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stehen, das Volk der Dichter und Denker zu sein, so hat man das Kainz streichelte hier Grethchens Wangen, scine Augen leuchteten deutsche Buchgewerbe in erster Linie zu dieser Specialausstellung vor Glück und mit der seligen Leichtigkeit des unbekümmerten Lieb­ausersehen; ihm schließen sich dann die graphischen Künste in habers sprach er die Verse. Das war gewiß geistreich und ich meiner ihren mannigfachen Zweigen und eine photographische Ausstellung seits habe mich umsomehr darüber gefreut, als sein Faust sonst keinen im besonderen an. In diesem Jahr begehen die Jünger der tieferen Eindruck hinterließ. Die philosophischen Verse so ganz schwarzen Kunst" die Jubelfeier ihres ehrbaren Meisters Johannes und gar in leichte Liebesverse unzuwandeln, ivar, vie Gutenberg: auch auf fremdem Boden wird hier dem Genius des gesagt, ein geistreicher Gedanke, zugleich aber war es ein Gedanke Mannes eine verspätete Huldigung dargebracht. Von Gutenberg zu von so ätzender Schärfe, daß er die wunderbaren Verse zerstörte. Röntgen fürwahr eine bedeutungsvolle Zusammenstellung aus Gerade Kainz versteht ganz ausgezeichnet, die Verse einer Dichtung der reichen Entwicklung unsres nationalen Geisteslebens. Andre ans der sozusagen abstrakten Deklamation in die Sphäre des mensch­Säle des deutschen Hauses sollen alles enthalten, was in Deutsch  - lichen Geschehens herabzuholen und das ist ein Verdienst, so ehrlich land auf dem Gebiete der Arbeiterwohlfahrtspflege privater und schwerwiegend wie nur irgend eins. In der ers Initiative feine Entstehung verdankt. Der Bourgeoisie muß man wähnten Scene aber schlug sein Vorzug in einen Fehler um. zugestehen, daß sie sich in Scene zu seßen weiß! An Er gab eine geistreiche Einzelheit auf Kosten Goethes und offiziellen und offiziösen Verherrlichungen flottenbegeisterter so gewiß ich mich über die Einzelheit an fich frente, so gewiß ist Millionäre, die einen winzigen Teil ihrer Rieseneinkommen es, daß in diesem Augenblick Goethe zu keinem Menschen im zur Wohlfahrtspflege" abzugeben für nüßlich befunden haben, Theater sprach, auch zu mir nicht. Wenn aber Goethe nicht zum wird es zweifellos nicht fehlen. Die Dokumente der Arbeiter- Publikum spricht, bleibt die Wirkung aus, wie viele Künfte sonst vergewaltigung durch allerhand Kühnemänner, Stummns und der auch an die Dichtung verwendet werden mögen. Kainz hat nicht gleichen wird man freilich vergeblich zu suchen haben, ebenso wie in die Aufgabe, diesen oder jenen Gourmand zu erfreuen, sondern soll den sonstigen socialen Abteilungen schwerlich die Rudimente des vor allem den Fanft zur Geltung bringen, wenn er den Faust spielt. Zuchthausgefehes und des Posadowsky  - Erlasses ausgestellt sein Mit der modernen Natürlichkeit" verhält es sich etwa so: sie ist werden. Das Weinrestaurant und die damit verbundene Weinbau zu einer Natürlichkeit für Gourmands geworden. Es ist sehr hübsch, Ausstellung im Untergeschoß des deutschen Hauses( der Katalog führt den Mund nicht voll zu nehmen, es ist sehr hübsch, wie ein Mensch die beiden Veranstaltungen euphemistisch in umgekehrter Reihenfolge zu gehen und nicht wie ein Held", auch fein Organ zu schonen, ist an) werden schwerlich so viel Aufmerksamkeit erregen, wie die drei cine nützliche Sache. Auf der andern Seite aber ist es auch ganz Hauptsäle des Hauses, in denen der deutsche Kaifer den Franzosen und gar keine Schande, einmal eine machtvolle Bewegung zu machen. eine eigenartige Huldigung dadurch bereitet, daß er sie zur Aufnahme wie es auch ganz und gar kein Verbrechen ist, ein wohlklingendes der hervorragendsten Werke der französischen   Kunst des vorigen Organ zu haben. Wenn eine Stelle, bei der ein Schauspieler der Jahrhunderts bestimmte, die sich im Besitz der preußischen Königsfamilie alten Schule unfehlbar Iosgegangen" wäre, von einem befinden. Der bunte Trubel einer zufammengewürfelten Menge modernen Schauspieler mit Geist und Verstand gedämpft wird von Globetrotters wird sich dort zwischen Möbel und Gobelins be- dann schnalzt schnalzt der Gourmand im Parkett mit der

Anmerkungen zum modernen Bühnenfil.

