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gestrengten Erivachen der Gedanken Beugnis ablegte, die regungslosen Augen, in denen sich unbeschreibliche Seelen­angst und tiefer Schrecken malte, waren in die Ferne ge­richtet. ( Schluß folgt.)

Die Absen- Premiere.

( Deutsches Theater)

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bleich­

In diesem einen Punkt ist der alte Meister nen und so bannte er noch einmal die alten Erinnerungen und durfte sie bannen. Niemals bergessen wir ganz, daß es Erinnerungen sind, schon weil sie schattenhafte Züge tragen, mit Ausnahme der kleinen Maja mur, die mit ihren Schwestern dem Dichter so viel zu schaffen gemacht hat, daß er sie inimer vor sich sieht und die überdies so viel finnliche Kraft hat, daß sie selbst in der Erimerung nicht ganz verblassen tann. Ibsen   lebt in der Erinnerung und teilt damit das Los, das im Alter allen Sterblichen gemein ist. Man hört nicht gern vom Alter reden, wenn es sich um einen Mann handelt, dem alle etivas danken und wäre es auch nur einen Haß, der sie für Augenblicke lebendig macht. Wenn aber ein großer Mensch mehr wäre, als ein Mensch, wäre er uns dann nicht weniger? Ich denke doch.

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B

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Die Dichtung, die im Deutschen   Theater die Premiere erlebte, haben wir bereits in einem ausführlichen Artikel behandelt. Wir Eigentlich wollten wir nicht vom Dichter reden, auch nicht vom legten damals und legen heute noch den größten Wert auf das persönliche Moment des Dramas. Betrachtet man es objektiv wie poetischen, sondern vom Bühnenwert seiner letzten Dichtung. Das ist unmöglich geworden, weil man den Bühnenwert nach der Ibsens  jede andre Dichtung, zeigt es die Spuren des Alters." Aufführung im Deutschen Theater" nicht beurteilen darf. Die mystische Kunst ist vielfach zur mystischen Manier entartet. Motive sind nicht so Die Aufführung war, um es kurz zu sagen, keineswegs gut. Am reich und nicht von so dunkler Schönheit wie beispielsweise in Baumeister Solneß", das ja auch besten deckte fich Gisela Schneider mit der Rolle der kleinen Maja. ein Künstlerdrama ist und mithin besonders zum Vergleich heraus- Prof. Rubed wurde von Hrn. Reicher vollkommen um seine Bedeutung fordert. Hier und da versiegt der Quell, und wir erhalten den Ein- gebracht. Wenn die Dichtung nicht jeden Sinn verlieren soll, muß Stubeck( es ist ja Ibsen   selbst 1) ein aufrechter und bedeutender Mann drud einer gewissen notgedrungenen Sparfamkeit. So nennen Frene und Professor Rubeck die gemeinsam vollendete Statue unser sein, vor allem aber ein Mann. Daß irgend ein schwachgemuter Kind", was an sich schon ein etwas gesuchtes und fatal pathetisches Thor sein Leben verspielt, weil er uvo Idealen flemt und träumt was soll uns das? Daß es ein Mann ist, ein ganzer und fester Bild ist. Der Umstand, daß wir es bereits aus Hedda Gabler  kennen, verbessert es keineswegs, und so haben wir ein Recht Mann, der sein Leben aus den Händen geben muß, um ein Stünstler sein zu können das ist die Erwägung, die einen Geist wie Jbsen zur Ungeduld, wenn es uns so oft vorgeführt wird, als enthielte cs ungeahnte Mysterien. Das ist ein leines Beispiel, weil ich eine am Ende der Laufbahn stuzzig machen kann. Wer dem Professor große Abhandlung nicht geben kann, das aber hoffentlich zeigt, was Rubeck auch nur einen sentimentalen Zug giebt, bringt ihn um, ich mit den Altersspuren" meine. Es ist und Herr Reicher hat ihn umgebracht. Er kann überhaupt - immer abgesehen von der erschütternden persönlichen Beichte- Vergangenheit in Ibsens   keinen Künstler darstellen, aus feinem andren Grunde, als weil er Stück. Die Erinnerung flicht in alte Tage zurück und hält wie- zwar ein Mann von vielen und sogar feinen Künsten ist, aber- tein Künstler. Er gehört zu den flügsten, aber gleich­sprach mit alten Problemen. Schatten wachsen empor und umdunkeln pardon den Sinn des alten Meisters, der daran denkt, wie seine Kunstzeitig auch zu den fältesten Schauspielern, die uns je vorgekommen als sie einst die Schwingen spannte ein Schatten über die find. In seiner Kunst ist unendlich viel Mache, intelligente Mache, wie vor Jahren in Erde slog und selbst im heiteren Süden den Sinn dunkel und ernst gute Mache, aber immer doch Mache. Wenn er einem vergessenen Stück Nordau's einen eleganten Verführer spielt, machte. Wann fab er jenes Weib zum erstenmal? Jenes Weib, das im Grunde nichts ist, als ein bißchen Sinnlichkeit und das doch kommt etwas Ausgezeichnetes zu stande. Wenn man aber unmittelbares mit lächelndem Munde und unerhörter Kühnheit seinen kleinen Fuß Gefühl von ihm verlangt, bringt man ihn in die größte Verlegen­auf