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Einunddreißigstes Kapitel.

Verheiratung zu vergiften gesucht, die mit ihr als sechzehn eines Küfters, die ihr Kind im Brunnen ertränkte. jährigem Mädchen vollzogen worden war. In den acht Sie war ein großes, stattliches Mädchen mit wirrem Haar, Monaten, während der sie, gegen Bürgschaft entlassen, das das aus einem furzen, diden, blonden Zopf hervordrängte. Urteil erwartete, hatte sie sich nicht nur mit dem Mann aus Sie verwandte keine Aufmerksamkeit auf das, was um sie geföhnt, sondern ihn sogar so liebgewonnen, daß das Urteil her borging, wanderte barfuß nur in schmutzigen grauen sie mit ihrem Mann wie ein Herz und eine Seele zusammen Hemde auf dem freien Platz in der Zelle hin und her und lebend antraf. Trotzdem der Mann und der Schwieger- wandte sich kurz und schnell um, wenn sie bis zur Wand ge vater und namentlich die Schwiegermutter, die sie lieb- kommen war. gewonnen hatte, fich vor Gericht mit aller Kraft bemühten, sie zu rechtfertigen, wurde sie zur Verbannung nach Sibirien , zur Zwangsarbeit verurteilt. Diese gute, fröhliche, oft lächelnde Fedosia war die Nachbarin der Maslowa auf der Pritsche. Sie hatte die Maslowa nicht nur liebgewonnen, sondern sah es als ihre Pflicht an, sich um jene zu bekümmern und ihr dienstlich zu sein. Inbeschäftigt faßen auf den Pritschen noch zwei Weiber: eins von vierzig Jahren, mit blasfem, hagerem Gesicht, das vielleicht früher einmal sehr hübsch gewesen, jetzt aber mager und blaß war; sie hielt ein Kind in ihrem Arm und nährte es. Ihr Verbrechen bestand darin, daß, als in ihrem Dorf ein Refrut ausgehoben wurde nach Ansicht der Bauern ungefeßlich ausgehoben wurde das Volk den Landrat zurückgehalten und den Refruten weggenommen hatte. Dieses Weib aber, die Tante des ungefeßlich Weggenommenen, hatte zuerst nach dem Zügel des Pferdes gegriffen, auf dem der Refrit fortgeführt wurde.

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Als das Schloß klirrte und die Maslowa in die Zelle hineingelassen wurde, wandten alle sich ihr zu. Sogar die Rüfterstochter blieb einen Augenblick stehen, schaute auf die Eintretende, erhob die Augenbrauen, aber ging dann, ohne ein Wort zu sagen, sofort wieder mit ihren großen entschiedenen Schritten hin und her. Die Korablewa steckte die Nadel in die grobe Leinwand und starrte die Maslowa durch die Brille fragend an. ,, weh! Da ist sie wieder! Und ich glaubte, sie würden Dich freisprechen," sagte sie mit ihrer heiseren, fast männlichen Baßstimme. Bist sicher verdonnert." Sie nahm ihre Brille ab und legte ihr Nähzeug neben sich.

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Zantchen und ich haben auch schon über Dich gesprochen, Schwälbchen. Man kann mit einem Mal freikommen. Kommit vor, jagten wir. Geben sogar noch Geld dazu, wie sich's eben trifft," begann alsbald mit ihrer singenden Stimne die Bahnwärterin. Aber mun sieht man's. Unfre Meinung Schwälbchen," führte sie ununterbrochen ihre freundliche, wohl­war nicht richtig. Der Herrgott denkt sein eigen Teil,

Weiter saß unthätig auf der Pritsche eine nicht große, ganz unzelige, gutmütige Alte mit grauem Haar und buckligem Rücken. Diese Alte saß auf der Pritsche am Ofen und gab sich den Anschein, als haschte sie einen vierjährigen, kurz ge­schornen, kleinen Dickianst, der an ihr vorüberlief und sich vor Lachen ausschüttete. Das Jüngelchen lief im bloßen flingende Rede. Hemidchen an ihr vorbei und sagte stets ein und dasselbe:

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" Ich glaube, sie hat auch nicht gegessen," sagte Fedosia, stand auf und trat zur Maslowa.

das Kopfende und begann sich zu entkleiden; sie nahm das Die Maslowa legte, ohne zu antworten, die Semmel auf staubige Sträflingskleid ab und das Kopftuch von dem kraus gewordenen schwarzen Haar und setzte sich.

spielende buckelige Alte kam auch heran und blieb vor der Die am andern Ende der Pritschen mit dem Jungen Maslowa stehen.

