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Man braucht nur einmal eine lebersicht über die letzte deutsche  Gewerbestatistit angeschaut zu haben, um über die Hunderte und Aberhunderte von verschiedenen Gewerben in Erstaunen gesetzt zu werden. Und da handelt es sich doch nur um das gewerb liche Leben, während die Ausstelling auch die andern Zweige menschlicher Thätigkeit in ihren Kreis ziehen will.

Die Pariser Ausstellung vom Jahre 1855 zählte in acht Gruppen 30 Klaffen von Ausstellungsgegenständen; die von 1867 in 10 Gruppen 95 Klassen; 1878 teilte man ungefähr nach denselben Gesichtspunkten ein; 1889 wollte man mit allen nur mög­lichen Mitteln den leberblick durch möglichste Zusammenfassung alles zu einander Gehörigen erleichtern und begnügte sich mit 87 lassen in 9 Gruppen. Aber die Entwicklung ist stärker als der Wille der Ausstellungsleiter, und so hat man diesmal 121 Klassen in 18 Gruppen eingerichtet. Im wesentlichen hat man dabei folgenden Plan zu Grunde gelegt: an der Spizze steht Erziehung und Unterricht des Menschen, als des Trägers aller Kultur; folgen Kunst und Wissenschaft als die feinsten Blüten dieser Kultur, die wiederum ihre Grundlage und ihren Stüßpunkt findet, in der Industrie, dem Ver­fehr und dem Handel, dem Landbau, der Gartenwirtschaft, dem Forstwesen und dem Bergbau mit allem was zu diesen einzelnen Gebieten jeweilig in nahem Zusammenhang steht; besondere Gruppen sind dann der Gesundheitspflege, dem häuslichen Leben, dem Kunstgewerbe gewidmet; aber auch dem Kriegswesen zu Wasser und zu Lande hat man einen Blazz eingeräumt. Mit Recht, denn es wäre ein schneidender Widerspruch, wollte man die Nachtfeiten unsres sozusagen Kulturlebens" ganz übergehen.

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Ach, ein Stirchhof Die Mutter blieb stehen und wies gur Seite, lud der Vater darauf: Die Märzgefallenen!"

In schmalen Gängen gingen wir zwischen den versunkenen Gräbern hin. Der Vater erzählte wieder. Er hatte alles mit­angesehen, als Knabe damals. Er war auf dem Schloßplat gewesen, als das Volk zusammenlief, sein Recht zu fordern; er hatte gesehen, wie ihm die Soldaten als Autwort Kugeln sandten. Den Kampf auf den Barrikaden hatte er gesehen, zu seinen Füßen hatten die Leichen der Erschossenen gelegen:

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Die Kugel mitten in der Brust, Die Stirne breit gespalten

Mit verhaltener Stimme begann er das alte Lied, seine Augen gingen über die Gräber fort, als sähen sie in eine andre Welt. Erinnerungen; dann nahm die Mutter einen Fliederzweig und ließ So standen wir eine ganze Weile, wortlos, überwältigt von ihn durch die Finger gleiten:" Seht die dicken Knospen, ein paar Tage und er ist grün. Alles kommt wieder Blumen, alles hat sein Ostern, nur der Mensch bleibt fort. Die da was haben sie nicht gehofft, erstrebt und erträumt liegen sie in der Erde, ihr Streben wo blieb es? Dunkelheit ist darüber und Nacht.

unten

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die Blätter, die

Aber der Vater wandte das Haupt und fab sie an und sagte: Sie werden auferstehu!" Und es war in seiner Stimme ein Ton, den ich nicht vergessen kann.

ihn immer noch. Und ich verstehe, was das Kind nicht verstand, und Zwanzig Jahre liegen zivischen heute und damals, und ich höre er findet ein Echo in meinem Herzen, das ihn jubelnd aufnimmt und weiter trägt Troy Tod und Nacht und Dunkelheit: Ostergeläute Osterbotschaft: Sie werden auferstehn!" Astronomisches.

Ohnehin bevorzugt die Ausstellung, eben weil sie einen Triumph darstellen soll, gar zu sehr den schönen Schein. Die granen­haften Zustände im modernen, von der vielgepriesenen kapitalistischen  Epoche geschaffenen Massenproletariate bleiben dem Blick der - Vom Planeten Benu 3. Nach einer Drahtmeldung frohen Zuschauer verborgen wie es hinter den Coulissen des Direttors der Nicolai- Hauptsternwarte Bulfowa bei Petersburg  aussieht, das soll nicht gezeigt werden. Die absterbende vont 10. April an die Centralstelle für astronomische Telegramme in bürgerlich kapitalistische Epoche hat das Bedürfnis, sich noch einmal an ihren Erfolgen zu berauschen, sei es auch auf die Gefahr eines tüchtigen Kazenjammers. Man erzählt von einer in dischen Wasserblume, die immer erst der sinkenden Sonne ihre präch tigen Blüten entgegenreckt, um sie von den letzten Strahlen des glühenden Abendrots wie von den Flammen eines Scheiterhaufens unlohen zu lassen, bevor sie in die Tiefe verfinkt: so umstrahlt der Glanz und Glaft einer untergehenden Menschheitsepoche auch diese Eintagsblüte menschlicher Kunst und menschlichen Fleißes. S.

Kleines Feuilleton.

g. Ofterspaziergang. Zwanzig Jahre werden es mm bald, aber ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Wir wohnten noch nicht lange in Berlin  . Der Trubel und Kummel des Umzugs war faum zu Ende mun war Osteru da.

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Kein fröhlich lachendes Frühlingsfest, falte, graue, stürmische Märzentage. Den ganzen ersten Feiertag goß der Regen in Strömen, erst gegen Abend flärte sich das Wetter. Die Steine trockneten auf, die Sonne kam hervor, rötlich golden lag ihr Widerschein auf den ragenden Häusermassen.

