».sis, 4. Mißt 1(9 Jontärts" KM« SiMliiltVolks«» ivtfihttfkl ich e Nundfchou.Nene Untersuchungen über die Hausindustrie.*)Vor nicht langer Zeit stieß man in socialistischen Kreisen viel-fach auf die Meinung, daß die hausindustriellen Betriebe. in gleicherWeise unter den Konzentrationstendenzen der modernen Fabrik-uldustri« zu leiden haben wie das Handwerk. Vielfach unterordneteman Handwerl und Hausindustrie unter den irreführenden Kollektiv»begrift.Kleingewerbe", den man der Großindustrie entgegenstellte.Der_ wissenschaftliche SocialiSmus. der für die Hausindustrie inscharfer und klarer Weise die Definition das auswärtige DeParte-mcnt der Fabrik''j geprägt hatte, trägt an diesem Fehlschlüssereine Schuld.� Die genauen Beobachtungen der gewerb-lichen Betriebsformen und ihrer Entwicklung haben gelehrt, daß nurunter ganz bestimmten Voraussetzungen die hausindustriellen Be-triebe accunuiliert werden; dies scheint z. B. in der Schuhmachereider Fall zu sein, wo nun nach einer außerordentlich starkenEntwicklung der Hausindustrie(Sitzgesellenwesen) infolge derAnwendung arbeitssparender Maschinen, welche die Verwendungvöllig ungelernter Personen gestattet, die Fabrik die hausindustriellenBetriebe wieder auszusaugen beginnt. Auch die NürnbergerPappspielwaren- Hausindustrie, die Fröbelsches Kindergarten-Material. Würfel. Pappbaukasten und dergleichen herstellte, ist nunfast völlig verdrängt, die betreffenden Waren werden nur in Fabrik-betrieben hergestellt, bloß aus einzelnen hausindustriellen Betriebenlann man auf die frühere Art der Produktion einen Rückschlußmachen. Freilich giebt eS auch Hausindustrien, die sich trotz derVerwendung der Maschinen ausbreiten, dies geschieht dann, wenndie Maschinen wenig Platz einnehmen, nicht zu viel kosten, ohne Ge-fahr des Verderbens und ohne polizeiliche Beschränkung in denWohnungen des Hausindustriellen aufgestellt werden können, so z. B.Näh- und Strickmaschinen.Ein wesentliches Motiv für die steigende Vorliebe desKapitalismus für diese Betriebsform liegt in dem fastvölligen Fehlen des Arbeiterschutzes und die bloß ausnahms-wcise� Anwendung der Arbeiterversicherungs-Gesetze für dieHausindustriellen und die von ihnen beschäftigten Arbeiter.Eine weitsichtige Socialpolitik muß bei allen ihren Maßregeln diedurch ihr Eingreifen in den Handwerks- und Fabrikbetrieb wahr-Icheinlich gewordenen Verschiebungen in der Anwendung der gewerb-lichen ÄetriebSformen im Auge haben. Die letzte Arbeiterschutz-Maßregel im Deutschen Reiche, die Bundesrats- Verordnungzum Schutze der in Pinselfabriken, Roßhaarspinnereien zc. verwendetenPersonen, hat sofort eine stärkere Thätigkeit außerhalb der Fabrik fürdie Fabrik zur Folge gehabt, ebenso hat der Normalarbeitstag für dieArbeiterinnen dazu geführt, daß der Unfng, Arbeit mit nach Hausezu nehmen, dann später überhaupt nur noch zu Hause zu arbeiten,bedenkliche Dimensionen annahm.Leider läßt uns die deutsche Berufsstatistik im Stich, Ivenn wirUNS genau über die Entwicklung der Hausindustrie zu infornnerenbemühen; wir haben unS hierüber schon in einer früherenRundschau ausgesprochen und wollen bloß ergänzend bemerken, daß dievielen