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existiere durch ihn. Es ist freilich eine traurige Existenz, aber es ist er über alle Sindernisse hinwegkommt. Dem„ Legomachos" ist der doch eine, und wir könnten ruhiger scheiden, wenn sie der Frau be- ganze äußere Apparat gleichgültig, er jist nur mud lauert auf falsche laffen würde. Da Pfarrer Sang indessen wächst, wächst auch sein Betonungen in den Neden der Schauspieler, um aufzuspringen und Wunderglaube, und es ist am Ende nur logisch, daß ein Mensch mit überlegenem Lächeln seine Auffassung des Sages zur Geltung daran glauben muß, wenn fo ein christlicher Uebermensch sich zu bringen. Der Unteroffizier" ist ein leidenschaftlicher Anhänger entwickeln soll. Frau Sang muß auch wirklich daran der Abschreckungstheorie, er fennt die 169 Paragraphen der Theaterglauben. Wir erfahren wenig von ihr und doch schenken hausgefeße auswendig und andet jedes kleinste Bergehen durch Zus wir ihr alles, was wir an Liebe haben. In diesem dittieren von Strafen, die noch dazu unfehlbar am fchwarzen Brett" entseglichen Christenmilien ist sie der einfache und natürliche Mensch, zur allgemeinen Kenntnis gebracht werden. Auch einen„ Papft" giebt mit dem wir menschlich fühlen. Solange fie lebt, weint in ihr das es unter den Regisseuren. Er kann niemals irren. Was er einmal verletzte Menschentum und im Tode flagt fie fo granenhaft den über Auffassung und Darstellung gefagt hat, das gilt. Er kennt Wunderglauben an, daß wir ihren liebevollen Mann vor den Straf - auch den Text besser als jeder Schauspieler, und wenn diefer sich richter ziehen müßten, wenn er nicht eine tragische Natur. von verteidigt und das Textbuch vorgezeigt wird, nach dem er recht hätte, einer höheren Instanz sein Recht erhielte. Pfarrer Sang hat durch dann ist es ein Druckfehler! Sehr sarkastisch malt Barnah den Gebet und Glauben feine franke Frau heilen wollen. Er hetzt sie, Stimmungsregisseur" das Schoßlind der Modernen: Halbe Bedie seinem Willen unterworfen ist, in einen Fieberrausch von Ge- leuchtung, die Lampen füglich so weit herabgestimmt, daß man die sundheit hinein, um sie dann schließlich als Leiche in seinen Armen Schauspieler nur noch erraten fann, Pausen an allen möglichen aufzufangen. Und nun erst fällt es ihm wie Schuppen von den Stellen dargestellte Gedankenstriche des Autors ein so leise ges Augen und mit einem entsegten oder", das den Zusammenbruch führtes Gespräch, daß kaum die Hälfte der Worte verstanden wird feines Glaubens verkündet, finft auch er entfeelt zusammen. das sind seine gangbarsten Hilfsmittel, und hat er es erreicht, daß das Publikum von der dargestellten Scene nichts gesehen und nur die Hälfte verstanden hat, dann ruft er triumphierend:„ Seht Ihr? Stimmung! Stimmung! Das ist alles 1" Der Verist" arbeitet viel mit beftaubten Stiefeln, geflicten Beinkleidern, zerbrochenen Stühlen, piependen Kanarienvögeln, rauschenden Wasserfällen, roten Nasen, und wenn das Stück im Winter spielt, mit Schneefällen, die man durch das Fenster sieht usw. Barnay zählt noch eine ganze Anzahl von Typen auf, den Masseverwalter", der mit großen Massen in erster Linie Leben und Bewegung in das Bühnenbild debringen will, Schlachten, brennende Schlöffer, ganze Scharen schreiender, auf der Bühne herumkrabbelnder Statisten zu vers blüffenden Effekten braucht, den Schneider", den„ Dekorateur", den Scheinwerfer", den" Phonographen ", den„ Rötelmann" u. a.... Der beste Regisseur aber, schließt Barnay, der rechte ist, der von jeder Gattung etwas und von keiner zu viel hat!
Im Vordergrund der Vorstellung stand Bassermann, obwohl er eigentlich im Hintergrund der Dichtung stand. Herr Bittschau traf den Pfarrer Sang recht gut, mur daß er uns durch eine strafbar füßliche Christusmaste ennuyierte. Er scheint bei den Malern Studien gemacht zu haben, die sich besser auf die Frisur als auf die Genialität Christi verstehen. Fräulein Frauendorfer war in der etwas passiven Rolle der Frau Sang warm und natürlich. Erich Schlailjer.
