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Thatsache, die mir sehr deutlich zu sprechen scheint.

Dramatiter fuchen, wenn wir uns das nicht endlich Klar machen. I guten Glauben, die Luft sei rein, watschelt er langfam davon, nicht Das einzige Drama, in dem beispielsweise Hauptmann zu wuchtiger ahnend, wie nahe ihm das Verhängnis. Eine gute Viertel­Größe emporwächst, beruht auf Massenwirkungen. Eine stunde abwärts von Dachsbau weg mündet die Falkenschlucht in die Flußniederung; gemischter Wald, Nadel- und Laubs Will man den großen Stil, muß man den Helden wollen und Holz, wechselt dort mit Wiesen, Erlenbruch und Sumpf; verkrüppelte will man den Helden, muß man die Prachtgeschmeide der Sprache Weiden , Binsen und Schilf spiegeln sich in Tümpeln und wieder hervorholen, um ihn zu schmüden. Die Not ist eine außer fleinen Teichen, Dörfer oder überhaupt Menschenwohnungen giebt's ordentlich strenge Erzieherin; fie lehrt nicht nur beten, sie wird unsre feine im Umkreise einer halben Meile. Ein Paradies für den Freund jüngeren Dichter auch wieder reden lehren. Und warum auch nicht? freier Natur, eine Gegend, die ich durchstreift habe kreuz und quer, Wir wollen nicht preisgeben, was schwer genug errungen ist. Die bei Tage und zur Nachtzeit, im Sommer und im Winter, in die es Sprache soll individuell abgetönt bleiben, wie sie es bei echten mich immer und immer wieder hinauszieht, fort aus dem Haften und Dichtern immer war. Redet der alte Miller nicht anders als der Präsident Spekulieren der Krämerwelt, dem Qualm und Getöse der Fabriken, und doch reden beide die Sprache des jungen Schiller . Reden etwa förperliche und geistige Auffrischung zu suchen und zu finden. Wir Anzengrubers Bäuerinnen wie Bäuerinnen im allgemeinen? Ach drei, der Förster, Fritz und ich, haben die Falkenschlucht erreicht und nein, sie reden die Sprache eines Dichters, eines großen Dichters machen Halt. fogar, die Sprache Anzengrubers. Trotz alledem aber reden sie natürlich. Was eine Person ausspricht, muß ihrem Charakter und der Situation, in der sie sich befindet, durchaus entsprechen. Wie fie es ausspricht, bleibt Sache des Dichters. Freilich, mit dem Stil des Dramas müßte sich auch der Stil der Darstellung ändern. Darüber zu reden, würde indessen heute zu weit führen.­Erich Schlaikjer.

Kleines Feuilleton.

Der Dachs. Von den cinst bei uns ansässigen Raubtieren haben Bär und Wolf, Luchs und Wildkatze auf deutschem Boden fein anerkanntes Heimatsrecht mehr, und eine Liste derjenigen Vier­füßler, die heute noch in unsern Wäldern und Heiden, in Ried und Moor, an den Ufern der Bäche, Flusse und Seen, gelegentlich auch im Hühnerstall und Taubenschlag als blutdürftige Mörder ihr Wesen treiben, weist nur wenige Namen auf: Wiesel, Iltis und Marder, Fuchs, Fischotter und Dachs.

Was Du zu thun hast, weißt Du also, redet der Vater den zwölfjährigen Sohn an. Steigst zur Höhe, umgehst die Schlucht und schleichst von oben her zum Bau. Ist das Netz richtig einge­legt und gut festgemacht, dann giebst Du's Signal, den doppelten Eulenschrei, und hältst Dich parat. Fir und Fer werden ihn schon eintreiben, aber paß auf, daß Du's Nez rasch heraus- und zuziehst, wenn der Dachs drin steckt.

Der Bube verschwindet zwischen den Stämmen, der Förster und ich setzen uns auf einen Findlingsblock und warten, Eine halbe Stunde später vernehmen wir das Signal und die Hunde werden freigelaffen. Lautlos gehen sie auf die Suche und wir ihnen nach durch dick und dünn.

Bater, Water! hören wir da plöglich rufen. Bater! Sie sind aneinandergeraten.

getreten.