zehntausende Fälle, in denen am Tage in der Fabrik be-schäftigte Personen des Nachts als Hausindustrielle weiter arbeiten,bloS in ganz geringem Maße von unseren Berufszählnngen erfaßt zufem scheinen. Die Bearbeiter der Berufsstatistik sind auch nichtoptimistisch genug zu behaupten, daß ans dem letzten Zählwerke derUmfang der Hausindustrie genau zu erkennen sei. Esheixt da**'):Cor allem sind die Angaben über die mithelfenden Familienangehörigennicht als vollständig zu erachten, sie leiden unter den Schwierigkeiten,die der Erfassung der Neben- und der Kinder- Erwerbsthätigkeitentgegenstehen und außerdem fehlen von den sonstigen Gehilfendicienigen, welche nicht zur Haushaltung des selbständigen Haus-gewerbetreibenden gehören; denn letzterer hatte in der Haushallungs-liste nur die in seiner Haushaltung sich aufhaltenden Personen ein-getragen, und die außerhalb seiner Haushaltung wohnendenGehilfen hatten ihrerseits weder nach der Form der FragestellungVeranlassung, sich als Gehilfen eines HausgewerbetreibendenJ? bezeichnen, noch besitzen sie in der Regel Kenntnis davon, daß»hr Meister nicht auf eigene Rechnung arbeitet. Endlich mögen auchdie Angaben der selbständigen Hausindustricllen, wenigstens derer,die im N e b e» beruf hausindustriell sich bethätigen, nicht erschöpfendsein. Hierbei ist an diejenigen zu denken, welche hauptberuflichFabrik- oder Werkstattarbeiter sind und sich Arbeit mit nach Hausem nQ� bcr Fabrikarbeit eine andere hausindustrielleBeschäftigung aufnehmen. Namentlich aber wird die Nebenberufs-Angabe von denen unterlasse» worden fein, die nur eine bestimmteZeit des JahreS sich hausindustriell bethätigen, in der Regel thun siedas weniger im Frühjahr al» im Spätherbst und im Sommer. Vielevon ihnen dürften daher in die Haushaltungsliste nur ihre Be-schafligima am Stichtage der Zählung(14. Juni 1895), nicht auchdie, welche sie zu einer anderen Jahreszeit ausüben, eingetragenhaben."So treffend diese Bemerkungen sind, so erschöpfen sie doch nichtdie Fehlerquelle; die hauptsächlichste liegt wohl darin, daß dasArbeilen zu Hause für fremde Rechnung— der Verniutnug. desReferenten nach— von de» meisten Befragten mit und ohne Absichtmigverstanden wurde.Liefmann hatte sich die Aufgabe gestellt, zu einer zweckmäßigenFasinng des Begriffes Hausindustrie für praktische Zwecke zu ge-langen. Leider enthält seine soeben erschienene Schrift keine Vor«lchläge hierüber. Ob er in derselben Klarheit über Wesen und Be-griff der Hausindustrie geschaffen, soll nach Vollendung der Sombart«schen Studien im.Archiv für sociale Gesetzgebung und Statistik"und der Publicierung der angekündigten Untersuchungen des Vereinsfür Socialpolitik erörtert werden.Das neue Jnnungsg-setz dürfte wenigstens den Vorteil haben,baß viele als selbständige.Meister" in den Berufszählungen undAdreßbiichcris- eingetragene Hansindnstrielle in dem Augenblick, wosie zum Tragen der Lasten der Innungen aufgefordert werden. Ein-spruch erheben und künftig als Hausindustrielle erscheinen werden.Es wurden gezählt:*) Die berufliche und sociale Gliederung des deutschen Volkes.Nach der Berufszählung vom 14. Juni 1893. Bearbeitet im Kaiser-lichen Statistischen Amte lStatistik des Deutschen Reiches, neu« FolgeBand III. SS. 217— 245 und SS. 54— 58. Stillich, Dr. Oskar,Die Spielwaren-Hausindustrie des mcininger Oberlandes. Jena 1899.G. Fischer. Vlll und 100 SS. 8°. Schwiedland, Dr. E.. Ziele undWege der HeimarbcitS-Gcsctzgebung, Gutachten dem k. k. Handels-Ministerium erstattet. 