Kleines Feuilleton.
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Litterarisches.
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k. Zur Naturgeschichte der Regisseure. Ludwig Barnay veröffentlicht im April- Heft von" Westermanns Monats heften " eine feffelude Plauderei aus der Theaterwelt, in der er eine " Naturgeschichte der Regiffeure" zu entwickelu versucht. Die zahlreichen Regiffeurtypen, deren Bilder er nach ihren besonderen Nei- Wie Didens arbeitete. Aus Dickens Nicholas gungen und Veranlagungen mit feinem Humor ausmalt, feien hier idle by" ist eine ergögliche Schul annonce des Mr. Squeere in ein paar Strichen wiedergegeben. Barnay nimmt sich zunächst den bekannt, der für 20 Guineen Jahreshonorar alles mögliche bietet: Buchhalter" vor. Als Adept Laubes schwört er auf„ Das Wort!" Auf der Probe steckt er die Nase fortwährend ins Buch und fon-" In Mr. Wackbord Squeeres Akademie 2c. in Yorkshire finden junge trolliert jede Silbe; wie es auf der Scene aussieht, geht ihn nichts allen lebenden und toten Sprachen um das jährliche Honorar von Leute Koft und Logis, Kleidung, Bücher, Taschengeld, Unterricht in an, wenn nur der Text wörtlich gesprochen wird. Der Wegweiser" 20 Guineen. hat dagegen sorgfältlig in seinem Regiebuch festgestellt, woher jeder troffene Kost. Mr. Squeere hält sich in London auf und ist täglich Keine Extravergütungen, feine Ferien, eine unüberSchauspieler kommen und wohin er abgehen soll, welche Wendung von 1-4 Uhr im Mohrenknopf zu Snow Hill zu sprechen." Nicholas hier und welcher Bogen dort auszuführen ist. Allbekannt ist der Schul- Nickleby erschien 1838 vom April an in Lieferungen. Ein Leser des meister". Langer ergrauter Bart, fein goldgefticktes Sammettäppchen auf den spärlichen, aber sehr langen Haaren find seine Kennzeichen. Alle henämns" schreibt an dasselbe, daß er zufällig in den„ Times" bekamiten dramaturgischen Werke von Nötscher bis Devrient fennt er, Didens zweifellos in seiner föstlichen Erzählung benutzt habe:„ In voni 29. Juni 1838 die folgende Annonce gefunden habe, die und er hält auf jeder Probe lange tunstwissenschaftliche Vorträge, Mr. Simpsons Afademie 2c. in Yorkshire finden junge Leute Koft, aber nur für die jüngeren Schauspieler, da die alten doch nicht mehr Logis und Unterricht, einerlei, für welchen Stand sie sich später entauf ihn hören. Die Proben sind daher natürlich endlos. Das Banoptikum" hat keine andre Gorge als daß, besonders in histori je nach Alter. Steine Extravergütungen und feine Ferien. Referenzen histori- cheiden wollen, um das jährliche Honorar von 20 bis 23 Guineen, schen Stücken, die darzustellende Persönlichkeit durch Bart, Perrücke bei Mr. Simpson, der täglich von 12-2 im Mohrenkopf zu Snow und Schminke möglichst porträtähnlich gemacht werde, er würde es Hill zu sprechen ist." Mit Ausnahme des Namens und des Wohnnicht überleben, wenn bei ihm, wie einmal bei einem Gastspiel orts, von dem Dickens nur das Yorkshire übernommen hat, stimmen Haases in Mainz , die Rolle des alten Goethe im Königs die beiden Annoncen fast vollständig. lieutenant" vom Direktor im natürlichen Vollbart gespielt würde! Der„ Baumeister" fann sich ein wirksames Bühnenbild ohne die ver Theater. wegenſten Erhöhungen auf der Bühne nicht deuten, er liebt vor Freie Boltsbühne. Die Neuvermählten". Daallem die stilvolle Dekoration", bei der, wenn es irgend nach:„ Die sittliche Forderung". Der Stoff, den geht, Treppen nach nach einem oberen Stockwerk führen oder Björnson in den Neuvermählten" behandelt, ist im Grunde epischer die Darsteller aus der Tiefe auf die Bühne heraufsteigen, Natur. Es