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verhängnisvollen Selbsttäuschung befinden, wenn sie in ihnen Ausstellungen stand, führt jetzt eine nen geschaffene Prachtstraße direkt eine verläßliche Gefolgschaft ihrer Interessen glaubten. Diesem auf den höchragenden Invalidendom mit seiner vergoldeten Kuppel Publikum ist es ganz gleich, welches Schauspiel aufgeführt wird zu. Der russischen Freundschaft zu Liebe hat man fic Nicolausstraße und wer es darstellt; wenn's mir etwas fostenfrei zu jchen genannt, und die herrliche Brücke, die hier die Seine überspannt, giebt, und die harmlosen Sportsleute, die überall dabei find Alexanderbrücke. Unzweifelhaft ist diese Brücke eines der bemerkens mit ihren sensationell gewandeten Damen im rötlich gefärbten, nach wertesten Werke moderner französischer Ingenieurkunst. Glücklicher der neuen Mode tropisch üppigen Haarwuchs, lassen sich's gern auch als die Berliner , die fich ihren Fluß durch die mißratenen Arbeiten ein Erfleckliches fosten. eines vormals schlecht geleiteten Baubureaus verschandeln, laffen mußten und heute eine leine Reise zu machen haben, um wenigstens an der Oberspree einen würdigen Brückenbau betrachten zu tömmen, haben die Pariser jegt mitten in ihrer schönen Stadt einen Flußübergang, der durch seine praktische Gestaltung, die Eleganz seiner Linienführung und die Pracht seiner dekorativen Ausstattung Betvnnderung erregt. Die Aufgabe, die den Architekten und Ingenieuren Réjal und Alby gestellt war, bot der Schwierigkeiten übergenug: es handelte sich darum, mit einem einzigen Joch die ansehnlich breite Seine zu überspannen, der Schiffahrt genügenden Spielraum auch bei hohem Wasserstande zu gestatten, und doch zugleich die Trace so niedrig zu halten, daß der wundervolle Durchblick auf den Invalidens dom nicht beeinträchtigt wurde. Diese Aufgabe haben sie gelöst und damit ein Werk geschaffen, das das Andenken an diese Ausstellung erhalten wird. Die große Völkerfirmeß von 1889 hat den Parisern den Eiffelturm gebracht, der auch jetzt noch in ragender Größe das Insonderheit sollte an endlich aufhören, die großen modernen Marsfeld beherrscht, ein Bauwerk, dem man bei aller Bewunderung Städte mit ihrer geradlinigen Charakterlosigkeit durch derartigen für seine Größe und Kühnheit kaum einen sympathischen Zug ab angestrichenen Aufput ins Poffenhofte zu verzerren. Wenn in den gewinnen kann, so recht eine Schöpfung eines spekulierendeir alten Städten, deren Gaffen trumm und eng über Hügel flimmen, Banamisten, der gewohnt ist, mit faulen Werten zu handeln, und zwischen den Giebelhäusern grüne Brüden geschlagen werden und den Humbng als erlaubtes Mittel des Existenzkampfes ansicht; in der Mitte wie aus den Wolken bunte Wimpel herabhängen, dann wie viel lieber leukt man den Blick von ihm auf diese wirft solch simpler Schmnd wie findliche Fröhlichkeit. Gar feinen Brücke, die bestimmt ist allen zu dienen, die nicht nur Sinn und gar keinen Geschmack aber zeigt es, Fahnen und Aefte an ein schönes, schönes, sondern auch ein nützliches, der der Gesamtheit die Riesenkäften der modernen Großstadthäuser zu leben und förderliches Wert ist, einen socialen Wert repräsentiert. zwischen die schweren Steinmauern trügerisch verhängte Holzfolosse für babylonische Türme, für Pyramidalbanten beginnt unsre zu stellen; es wirkt doch immer nur wie ein größenwahnsinnig Zeit den Geschmack zu verlieren. Und wenn sie nügliche gewordener Fünfzig- Pfennig Bazar, und der Vorübergehende Werke auch noch mit dem Namen eines angstgepeinigten halb wird höchstens von dem bänglichen Gefühl erfaßt, das schnell ge- asiatischen Selbstherrschers verunziert, so darf man doch hoffen, daß zimmerte Werk möchte zusammenftürzen. fie auch diese nuwürdige Schwäche bald ablegen wird. Aber für die französische Bourgeoisrepublik ist und bleibt diese Namengebung ein charakteristisches Zeichen.
