351

-

waren, merkte man

Bom Leffing Theater läßt sich dasselbe leider nicht immer be haupten. Hier ist ein eingespieltes Ensemble zu Haus und somit steigern wir unsre Ansprüche.

-

Litterarisches.

Wir kennen das Leffing- Theater zur Genüge und werden uns hüten, große Dinge zu verlangen. Wir verlangen aber mindestens, allermindestens, daß an der Vorstellung gearbeitet worden ist. Sehe ich, daß man die Sache laufen läßt, wie fie eben kann, fehe ich, daß die Schauspieler sich unerlaubte Bossen erlauben, dann werde ich rücksichtslos angreifen, und zwar werde ich um so rüdsichtsloser und schärfer werden, je länger der unerträgliche Bu stand dauert. Generalversammlungs- Diskussionen laffen mich völlig fühl. Sollte mein Appell an die Leitung, an Neumann- Hofer, an die Schauspieler fruchtlos bleiben mun, dann werde ich eben an die Arbeiter appellieren, die schließlich nicht dazu da find, sich verhöhnen zu laffen. Wir haben über allgemeine Dinge so ausführlich sprechen müssen, daß für die letzte Borstellung kein Raum mehr bleibt. Es genügt auch völlig, wenn wir sagen, daß, Frißchen", Ab­schied vom Regiment" und Abschiedssonper" auf geführt wurden. Fritzchen" ist eins von den Stüden, das man mir im äußersten Notfall geben darf, aber es mag ja sein, daß dieser äußerste Rotfall vorlag. In Hartlebens, Abschied vom Regiment" stedt schon bedeutend mehr dichterische Natur und Schnißlers Abschiedssonper" ist sogar eine kleine, feine unterhaltende Arbeit, über die man sich aufrichtig freuen kann. Die Darstellung war, alles in Betracht gezogen, im allgemeinen gut. Frau Schneider- Nissen war sogar in glänzender Soubretten­laune und Frau Hachmann- 8ipser ergriff ivie immer durch die schlichte Echtheit ihres Spiels. Herrn Pfeils Major ist ja noch vom Leffing- Theater her in guter Erinnerung. asfois, sedmsplated on offer Erich Schlailjer.stellung der wichtigsten Fortschritte auf dem Gebiet der Elektricität.

"

-

"

