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Draußen aber, allwo es noch andre Tiere giebt als Accu- Handel, Industrie und Großgrundbesitz find auf diesem Bartament mulatoren, erwacht in den Lüften ein unendliches Singen und des Gemisies vertreten, Offiziere und Staatsmänner, Banfiers und 8witschern. Wenn das Gemit sich die köstliche Schwelgerei Sprößlinge des Feudaladels drängen fich zwischen den männlichen erlaubt- sie ist felten in der Ueberhast moderner Arbeit- für und weiblichen Abenteurern, den Wegelagerern der Spieltische. Die Minuten völlig zu schweigen und tief zu lauschen, dann thnt sich eine Fremdenlisten sind verräterisch, wenn auch die edel geborenen oder neue junge Welt auf. Wie aus Märchenfernen schwebt sich ein edel gewordenen Herren und Damen häufig inkognito reisen. wundersames Zusammenklingen zarter Vogelstimmen, die ineinander Niemand fragt int Monte Carlo nach dem wirklichen weben und flattern wie das Laub der Buche im leisen Wind. Und Namen. Gleichwohl läßt sich mancherlei aus den endlosen Listen der Hahn kräht unablässig, daß er, wenn nicht schöner, so doch lauter lernen, vor allem die Erscheinung, daß gerade die Deutschen aufzu singen verstehe, als das ganze leichtfertige Vogelpack zusammen. fällig zahlreich sind: der wirtschaftliche Aufschwung ist doch eine In der Stille erst redet die Natur, und der Mensch von heute, der Thatsache. Und was sollte so ein deutscher Ausschwüngling Besseres niemals den Weg zu sich selbst findet, erstaunt über die plötzliche thun, als zur Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse von Monaco Entdeckung tausendfältiger Schönheit, für die er sonst weder Ohr noch beizutragen, als der Nervenbrunst sinnlosen Spiels zu fröhnen, das Auge gehabt. Die pansbäckigen Knospen der Kastanie erzählen für die einen ein Bergenden, für die andern ein Erwerb ist! Die ihm liebe, lustige Kindergeschichten, die sich redenden Blätter werden Arbeit und die Politik der ganzen Erde muß für den Spieltisch ihm zu dicken, rankenden Armen und der fenchte Glanz, der auf der von Monte Carlo stenern, wo die harmlosen der Gesellschaft ihre hellen, in bebender Sehnsucht sich entfaltenden Hülle schimmert, scheint Frühlingsgefühle kultivieren. ihm wie ein Auge, das in Freuden weint. Wenn die Nacht Weim man die Fremdenlisten aus dem Paradies des Spiels tommt, strömen die Baljampappeln geheimnisvollen Duft, als wollten durchmustert, so fühlt man sich förmlich gendelt so vornehm ist fie den Dom der Welt weihen für das Fest des Erwachens. Die die Spieltischrunde. Da ragen die Berliner Herzöge der Finanz, die Stille raunt von unermeßlicher Seligkeit. Am nächsten Morgen Bleichröder , Schwabach und Goldberger. Da flutet aber auch das aber schließt das Wunder des Schweigens schen den Kelch. Aus der blaueste Blut preußisch- deutscher Aristokratie, diese Prinzen, Grafen Stadt rollen in lückenloser Folge zwei, drei-, vierfach neben ein- und Barone, die den Familien derer von Helldorf, Hazfeld, ander auf geraden Straßen die Fahrräder, die jungen glänzenden Hohenthal, Ballestrem, Hohenlohe , Königsmard angehören. Blätter der die Wege fäumenden Bäume erblinden im Staub, niemand Ein tüchtiger Statistifer, der zugleich ein bißchen Kulturhistoriker hört mehr die Vögel, und das Motorgefährt, der schreckliche Hai der und Politiker sein müßte, follte einmal eine Saison von Monte Carlo aus Berlin führenden Brachtstraßen", stürmt toll in pfauchendem in zuverlässigen Zahlen und Namen gründlich darstellen man Lärm zwischen die ängstlich flichenden menschlichen Motore Furcht, würde eine Triebfeder politischer Strebungen erkennen. LeichenSchrecken und Benzingeruch um sich verbreitend. Die Störche, die geruch mischt sich in den Frühling der