mitleidig den Kopf. Ti, ti, tff!" machte sie mit der Zunge und schüttelte

Als

Ach, haben sie Dich wirklich verurteilt?" fragte Fedosia Elfch, hast mich nicht gefriegt!" Die Alte war samt ihrem in mitleidiger Zärtlichkeit und fah die Maslowa mit ihren Sohn wegen Brandstiftung angeklagt und ertrug ihre Einhellblanen Kinderaugen an, und ihr ganzes fröhliches, junges sperrung mit erhabener Gutmütigkeit. Sie grämte sich nur Gesicht veränderte sich, als wäre sie bereit zu weinen. um ihren Sohn, der gleichzeitig mit ihr im Gefängnis saß, Die Maslowa erwiderte nichts, ging schweigend an ihren aber am allermeisten um ihren Alten, der ohne sie das Platz, den zweiten von der Ecke, neben der Korablewa und war ihre Sorge ganz verlaufen würde, da die Schwieger setzte sich auf die Pritschenbretter. tochter fortgegangen war, und nun niemand ihn rein wusch. Anßer diesen sieben Frauenzimmern standen noch vier an einem der geöffneten Fenster, hielten sich an dem Eisengitter und unterhielten sich durch Zeichen und Rufe mit den auf dem Hof vorüberziehenden selben Sträflingen, mit welchen die Maslowa am Eingang zusammengestoßen war. Eins von diesen Weibern, die eine Strafe wegen Diebstahls abfaß, war ein großes, schweres, fuchsrotes Frauenzimmer mit hängendem Leibe, gelblich weißem, sommersprossenbedecktem Gesicht und ebenfolchen Armen, sowie einem dicken Halse, der sich aus dem losgebundenen, aufgeschlagenen Kragen hervordrängte. Sie schrie mit schriller Stimme unanständige Worte die Augen weit auf, streckte die Oberlippe im Winkel vor und Der kleine Junge trat auch hinter der Alten herzu, riß aus dem Fenster. In einer Reihe mit ihr stand eine starrte auf die Semmel, welche Maslowa mitgebracht. dunkle, plumpe Arrestantin mit dem Buchse eines zehn die Maslowa all diese mitfühlenden Gesichter sah, nach all jährigen Mädchens, mit langem Rücken und ganz kurzen dem, was hente mit ihr vorgegangen war, da begann sie Beinen. Ihr Gesicht war rot, mit Flecken, breitstehenden, beinahe zu weinen, und ihre Lippen fingen an zu zittern. schwarzen Augen und dicken, kurzen Lippen, die die weißen Aber sie bemühte sich, standhaft zu bleiben und blieb stand­hervortretenden Zähne nicht verdeckten. Sie lachte winselnd haft, bis die Alte und der kleine Junge herankamen. mit Unterbrechungen demjenigen zu, der auf den Hof hinaus fie aber das gute, mitleidige Lispeln der Alten hörte trat. Diese Gefangene, wegen ihrer Buzzsucht" Tausend und namentlich, als sie mit den Augen dem kleinen Knaben schönchen" genannt, war wegen Diebstahls und Brandstiftung begegnete, der seine ernsten Blicke von der Semmel auf sie verurteilt. Hinter ihnen stand in sehr schmußigem, grauem richtete, fonnte sie sich nicht mehr halten. Ihr ganzes Gesicht Hemd ein jämmerlich anzusehendes, hageres, sehniges, schwangeres Weib. Sie war wegen Hehlerei verurteilt. Dieses Beib zitterte, und sie begann zu schluchzen. schwieg, aber lächelte während der ganzen Zeit beifällig und gerührt über das, was auf dem Hof vorging. Die vierte stand am Fenster. Sie saß wegen heimlichen Branntwein­verkaufs und war ein mittelgroßes stämmiges Frauenzimmer vom Lande mit sehr vorstehenden Augen und gutmütigem Gesicht. Dieses Weib, die Mutter des Knaben, der mit der Alten spielte, und des siebenjährigen Mädchens, die bei ihr im Gefängnis waren, weil sie sie niemand überlassen konnte, meisten beschimpft worden ist. Als es in Berlin zum erstenmal ge­Die Gespenster" sind vielleicht das Drama Jbsens, das am schaute ebenso wie die andren zum Fenster hinaus, aber geben wurde, murmelte( wenn ich mich recht erinnere) der olle ehr­strickte unaufhörlich Strümpfe und runzelte mit geschlossenen liche Blumenthal etwas von einer Lebensfreude", die er sich nicht Augen mißbilligend die Stirn über das, was die auf dem wolle verdüstern lassen. Die guten Leute, die ein Drama für un­Hof vorübergehenden Sträflinge sagten. Ihre Tochter aber, sittlich halten, weil in seinem Vorwurf Unfittlichkeit steckt, das siebenjährige Mädchen mit aufgelöstem weißem Haar, stand im bloßen Hemdchen neben der Fuchsroten, hielt sich mit den mageren, kleinen Händchen an deren Rock, hörte mit still stehenden Augen aufmerksam auf die abscheulichen Schinipf worte, die die Frauenzimmer sich mit den Sträflingen zu warfen, und wiederholte sie in Flüsterton, als ob sie fie auswendig lernte. Die zwölfte Gefangene war die Tochter

( Fortsetzung folgt.)

Die Gelpenner."

Deutsches Theater .

Atz

fanden sich in hellen( oder beffer: in dunklen) Haufen ein und strengten ihre Denunziantentehlen recht wader an. Seht, welch ein Familienbild! Dieser Mensch entweiht das Verhältnis ber die wilde Ehe" verteidigt, und sich auch andre Greuel zu zwischen Mutter und Sohn. Der Sohn ist ein sittenloser Mensch, Schulden kommen läßt. Die Mutter ist nicht viel besser. Ihrem verstorbenen Mann hat sie davonlaufen wollen, um sich einem Pastor an den Hals zu werfen. Der Pastor ist( natürlich!) als ein