267
-
Oder richtiger, er besaß doch noch etwas andres- eine halb fertige Hütte ein Stück draußen vor dem Orte, aufgezimmert auf dem Schwendacker") am Rande des abgebrannten Walds.
Und nun sollte er Feuer auf seinem Herd in seinem Häuslein anmachen zum erstenmal in seinem Leben sollte er die Flamme auf eignem Herd sehen.
-
Wir
Dürren Beine und seinen trummen uuen, seme hustendurchschütterte ihres Körpers, wenn fle rubig stehen, wenn fle laufen und springen, Brust und seine ständige Atemnot. daß fie mit eigner Kraft dem Zug der Schwere nach unten Widerstand leiften. Aus der Richtung des Kopfs, dem Blick der Augen schließen wir auf ihre Empfindungen und ihren Willen. schreiben ihnen also seelisches Leben zu, unfrem eignen ähnlich. Erst Zehn Jahre war er mit dem Bau beschäftigt gewesen, jedes aus solchen Gedanken entspringen unsre ästhetischen Urteile, also aus Jahr waren zwei Blockschichten gelegt worden, so daß die untersten einem vielfach zusammengesetzten Bewußtseins- Zustande der bei dem AnBlöcke schon grau waren, wie an einem alten Hause, während die blicke eines Tiers ohne jedes Nachdenken in uns eintritt. Daß die obersten noch frisch und weiß schimmerten. Schließlich war nun endlich Maßverhältnisse der Körperteile normal gestalteter Pferde der das Torfdach gelegt, der Herd fertig geworden, die Thüren eingesetzt ästhetischen Beurteilung andrer Säugetiere zu Grunde liegen, tritt und die untersten Blöcke mit der Art ebenso weiß, wie die obersten hervor, wenn sehr abweichend von diefen gebaute Arten betrachtet gemacht. Der Alte hatte seine Kräfte aufs äußerste angestrengt; werden, z. B. eine Giraffe. Diese finden die meisten Menschen häßlich. bisweilen war er nahe daran gewesen, vor Müdigkeit umzusinten, Fragt man sie, warum, so können sie entweder keinen Grund an denn er, der sein Leben lang der Helfer andrer gewesen war, batte geben, oder erst nach einiger Ueberlegung finden sie ihren Hals zu niemand, den er hätte zu Hilfe rufen können. Und er hatte auch lang, die Beine zu hoch, den Rumpf zu kurz. Sie vergleichen also nicht mehr gehofft, als daß es ihm vergönnt sein möchte, nicht die diese Teile der Giraffe mit entsprechenden Teilen andrer Tiere, die Arbeit halbfertig liegen lassen zu müssen, sondern unter eigenem fie für schön halten. Das zuerst ausgesprochene ästhetische Urteil Dach sterben zu können. über ein Tier entspringt also ohne jedes Nachdenken aus dem Eindruck, den dieses als ein Ganzes in dem Beschaner hervorruft. Erst nachher findet er diejenigen Teile, welche gefallen, gleichgültig erscheinen oder mißfallen. Die schönste Form der Einhufer ist das Pferd. Ein Pferd, das ohne sichtliche Anstrengung mit einem Reiter an uns vorüberjagt oder einen Wagen fortzicht, erscheint uns als fühlender Ueberwinder der Schwere des eignen Körpers und der Lasten, die es mit sich fortbewegt. Junge Pferde feurigen Augen, die diese Bewegungen mit spielender Leichtigkeit ausführen, gefallen uns mehr, als langsamere alte Pferde mit matten Augen, deren Knochen unter der eingefallenen Haut zu sehen sind, deren Rücken eingebogen ist, deren Hals, Kopf und Bauch wie schwere Lasten niederhängen. Wir entnehmen daher die Eigenschaften des schönen Pferds folchen Individuen, Das ist seine Hütte, die er selbst gebaut hat... Wenn er nur Gestalt und Bewegungen innere Kraftfülle verraten. Schön Kräfte genug hätte, das Holz von hier zu ihr hinzufchaffen!... Er find viele Antilopen. Die Gazelle ist zierlich und betrachtet seine Hütte und plötzlich erscheint sie ihm so fern, als