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zeichneten Abend, daß dort ein halb Dußend Deflamationstünstler| Walter Cranes Der Wettlauf der Stunden" gearbeitet. mit verdientem Erfolg ihrer interessanten Persönlichkeiten wirkten, Stunden sind hier zu den einzelnen Völkern Europas geworden, die Die Namen wie Johannes Trojan und wie Otto Sommers im edlen Wettlauf zu dem hohen Ziel des Socialismus einander die torff( diefer mit litterarisch wertvollen, vermutlich eignen Balme streitig machen. Ju Gedichten und Blaudereien, in Scherz Stücken) daß dazwischen Frau Liebau Globig mehrere und Ernst wird der erste Mai gefeiert. Wilhelm Liebknecht hat den Lieder sehr niedlich, aber etwas äußerlich vorgetragen habe, Zeitauffag geschrieben. Die Nummer enthält auch die Novelle„ Ein und daß die Operettenvirtuofin Frl. Mia Werber mit ihrer, Sterben" von Baul Bröcker( Hamburg ), die bei dem Preisausschreiben übrigens recht schrill gewordenen Stimme den Eindrud erivedte, des Wahren Jakob" den ersten Preis davongetragen hat. überhaupt nicht für den Konzertsaal geeignet zu sein. Also schließ- Der Süddeutsche Postillon" zeigt auf dem Titelblatt lich auch der Konflikt, daß solche Künstler fich hilfsbereit zu einem feiner Mai- Nummer den Arbeiter, der seinen Feiertag" hält; er wohlthätigen Zweck finden lassen und dann erst noch mit einer Kritik schreitet einsam durch die hügelige Landschaft rechnen müssen. So tragen fünstlerische Wohlthätigkeitsvorstellungen sonst eigentlich wohl nicht der Tag, an dem der Arbeiter das Bes der erste Mai ist stets einen oder vielmehr zahlreiche Widersprüche in sich, vielleicht dürfnis empfindet, allein zu gehen. Auch gegenüber dem Mittelbilde mit größerem Schaden für die Kunst als der Nußen ist, den sie Die Not" wird man seine Bedenken nicht unterdrücken können. Wir recht fraglich für den Zweck" einbringen. sehen dabei ganz ab von den Qualitäten des Bildes. Aber es scheint uns verfehlt, an unserm Maitag, dem Tag, an dem wir freudiger als an jedem andern der schönen Ziele gedenken wollen, zu denen unser Kampf ums führen soll, uns im Festblatt das Scheufal vorzuführen, als das die Not hier dargestellt ist.
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Maifelt- Bläffer.
82.
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Die Maifest- Blätter der deutschen und der östreichischen Bartei und die Mai- Nummern des Wahren Jakob" und des Süddeutschen Postillon" liegen uns vor.
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Kleines Feuilleton.
Aus Reporterberichten hat das Neue Wiener Tagblatt folgende Säße gesammelt: Im höchsten Grade bestürzt, wurde die Blechbüchse nebst dem Stück Bechfadel und der Zündschnur mit der Annahme, daß dies eine Bombe sei, dem Bezirksgerichte übergeben. Diejenigen Arbeiter, welche die Blechbüchse gefunden und zu tragen hatten, standen wahre Tantalusqualen aus.
Erwähnenswert ist, daß beide Willenbefizer scharfe Bulldogen haben und sich die ganze Nacht nicht rührten. Stellvertreter M. E. in Gesellschaft der Tochter eines Wiener PostWie aus Ezernowig telegraphiert wird, hat dort der Offiziersbeamten zuerst fich und dann seine Geliebte erschossen.
Gestern ist hier Herr N. N. nach hurzweiligem Krankenlager einem tüdischen Leiden erlegen. Sein Absterben ruft die lauterste Teilnahme seiner Kollegen hervor. Mit mehreren Leuten bewaffnet, drang der Direktor in das Bimmer.