Reviera. Es sind nicht nur oben im sonnigen Blau segeln, von niemand beachtet der die ausgeraubten Spieler, die man eines Morgens oben an einem Radler denkt mir an die Lentstange fönnen getrost wieder nach Baum mit einem Strick um den Hals oder unten auf dem Boden Egypten zurückfliegen; sie sind entbehrlich, denn ihr Geschäft wird mit einem Loch in der Schläfe findet das ist eine bedeutungslose ficher demnächst durch Motore ersetzt.... Berufskrankheit jener Gegend auch die glücklich Genießenden Unser heimischer Frühling ist übrigens nur noch für schleppen mit sich unsichtbar die Opfer, die ihnen das schwellende, die Proletarier da. Die Leute von gebildetem Befig essen üppige Leben erarbeitet haben. feine Kirschen, wenn sie auch in Werder reif sind. Frische Nein, ich will lieber den Frühling verspätet genießen und mir Erdbeeren schmücken im Dezember ihre Tafel, im Frühjahr im April genügsam Weidenkäßchen ins Wasser stellen statt der find sie bei den Weintrauben angelangt, und im Hochsommer speisen rauschenden Bracht dort unten. Ich kehre von der Riviera zurück: sie Schnechühner. So genießen sie auch die Jahreszeiten zum mindesten ich lege die aufrührerischen Fremdenlisten beiseite. Sie mögen ein paar Wochen früher als die Menschen, die nur das formale Recht gut zum Frühstückspapier für den Buben dienen, der gestern zum aber nicht die Möglichkeit lustiger Freizügigkeit haben. Wenn wir ihnen erstenmal in die Schule gegangen und das erste Mal etwas vom entzückt von dem ersten warmen und hellen Frühlingsmorgen schwärmen, lieben Gott erfahren hat. Ein Buch über Deutschlands Seegeltung zucken sie verächtlich: Ach, das haben wir schon im Februar viel hat er bisher noch nicht als Brämie erhalten; es ist aber auch erst der schöner gehabt. Zeigen wir ihnen begeistert die schlanken, bunten zweite Tag feines Eindringens in die Wissenschaft. Michaeli, hoffe Krokosblumen, die in den Vorgärten sich eben der ich, wird er die Prämie friegen. Joc. Erde aufrichten, als wollten sie das Gehen lernen, erklären sie ims hochmütig, sie wären schon vor fechs Wochen zwischen Rosen gewandelt, und und sie sprechen von nov 17 suje Ajaccio , Capri , Rom , Neapel , von der Riviera, und wie sie in Monaco scheußliches Pech gehabt. Seitdem der wirtschaftliche Auf schwung Deutschland vergoldet, erlebt jeder rechtschaffene Deutsche den Frühling nicht auf dem Spittelmarkt, ja nicht einmal in Nen babelsberg, sondern dort unten im Süden. Nur wer die Sehnsucht
tennt!
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Auch ich kann es durch meinen Militärpaß beweisen, daß ich ein Dentscher bin. Auch ich bin ein Zeitgenosse des wirtschaftlichen Aufschwungs. Aber merkwürdig, so oft ich auch des Abends mit der sicheren Erwartung zu Bett ging, am Morgen in Rizza aufzuwachen, das Naturgesetz, das den Deutschen in der Aera des wirtschaftlichen Aufschwungs zwingt, den Frühling am Mittelmeer zu erleben, machte bei mir eine unheimliche und unbegreifliche Ausnahme. Ich blieb am Spittelmarkt haften, und das Höchste war Schlachtensee; hier stellte das Naturgesetz seine Funktionen ein, ich kam trotz des wirtschaftlichen Auffchwungs nicht weiter. Ich mußte warten, bis es dem Norden gefiel, den späten Frühling ins Land zu lassen. Nachdem ich aber endgültig das Bersagen des Naturgefeges in meinem Fall erfanut, nachdem ich mich mit dem schmerzhaften Verzicht vertraut gemacht, daß ich auch heuer nicht an die Riviera reisen würde, entschloß ich mich die Riviera nach Berlin kommen laffen Und das Mittelmeer strömte in der That nach Berlin , und ich habe so doch den südlichen Frühling genossen. Dabei fostete diese Reise nur ein paar Bfennige, so daß mein wirtschaftlicher Aufschwung für den Zweck vollkommen ausreichte.