197 SS. 8°. Wien. Manzsche Buchhandlung.Liefmann, Dr. Robert, über Weseir und Formen deS Verlags(derHausindustrie). Ein Beitrag zur Kenntnis der volkswirtfchastlichenOrganisationsformen.(Volkswirtschaftliche Abhandlung der badischenHochschulen, herausgegeben von Fuchs. Schutze-Gävernitz, Weber,III. Band 1. Heft). VIII u. 132 SS. 8°. Freiburg. I. C. B. Mohr.**) Marx, Das Kapital. I. Band, 4. Auflage S. 427.***> Statistik de? Deutschen Reiche? Neue Folge Band III(Dieberufliche sociale Gliederung de» deutschen Volke» nach der Beruf»-zählung vom 14. Juni 1892) S. 218.In derHausindustriethätigeNach der Berufsstatistikim Haupt-berufSelbständige,MithelfendeFamilien- Angehörige..Sonstig« Gehilfen..._Zusammen'387 4481157043 493im NebenberufzusammenNach der Gewerbe-statistik auf Grundder Angabender'HauS-Jn«dustriellenselbstderUnter-nehmer46 782100013 669334 3302157146162395 76«23153139 063342 SU 1 59 452 i 401968 b 467 194490711Die Abweichungen der drei Endzahlen charakterisieren schon dieUngenauigkeit der Zählung.Wenn auch die höchste, die von den Unternehmer» angegebeneZahl vielleicht eine Reduktion zu erfahren hat, Iveil eine, freilichkaum ins Gewicht fallende Zahl von Hausindustricllen am Zählungs-tage für mehrere Unternehmer gearbeitet haben können, so dürfte sietrotzdem noch immer zu niedrig sein, weil die Unternehmer überdie Zahl der mitarbeitenden Familienmitglieder und sonstigenGehilfen nicht informiert sein können, weil serner die in der Haus-industrie vielfach vorkommenden Zwischenpersonen. Fcrger, Zwischen-meister zc., die Feststellung erschweren und weil endlich im Interesseder so beliebten Steuerhinterziehung nicht gerade wenige Unter«nehmer die Arbeiter, deren Zahl nicht gut kontrolliert werden kann,so niedrig wie möglich angegeben haben dürften.Insgesamt erstreckt sich' die am 14. Juni 1895 ermitteltehausindustrielle Bevölkerung unter Zugrun delegung des Haupt-beruf» auf 732774 Personen(313573 männliche, 419 201 weib-liche), da« ist auf 1,42 pCt. der Reichsbevölkemng(1,23 Proz. dermännlichen, und 1,59 der weiblichen). Nahezu Die Hälfte allerHausindustriellen ini Hauptberuf. 161 232 oder 47,07 Proz. gehörenzur Textilindustrie, etwa über ein Drittel, 122 257 oder 35,69 Proz.,zur Bekleidungsindustrie. Von dem verbleibenden Reste, der sich auf59 019 beziffert, trifft der Hauptteil auf die Gruppen: Holz- undSchnitzstoffe mit 22 399 oder 6,54 Proz., Metallverarbeitung mit10 053 oder 3,11 Proz., sowie Nahrungs- und Genußmittel mit10 072 oder 2,94 Proz. Wir müssen uns mit diesen wenigen Zahlenbegnügen, obwohl wir nicht verkennen, daß nur ein Eingehen aufdie einzelnen Berufe, und zivar noch mehr ins einzelne als diegedruckte Bearbeitung der Benifszählung gestattet, ein richtigesBild über die Bedeutung und die Gefahren der hausindustricllenBetricbsivcise