Se. Excellenz der Leichnam ruhte in einem Metall- Doppelfarg. von der hohen Besucherin angesprochen zu werden. Herr Dr. L. hatte die Gnade, auch im Gumpendorfer Spitale
Das Festblatt der deutschen Partei gedenkt in erster Linie des Jubiläums, das die Partei in diesen Tagen begeht: seit dem Einigungswert auf dem Gothaer Kongreß sind in diesem Mai gerade fünfundzwanzig Jahre verflossen. Die Geschichte dieser Einigung zeichnet ein fachlicher, gut orientierender Rückblick auf jene Tage, der Erinnerung an dieses Jubilänm ist auch das Vollbild auf den beiden mittleren Seiten des Blatts gewidmet. Es ist ein Triptychon, dessen drei Abteilungen von Stamm und Blättertroue des Eichbaums umrahmt sind. Auf dem Mittelbild legt die Stärke, ein überlebensgroßes Weib in Brustharnisch und Helm, bewaffnet mit einer Keule, schügend die Rechte auf die geeinten Hände der beiden Arbeiter, die in stolzer Haltung, mit dem Ausdruck gesammelter Kraft vor ihr stehen; im Hintergrunde liegen Fabriken mit vielen rauchenden Schloten. Auf dem rechten Seitenbilde stürmt, das Schwert schwingend, die Freiheit heran, links flieht vor ihr die Zwietracht, auf deren Wirken die Herrschaft des Gottes Mammon begründet war. Die Zeichnung ist in einfachem linearen Stil gehalten, der zukunftsfrohe siegesfichere Geist, der aus dem Ganzen spricht, wird gefallen. Weniger wird dies vielleicht bei dem Titelbilde. der Fall sein: auf dem Erdball steht, mit der Linken die gewaltige Fahne, mit der Rechten den Hammer schwingend, ein Arbeiter im Schurzfell; er ruft zum Kampfe, aber die Art, wie er zu diesem Zweck den Mund öffnet, wirkt doch recht fatal, und auch sonst macht das Gesicht einen nicht gerade übermäßig flugen Eindruck. Noch ein Bild enthält die Nummer, eine Reproduktion der bekannten Scene aus der Hölle" von dem belgischen Tausendkünstler Wierz, Napoleon vor seinen Opfern in der Hölle. Nicht das hat man, beiläufig bemerkt, gegen das Bild eingewendet, daß es, Tendenz Malerei" sei, sondern, daß es so ganz nur Tendenz und so gar wenig Kunst, eigne überhaupt nicht, gäbe. Der Textteil enthält außer dem schon erwähnten Aufsatz ein längeres Gedicht„ Der Arbeit Feft" von Ernst Preczang , einen im Ton etwas fremden Aufsatz„ Der erste Mai und die Frauen", eine kurze Behandlung des Themas " Was können die Gewerkschaften?", Uebersichten über die Fortschritte der Arbeiterschutz- Gesetzgebung und die Entwicklung der Waifeier im letzten Jahrzehnt, über die Kriegsfurie im neunzehnten Jahr Schiller Theater. Niobe. Der Diener zweier hundert u. a. Herren. Der Frühling fängt an, den Spielplan zu beeinfluffen. Man giebt heitere Stücke, um sich zur Sonne draußen in keinem allzu schroffen Gegensatz zu bringen. Das Schiller- Theater hat Niobe" hervorgeholt und hat damit den Erfolg gehabt, den der betante englische Schwant bei einem naiven Publikum wohl stets erreichen wird. Ungleich wertvoller als Riobe" war die Inftige Komödie von Goldau, Die den Abend beschloß. Das
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Wieder etwas gar bunt präsentiert sich das Maifestblatt der östreichischen Genossen. Und nur in dem Titelblattnadte Kinder schivingen sich im Reigen um ein Nelkenbeet, aus dem ein Maibaum aufragt ist die Farbe auf drei einfache Töne, hellbrann, hellblau und rot, gestimmt, die gut zu einanderstehen, und auch die Zeichnung ist ansprechend; das große beigelegte Bollbild und das Schlußbild„ Mammon" haben dagegen wieder einen zu weichlichen Ton. Uluser der Sieg- trotz affedem!" betitelt sich das Vollbild: Die Freiheit weist den Mammon mit seinen Geldfäden und seiner Helferin, der Schlange, aus dem Palast und hält die Hand des jungen Burschen, der die große rote Fahne trägt; zu der Felsplatte, auf der sie steht, zicht die ihr zujubelnde Schar der befreiten Arbeiter heran. Wie früher ist auch diesmal der Textteil entschieden die bessere Hälfte des Maiblatts... Es enthält eine Reihe anfeuernder und anregender Aufsätze. Ellenbogen wirft einen Rückblick auf den Textilarbeiter und den Kohlengräber- Streit, Ellen Key plaudert über„ Kunst und Socialismus", Frizz Austerlig zicht die Bilanz des Wiener Wahlrechtskampfs", von den Friedens bestrebungen" in unsrer Zeit handelt ein andrer Beitrag und die Maienwanderung" erzählt in Dialogform die Bekehrung des zum Proletarier gewordenen Landmanns.