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- Künstliche Muskatuiffe. Nach einer Mitteilung des An gemeinen Amsterdamer Handelsblatts sollen in Belgien fünstliche. Muskatnüsse in so täuschender Weise hergestellt werden, daß sie, zumal bei Vermengung mit echten, von diesen kaum zu unterscheiden find. Die chemische Untersuchung dieser Falsifikate hat ergeben, daß sie aus einem Gemengsel von fein pulverisierter Muskatnuß( her­rührend aus ausgezogenen oder beschädigten Nüssen) und etwa 20 Proz. mineralischer Stoffe bestehen. Da es nicht ausgeschlossen erscheint, daß sich diese Nachahmungen auch Eingang in Deutschland verschaffen, sei die Aufmerksamkeit der beteiligten Kauf leute auf den Gegenstand hingelenkt. Als Erkennungszeichen werden angegeben: 1. Wenn die Nüsse durchschnitten werden, entfällt die bes fannte pflanzenartige Struktur, die so charakteristisch bei den echten Nüssen ist; 2. wenn die Nüsse drei Minuten lang mit kochendem Wasser behandelt werden, so werden sie weich und können mit den Fingern zu Pulver zerrieben werden; 3. bei Verbrennung lassen sie ungefähr 18 Proz. Asche zurück, während die natürliche Nuß mur 2-3 Proz. Asche enthält; 4. die gefälschten Nüsse sind in allgemeinen viel schwerer als die echten.-