ein Menschenschicial stellt, feinen kleinen eleganten Fuß auf heit. Wer ihn mit aufmerksamem Ohr verfolgt, wird immer wieder ein ganzes, ganzes Menschenschicksal! Wann war es doch? Er fab durch die falschen Töne gestört, durch die er über das mangelnde fie oft und fann sich daher nicht sogleich besinnen. Er aufrichtige Gefühl hinwegtäuschen will. In den allerschlimmsten sah sie in ungebrochener Kraft, als fie cin Fällen schlägt sein unwahres Gefühl in Sentimentalität um und Leider war das in den füchtiges Wesen von Pfarrfrau aus der Welt schaffte, wird dann gänzlich unerträglich. um ihren Rosmer zu heiraten und er sah sie als elegante Scenen mit Frene der Fall, und so konnte man schon aus Salondame, gebrochen durch Kultur und Konvention, als sie nur dem Grunde zu einem Urteil über den Bühnenwert der Dichtung noch mit Menschenleben spielen konnte und dabei Eilert Lövborg nicht gelangen. Aber auch sonst war die Besetzung nicht eben zu Grunde richtete, der ein Kind und ein Genie- das Spiel so glücklich. Am Ende ist es überhaupt unmöglich, aus der Irene eine ernst nahm, als wenn er ein gewöhnlicher Dummkopf gewesen wäre. Alaubhafte Gestalt zu machen. Fran Dumont jedenfalls fonnte Er sah sie schon im Badfischalter, als sie es in der Fran vom es nicht, vielleicht weil die Rolle für ihre warmblütige und lebendige Meer" so furchtbar spannend" In der Frene ist die mystische Manier fand, in einem stechen Runft zu gespensterhaft ist. des alten Meisters am unangenehmsten, wenn auch ihre Flucht von Künstler Hoffnungen zu nähren, vont benen fie wußte, Den Bärenjäger daß fie nie in Erfüllung geben konnten, und Rubeck mit großer Psychologie motiviert ist. er fah fie als dummdreiste Mittelmäßigkeit, die den Photographen Eddal brachte Rittner entschieden und stark zur Geltung, wenn er auch Heiratete, obgleich sie ihn damit zum Gegenstand des Mitleids und nicht den plumpen und gutmütigen Riesen gab, den Jbsen schuf.- Achselzuckens machte. Er sah sie oft und sieht sie an diesem schatten- Beim Publikum brachte Wenn wir Tote erwachen" es reichen Abend wieder, und auch heute kann er nicht begreifen und zu einem Achtungserfolg. Erich Schlaitjer. kann nicht begreifen und kann nicht begreifen, daß die Bösen glück­lich find. Das Gewissen in ihm fann nicht sterben und kann nicht ruhen. Wie ein unerhörtes Ereignis verfolgt es ihn, daß es Menschen giebt, die lächeln und Champagner trinken und sich freundlich miteinander unterhalten und doch böse find. So fittlich ist dieser alte Mann, daß ihm die Unfittlichkeit zu einem unerforschlichen Die Freie Volksbühne veranstaltete am Sonnabend in der Problem wird, an das er ein Leven setzt und zwar sein Leben Brauerei Friedrichshain einen Heine Abend. Zunächst hielt und seine tiefe Kunst. Und selbst heute noch, wo es fühl herab: veht Wilhelm Blos   einen einleitenden Vortrag, in welchem er in von den unfruchtbaren Bergen Christianias Heute noch sieht er großen Bügen ein Bild von dem Leben und Wirken Heinrich Heines  das Weib, das er so oft gesehen und in dem die Sünde verzeichnete; das Publikum dankte durch lebhaften Beifall. Es folgten führerische Gestalt annahm, und er vermag fie nicht zu Liedervorträge von der an jener Stelle bereits als sehr sympathisch bannen. Sie umschwebt ihn und lockt ihn wie einst und bekannten Sängerin Hedwig Kaufmann: durchweg Gedichte von schließlich erkennt er ihre Züge und lächelt: sieh da, meine fleine Heine, die von Schumann, Schubert u. a. komponiert sind. Die Maja! Und wieder denkt er zurück! War nicht die kleine Maja prächtige, glockenklare Stimme war bis in die entferntesten Teile des mit einem Profeffor Rubeck verheiratet, der schließlich berühmt und übergroßen Saales vollkommen gut zu hören; das leiseste Pianissimo reich wurde und dann( vielleicht machte es der Reichtum?) das war flar und schön. Die Sängerin zeigte, was eine von Haus aus Tier im Menschen kennen lernte und keine Büste mehr schaffen konnte, nicht große Stimme bei guter Schulung und intelligentem Gebrauch hinter der nicht eine Tiergrimasse verborgen lag? Und war zu leisten vermag; da ging kein Konsonant, keine Nuance der dieser Professor nicht einer von den wunderlichen Leuten, die Stimmung verloren alles war plastisch. Es geht von dieser immer in einer Idee" leben und infolgedessen zu einem Sängerin etwas Keusches und Reines aus. Dieses Eigenartige in Leben in Farbe und Simlichkeit gar nicht kommen? Oder ver- ihrem Gesang läßt vergessen, daß sie nicht das hat, was man wechselte er das? Etwa mit dem Pfarrer Rosmer, der auch nur Temperament nennt. Zu den einzelnen Tönen liegt wohl Schmerz, eine Freigewordene", aber kein Weib sah? Oder mit dem Bau- Freude, Schreck nur glaubt man es ihr nicht recht. Sie sang sich