Die gleiche Bewunderung, wie dem äußeren Glanz staatsrecht lich bevorzugter Menschen, wird ja auch dem zweifelhaften Schmuck der Straßen freigebig gezollt, der bei solcher Gelegenheit, ebenso haftig wie fünstlerisch geschmacklos hergerichtet wird. In dieser flittrigen Theaterpracht, die ihren Conlissenschein ins ftrenge Sonnenlicht zu stellen wagt, steckt ein Moment ästhetischer Ver bildung des Bolls. Dieser Tand maßt sich autoritative Geltung alt, schon tveil CE so tener ist. Wenn die Farben nur schreien, tvenn es 011 Bronzegold nicht fehlt, die rohen Gerüste möglichst hoch in den Himmel lettern und puppiger Zierrat nicht gespart wird, so berauscht der erlogene Glanz, die jämmerliche Univahrhaftigkeit, das echte Schminkentum die fünstlerisch Ungebildeten und wird ihnen zum Maßstab ästhetischer Größe, gleich wie die politische Indifferenz bei Paraden und Einzügen zweifellos wohl die letzte ihrer Art lange Zeit wach das Jutereffe am Wesentlichen und Bedeutsamen menschlicher Kultur einbüßt.
A
Ein plumper Obelist aus rohem Holz gehauen, mit grober grauer Sadleinwand überkleidet, ein paar durchfichtig angepinselte Goldstreifen, unten grünes Rankenwerf und oben ein givjerner Adler, der Gold vorschwindelt so ehrt man den Besuch eines fremden Fürsten. Am Ende hat der Berliner Stadtfreilinn doch mit solchem dekorativen Ult eine Satire auf den monarchischen Kultus liefern wollen; denn dieser freisinnige Monarchenkult ist eben so cat wie
der Sackleinwand- Obelist.
Von der Weltansfellung.
Joc.
4. Inglid über Unglüd. Die Alexanderbrücke. Die Kunstpaläste..
Biegt man von der Avenue des Champs Elysées in die Nicolaus straße ein, so erheben sich rechts und links zwei monumentale Gebände mit prächtigen Sandsteinfaçaden: der große und der Kleine Kunstpalast, die an diesem ersten Mai eingeweiht worden sind. Der große Balast besteht aus drei selbständigen Gebänden, dem Hauptgebäude an der erwähnten Nicolausstraße, einem zweiten Gebäude an der Avenue d'Antin und einem Verbindungsteil; diese Dreiteilung war geboten durch die Gestaltung des Playes, da die beiden Fronten nicht parallel zu einander verlaufen, sie gab aber auch zugleich die Mög lichkeit einer überraschend reichen architektonischen Gliederung. Durch weg im romanischen Stil gehalten, ist die massige Vorderfront durch eine Reihe wichtiger Säulen sehr glücklich eingeteilt und durch zwei wunderschöne keramische und Mosaitfriese prächtig geschmückt. Wir Paris , 3. Mai 1900. fprachen schon in einem früheren Brief davon, daß diese Ausstellung Der letzte Sonntag war von einer Pracht und Schönheit, die den Mangel eines modernen, einheitlichen und logischen Stils evident selbst in dieser Stadt des sprüchtwörtlich schönen Frühlings selten darthue; aber hat man sich einmal mit dem hente herrschenden Ungezählte Scharen froher und festlich gestimmter Menschen Eklekticismus( Stilmischmasch) abgefunden, so wird man der Kunst waren hinausgeeilt, um nach der Woche schwerer Arbeit ein bißchen der Architekten, die dieses Bantverk schufen, die Anerkennung Sonnenschein und Maicnluft zu erhaschen. Den ganzen Tag über nicht versagen. Sie haben ein Gebäude hergestellt, das den bildenden herrschte auf der Ausstellung regstes und vergnügteftes Leben und Künsten eine bleibende Stätte bieten wird; Maler und Bildhauer Treiben, als plöglich um vier he nachmittags der krachende aller Nationen tönnen sich feinen würdigeren Rahmen für ihre Zusammensturz einer Verbindungsbrüde zwischen zwei Schan- Schöpfungen wünschen, solange man überhaupt