S.

In Hamburg   sah ich vor Jahren eine Aufführung von Ibsens Gespenster". Natürlich nicht im Stadttheater, das damals von dem Börfianer Pollini sozusagen" gefeitet" wurde. Herr Pollini hielt Josen für ein schlechtes Papier und fo war er ganz fonfequent, wenn er nicht damit handeln wollte. Die Gespenster" mußten durch eine bescheidene Hinterthür in Hamburg   hereingelassen werden. Eine Theaterschule führte sie mit ihren Schülern auf.

wegen dürfen, in denen einst Friedrich II.   mit dem bissigen Bunge und sagte:" Ah! Bucker! Unser" Schulze! Hoho!" Wenn Spötter Aronet von Voltaire   geistreiche Wortplänkeleien ausfocht und nun aber der Dichter in dieser Stelle Sturm und Drang   und Macht sich über Gott   und die Welt Instig machte. Wie sich die Zeiten zu geben vermeinte was thue ich dann mit Schulzes Zucker? ändern! Heute haben ja auch wohl die Meisterwerke eines Watteau, Selbst wenn der Dichter die Grenzen der Natur überschritten haben Lancret  , Pater, Chardin   und wie sie sonst heißen, in Berlin   und sollte, wäre es immer noch besser, mit ihm zu fündigen, als gegen Sanssouci   teine rechte Stätte mehr: Anton von Werner   und Knack- ihn. Die Natürlichkeit", die nur genossen werden kann, indem man fuß find an Stelle jener Männer getreten, und anstatt der sträflich die Feinheit des schauspielerischen Raffinements bewundert, ist keinen Inftigen Verse ans Voltaires Bucelle( einer Verspotting des Kultus Pfifferling wert. Wir woller Natur, Natur; aber keine Natürlichkeit, der Jungfrau von Orléans) thut man im Zeitalter der lex Heinze die- pardon zu einem Kunststück geworden ist. gewiß gut daran, Majors und Dichters Lauff Eisenzahn" z11 Ein Stück von Jbsen mag zehnmal im Salon spielen, der citieren! Wie sagten wir doch eben? Fürwahr eine bedentungs- Schauspieler steht darum doch auf dem geweihten Boden der volle Zusammenstellung aus der reichen Entwicklung unfres nationalen Tragödie, und das braucht er wirklich nicht zu vergessen. Oder Geisteslebens".... besser: er darf es nicht einmal. Und dann die Nachahmer, o die Nachahmer! Kainz gab, als er Goethe schuldig blieb, wenigftens Kainz und das ist immerhin nicht wenig. Nun aber die Nach ahmer, die aus Augst   vor" Unnatürlichkeit" das bißchen Temperament zurückdrängen, was sie überhaupt haben, die Banjen machen, so augenehm wie die Wüste Sahara  , nur weil das vornehm" ist, weil sie glauben, daß so am Deutschen Theater" Komödie gespielt wird. Auf die Gefahr hin, für einen Barbaren gehalten zu werden, will ich bekennen, daß ich oft heimlich den Wunsch auf die Bühne gesandt habe: Etwas mehr Provinz, meine Herrschaften! Etwas mehr das Bewußtsein, daß wir nun doch einmal im Theater find, wo kein Mensch sich auf die Daner mit An der Spitze des Instituts stand ein ehemals recht bekannter intimen" Reizen zufrieden giebt. Es ist unglaublich, wie viel Hofschauspieler der alten Generation. Daß er im alten" fuicht beffer für ein Stück mitunter eine schlechte Aufführung sein kann, untergegangen war, beweist allein die Thatsache, daß er für Jbsen als eine sogenannte musterhafte. Im Deutschen Theater" sah ich einmal einen offnen Sinn und ein offnes Herz hatte. Im ueuren" aber Schuitlers Vermächtnis" und die dichterische Ohnmacht, die sich hier war er soweit die Schauspielfunst in Frage iam noch weniger abquälte, ein Drama zu schreiben, machte mich