-
326
geschorenen, dichten Barte an der vorstehenden unteren gerade übrig bleiben wird. Ueber das jetzige Bayreuth ward schon Kinnlade.
Die Maslowa? Gewiß, kenne ich. War wegen Giftmords angeklagt," sagte der Staatsanwalt ruhig.„ Wozu müffen Sie die fehen?" Dann fügte er, gleichsam mit dem Wunsche, milder zu sein, hinzu: Ich kann Ihnen das nicht geftatten, wenn ich nicht weiß, wozu das nötig ist."
mancherlei selage erhoben, daß dort von der authentischen Tradition nicht mehr genügend vorhanden sei; und auf unsre Operntheater, vielleicht zum Teil das Wiener und das Münchner ausgenommen, ist ja erst recht nicht zu rechnen. Je geringer die Zahl der Getreuen von damals wird, desto fostbarer werden ihre Zeugnisse, desto dringender die Notwendigkeit, diese noch beizeiten auszuüben.
Dazu kommt nun, daß ja jede Periode der Musik ihren ,, Es ist für mich einer ganz besonders wichtigen Ange- eignen Bortragsstil hat. Was werden etwa kommende Jahrzehnte Tegenheit wegen nötig," begann Nechljudow und flammte auf. aus den Werten Wagners machen? Num steht immer in Frage, wie So so." sagte der Staatsanwalt, erhob den Blick und denn ein Wert aus einer früheren Periode in einer späteren gespielt schaute Nechlindow aufmerksam an." Ist ihre Sache schon fälscht man das Wert. Oder nach dem Stil der früheren? Aber werden solle. Etwa nach dem Stil der späteren? Aber dann vorgewesen oder noch nicht?" Sie ist gestern vor Gericht gewesen und ganz un Teil andre Instrumente gespielt, jedenfalls andre Hörfähigkeiten, un- ban fälscht man den Eindruck denn es werden ja nunmehr zum gerecht zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Sie ist andre Kenntnisse usw. in Anspruch genommen. Und diese Fälschung unschuldig." dürfte sogar die bedenklichere sein. Es ist wie bei einer Ueberfegung, ja wie bei jeder reproduktiven Kunst, vielleicht sogar wie bei jeder darstellenden Seunst. Bolle Trene ist unmöglich, wenn aus einer Sprache in die andre, aus einer Erscheinungswelt in die andre übertragen werden soll. Alte Regel: vor allem den Geist der Sprache wahren, in die übersetzt werden, den Geist der Gestaltungswelt wahren, aus der Fragestellung: wie würde der ursprüngliche Autor fich in in der gestaltet werden soll. Und die Trene? Die folgt am besten der neuen Sprache, in der neuen Gestaltungswelt ausdrücken? So ergiebt sich das Gebot einer funstvollen Berücksichtigung des einen wie des andren, also eines Mittelwegs, der aber kein Werwischen, sondern ein Zusammenwirken bedeuten soll.
So so. Wenn sie erst gestern verurteilt ist," sagte der Staatsanwalt, ohne auf Nechljudows Erklärung bezüglich der Unschuld Maslowas acht zu geben, so muß sie fid) bis zur endgültigen Urteilsverkündung im Interims gefängnis befinden. Besuche sind da nur an bestimmten Lagen gestattet. Dorthin rate ich Ihnen, sich zu bemühen." „ Aber ich muß sie sobald wie möglich sehen", sagte Nechljudow, während seine untere Kinnlade zitterte, und fühlte das Herannahen der entscheidenden Minute.
Weshalb müssen Sie das?" fragte der Staatsanwalt, mit einer gewissen Unruhe die Brauen hebend.
Weil sie unschuldig und dabei zu Zwangsarbeit verurteilt ist. Der. Schuldige an allem aber bin ich," sagte Nechljudow mit zitternder Stimme und fühlte dabei gleichzeitig, daß er etwas sagte, was er nicht zu sagen brauchte.
