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ihrem Feldbau auch noch das Handwerk der„ Kistler" betrieben. I entfalten eine Welt von geometrischer Phantasie. Das vielleicht Sie verfertigten die Möbel, die den Kammerwagen füllen sollten, wertvollste Wert der ganzen Sammlung mag eine Schüssel mit zumal eben die„ Tölzer Kästen". Aus Fichtenholz die Hauptteile, Kanne sein, in den vornehmsten und reichsten Formen der Renaissance angelegt auf Brauchbarkeit, klar in der Konstruktion, arm an tektoni- gehalten, würdig eines Benvenuto Cellini ; ihre, meist symbolischen, scher Gliederung; aus Lindenholz die seit dem 16. Jahrhundert Reliefgebilde zu beschreiben, würde einen ganz eignen Anlauf erfordern. üblichen Schnitzereien am Möbel. War dieses soweit fertig, so be- Am interessantesten im speciellen Sinn dieses Worts ist ein oder gann die Arbeit der Frauen: das Bemalen, allerdings wohl erst seit das andre Unifum: vor allem ein altes Lederkästchen mit Goldder Zeit des Rokoko. Meist wurde Leimfarbe verwendet, mit nach- pressung, innen mit Elfenbein und landschaftlicher Malerei geschmückt, folgendem Firnis. Die Farbe vermied jede Imitation. Die Grund- aus dem Besitz des letzten Prälaten vom Kloster Benediktbenern; farbe war meist blau, seltener grün; die bildliche Bemalung u. dgl. m. Manche reizende Ornamentmalerei der Renaissance( eine erstreckte sich auf Blumen und Früchte der Heimat, die in von ihnen auf der Rückseite zweier Orgelflügel, wahrscheinlich von fräftigen Farben aufgetragen wurden. Wer je diese schlichten Peter Candid ), zahlreiche Uhren, mannigfaltige Werke aus geKunstiverte gesehen, in denen sich die Originalität und triebenem Kupfer, und was sonst in solchen Sammlungen mehr oder Traulichkeit der süddeutschen Wohnungen wvie in einem minder typisch ist; endlich Musikinstrumente: eine Laute, ein ElfenCentrum zusammenfaßt, wird sie nie vergessen. Ich habe sie droben bein- Flageolett( Art Flöte), eine primitive Baßgeige, Bauernzithern in einsamen Bauernhütten gesehen, wo sie wenn nicht schon vom dieser ganze Rest, der den Athem des Aufzählenden erschöpfen Liebhaber weggekauft von den Vätern her stehen. Ich habe sie würde, sei wenigstens angedeutet. in einsamen Ecken jener mit aller gegenwärtigen Kunst errichteten Wenn man sich erinnert, daß bedeutende Kunstsammlungen ihren Villa des Herrn v. H. gesehen, die nahe bei Tölz wie eine moderne Ursprung in glücklichen Antäufen fanden, die der Weltberühmtheit Wartburg in die Alpen hineinblickt. Ich habe sie endlich am der Gegenstände vorauseilten, so scheint es, daß hier dem Klugen Klarsten und reichlichsten gesehen in dem prächtigen Buch von noch ein Glück zu erhaschen bleibt, das nicht so bald wiederkommt. Franz Zell : Bauernmöbel aus dem bayrischen Hochland"( Frank- Jch hörte so etwas von 50 000 m., um die der Eigner dieser furt a. M., H. Keller, 1899), aus dem einige unsrer vorangehenden Sammlung fie hergeben würde. Fehlt nur noch der reiche Engländer Notizen stammen. oder Amerikaner, der durch sein Angebot das Gewissen heimischer Mächte weden müßte.- Friedrich Müller.
bilden.
