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Handelte. Die Zelle mit Fenften an der Müchsband was nicht Sun dieſem Mugenblick ertönte

In diesem Augenblick ertönte am Gitter das herzzerreißende sante am Gitter das Schluchzen irgend einer Person.

Nechljudow war alles sonderbar, und am allersonderbarsten war ihn, daß er dem Inspektor und dem Oberaufseher danken und sich gegen sie verpflichtet fühlen mußte, diefelben Leute, die alle die Grausamkeiten verübten, die in diesem Hause be gangen wurden.

Vierzigstes Kapitel.

durch ein, sondern durch zwei von der Decke bis auf den Fuß­boden reichende Drahtneke in zwei Teile geteilt. Zwischen den Netzen gingen Aufseher. Auf dieser Seite der Netze waren die Gefangenen, auf jener die Besucher. Zwischen den einen und den andern waren die beiden Neke und ein Zwischen­raum von drei Ellen, so daß man nicht nur nichts hinüber­reichen konnte, sondern auch kein Gesicht, namentlich wenn Der Aufseher führte Nechljudol aus dem Männer­man furzsichtig war, zu erkennen vermochte. Es war auch Besuchszimmer in den Korridor und dann durch die Thür schwer zu sprechen; man mußte aus Leibeskräften sofort in das Besuchszimmer der Frauenabteilung. schreien, um gehört zu werden. Auf beiden Seiten waren Gesichter gegen die Neze gepreßt, von Frauen, Männern, Vätern, Müttern, Kindern, die sich bemühten, sich zu Dieses Zimmer war ebenso wie das Männerzimmer sehen und sich mitzuteilen, was notwendig war. Aber durch zwei Drahtneze in drei Teile geteilt, aber es war be­da jeder sich bemühte, so zu sprechen, daß sein Besucher deutend kleiner, und in ihm waren sowohl weniger Besucher ihn verstände, und die Besucher dasselbe wollten, und ihre wie Gefangene; aber das Geschrei und Geheul war ebenso wie Stimmen sich störten, so versuchte jeder den andern zu über in der Männerabteilung. Ebenso ging zwischen den Netzen die schreien. Dadurch entstand jenes von Schreien unterbrochene Obrigkeit auf und ab. Sie wurde hier durch eine Aufseherin Geheul, welches Nechljudow entgegenschlug, sobald er die in Uniform repräsentiert, mit Tressen an den Aermeln, Belle betrat. Das zu unterscheiden, was gesagt wurde, war blauen Stoßligen und ebensolchem Gürtel, wie die Aufseher ganz unmöglich. Man konnte nur nach den Gefichtern über trugen. Und ebenso, wie in der Männerabteilung, klebten das urteilen, was gesagt wurde, und darüber, welche Be- auf beiden Seiten Leute an den Netzen; auf dieser Seite ziehungen zwischen den Redenden bestanden. In der Nähe Stadtbewohner in der verschiedensten Kleidung, auf jener die Nechljudows befand sich eine Alte im Tuch, die, gegen das Gefangenen, einige in weißen, andre in ihren eignen Kleidern. Net gepreßt, mit zitterndem Unterkiefer einem blassen, jungen Das ganze Neg war mit Leuten besetzt. Sie erhoben sich Menschen mit halbrasiertem Kopf etwas zuschrie. Der Sträf- auf die Behenspitzen, um über die Köpfe der andern hinweg ling hatte die Brauen hochgezogen, die Stirn in Falten gehört zu werden; andre saßen auf dem Fußboden und unter­gelegt und hörte aufmerksam zu. Neben der Alten stand ein hielten sich. junger Mensch im Rock, der kopfschüttelnd auf das hörte, was Ani meisten von allen weiblichen Sträflingen fiel durch ein ihm ähnlicher Sträfling mit abgehärmtem Gesicht und ihr durchdringendes Geschrei und ihr Aussehen eine zer­ergrautem Bart fagte. Noch weiter hin stand der Berlumpte, lumpte, magere Zigeunerin auf, deren Kopftuch von dem schwenkte die Hand, schrie etwas und lachte dabei. Neben ihm frausen Haar heruntergerutscht war. Sie stand fast mitten aber auf dem Fußboden saß ein Weib mit einem Kinde im im Zimmer auf jener Seite des Gitters an einer Säule und guten, wollenen Tuch und schluchzte offenbar, weil sie den grauen schrie mit schnellen Gebärden einem tief und fest gegürteten Mann auf der andren Seite in der Sträflingsjacke mit rafiertem Bigeuner im blauen Rock etwas zit. Neben dem Zigeuner Kopf und in Fesseln zum erstenmal wiedersah. Ueber diesem saß auf der Erde ein Soldat, der mit einer Gefangenen da gegen Weibe stand der Portier, mit dem Nechljudow gesprochen hatte, sprach; dann stand das Netz geklebt ein und schrie einem Kahlköpfigen Sträfling drüben mit glänzenden junger, blondbärtiger Bauernbursche in Bastschuhen Augen aus Leibeskräften etwas zu. mit gerötetem Gesicht; er hielt offenbar mit Mühe Mit ihm sprach eine lieblich Als Nechljudow einsah, daß er unter solchen Umständen die Thränen zurüd. werde sprechen müssen, erhob sich in ihm ein Gefühl der anzusehende blonde Gefangene, die mit hellblauen Augen Das waren Fedosia und ihr Empörung gegen diejenigen, welche solche Einrichtungen treffen ihr Gegenüber anfah. und beibehalten konnten; er war überrascht, daß nicht einer Manu. Neben ihnen stand ein Mensch in zerrissener Kleidung, von den Menschen in dieser schrecklichen Lage über eine der der sich mit einem zerzausten Weibe mit breitem Gesicht artige Verhöhnung menschlichen Fühlens aufgebracht schien. unterhielt; dann zwei Frauen, eine Mannsperson, wieder Die Soldaten, der Inspektor, selbst die Gefangenen be- eine Frau, und jedem gegenüber eine Gefangene. Die nahmen sich so, als ob sie anerkannten, daß alles so sein Maslowa war nicht unter ihnen. Aber hinter den Gefangenen, auf der andren Seite, stand noch ein Weib, und Nechljudow müsse. begriff fofort, daß sie es war, und fühlte alsbald, wie sein Herz verstärkt schlug und sein Atem inuehielt. Die Er trat zum Gitter und entscheidende Minute nahte. erkannte Katjuscha. Sie stand hinter der blauäugigen Fedosia und hörte lächelnd zu, was diese sagte. Sie war nicht im Sträflingsrock wie vorgestern, sondern im weißen Leibchen, das in der Taille fest gegürtet war und sich auf der Brust hoch erhob. Unter dem Kopftuch drängte sich, wie im Gericht, Lockiges schwarzes Haar hervor.