wäre mutig. Die schlanken Beine bewegen den Körper leicht und schnell. fie ans andre Ende der Welt entrückt. Er streicht mit der Hand Der Hals wird aufgerichtet getragen, als wäre er ganz lastlos. über seine trüben Augen, und mun sicht die Hütte wieder näher, Das Auge ist groß, schwarz und glänzend. Der Blick ist sicher und aber er sieht sie nur sehr undeutlich durch das dichte Geflecht der zutraulich. Der Löwe ist schöner als der Tiger. Seine Zweige. Klargelb leuchtet der Himmel hinter dem Wald. Die Kälte Nase ist der menschlichen ähnlicher, als die Tigenzafe. Sie schüttelt seine schwißigen Schultern. Er sollte fich becilen, eine warme ist höher und vorn fast rechtwinklich abgeftumpft; die Rafe Stube zu bekommen Nun steht sie wieder auf ihrem Platz und des Tigers stumpfer winklig. Die Mähne des männlichen ihre Umrisse sind für ihn deutlich wahrnehmbar. Da soll er mun Löwen macht dessen Kopf und Hals massiger. Größerer vielleicht noch mehrere Jahre leben können. Und möglicherweise Maffe messen meffen wir mehr Gewicht und Kraft bei. Der bekommt er Hilfe von der Gemeinde, wenn er selbst nichts mehr Blick des Löwen ist stechender und kraftbewußter als der thun kann.. mildere Blick der Löwin. Der ruhig stehende Löwe stützt den massigen Vorderkörper auf die Vorberbeine wie auf sichere Säulen. Fixiert der Löwe einen bestimmten Gegenstand, so sehen und fühlen wir uns hinein in eine angriffbereite und siegesgewisse Körperkraft, die unfre eigne weit übertrifft. Das macht uns den Löwen zum prächtigsten Typus tierischer Kraft und tierischen Muts. Wäre der gemähute Löwe nicht größer als die Hauskage, so würde er diesen gewaltigen ästhetischen Eindruck nicht machen. Größere Arten ciner und derselben thierischen Grundform find der Ausdruck größerer Straft und Leistungsfähigkeit als fleinere Arten.
Er hat fich bis zum Waldsaum hingeschleppt, und dort ist es ihm mit großer Mühe gelungen, einen Arm voll Holz von den Wurzelenden einer vertrodneten, gestürzten Tanne abzubauen. Das follte er nun zur Hütte tragen; aber er ist so müde, und darum fetzt er sich auf den Stamm der Tanne, um sich ein wenig auszu- mit abgerundeter, glänzender Haardede, mit erhobenem Halle und ruhen. Scine Augen thränen, fein Blid ist gebrochen, seine Gesichtszüge sind schlaff, sein Stinn zittert, seine Hände beben, die Atemzüge arbeiten sich nur schwer aus der Brust herauf, und fein Herz schlägt nur ganz schwach. Durch den laublofen Herbstwald sicht er seine Hütte mit der offenen Thür weiß leuchten gegen den schwarzen Wald im bleichen Licht des Herbstabends.
-
Ein Wärmeftrom durchrieselt seinen Körper; aber er fühlt doch noch nicht Straft geung, fich zu erheben, er muß noch ein Weilchen Atem schöpfen, und er sißt da und denkt an nichts. Da vernimmt er einen Klopfenden Laut als wenn man irgendwo Nägel mit einem Hammer einschlüge. Und in seinem Sinn erwacht der Gedanke: In weffen Sarg werden da die Nägel eine geschlagen?".. Ein Weilchen später vernimmt er den Klang der Abendglocke vom Gutshof auf der andern Seite des Sees: Wem tann wohl diefes Totengeläut gelten?"
"
Die Erde verschwindet immer mehr im nebligen Dunkel, es ist, als hüllte der Nebel seine Hütte ein. Der hämmernde Laut ist nicht mehr zu hören, auch das Glockenläuten hat aufgehört; aber mum ist es, als begänne der Wald zu sausen. Er bengt sich nieder, um sein Holzbündel aufzuheben, fällt aber fopfüber darauf, rollt auf den Boden herab und bleibt neben dem dürren Holz liegen, das raschelnde Laub ist sein Lager, ein Stein sein Stopfkissen.