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Inside
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Kleines Feuilleton.
Der Grundriß der deutschen Städte. In einer interessanten Studie über den Grundriß der deutschen Städte hat, wie wir der Köln . 3tg." entnehmen, Otto Schlüter in geschichtlicher Reihenfolge die wichtigsten Formen zusammengestellt, die in den Plänen der bentfayen Städte wiederkehren. Als die ältesten Städte auf deutschem Bodem erscheinen die römischen Niederlassungen im Rheingebiet und in Ober- Deutschland. Sie zeigen überall die gleiche Form des römischen Lagers. Im Anschluß an diefe römischen Siedlungen haben sich dann in deutscher Zeit eine Reihe von Städten entwickelt. Das gleiche geschah bei zahlreichen militärischen oder kirchlichen Gründnngen, und endlich entwickelten sich einige Städte aus Dörfern. Die Anlage ist bei all diesen Orten sehr verschieden; nach Meinung von Schlüter scheint es, als ob unter Bevorzugung der radialen Anordmung der Straßen eine weitgehende Anpassung an örtliche Ber hältnisse stattgefunden hätte. Die Straßen diefer Städte sind fast ansnahmslos gewunden. Im weiter Verlauf des Mittelalters traten dann wieder Grundrisse auf, die unter der Herrschaft der geraden Linie und des rechten Winkels standen; so in verschiedenen Formen bei den Zähringer Städten in Baden sowie in einem der Hauptfache nach gleichen Schema bei zahlreichen Städten und Stadtteilen des westelbischen Deutschlands . Dieses dem römischen Lager nicht unähnliche Schema, das bier in Anwendung fam, wurde bei der Germanisierung des Ostens auch dorthin übertragen Wollt Ihr das Rezept solcher wohlfeilen Frühlingsfahrt tennen und findet sich daher auch in fast allen ostdeutschen lernen? Nichts einfacher als dies. Ich habe mir die Fremden Städten. Die Stadterweiterungen des späteren Mittelalters nahmen Listen der Riviera schicken lassen, und indem ich sie studierte, fühlte dann vielfach, auch im Osten, wieder die unregelmäßige Form ich mich in südlicher Somme, ich tollte mit im Karneval von Nizza , und der alten westdeutschen Städte an. Im 17. Jahrhundert begannen am grünen Tisch zu Monaco durfte ich das Zehufache meines erträumten deutsche Fürsten Städtegründungen, die wiederum anathematische Vermögens verlieren. Es sind große und interessante Blätter, diese Formen zeigen; das beliebteste Motiv war das Schachbrett- Muster Fremdentisten, die sich betiteln: La vie pratique. Courrier des( Mannheim , Hanau usw.), daneben finden sich andre schematische Etrangers. Organe des Stations Hivernales de la côte d'azur, Figuren, z. B. die Fächerform( Karisruhe). Die nüchterne Art der publiant seul la liste générale officielle des étrangers sur tout Stadtanlage nach schematischen Figuren ist weiterhin die beliebteste le littoral, Nice , Cannes , Menton , Monaco , Monte- Carlo, Beaulieu, geblieben, hat unter der Form des Rechteck Systems das St- Raphaël, Grasse , Hyères , Juan- les- Pius, Tamaris, Ajaccio , veite Gebiet Ameritas und andrer Kolonialländer erobert San Remo , Bordighera , Ospedaletti etc." Es jauchzt das Herz, und sie hat bei europäischen Stadterweiterungen die meiste wenn es nur die Namen hört: Nizza , Cannes , Monte Carlo , San Anvendung gefunden. Auch wo das Schachbreit- Minster verRemo, Bordighera ... mieden wird, steckt, wie Schlüter betont, der heutige Städtebau Indessen nicht nur die Zauber des Mittelmeerfrühlings erjiehen noch tief im Schema, Er erwähnt besonders das moderne Stettin in diesen Blättern, der internationale Kapitalismus, der genießt, als Beispiel, in dem eine fünstliche Figur gewählt wurde, statt daß taucht auf mit all feinen verwijtenden Leidenschaften, man jich den natürlichen Verhältnissen anpaßte. Dagegen zeiges Die ganze Welt hat ihre Aristokraten des Besizes hierher gefandt. vielfach französische Stadterweiterungen mit ausgiebiger Berwendung
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