Seiten

-

Wir haben bisher, nur die litterarische Seite der Dinge be-| hausverwaltung, und stellte seine Personalien fest, was zunächst trachtet. Daß eine Boltsbühne in Bezug auf die Darstellung mit darin bestand, daß er dem Betreffenden einfach den Stuhl wegzog, großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wiffen wir und haben es den darüber zu Boden Gefallenen alsdann mit einer Hand von der immer gebührend in Rechnung gesetzt. Es ist durchaus nicht notwendig, ungefähren Größe eines Heilmannschen Billenbauplages in die Höhe daß eine Vorstellung immer glänzend sei, fie braucht nicht einmal hob, fein Portemonnaie vifitierte und dann in einer Droschke weiter gut zu sein, aber möglich muß fie allerdings fein. Wir gründen verfrachtete." feine Voltsbühne, um das Publikum an eine Komödie zu gewöhnen, die schlechter ist als gar keine. Die Freie Volfsbühne" hat im Ost­An der Jahrhundertwende. Sammlung gemeins end- Theater mit einem zusammengestellten Ensemble Vorstellungen verständlicher Abhandlungen über die wissenschaftlichen, technischen, Herausgebracht, die ausgezeichnet waren und selbst, wo sie das nicht politischen und socialen Fortschritte im 19. Jahrhundert. Charlotten­im allgemeinen Ernst und Eifer.burg, 1900. Verlag von Otto Görle. Preis pro Heft 30 f.- Die Sammlung, von welcher das erste Heft vorliegt, will, wie der Titel dieses Heftes noch besonders besagt( Geistige Umwälzungen im 19. Jahrhundert), die Wandlungen aller wissenschaftlichen An­schauungen sowie des gesamten politischen und socialen Lebens, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts vollzogen haben, in einer Reihe von Monographien( einzelnen kleinen Heften) zur Darstellung bringen. So werden Heftchen über den Darwinismus, über die Elektrotechnik und die chemischen Industrien, über die Entwicklung der Astronomie, ferner über die sociale Gesetzgebung, über die Gewertschaftsbewegung, über die Geschichte der politischen Parteien, über die Frauenfrage u. a. angekündigt. Die Namen der Mitarbeiter: Wilh. Bölsche( Darwinis mus) Dr. Borchardt( Astronomie), Dr. Freudenberg( Voltsgesundheit), Paul Hirsch  ( sociale Gesetzgebung), Dr. Otto Liebknecht  ( chemische Industrien), Dr. Lux( Elektrotechnik) n. a. bürgen wohl dafür, daß die Ausführung des Blaus eine gute sein wird und die Sammlung ein flares und anschauliches Bild der Leistungen des vergangenen Jahr­hunderts auf allen Gebieten der menschlichen Thätigkeit geben wird. Das vorliegende erste Heftchen, welches von Dr. Bruno Borchardt verfaßt ist, soll eine Einleitung zur ganzen Sammlung darstellen; deshalb enthält es keine Monographie( Einzeldarstellung) eines be stimmten Gegenstands, sondern giebt in furzen Umriffen einen lleber­blick über einige der wesentlichsten Fortschritte. Auf 64 kleinen dies ist der Umfang jedes Heftchens können natürlich nicht sämtliche Seiten des Kulturlebens abgehandelt werden; es mußte daher eine Auswahl getroffen werden, die den Fähigkeiten des Dar stellers entsprechend das naturwissenschaftliche Gebiet heraushov. In an regender Weise wird die Umgestaltung des astronomischen Weltbilds, die Spektralanalyse, die Erforschung der Erde geschildert; es folgt ein Kapitel über die Entwicklungslehre, ferner über die Dampf­maschine, das Gesetz von der Erhaltung der Kraft, sowie eine Dars Der Juhalt der 64 Seiten ist, wie man sieht, reichhaltig, wenn auch feineswegs erschöpfend; eine erschöpfende, Darstellung, namentlich auch der Entwicklung des politischen und wirtschaftlichen Lebens, wird eben erst die ganze Sammlung geben fönnen. Das erste Heft tertio deutet durch seine Reichhaltigkeit darauf hin; im legten Kapitel: Von der Münchener Maifur" plaudert Einer in der M. Einwirtung der technischen Entwicklung auf die allgemeinen Kultur­Allg. 8." also:... Als mich am vergangenen Sonntag die verhältnisse wird auch dieses Gebiet noch in aller Kürze gestreift. Herrliche Frühjahrsluft zu einem frühen Morgenspaziergang insest mist jumis Theater. Freie lockte und ich dabei turz vor ficben Uhr das Playl passierte, war ich nicht wenig erstaunt, vor den noch geschlossenen Berliner   Theater. Berlin   bei Nacht. Poffe in Pforten des Hofbrauhauses eine dichtgedrängte Menschenmenge zu 3 Atten von Salisch. Die Bühne in der Charlottenstraße fann treffen. Ganz harmlos erfundigte ich mich bei einem der Harrenden, glücklicherweise wieder mitgerechnet werden. Lindau   hat sie in ver was hier dem eigentlich los fei. Das war nun für einen gebornen hältnismäßig kurzer Zeit wieder zu Geltung gebracht. Was hier Münchener allerdings eine dumme Frage. Der