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„ Er entkommt, aber nimmt uns nicht mit," fagte die stets lange betete, machte immer noch ihre Verbeugungen bor Korablewa. Und Du fag' lieber," wandte sie sich an die dem Heiligenbild, und die Küfterstochter hatte sofort, nachdem Maslowa: Was hat Dich der Ablokat von ein Gnadengefuch die Aufseherin hinausgegangen war, wieder ihren Spaziergang gesagt; das mußt Du jetzt einreichen." in der Zelle vor- und rückwärts aufgenommen.
Die Maslowa sagte, davon wüßte sie nichts. In diesem Die Maslowa schlief nicht und dachte daran, daß sie eine Augenblic trat das fuchsrote Frauenzimmer, das beide mit Buchthäuslerin sei und man sie schon zweimal so genannt Sommersprossen bedeckten Hände in sein dichtes rotes Haar hatte: die Botschkowa und die Fuchsrote, und konnte sich an versenkt hatte und mit den Nägeln den Kopf kraute, an die den Gedanken nicht gewöhnen. Die Korablewa, die mit dem Schnaps trinkenden Aristokratinnen heran. Rücken nach ihr hin lag, wandte sich um.
" Ich will Dir alles sagen, Katerina," begann fie.„ Erstlich, zu Anfang, mußt Du schreiben, Du bist mit dem Gerichtshof nicht zufrieden, und dann beim Staatsanwalt anzeigen."
Was willst Du eigentlich?" wandte die Korablewa sich mit böser Baẞstimme an sie.„ Hast den Schnaps gerochen, brauchst gar nicht zu reden. Wissen ohne Dich, was wir zu thun haben. Brauchen Dich nicht."
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Ich spreche nicht mit Dir, was mischst Du Dich hinein!" Möchtest Schnaps haben? Da schleichst Du heran." " Nun, gieb ihr schon," sagte die Maslowa, die immer mit allen teilte, was sie besaß.
Ich werde ihr so eins langen!..."
„ Ei, das wollen wir doch sehen," meinte die Fuchsrote and bewegte sich auf die Korableiva zu. Ich bin nicht bange bor Dir."
,, Alter Gefängnisbefen!"
,, Bist Du ja selbst!"
Du fauler Schlingsarm!"
hein Schlingdarm? Buchthäuslerin! Seelenmörderin!" fahrie die Fuchsrote.
„ Das hätte ich nie und nimmer gedacht," sagte die Maslowa leise.„ Andre, was die auch thun- geschieht ihnen nichts, und ich muß für nichts leiden."
Gräm Dich nicht, Mädchen. Auch in Sibirien leben Menschen. Du gehst auch da nicht verloren," tröstete die Korablewa sie.
" Ich weiß, daß ich nicht verloren gehe, aber es kränkt mich troßdem. Ich hätte solches Los nicht nötig, wo ich an ein so schönes Leben gewöhnt war."
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Gegen Gott gehst Du nicht an," sagt die Korablewa mit einem Seufzer, gegen ihn gehst Du nicht an." " Ich weiß, Liebe, aber es ist doch schwer."
Sie schwiegen eine Zeitlang.
„ Hörst Du? Sie zerfließt in Thränen," sagte die Rorablewa und lenkte Maslowas Aufmerksamkeit auf feltsame Töne, die von der andern Seite der Pritschen erfchallten.
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Diese Töne waren verhaltenes Schluchzen des fuchsroten Weibes. Die Fuchsrote weinte deshalb, weil man sie vorhin gescholten, gefajlagen und ihr keinen Branntwein gegeben hatte, nachdem sie sich so sehnte. Sie weinte auch deswegen, Geh fort, sage ich," sagte finster die Korablewa. weil fie in ihrem ganzen Leben nichts erfahren hatte als Aber die Rote tam nur noch näher heran, und die Kora Schimpfworte, Spott, Kränkungen und Schläge. Sie wollte blewa stieß sie gegen die fette, offene Brust. Die Note hatte sich trösten mit der Erinnerung an ihre erste Liebe zu einem gleichsam nur darauf gewartet und krallte plötzlich mit einer Fabrikarbeiter Fedka Molodjonkow, aber als sie an diese schnellen Bewegung eine Hand in Korablewas Haar, während Liebe dachte, fiel ihr auch ein, wie die Liebe geendet hatte. fie sie mit der andren ins Gesicht schlagen wollte. Aber die Diese Liebe hatte dan: it geendet, daß jener Molodjonkow in Rorablewa ergriff diese Hand und hielt sie feft. Die trunkenem Zustand sie zum Scherz mit Vitriol eingerieben Maslowa und Tausendfchön faßten den Arm der Roten an hatte und dann mit seinen Freunden laut lachte, als er sah, und bemühten sich, sie fortzureißen, aber die in das Haar wie sie sich vor Schmerz Jaut frümmte. Das fiel ihr ein und gekrallte Hand der Roten öffnete sich nicht. Sie ließ ihr ward weh, und im Glauben, daß niemand sie hörte, be das Haar für einen Augenblick