noch ihre Kunstgebänden Entsetzen, Schrecken und Verzweiflung rings ver- leistungen in die an Stirchhöfe gemahnenden Ausstellungen und Museen breitete. Die Leser dieses Blatts find an andrer Stelle bereits au bannen geneigt ist. Gegenüber diesem großen Palaste erhebt über den äußeren Hergang und die mutmaßlichen Ursachen des fich, fleiner zwar und weniger reich ausgestattet, doch in der Wirkung gräßlichen Unglüids unterrichtet worden. Aber was dort nicht ruhiger und einheitlicher, der sogenannte eine Kunstpalast: das geschildert worden ist, das ist der tiefe und nachhaltige Beiwort klein" ist dabei freilich nur relativ zu verstehen, denn Eindruck des Ereignisses auf die Ausstellungsbesucher. Eine lähmende auch dieses schöne Bauwerk zeigt ansehnliche Dimensionen. But ge Müdigkeit überall, ein angftvolles, unruhiges Fragen und Forschen, wöhnlichen Zeiten, nach der Ausstellung, soll der große Palaft, wie cine Solidarität des Mitleids, die durch den Gegensatz der Freude wir schon andeuteten, als Ersatz für die ehemalige Industriehalle, und Lustigkeit vorher noch rührender gemacht wurde. Wie immer den Zwecken der regelmäßig wiederkehrenden Kunstausstellingen so nahmen auch jetzt die Gerüchte über die Größe des Unglücks die dienen; der kleine soll zu einer Art Pariser Museum ausgestaltet unwahrscheinlichsten Formen an; man schrie, die große Jenabrücke werden. Heute sind beide zu einer fast unübersehbaren reichen ,, fei eingestürzt, Hunderte von Opfern rängen mit dem Tode vierfältigen Kunstausstelling eingerichtet worden: eine retrospettive und Hundert seien schwer verlegt, lnd als endlich( rückschauende), eine ausländische, eine französische Jahrhundert und authentische Nachrichten angeschlagen waren, als sich der dichte eine französische Jahrzehnt Ansstellung sind hier vereinigt. Nach Kreis der Neugierigen 11111 die Huglücksstelle ein ein wenig einer einzigen, wenn auch stundenlangen Wanderung durch die lichtete, da wurden doch immer noch neue Zweifel in die zahlreichen Säle, nach einem notgedrungenen flüchtigen Umblick Maffe geworfen, ob man nicht durch falsche Nachrichten unter diesen aus ganz Frankreich und der ganzen Welt zusammen dem„ Geschäft zu Liebe getäuscht werden solle. Die Freude war getragenen Schätzen, ist eine Beschreibung ganz numöglich. Es ge vergällt, der frohe Himmel der sorglosen Lustigkeit mit schwarzen hört Muße und es gehört liebevoller Fleiß bazu, um sich in das zu Wolken verhängt ein böses Ende des Tages, der so schön be: versenken, was hier in einzigartiger Vollzähligkeit dargeboten wird. gonnen. Und dann am folgenden Tage wieder ein Unglück! Vier Aber schon auf der ersten Wanderung durch die retrospektive und die fleißige Arbeiter mit zerschmetterten Gliedern, vom Gerüst abgestürzt, französische Jahrhundert- Ausstellung erstaunt man über die Anzahl haben mit ihrem warmen Blut und zuckenden Hirn den Boden der der hervorragenden Kunstiverke, die dieses Land besitzt. Welcher ReichFesthalle besprigt! O, diese Gegenfäße! So ist das Leben, so ist tun, wo so vieles den natürlichen Berfall, die kriegerischen Zerder Krieg, wie das französische Wort sagt; so ist auch die Ausstellung. störungen, den vernichtenden Inverstand und den blöden Kunsthaß Kein Stillstand darum, nene Schaffende treten an Stelle der Ge- überdautern konnte! Gewebte Tapeten aus dem 14. Jahrhundert fallenen, Mann über Bord, vogue la galère- Volldampf voraus! prangen an den Wänden, und auf den Tischen liegen zierliche
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