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Wenzel Wolf arbeitete auf einem Neubau in der Schönbrunners straße in Meidling . Dieser war schwerhörig und am linken Auge erblindet. Bor drei Monaten wurde er Witwer. Riemen und wurde, nachdem ihm die Aerzte der Rettungsgesellschaft Ein schnell herbeigerufener Sicherheitswachmann durchschnitt den Silfe geleistet hatten, in seine Wohnung gebracht.
Es war eine Orgie von Gemegel, die da eine Bestie in Menschengestalt exekutiert hatte.
Die Bestattung des Heimgegangenen findet im engsten Familienfreise statt. Der Train zudte dreimal förmlich zusammen.( Beim Sturze eines Felsblocks auf ein Eisenbahngeleise.) Theater.
Stück ist über hundert Jahr alt und wirkt heute noch so frisch, wie es nur immer bei der Premiere gewirkt haben kann. Das behandelte Motiv ist von der einfachsten Art. Ein Diener verdingt sich an zwei Herren und ruft dadurch die größte Verwirrung hervor. Woria diese Verwirrungen bestehen, ist im Grunde gleichgültig; ich wenigstens habe von der eigentlichen Fabel feinen Eindruck empfangen. Um so fröhlicher aber war der Eindruck, den ich von dem Hauptcharakter des Stücks erhielt. Der Diener ist mit feiner und sicherer Kunst ge zeichnet. Sein Charakter ist eine wunderliche Mischung von gesundem Menschenverstand und täppischem Wesen. Man lacht über seine naiven Späße, obgleich sie einem bereits längst aus andren Komödien bekannt sind. Man lacht und hat dabei das beste Gewissen von der Welt. Nirgends stellt sich die Empfindung ein, die einen aus den modernen Cirkusschwänten so peinlich gut bekannt ist die Empfindung einer leifen Scham, weil man sich durch den Unsinn. In der Mainummer des„ Wahren Jako b" ist ein großer der Bühne zum Lachen zwingen läßt. Der Diener Goldaus Teil der Beiträge dem Gedanken des ersten Mai gewidmet. In einem fann es gar nicht zu toll treiben und das kommt wohl daher, farbigen Scherzbilde auf der Titelseite treiben Faune im Wald- weil hinter seinen Späßen immer ein wirklicher Mensch von Fleisch dunkel ihr Wesen, indem sie einen Polizisten von dem Festplatze und Blut steht. Man hat es schließlich immer mit Kunst zu thun, im Hintergrunde fernhalten, auf dem im freundlichen Sonnenlichte mit einer ungebundenen, forglosen und verwegenen Kunst, aber doch ein fröhliches Volt seine Maifeier begeht; auf der Rückseite wird eben mit Kunst. Schmasow, dem unter den Darstellern die bie alte und die nene Gesellschaft" in zwei Paaren von Hauptaufgabe aufiel, spielte, ganz im Charakter des Stüds. Er war Reisender kontrastiert, die auf schmalem Bergpfad einander be- vor allem immer frisch und gab dem Diener die ganze Ausgelassengegnen, wobei die alte Dame Kehrt machen muß. In einer großen heit, die er braucht, wenn er uns unterhalten will. Neben Schmasow Zeichnung wird der Siegeslauf des Socialismus" geschildert; wie wäre noch Grete Meyer zu nennen, die im ersten Stück die am Rande bemerkt wird, ist sie frei nach einem bekannten Motiv Niobe spielte. E. S.
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