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Daß es nicht die Kästen, Truhen und sonstigen Möbel allein seien, in denen sich der künstlerische Geist jenes Volksstamms ausspricht, läßt sich von vornherein denken; und thatsächlich genügen einige Blide ins Nationalmuseum zu München , in die kunstgewerb- Kleines Feuilleton. lichen Stätten zu Partenkirchen und in andre örtliche Sammelpunkte, um ein weites Reich lokaler Volkskunft zu erschließen. Welche Ostasiatische Dekorationsmaler auf der Pariser Welt Fülle von Leistungen hat nicht die einzige Stadt Weilheim durch ausstellung. Interessant ist es, so wird der Köln . Volksztg." geihren Angermeyer, ihren Krumper, ihren Deyler in die Welt hinaus- schrieben, die fremdländischen Arbeiter, welche in den ostasiatischen gesendet Nach einem„ oberbayrischen Lokalmuseum", das ein Pavillons am Trocadero die Dekorationsarbeit besorgen, bei ihrer centrales Bild dieser gesamten Knust geben sollte, rief vor einiger Beschäftigung zu beobachten. Da fizen oder knien sie auf leichten Zeit ein Artikel in der Zeitschrift" Kunst und Handwerk". Manche Gerüsten, den langen Bopf zufammengerollt und unter eine Belztappe fleine Sammlung war da genannt; aber gerade die eine fehlte, die gesteckt, um den Hals große Shawls aus blauer Wolle oder grüner so breit und tief in das jahrhundertelange Kunstleben jenes Landes Seide, deren Enden ihnen gelegentlich auch als Taschentücher dienen, blicken läßt, und die gerade in der Heimat der„ Tölzer Kästen" er- denn sie sind sehr empfindlich gegen die Kälte. Neben ihnen stehen wachsen ist, auch wenn just nicht diese Möbelarbeiten, sondern schabhafte Taffen aus chinefifchem Porzellan oder Fayence, in die sie andre Zweige des oberbayrischen Kunstgewerbes ihren Stamm den Binsel tauchen und dann mit flinter Hand in leuchtendem Rot, Grün oder Blau zierliche Blumengewinde, dicht gedrängte PersonenHerr Bezirksgeometer Staudinger in Krankenheil bei Tölz gruppen oder schreckliche Drachen auf die Wände malen. Dabei ift ein braver Mann. Er hat gesammelt und gesammelt, bis ihm rauchen fie französische Cigaretten in dünnen Cigarrenspitzen aus sein Häuschen über den Kopf vollgepfropft war und die Bauern Bambusrohr und sprechen zu einander, oder versuchen auch mit lebanfingen, ihren Urväter- Hausrat den neu anrückenden Liebhabern so haften Gesten, sich den französischen Arbeitern verständlich zu machen. in die Höhe zu treiben, wie es sonst die Länderspekulanten oder die So haben sie ihren Pariser Kameraden zu verstehen gegeben, daß sie Kriegslieferanten thun. Aber nun hat er auch etwas, um das sich die Franzosen in Paris und Marseille so viel freundlicher und liebensdie Kunsthistoriker reißen können und die Kunstbehörden der so- würdiger fänden, als im fernen Indo- China , wo sie sich oft als harte genannten Kulturftaaten reißen könnten und sollten, wenn-... Zwar Herren anfspielen. Trotzdem haben sie auch hier ihr Mißtrauen noch einiges ist der Art nach bereits bekannt und auch anderswo vor- nicht ganz überwunden, denn sie gehen mir gruppenweise von und handen, wenngleich kaum irgendwo in solcher Fülle wie hier. Wer zu ihrer Arbeit. Um 5 1hr nehmen sie ihre Abendmahlzeit. Eine je zu München im Nationalmuseum bewundernd vor den Elfenbein- anamitische Fran bringt eine Reihe von Blechkannen und Bäckchen schnitzereien Christof Angermehers gestanden, wird hier von der an einem Stocke hängend, den fie auf der Schulter trägt. Das ganzen Breite dieses Kunstzweigs, dem jene Specialwerke an Essen besteht in gekochtem Reis und flein geschnittenem Rindfleisch gehören, erst den rechten Eindruck bekommen. Wer wollte alle diese mit einer schwarzen Zwiebelsauce, das sie mit ihren Gabeln aus der elfenbeinernen Madonnen, Christusse, Reliefporträts usw. aufzählen, Schüssel aufpieken. Einige essen Brot dazu, andre rühren es nicht wer all die Kombinationen beschreiben, in denen das Elfenbein an, aber alle mögen den Wein gern. Einige der Pavillons find mit andren Stoffen wie Holz oder Zim verwendet ist, wer den ganz fertig und eine Menge von Ausstellern in rotem Fez, gelben Humor andeuten des hölzernen Pilgers mit seinem