fenchend vorwärts. In fünf Minuten stehen wir auf dem Kampf­Kreuzmilliouendonnerwetter! flucht der Förster und stürmt platz. Eine verworrene Masse wälzt sich knurrend, winselnd, zähne­schnappend zu unsern Füßen. Endlich wird der Kopf des Dachfes Ein sonderbarer Kerl ist der Dachs. Seine Glieder sind außer die Schnauze, und das Tier streckt alle Viere von sich. Fix hat sich einen Augenblick frei, ein wohlgezielter, träftiger Knüppelschlag über ordentlich muskulös, die Vorderfüße lang und mit starken Krallen bewehrt; tüchtig fragen kann er damit und graben wie ein Maul- am Halse des Feindes verbissen, Feg liegt blutend, anscheinend tot drei Schritte abseits. Der Förster nimmt ihn auf, er streichelt wurf. Furchterweckend ist das Gebiß, und er versteht's zu gebrauchen, ihn, er spricht ihm zu, und leises Wimmern antwortet nach einer wenn das dicke Blut in zornige Wallung gerät; schon mancher Hund Weile. Hurra, er lebt! Inzwischen hat Fritz den andern Teckel hat das zu seinem Schaden erfahren. Für gewöhnlich benimmt Das Netz wird aus dem Grimbart sich ruhig und gesetzt, wie's einem wohlgenährten, selbst- gelöst, auch der ist bös zugerichtet. zufriedenen Philifter ansteht. Man könnte den ungeschlachten grauen Bau geholt, der tote Dachs hineingesteckt und der Rückmarsch an­Burschen, wenn man ihn durchs Holz oder zwischen Steingeröll Armer Grimbart! hätte ich doch das Verhängnis von dir abs umhertrotten sieht, für einen kleinen Bär halten. Er hat auch in wenden können. ( Kölnische Zeitung ".) seinen Gepflogenheiten dies und das vom Meister Pezz; wie dieser hält er Winterschlaf, und seine Nahrung entnimmt er dem Pflanzen und dem Tierreich. Wurzeln und Beeren läßt er sich bestens mmden; Insekten, Frösche, Eidechsen, Schlangen gelten ihm für ledere Kost. Mit der langen, spitzen Schnauze gräbt er Hummel nester aus und Feldmäuse. Vogeleier und junge Neftvögel, auch alte, die zufällig sich erhaschen lassen, werden einverleibt, etwa auch ein Häslein, das ihm in die Quere kommt. Doch das find Extra­ordinaria, im allgemeinen fordert er durch sein Fouragieren die Verfolgung des Menschen nicht heraus. Berglichen mit Reinecke Fuchs ist Grimbart ein Muster von Harmlosigkeit und Unschuld. In der wildromantischen Felsenschlucht liegt am Fuß der ein­springenden schroffen Kaltsteintlippe eine Mulde, nur wenig mehr als metertief und kaum doppelt so groß wie eine geräumige Wohn­stube. Alte Buchen stehen am Rande und dazwischen eine ver­einzelte knorrige Eiche mit kurzem, massigem Stammi. Die schon in Mannshöhe über dem Boden ansetzenden Aeste greifen weit aus und halten über den Kessel einen Laubschirm. Bizarr geformte und wirr verschlungene Wurzeln friechen über den Boden hin, allerlei Waldblumen wuchern dazwischen, und Brombeergerante bildet malerische Festons. Das ist der Vorgarten zur Klause des grauen Einsiedlers; dort unten in der Mulde liegt, gut versteckt, der Eingang zum Dachsbau. Bor vierzehn Tagen haben der In der anthropologischen Gesellschaft von London teilte, wie Förster und seine Lente Grimbarts Gattin und Kinder ausgegraben. der Globus " berichtet, Graf de Cardi einige Beobachtungen über Der pater familias hat damals sich glücklich salviert, nach der ent- die Sitten und Gebräuche der Neger im Nigerdelta weihten Heimstätte ist er nicht zurückgekehrt. In der Falkenschlucht mit, die er bei langjährigem Verkehr gründlich kennen lernen konnte. hat's ihm gefallen, den Kessel unter der knorrigen Eiche hat der Zu den Menschenopfern, die den Schußgöttern der Flüsse dargebracht Witwer zum neuen Domizil sich erkoren. Doch nur zu bald ist werden, werden Mädchen der lohefarbigen Jboneger ersehen; sie man dem Aermsten auf die Spur gekommen und heute Nacht soll wissen sehr wohl, was ihnen bevorsteht, sehen es aber geradezu als er gefangen werden. Das erfahre ich vom Förster, dem ich mit eine Ehre an und sind stolz darauf; sehen sie bei einer andren Frau seinem Buben Friß am Flußufer begegne. Frizz hat ein Bündel schöne Kleider oder reiche Schmucksachen, so darf ihnen der Wunsch nach dem unterm Arm, aus der großen Jagdtasche seines Vaters schauen die Besitz derselben nicht abgeschlagen werden, und so sieht man sie über schlanken Köpfe zweier Teckel. Mich dantert Grimbart , heimlich und über mit den kostbarsten Seidenstoffen beladen und mit einem wünsche ich, die geplante Razzia möchte mißlingen, offene Einsprache Uebermaß von Korallenschmuck behängt. Eine ähnliche Gleichgültige zu erheben steht mir nicht zu. feit gegen den Tod( die nichts mit religiösen Vorstellungen zu thun hat) findet man auch bei andren Menschenopfern. Als de Cardi einmal einen solchen Todeskandidaten retten wollte, wurde dieser. darüber so wütend und beleidigte mit Absicht so sehr die an­wesenden Neger und ihren Häuptling, daß man ihn sofort tolschlug. Beschneidung( ohne Verbindung mit einent reli­giösen Mythos) tommt bei verschiedenen Stämmen mit ganz verschiedener Bedeutung vor: bei einzelnen gilt sie als Zeichen der Sklaverei, bei andren als das des freien Manns. Ein schwerer Schimpf für eine Frau ist es, wenn eine audre Daumen und beide Kleinfinger der erhobenen rechten Hand einschlägt und dabei den Beigefinger und Mittelfinger V- förmig gefpreizt gegen sie ausstreckt. Es bedeutet: Du sollst Mutter von Zwillingen werden!" Bei den meisten Negerstämmen des Nigerdeltas werden bei Zwillingsgeburten

Wenn um die Geisterstunde der Mond Hoch oben am Himmel steht und mit duftigem, filbergrauem Scheine die Wipfel der die Schlucht umjäumenden Tannen überhaucht, wenn keine andren Laute die herrschende Stille unterbrechen als der heisere Schrei einer an den Hängen hinhuschenden Eule, etwa auch das Surren eines minniglich geftimmten Hirschläfers, das helle Gelläff eines Fuchses oder das vom fernen Nied hertönende, kaum vernehmbare Gequat der Frösche, dann erachtet Grimbart die Zeit für gekommen, her­auszufriechen aus seinem Tagesversteckt und auf der Oberwelt Ihn Schau zu halten nach Proviant. Vor der Hausthür steht er, vor­fichtig schnüffelnd; das Zweigs und Laubwert über ihm wirft scharf martierte Gitterschatten auf sein Fell. Er fragt sich bedächtig hinterm She, er schüttelt sich, er wittert wieder und wieder, und im

Völkerkunde.