ist kein Zufall, daß in dem Stück mehr geredet wird, und in einem einfachen bürgerlichen Zimmer muß er wenigstens als eigentlich gut ist. Troydem haben wir aber schließlich doch mit an einem Fenster oder einem Balkon einen„ Tritt" anbringen lassen. einer liebenswürdigen und interessanten Dichtung zu thun, die sich Weit verbreitet ist der Typus der Kopiermaschine". Dieser ist sehr mit Recht auf dem Spielplan erhalten hat. Der oft abwesend auf„ Geschäftsreisen", in Paris oder London , in Wien Inhalt ist leicht erzählt. Ein junger Mensch hat in oder Berlin . Dort notiert er sorgfältig alles, was er sieht und holt eine alte und sehr reiche Familie hineingeheiratet. Da auch den Regisseur aus, um zu Hause stlavisch alles nachzuahmen, die Eltern sich von ihrem Kind nicht trennen können, muß der junge d. h. bei den betreffenden Stellen hat er auf der Probe immer Gatte sein Eheglück in ihrem Hause genießen. Das Milieu dieses plöglich eine gute Idee"! Das A und O für den„ Orientexpreß" Hauses ist prachtvoll geschildert. Schwere Teppiche dämpfen die ist:„ Schuell sprechen, einander die Neden gleichsam aus dem Munde Schritte. Nie hört man ein lantes oder gar ein grobes Wort. nehmen nur feine Bausen!" Sein höchster Ehrgeiz ist es, einen Alles vollzieht sich in der denkbar größten Ruhe und Be
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Reford zu erzielen, bei dem eine Vorstellung, die drei Stunden haglichkeit. Mall Man ist nicht überglücklich, aber hat dafür dauern müßte, in giveien heruntergepeitscht wird, gleichviel, ob das auch feine Sorgen. Vor allem ist man zufrieden und Bublikum etwas von den Reden der Darsteller versteht oder satt, so ganz unbändig satt. Daß in einem solchen Hause nicht. Der Schlangenmensch" erstirbt in Ehrfurcht vor seinem ein thätiger Mensch auf die Dauer nicht atymen kann, verChef und findet jede Maßregel desselben richtig und geiftvoll, steht sich von selbst. Der junge Ehemann erstickt fast in mur im geheimen findet er einmal seinen Anordnungen gegenüber all der Behaglichkeit, die ihn täglich umgiebt. Wie er aber seine einen tiefen Seufzer, ein sarkastisches Lächeln oder ein bedeutungs- Ketten zerbrechen will, revoltiert das Weibchen, das bei Mama und bolles Achselzucken.... Sein Gegenbild ist der„ Sturmbod". Er Bapa zu bleiben wünscht. Sie ist ihrem Mann zwar augetraut, im ist ein Unzufriedener, tadelt alle Anordmungen des Direktors, Grunde aber ist sie das Kind ihrer Eltern geblieben und hat ein schimpft auf alles, möchte lieber Steine farren als sein verfluchtes Grauen vor der Welt draußen, in der sie am Ende etwas von Handwerk treiben", ist meist leberleidend, raucht leidenschaftlich und der gewohnten Behaglichkeit vermiffen könnte. Natürlich wendet flagt über mangelhafte Verdauung. Die Schauspieler aber fagen fich schließlich alles zum Guten. Der junge Gatte bleibt fest, zieht von ihm, er sei ein ehrlicher Sterl". Ein Theaterdirektor Namens mit seiner Frau in die Stadt und erreicht auch, daß sie dort ihre Quant, der vor vielen Jahren gelebt haben soll, hatte jeglichem Kindlichkeit ablegt und sich zu einer vernünftigen Frau entwickelt. Mißgeschick gegenüber das Trostwort: Nur ruhig, Kinder, um zehn Gespielt wurde das Stück im allgemeinen gut. Nur der Darsteller Uhr wird's doch aus." Auf ihn geht die Gattung der Quantianer" des jungen Ehemanns ließ Frische und Eleganz vermissen. Eine zurück, die durch nichts aus der Fassing zu bringen find. Der besondere Genugthing war es uns, endlich einmal Frau HachmannEntoutcas" macht alles, er ist für den Direktor eine Perle", weil 8ipfer wieder auf der Bühne zu sehen.