Engerl? Wohl Pantoffeln, weißem Burmus nehmen Besitz von ihren Plätzen und ebenfalls nur ein Glied einer einigermaßen gut bekannten Kunst- überwachen das Auspacken ihrer Waren. produktion sind die Holzschnigereien. Den ganzen Reichtum dieser- Die Barisal - Schüffe. Im Distrikt Bakergunge an det Kunst Oberbayerns allein, der schon würdig wäre, in einem Museum Mündung des Ganges hört man von Zeit zu Zeit dumpfe Detonationen, verewigt zu werden, das zu dem schleswig - Holsteinschen Thaulow gleich dem Donner schwerer, sehr entfernter Geschüße, ohne daß es Museum in Kiel ein interessantes Gegenstück darbieten würde, lernt bis heute möglich geworden ist, den Ursprung dieser Donnerschläge man allerdings nicht gerade hier am besten kennen; allein manches zu ergründen. Sicher ist nur, daß sie weder von Gewittern, noch von diesem Vorrat, teils bemalt, teils nicht oder nicht mehr vom Abfeuern der Geschütze herrühren können, übrigens aber weiß bemalt, neben neben heiligen Figuren auch 3. B. romanisch man weder, sie aus der Luft oder aus dem Boden stilisierte Löwen, ein Lanzknecht aus dem 16. Jahr tommen. Schon im Jahr 1889 hat die Asiatische Gesellschaft hundert 11. v. a. ergänzt mufre Kenntnisse dieses Zweiges. in Kaltutta Fragebogen verschickt, um möglichst viel Material Sehr wichtig aber scheint mir hier die Specialität eingelegter Holz über die Einzelheiten des geheimnisvollen Phänomens zusammen arbeiten zu fein. Bum Teil sind es prachtvolle Renaissancewverte. zubringen, indeffen haben die eingelaufenen Antworten tein Unter den Formen der Einlage- Arbeit, namentlich in Tischen, fallen Licht über den Ursprung desselben verbreitet. Nur soviel besonders rundliche Gebilde auf, figürliche und architektonische, die ergab sich unzweifelhaft, daß ähnliche Detonationen auch 220 Kiloan osteuropäische Kuppelformen, an altchristliche Figurenbilder und meter von Barisal entfernt bei Tumlrok von Zeit zu Zeit verdergleichen mehr erinnern. Ich habe ähnliches im Kirchenschatz der nommen werden. In jüngster Zeit hat, nach einem Bericht der großartigen Rototokirche zu Ottobeuern gesehen, besaß auch selber Köln . 3tg.", Henry S. Schuer während eines fast zweijährigen einmal ein solches Tischchen, vielleicht eine Tiroler Arbeit des Aufenthalts im Distrikt Bakergunge auf vielen Reisen durch diesen 18. Jahrhunderts; ein Kenner der oberbayrischen Kunst vermutet Bezirk der Erscheinung eifrig nachgeforscht. Hiernach ertönen die hier slavische Einflüsse- jedenfalls ist es eine seit Jahrhunderten Schüsse am häufigsten in den Monaten Februar bis Oktober, nieheimische Art. Hierher gehören auch die reichen Einlagewerke mit mals aber bei schönem Wetter, sondern meist vor oder nach Regenanderem Stoff, die allenthalben als„ Boule" Arbeiten wohlbekannt fällen. Sie kommen im allgemeinen aus Süd und Südost, sind und hier in einer hübschen Menge von Schmuckkästchen und doch gelegentlich auch aus allen anderu Weltgegenden. dergleichen wiederkehren. Merkwürdig ist, daß die Schüsse meist zu dreien gehört werden, einer nach dem andern in regelmäßigen Intervallen von etwa drei Sekunden, selten in längern Zwischenpausen. Manchmal hört man am Tage nur einmal diesen dreifachen dumpfen Donner, ein andres Mal aber wurden 45 Detonationen vernommen. Sie sind von Schüssen aus großen Kanonen, die in beträchtlicher Entfernung auf gestellt werden, nur schwer zu unterscheiden, auch scheint der Zustand der Atmosphäre nur einen sehr geringen Einfluß darauf auszuüben. Man hat angenommen, daß diese Detonationen aus dem Innern
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Auf eine wahrscheinlich lange blühende Specialität des Kunstgelverbes weisen Hafnerarbeiten aus Schliersee hin: mehrere Christusbilder aus Thon, und natürlich die allbekannten alten Defen. Aus einer Art von weißem Thon und aus Glas, mit selbständigen Malereien, sind zahlreiche Krüge vorhanden; dann andre Werke aus blauem Glas, aus Majolica usw. Eine besondere Freude bereiten dem Freund„ altdeutscher" Kunst die vielen Krüge aus Zim, zum Teil mit symbolischen Gravierungen und dergleichen; ihre Formen
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