gute Mann sah mich ausgesprochen wurde, bevor er noch seine Direktion antrat, ist eine ungefähr so, wie man am jüngsten Tage einen längst Ver- getroffen: er ist in der That ein guter Direktor geworden. Daß er storbenen, der eben, um Luft zu schöpfen, sein Grab verlassen, an- litterarische Kenntnisse und Bühnenroutine besaß, war von vorn sehen würde." Ja, wissen Sie denn nöt, daß um Siebene der herein klar. Immer mehr aber zeigt es sich, daß er auch eine Bock ang'stochen wird?" wird?" fragte fragte er mich ganz mitleidig. bestimmte Absicht und einen bestimmten Willen mitgebracht Wahrhaftig, alr den Bock und seine beginnende Saison hat. Die Aufführungen von Amphytrion"," Libussa  " und ganz be hatte ich nicht gedacht. Und da können Sie gleich nach sonders von Ueber unsre Kraft" waren in jedem Betracht verdien dem Kaffee Bock trinken?" forschte ich weiter. Der Ge- voll. Daß Lindau   mun eine alte Posse aus den vierziger Jahren fragte hielt sich den etwas umfangreichen Bauch vor Lachent. Kaffee ausgrub, war zum mindesten ein interessantes Experiment, das dös war das richtige bei der Maifur! Nüchtern ein Glas Bock nebenher einen amüsanten Abend ergab. oder zwei und a Büschert Monatsradi dazu dös reinigt's Bhuat." Wir gehören keineswegs zu denen, die etwas für gut halten, Ich befand mich also unter lauter Stranken, die hier auf die wenn es nur alt ist. Im Bublifum schien man nicht übel Lust zu Eröffnung des Gesundbrunnens warteten. Aeußerlich war ihnen haben, die ausgegrabenen Poffen" zu einer Art von Mode werden ihr leidender Zustand keineswegs anzusehen, was ja bei Blute zu lassen. Man schwärmte für alte Bossen, wie man sonst frankheiten auch nicht immer der Fall zu sein braucht. Inzwischen etwa für alte Schränke schwärmt. Man fand" interessant", was öffneten sich die Hallen und die leidende Menschheit" stürzte man entschieden weniger schmeichelhaft beurteilt hätte, wenn ein hinein. Sofort begann die Kurmusit ihre Weisen und alsbald neuerer Schriftsteller der Urheber gewesen wäre. Kalijch war brilite Einer dem Andern Guten Morgen, Herr Fischer" zu, wenigstens für einen Abend Mode geworden, wie ja so oft alte als ob der Mensch überhaupt gar nicht anders als" fischer" Moden wieder auferstehen. Damit war Kalisch nun aber ganz und heißen könnte. Blutreinigungsbedürftige muß es in München   gar kein andrer geworden. Die romantische Sentimentalität, die eine Unzahl geben, denn die mächtigen Räume füllten sich plötzlich von diesem erwachten Toten" zu schwärmen begann, wie in geradezu unglaublich kurzer Zeit. Ich begann zu zweifeln, ob von einer untergegangenen schöneren Zeit, war nicht immer echt, und München   wirklich die gesunde Stadt fei, als die man sie allgemein wo sie echt war, war sie thöricht. ,, Berlin   bei Nacht" ist eine hinzustellen beliebt. Die Lente mußten solch unreines Blut haben, daß es mit einem parlamentarischen Ausdruck gar nicht mehr zu be­zeichnen ist. Immer neue Batienten strömten herein; fortgehen fah ich keinen Einzigen, obwohl doch die Meisten ihre zwei Becher" schon getrunken haben konnten. Später allerdings sah ich verschiedene, bei denen die Kur bereits ihre Wirkung gethai. Sie schwebten nur so dahin, so leicht war ihr Blut geworden, wenn sie auch dabei die gerade Linie nicht mehr einhalten konnten. Am späten Nachmittag aber traf ich Einen, der sich einen Stuhl mitten auf das ehrwürdige" Playl" gestellt und fich dort in halb hypnotischem Zustand niedergelassen hatte. Mehrere mitleidige Weiber, die ihr begafften, meinten, es wäre doch gut, die Sanitätstolonne alarmieren zu lassen. Da tam aber schon ein Kleiner Herkules in Hemdärmeln, offenbar ein Mitglied der Kurs

an-

Kleines Feuilleton.

-

Bosse, schlecht und recht eine Bosse, weiter nichts. Nur daß sie einen wizzigen Mann zum Verfasser hat, während heute die wißigen Leute unter den Bossendichtern ausgestorben sind. Durch die vielen politischen Anspielungen erhält zudem die Arbeit einen Hintergrund, der den modernen Bossen und modernen Schwänken durchaus fehlt. Erfrischend und versöhnend wirkt auch die Berliner   Lokalfarbe. Der Mensch verzeiht geru' n bißchen Unsinn, wenn in dem Unsinn nur ein bißchen von seinem eignen Wesen steckt. Dann aber ist auch die Lokal= farbe eine Art von ästhetischer Bescheidenheit, die sehr wohlthuend wirkt. Der Autor beschränkt sich gewissermaßen, schafft sich ein Special­gebiet, das mit dem allgemeinen Gebiet der Kunst nicht verglichen werden kann und nicht verglichen werden will. Sobald es geschieht, fällt die ganze Herrlichkeit zusammen, und leider geschah es gegen