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Kleines Feuilleton.

Mendelssohn   zu.

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meister Solneß, der an Schwindel litt, wenn er höher steigen schnell in die Herzen des Publikums ein. Auf den herzlichen Beifall sollte als andre? Oder hatte er die ganze Geschichte nur gelesen? hin gab sie noch das Lied:" Leise zieht durch mein Gemüt" von Etwa bei dem Theologen Kierkegaard  , der ihn damals so tief pacte und seitdem nie wieder los gelassen hatte? So fliehen die Gedanken zurück und dann folgt jäh der er­schütternde Schrei: Ich bin es selbst! Ich bin der Narr von einem Professor, der seine Frene laufen ließ, weil er( der Lump!) eine Auferstehung" haben wollte. Ich bin der große Hans der Träumer, dem jeder Lümmel von Bärenjäger das Glück stehlen fann. Ich war immer und bleibe ewig der Narr meiner Kunst Ich habe nie gelebt!

Der Sänger Herr Nikolaus Rielarsky von der Hofoper in Warschau   zeigte, daß er über schöne Stimmmmittel verfügt und ein geübter Sänger ist. Leider flemmt er einzelne Töne und zerrt die Stimme herauf. Im übrigen flingt die Stimme weich und sympathisch. Bedenkt man, daß es ein Ausländer ist, der uns deutsche Lieder sang, so kann man die Aussprache nur bewundern bis auf das bei allen Ausländern typisch wiederkehrende und im Rahmen unsrer Berichte bereits mehrmals markierte schlechte Aussprechen des e und o.

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