zwei Principien sind bei

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lich waren wir ja aber gekommen, um Novelli zu sehen und so fanden wir uns denn damit ab, daß alles übrige unterschlagen wurde. Unser Urteil über den italienischen Schauspieler kann heute bestimmter gefaßt werden, als bei seinem ersten Auftreten. Daß es zugleich schärfer und ablehnender ausfallen muß, bedauern wir selbst

am meisten.

Nach den zwei ersten Aften konnte man Novelli noch immer für einen natürlichen und echten Schauspieler halten und durfte hoffen, daß er in der Gerichtsscene die Größe zeigen würde, die allein sein Gastspiel in Berlin rechtfertigen könnte. Zwar blitte am Schluß des zweiten Altes das Virtuosentum bereits hervor, aber doch nicht stärker, als daß man es durch nationale Tradition und Rasse erklären und somit entjchuldigen konnte. Zudem wird ein Schauspieler, der einen Abend ganz allein bestreiten soll, leicht zu allerlei Kunststückchen verführt, die etwas ganz Besonderes darstellen sollen. Wir freuten uns also des Guten, was Novelli thatsächlich bot und hofften auf das Bessere, das noch kommen sollte. Das tam nun leider nicht. Vielmehr kam eine Demastierung, auf die wir ganz und gar nicht vorbereitet waren. Bereits im dritten Aft mißbrauchte der Gast seine Rolle zu einer