"
Wie ist das zu verstehen?" fragte der Staatsanwalt. Weil ich sie verführt und in die Lage gebracht habe, in der sie sich jetzt befindet. Hätte ich das nicht gethan, so würde sie nicht einer solchen Beschuldigung aus gefeßt sein."
Trotzdem sehe ich nicht ein, welchen Zusammenhang das mit dem Besuch hat."
Einfach den, daß ich ihr folgen und sie heiraten will," sagte Nechljudow. Und wie stets, wenn er hierüber sprach, traten ihm Thränen in die Augen.
" Ja? Nun sehen Sie!" sagte der Staatsanwalt. Das ist wirklich ein sehr außergewöhnlicher Fall. Sie sind ja wohl Stimmführer in der Krasnoperstischen Semstwo? " fragte der Staatsanwalt und erinnerte fich dabei, daß er früher von diesem Nechljudow gehört hatte, der jetzt einen so sonderbaren Entschluß fundthat.
"
Entschuldigen Sie, ich glaube nicht, daß das etwas mit Entschuldigen Sie, ich glaube nicht, daß das etwas mit meiner Bitte zu thun hat," erwiderte Nechljudow ärgerlich und flammte auf.
Natürlich nicht," sagte der Staatsanwalt, faum merklich lächelnd und durchans nicht verwirrt, aber Ihr Wunsch ist so ungewöhnlich und weicht so von aller Form ab..." od
,, Also, wie ist es, kann ich die Erlaubnis bekommen?" Die Erlaubnis? Ja, ich werde Ihnen sofort einen Einlaßschein ausstellen. Nehmen Sie gefälligst Play."
Er trat an den Tisch, setzte sich und begann zu schreiben. Bitte, setzen Sie sich." Nechljudow stand.
Nachdem der Staatsanwalt den Schein geschrieben, über gab er Nechljudow das Schreiben und fah ihn neugierig an. ( Fortsetzung folgt.).
Herr Professor Waldemar Meyer dürfte diesen Mittelweg gut getroffen haben, als er nenlich felvviert das sogenannte„ Kaiser quartett " von Haydn vorführte. Der Zauber, der uns aus solchen Werken mit ihren verhältnismäßig unselbständigen Füllstimmen( im 2. Satz zu einem wechselvollen Spiel der östreichischen Volfsbynine gesteigert) und mit ihrer rührenden Frende an einer heiteren aber freilich auch Welt umfaßt, ist nicht mehr der Zauber unsrer Welt, ist wieder etwas andres als der eint Menschenalter spätere„ Biedermeier"- Tou. Jene Vorführung geschah in dem bereits 26. der dankenswerten Konzerte des „ Ausschusses zur Veranstaltung von Voltsaufführungen". Abermals ein Problem der Uebertragung! Hier soll gute Musik Hörern zugeführt werden, die gleichjam in einer andren Sprache hören, als in welcher sonst das Publikum hört Abwechslung lieben als andre und weniger leicht und lang bei ait und ein Tonfünstler komponiert oder reproduciert; Hörern, die mehr strengenden Eindrücken festzuhalten find. Also buntes Programm! Und das ist nun wieder kunstwidrig, der Kunst untreu. Ich glaube, wir tommen aus diesem alten Dilemma, das um so drängender wird, als sich ja allmählich in der Arbeiterschaft immer mehr das Verlangen nach volkstümlichen Musikaufführungen regt, nur dann heraus, wenn wir sie durch irgendwelche nicht pedantische Mittel ganz eigentlich belehrend machen, durch instruktive Er läuterungen und was eben sonst einem solchen Zwed dienen mag. In even jenem Konzert hatte Fräulein Charlotte Taubert mit wohlverdientem Erfolg vier Lieder gesungen; darunter folgten ein, laßt mich träumen" von dem bekannten Operettenkomponisten A. Sullivan und ein„ Litauisches Lied" des Staffifers Fr. Chopin unmittelbar aufeinander. Wo war da für den weniger erfahrenen Hörer ein Anhalt, um neben jenem schrecklichen Schmachtgefang den Wert dieses schlichten und doch inhaltreichen Liedes zu würdigen, das aber hinwieder fein recites Bild des eigentlichen Chopin giebt?! und wenn es erst einmal gelten wird, diesem Publikum, das ja neigt, folche Kompofitionen von heute und die ihnen entsprechende naturgemäß zu einer Begünstigung selbständiger moderner Regungen Art der Wiedergabe vorzuführen?