los, aber nur, um es sich gann sie zu meinen und weinte wie Kinder stöhnend, durch um die Faust zu wideln. Die Korablewa aber, mit gesenktem die Nase schnaubend und die falzigen Thränen schluckend. Kopf, hieb mit einer Hand auf dem Körper der Roten herum ,, Sie thut mir leid," sagte die Moslowa. und schnappte mit den Zähnen nach ihrer Hand. Weiber drängten sich um die Balgenden, trennten sie von einander und schrien. Sogar die Schwindsüchtige trat zu ihnen und schaute hustend auf die ineinander verkrallten Weiber. Die Kinder drückten sich gegeneinander und weinten. Auf den Lärm kam die Aufseherin mit dem Auffeher. Die Bankenden wurden getrennt, und die Korablewa ließ ihren grauen Zopf fliegen und nahm aus ihm die herausgerissenen Haarbüschel fort, während die Fuchsrote ihr vollständig zerrissenes Hemd gegen die gelbe Brust drückte. Dabei schrien beide, erklärten den Vorfall und führten Klage. " Ich weiß schon, an allem ist der Branntwein schuld; morgen sage ich's dem Inspektor, der wird's Euch schon einbläuen. Ich merke ja, wie der Schnaps riecht." sagte die Aufseherin. Paßt auf und schafft alles fort, sonst geht's Euch schlecht. Ich habe keine Zeit, Euch zu durchsuchen. An die Pläge und stillgeschwiegen."
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Aber es trat noch lange kein Schweigen ein. Noch lange schalten sich die Weiber, erzählten sich gegenseitig, wer angefangen und wer die Schuld hätte. Endlich gingen der Aufseher und die Aufseherin hinaus, und die Weiber begannen stillzufchweigen und sich hinzulegen. Die Alte trat an das Heiligenbild und fing an zu beten.
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Sind zwei Zuchthäuslerinnen zusammengekommen!" begann plöglich wieder mit heiserer Stimme die Fuchsrote am andern Ende der Pritschen und begleitete die Worte mit geradezu raffinierten Schimpfereien.
" Hast Du noch nicht genug?" erwiderte die Korableta alsbald und fügte ebensolche Schimpfworte hinzu. Und beide verstummten.
Hätten sie mich nur nicht gestört, ich hätte Dir sicher die Glogaugen ausgerissen", begann wieder die Rote, und wieder ließ eine ähnliche Antwort der Korablewa nicht auf fich warten.
sein."
Natürlich, aber sie braucht ja nicht so zudringlich zu
Dreiunddreißigstes Kapitel.
Das erste Gefühl, welches Nech ljudow andern Tags beim Erwachen empfand, war das Bewußtsein, daß mit ihm irgend etwas vorgegangen sei; bevor er aber noch darauf kam, was eigentlich mit ihm vorgegangen war, wußte er schon, daß es etwas Wichtiges und Gutes sei.„ Katjuscha, die Gerichtsverhandlung." Ja, man mußte aufhören zu lügen und die volle Wahrheit sagen. Und welch wunderbares Zusammentreffen: gerade an diesem Morgen kam der längst erwartete Brief von Maria Wassiljewna, der Frau des Adelsmarschalls, derselbe Brief, den er jetzt ganz besonders nötig hatte. Sie gab ihm volle Freiheit; wünschte ihm Glück zu seiner bevor stehenden Verheiratung. Wie weit bin ich
" Verheiratung!" sagte er ironisch. jetzt davon entfernt!"
( Fortsetzung folgt.)
Blütenleben.
( Nachdruck verboten.)
Endlich, so lange es auch gewährt hat, schmückt sich wieder Feld und Flur, Garten und Wald mit dem bunten Blütenfranz, dessen Anblick uns, so oft wir ihn auch schon geschaut haben, immer von neuem mit belebender Freude erfüllt. Weiß, gelb, rot, blau, violett verbindet sich die Glocken, Kelche, Rosetten, Dolden zu einem Muster, das, so wahllos seine Anordnung erscheint, vont keines Künstlers Hand finniger, anmutiger und entzückender geschaffen werden könnte.
Sie alle, die Blüten an Kräutern, Strauch und Baunt, find Sonnenkinder, die erst des warmen Kusses der wunderthätigen Sonne bedürfen, um zum Leben zu erwachen. Je nachdem diese ihre goldnen Strahlen spärlicher oder reichlicher herabsendet, entfaltet fich auch in den verschiedenen Jahren der Blütenschmuck später oder früher. Aber diese Schwankungen bewegen sich doch nur in engeren Grenzen. Vergleicht man nämlich über eine Reihe von Jahren Alle lagen sie da; einige schnarchten, nur die Alte, die hinaus die Beitabschnitte, an denen bei den einzelnen Pflanzen
Wieder eine längere Frist des Schweigens und wieder Schimpfereien. Die Zwischenräume wurden inimer länger, und endlich wurde alles vollkommen still."