Die weiße Hütte steht mitten unter schwarzen Baumstümpfen am Rande der in Dunkelheit versinkenden Schwende, und die schwarze Thür blickt vor sich hin, als fragte fie verwundert:" Für wen bautest Du die Hütte, da Du selbst nicht kommst?"
Für andre 1
Auch seine Hütte baute Matti für andre!-
Kleines Feuilleton.
Theater.
deren
alt
Berliner Theater: Adele Sandrod als Maria Stuart. - Immer wieder freut man sich über Schillers große Kunst. Welch ein Reichtum an Gestalten, an politischen Gestalten in diesem Stück! Der starre Burleigh, der Kluge, von den Frauen geliebte Leicester, der entschloffene fanatische Mortimer, die beiden Weiber, die in die Politit alle Leidenschaften des weiblichen Herzens und alle Intriguen des weiblichen Kopfes hineinbringen
wvie das alles von Leben strahlt und zwar hat es nicht mir menschlichen, sondern auch politischen Glanz I Man braucht fich mir umzusehen in der Geschichte, ja, in der Gegenwart, und man wird die politischen Typen alle beisammen finden, wenn auch nicht immer in Schillerscher Pracht. Und dann die große Gartenscene mit ihrer äußeren Kunst und inneren Wahrheit! O, meine Freunde, die Ihr Schiller für einen honetten Boeten haltet, der den Austand Kleinstädtischer Theecirkel nicht verlegt, o, wenn Ihr wüßtet, welch eine Sinnlichkeit in der Elisabeth diefer Scene steckt! Wie gut für Euch, daß Ihr unwissend seid und wie unendlich gut für uns!
-
-Warum finden wir ein Tier schön? Ueber diese Frage giebt der Berliner Zoologe Professor Karl Möbins in dem letzten Protokoll der hiesigen Akademie interessante Aufschlüffe. Da heißt es: Unfre ästhetischen Urteile über Säugetiere beruhen auf der Ver gleichung dieser mit der Form, der Hältung und dem psychischen Leben des Menschen sowie mit der Gestalt, den Bewegungen und dem Benehmen andrer Säugetiere, welche wir von Kindheit an häufig geschen haben. Solche sind vorzugsweise die als Hausfiere gehaltenen Arten, in Mitteleuropa also das Pferd, der Hund, das Rind, das Schaf, die Ziege, das Schwein und die Kaze, zu welchen in Südeuropa der Efel, in Nordafrika das Kamel hinzukommen. Dem Jäger werden auch der Hirsch, das Rch und andre oft beobachtete ivild- am politischen Stampf. Wir fahen nur wenig davon, recht lebende Säugetiere Grundlagen für seine ästhetischen Urteile liefern, dem Lappländer und Samojeden das Renntier , dem Peruaner das Lama. Die Muftertiere lehren uns durch die Form und Haltung
*) Man baut Waldland in Finnland an, indem man die Baum wurzeln in der Erde verbrennt, so daß die Asche als Dung dient. Solche Aecker nennt man Schwende- Accker" und das Abbrennen schwenden".
Die Sandro d enttäuschte zunächst. Die Frömmigkeit der Maria, die mit dem Kruzifig auftrat, war recht äußerlich und auch recht thränenselig. In der Plastik der Bewegung machte sich eine gewisse Monotonie geltend. Besonders eine Armbewegung nach oben, die hoffnungslose Berzweiflung ausdrücken sollte, tehrte oft wieder, obwohl sie eigentlich wenig besagte. Bei der langen Erzählung des Mortimer benahm sich Maria recht langweilig. Hier erwacht nicht nur die Lebenshoffnung, sondern auch das Weib und die Luft wenig und der schließliche theatralische Abgang verbesserte die Sache nicht. Dann aber kam die Gartensceue und hier gewann Adele Sandrock einen vollen Sieg. Ihre Leistung war menschlich wahr und schlicht und wuchs doch zu erschütternder Größe empor. Hier rechtfertigte sie ihren Ruf und ihr Gastspiel, so daß wir ihren tommenden Leiftungen mit warmem Interesse entgegen fehen. Neben der Sandrock seien der Leicester und der Mortimer Terivähnt, die beide gut waren.-
E. S.