Nechljudow verweilte in dieser Zelle wohl fünf Minuten und empfand ein sonderbares Gefühl des Kummers, des Be­wußtseins seiner Ohnmacht und des Zwiespalts mit der ganzen Welt; eine sittliche Ohnmacht überkam ihn, ähnlich dem Schwanken auf einem Schiffe.

Doch ich muß das ausführen, weswegen ich gekommen bin," ermunterte er sich. Wie kann ich das?"

"

Er begann mit Blicken den Vorgesetzten zu suchen, und als er einen nicht großen, mageren, schnurrbärtigen Menschen in Offizieruniform wahrnahm, der hinter dem Bolke ging, wandte er sich an ihn.

Geehrter Herr, können Sie mir nicht sagen," fragte er mit angestrengter Höflichkeit, wo die Frauen gefangen gehalten werden und wo man sie besuchen darf?"

"

Wollen sie in die Frauenabteilung?"

" Ja, ich möchte gern einen von den weiblichen Sträf­lingen sehen," erwiderte Nechljudow mit derselben krampfhaften Höflichkeit.

Das hätten Sie sagen müssen, als Sie im Emapfugs­zimmer waren. Wen möchten Sie sehen?" " Ich möchte Jekaterina Maslowa sehen."

Was ist sie, verurteilt?"

" Ja, sie ist vorgestern verurteilt," erwiderte Nechljudow ergeben, da er fürchtete, die Stimmung des Inspektors irgend wie zu verderben, der an ihm Anteil zu nehmen schien.

"

Wenn Sie in die Frauenabteilung wollen, so gehen Sie, hitte hier," sagte der Inspektor, der aus Nechljudows Höflichkeit offenbar geschlossen hatte, daß dieser Aufmerksam­

teit verdiene.

Sidorow," wandte er sich an einen schnurrbärtigen Unteroffizier mit Medaillen, bring den Herrn in die Frauen abteilung." Zu Befehl, Herr Lieutenant.*

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( Fortsetzung folgt.).

Die Mallage.

( Nachdrud verboten.)

In der Sigung des Vereins für innere Medizin in Berlin " vom 6. November 1899 demonstrierte Assistenzarzt Dr. Milchner das Bild eines Alabasterreliefs, das im Palast des Königs Sanherib ( 705-681 v. Chr.) von Assyrien zu Ninive gefunden wurde und uns vielleicht die erste bildliche Darstellung einer Massage bietet. Das Relief es befindet sich im Berliner königlichen Museum zeigt ein befestigtes assyrisches Feldlager mit Zelten. In dem einen Belte erblicken wir außer zwei aufrecht stehenden Kriegerfiguren die uns interessierende Gruppe. Am Fußende des Ruhebetts steht ein Mann in vorwärts gebeugter Haltung, bei dem die sonderbare Stellung der Arme und vor allem der mit abstehenden Daumen abgebildeten Hände auffällt. Zu dem Bett liegt eine Figur, deren Kopf, Augen und Mund deutlich erkennbar sind, während der Körper ohne schärfere Konturen( wohl durch die Bedeckung des über das Nuhe­bett fich beigenden Manns) dargestellt ist. Es handelt sich um eine Massage des Unterleibs, die der vor dem Bett Stehende an dem Ruhenden vornimmt.

Der Referent legte sodann noch Photographien eines Juftruments vor, das bei den Griechen und Römern in den ersten Jahr­hunderten unsrer Zeitrechnung während des Bades angewandt wurde, die sogenannte Strigili oder Galenschen Stäbe, Ein in dem alten