Es war mir nicht leicht, mich in einen ganz eigenen Fall von Hebertragung hineinzufinden, als ich die Klaviervorträge Herrn G. Adolf Bapendics hörte. Ein würdiger älterer Herr, der so gar nichts vom moderneu Virtuosen an fich hat, aber desto mehr von der Genauigkeit, Einheitlichkeit und Besonnenheit des Meisters. Das, was selbst in der sehr frühen F- moll- Sonate Beethovens den Komponisten des Leidenschaftlichen ankündigt und das, was es in der C- mollSonate Schuberts zu Beginn Stürmisches und im weiteren Verlauf Aus der musikalischen Woche. sozusagen Blumenhaftes giebt: all diese, ein besonders sensitives Temperament des Spielers verlangenden Eigentümlichkeiten liegen Wieder einmal übertönt die Totenglocke den Klang der Mufit über die etwas trockene Natur Herrn Papendicks hinaus. Allein sein vom Tage. Vor kurzem sind in München Heinrich Vogl und ungemein reinliches, durchsichtiges, allem Verwischen durch Pedal 2c. in Wien Wilhelm Jahn gestorben. Wer biographische Notizen fo ganz entgegengesettes Spiel, das doch keineswegs der Energie über sie braucht, wird solche leicht finden, und zu einem Nekrolog und der gestaltenden Betonung entbehrt, ist wenigstens als ein langt es hier nicht. Aber Eins möchten wir hervorheben. Beide gleichsam aus älterer Zeit herüberreichendes Muster eine interessante Männer wurden auch besonders in Verbindung mit Richard Wagners Ergänzung des heute leblichen. Aber Chopin und Liszt , die noch Ramen genannt, weniger wohl Jahn, der frühere Wiesbadener , dann neben einigen weniger bekannten Stücken auf dem Programm Wiener Opernkapellmeister, der als einer der bedeutendsten Dirigenten standen, wollte ich nicht mehr hören; ich fürchte, der Konzertgeber von Wagners Mufitdramen galt, desto mehr aber Vogl, der all- würde mit dem Vortrag solcher Werke feinen bis dahin noch erträg berühmte Heldentenor im besten Sinn des Worts, der in Wagners lichen Mangel an flotter Lebhaftigkeit und schwiegsamer Phantasie zu junger Glanzzeit der Schöpfer mehrerer Hauptrollen war. Seine deutlich fühlbar gemacht haben. Bereinigung eines hoch über aller Opernschablone stehenden drama- Zu all den Konflikten von Vortragsweise treten nun noch häufig tischen Spiels mit einem höchst funstvollen, auch im Konzert meister- Aufgaben wie die, sich im Konzertsaal zu bewähren, wenn man sonst haften Gefang, den er immer wieder mit eifrigster Selbstvervoll- auf einem ganz andren Boden wirkt, oder inmitten einer Flut der allertommnung pflegte, machte ihn zum echten Vertreter Wagnerscher verschiedensten Darbietungen sich mit einem oder dem andren Stückchen Kunst. Beim Hinscheiden solcher Männer drängt sich nun die bange selbständig zu vertreten. So höre ich über einen als KonzertFrage auf, wie viel von der Ueberlieferung jener Glanzzeit nach- und Vortragsabend zu wohlthätigem 8wede" be
"