entsetzlich nervös. untergegangen und so gab er die Gespenster" zwar modern- Monate nachher sah ich dasselbe Stick in einer andren Auf­natürlich, aber doch mit den schweren Accenten, die eine schwere führung, die zwar nicht schlecht, aber doch unendlich viel bescheidener Tragödie nicht sowohl erträgt, als vielmehr fordert. Der Eindruck war als jene des Deutschen Theaters". Die Arbeit war einfach war überaus start, wenigstens bei mir. nicht wieder zu erkennen. Die Schauspieler hatten offenbar nicht die Wenige Wochen nach jener Aufführung brachte das Berliner   Zeit gehabt, sich in das Detail ihrer Rollen zu verlieren und so fam Residenz- Theater die Gespenster" nach Hamburg  . In seinem Ensemble ein Zug in das Stück, der es zwar nicht zu einem guten, aber doch fanden sich sehr langvolle Namen, so Rudolf Rittner   und Rosa zu einem leicht erträglichen Drama machte. Das Mithsame Bertens. In der Aufführung hat ganz gewiß und endlich viel mehr und Gequälte war fast vollständig verschwunden. Zuviel Detailarbeit feine und sichere Kunst gestedt, als in jener Borstellung, die unter kann einem Drama eben gerade so gefährlich werden, als zu wenig der Leitung eines alten Hoffchauspielers von Schülern gegeben wurde. oder gar keine. Die Schauspieler sprachen das wenige, das Schnitzler Troydem blieb die Wirkung weit hinter jener ersten Aufführung überhaupt zu sagen hat, frisch und froh herunter und dabei standen zurück. Wie eine rasende Jagd zog das Ganze vorüber. Da wurde sich alle Teile am besten. Das Unterstreichen, Gliedern, Detaillieren der so elegant und flott gesprochen, wie in einem französischen   Schwant, Künstler am Deutschen   Theater hatte die Richtigkeit des Ganzen mur peinlich wo es gilt, die Leute nicht zur Besinnung kommen zu lassen. Die zum Bewußtsein gebracht. Und weiter! Hebbels" Julia" halte in Farben der Dichtung wurden durch die leichte Konversation verwischt, der Neuen Freien Voltsbühne" einen vollen und starken Erfolg, und ich begriff den Mann nicht recht, der mir das nachher als nicht tro, sondern wegen der unbekümmerten Naivetät, mit der natürlich sehr warm empfahl. die Schauspieler an die Arbeit gingen. Also laffen wir uns belehren! Die Lorbeeren des Deutschen Theaters" sind ehrlich verdient und auch noch immer frisch und grün. Aber gerade weil ich sie schäge, möchte ich mich nicht darauf schlafen legen. Erich Schlaifjer.

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Juzwischen habe ich manches begreifen gelernt, auch die moderne Natürlichkeit", die manchmal gar nicht natürlich", sondern eine sehr komplizierte und gelegentlich wohl auch raffinierte Sache ist. Der Deutlichkeit zu Liebe will ich meine Ansicht an einem konkreten Beispiel auseindersetzen.

Als Kainz seiner Zeit im Deutschen   Theater den Faust spielte, fiel die Art und Weise auf, wie er eine bekannte Stelle schauspi: lerisch behandelte. Es handelte sich um die Worte:

Nenns Glück! Herz! Liebe! Gott  !

Ich habe keinen Namen

Dafür! Gefühl ist alles;

Name ist Schall und Rauch,

Umnebelnd Himmelsglut!"

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Kleines Feuilleton.

d. Die Markise. Herrn Tapezierer Behrend!

Bitte morgen Dienstag zwischen elf und zwölf zu mir heranzus kommen, da ich wegen einer Ballon- Marlise mit Ihnen sprechen möchte. Achtungsvoll

Frau Kanzleirat Richter, B.... straße 5 I.