Der Bater legte die Zeitung beiseite, öffnete das Fenster und beugte sich hinans:

Wollen wir nicht noch ein bischen gehen?"

Die Mutter zuckte die Achseln:" Wohin denn noch?"

Und wenn es nur durch ein paar Straßen ist, fönnen uns ja noch ein Stück Berlin   ansehen, fommt mur."

Durch welche Straßen wir gingen, ich weiß es kaum. Es war da drinnen in der Altstadt, in der City". Die Straßen waren still und leer, blank gewaschen vom Regen standen die Häuser, die großen Schaufenster verhangen, nur in den oberen Etagen zeigte sich hin und wieder zwischen reingewaschenen Festgardinen ein neu gieriges Gesicht.

Der Bater erzählte viel. Er hatte seine Jugend in Berlin   ver­lebt, und er liebte Berlin   und kannte seine Vergangenheit und wußte, was hier geschehen war und was dort.

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Da war die Spandauerstraße mit ihren alten Batrizier Häusern. Hier hatte das Nathaus gestanden und da die Gerichtslaube, die nun schon so lange nicht mehr da war. Und dann der Alexanderplay, hier war der Stelzenkrug gelesen, er hatte ihn noch gelaut ein altes verwettertes Haus und dort die Georgenkirche, wo sie in alten Zeiten die Pestleichen begraben hatten, und wo das Hospital der Aussäßigen stand.

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stiel hat nach der Voss. Ztg" der Astronom der Pulkowaer Stern warte Belopolsky die langumstrittene Frage, ob der gegenwärtig so hell scheinende Abendstern, der Planet Venus, eine Umdrehungsdauer von 225 Tagen oder eine solche von nur nahe 24 Stunden hat, in legterem Sinne entschieden. Nach der kurzen Drahtmeldung ist die Entdeckung durch vier photographische Auf­nahmen des Spektrums der Venus   gelungen; es wird sich dabei um die Verschiebung der Spektrallinien an zwei gegenüberliegenden Randstellen der Aequatorialgegend der Venus handeln. Aus einer solchen Verschiebung der Spektrallinien, wenn sie scharf gemessen werden kann, läßt sich die Geschwindigkeit der Bewegung des einen Randes auf uns zu, des andren von uns weg in Kilometern für die bestimmt. Zu einem ähnlichen Ergebnis war schon der römische Sekunde angeben, und damit ist dann auch die Umdrehungsdauer Benus gelangt; in neuerer Zeit bis heute wurde aber die längere Astronom de Vico im Jahre 1842 durch die Fleckenbeobachtung der Uindrehungsdauer von 225 Tagen eifrig verteidigt.- Humoristisches.

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- Ein kluger Sohn. Bater( der fich soeben die zehnte Maß einschenken ließ): Wenn Mama fragt, wie viel Bier ich getrunken, so sagst Du dreil. Verstanden?" Karlchen:" Papa, ich will lieber sagen: sechs- soust mertt fie's!"

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Jaso! Aber, Frig, wie siehst denn Du aus?"

Der Müller Start hat mich in den Dreck geworfen!" Dummer Junge, warum hast Du Dir denn das gefallen lassen? Hätt'it ihn doch eine Ohrfeige gegeben!"

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Die hab' ich ihm ja vorher gegeben!" Erschweren d. Bieffe, wir werden Sie nach einer andren Abteilung verfezen müssen Erstens wird im Bureau nicht geschlafen, und zweitens wecken Sie mit Ihrem Schnarchen den Herrn Nat auf!" ( Flieg. Bl.")

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Notizen.

Rapellmeister Schalt fcheidet mit dem 15. April aus seiner Thätigkeit an der Berliner   Hofoper, um sein Engagement in Wien   anzutreten.

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-Die Leitung der Gesellschaftskonzerte der Wiener Gesells schaft für Musikfreunde" wurde für die nächste Saison erdinand Löwe übertragen. Richard v. Perger wurde Direktor des Konservatoriums.

Nud dann kamen wir in den Friedrichshain  . Es war schön In Carnuntum, der ehemaligen römischen Festung im darin, wundervoll Nach der Enge der dumpfigen Gassen hier Noricum  , stieß man auf ein vollständiges Waffen- und draußen der Frühling! Noch standen die Bäume kahl und leer, Verpflungsmagazin von äußerst solider Bauart. In den aber es war ein Knospen und Schwellen über ihren Zweigen. Räumen fand man einen sehr reichen Vorrat römischer Waffen, im Ein würziger Duft stieg aus aus dem Boden auf, ein Duft ganzen 1037 Stück, unter denen sich auch Bruchstücke des Schienens von feuchter Erde und jungem Gras. Au den Hängen panzers( lorica segmentata) befanden, sowie Vorräte vou Gerste, blühten Groens und Schneeglöckchen. In der höchsten Spige einer Erbjen, Sirse usw. Bugleich wurden hier auch wichtige Inschriften Linde saß die Drossel und sang. gefunden, die aber noch nicht vollständig entziffert und gedeutet Plantos fchritten wir durch den stiffen Bark. Ueber verschlungene find. Wege im Innern, dann wieder am Saumi entlang, weiter, immer Die Anbaufläche für Linsen ist im Deutschen  weiter. Jeder schwieg, atmete den frischen Frühlingsduft, lauschte Reich von 1874-1893 ungefähr um ein Drittel zurüd auf das Drossellied und schwieg

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aber dann.

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gegange it.

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Berantwortlicher Redacteur: Paul John in Berlin  . Trud und Bertag von War Bading in Berlin  .