für die einzelnen Berussarten gestatten würde. Aber derbeengte Raum einer Zeitung läßt eine Darstellung dieser Art nicht zu.Bei einem Vergleiche der Ergebnisse der Berufszählung von 1882und 1895, die für die Hausindustrie nur mit Vorbehalt anzuerkennensind, ergiebt sich eine starke Abnahme der Hausindustrie in denmeisten Branchen der Textilindustrie, vor allem in der Weberei,dann sinkende Ziffern bei den Industrien der Steine und Erden undder Leuchtstoffe, doch sind hier die Unterschiede zwischen 1882 und1895 nicht erheblich. In allen übrigen Berufsgruppen hat dieHausindustrie mehr oder minder zugenoncmtn, so in der Metall«Verarbeitung uni 33,45 Proz., in der Gruppe Maschinen, In-strumentezc. um 36,66 Proz.. in derchemischcn Industrie um 48.62 Proz.,in den Papierindustrien um 61,26 Proz., in den Lederindustrien um144,22 Proz., in der Nahrungs- und Genußmittel- Industrie um51,86 Proz., in den polygraphischen Gewerben um 57,63 Proz.,endlich in den künstlerischen Betrieben für gewerbliche Zwecke um74,71 Proz.Diese Steigerung der Zahl der Hausindustriellen und das Ein-dringen dieser Betriebsform in eine Reihe sonst nur in geschlossenenBetrieben produzierenden Gewerbsarten ist eine bedenkliche Ge-fahrenqnclle für das Proletariat, erleichtert die Verelendung derArbeiterklasse und vernnndert die Widerstandskraft der Arbeiter.Immer häufiger finden wir. daß in der gewerkschaftlichen Presse undin gewerkschaftlichen Versammlungen und Kongressen auf die Not-wendigkeit, die Hausindustrie zu bekämpfen, hingewiesen wird. Wirwollen als Beispiel aus den letzten Tagen auf Ausführungen inNr. 35 der.Buchbinder-Zettung" vom 2. September d. I. venveisen.Es heißt da:.... ES ist einfach ganz unmöglich, daß unsere OrganisafionS-bestrebungen Erfolg haben, so lange diese Lohndrückere» fortbesteht.Unser Arbeitsnachweis ist direkt lächerlich, wenn immer wiederKollegen vorhanden sind, die des Abends zu Hause noch 3 bis4 Stunden für die kleinen Betriebe arbeite», denn die Inhaberdieser Geschäfte werden sich hüten, einen Gehilfen einzustellen undden Minimallohn zu bezahlen, so lange sie ihre Arbeiten fürbillige Accordpreise angefertigt bekomme», und dabei noch Werk-stubenmiete, Beleuchtung und soiisligc Spesen ersparen, wodurchsie in der Lage sind, den reellen Geschäften die größte Schmutz-konkurrcnz zu bereiten.Ebenso hat es unter diesen Umständen gar keinen Zweck, einenLohnzuschlag für Ucberstunden zu fordern, den die HerrenMeister wohl bewilligen, aber nachher ihre Arbeiten aus demHause geben werden, weil es billiger ist. Und weshalb sollenwir die Arbeitszeit auf neun Stunden reduzieren, wenn wir dochzu Hause noch vier Stunden weiterschuften wollen? Um rechtviel zu verdienen natürlich! Daß aber der ganze Beruf darunterleidet und verdorben wird, das vergessen wir dabei. Ist es dennnicht ganz selbstverständlich, daß wir bei fortgesetzter 12- bis14ftündiger Arbeitszeit täglich total zur Maschine werden undnicht mehr mit solcher Energie arbeiten können, als wenn wirnach neunstündigem Arbeitstag für unsere Fortbildung, Belehrungund Erholung gesorgt haben, um Anregung und neue Ideen fürunseren Beruf zu sammeln...."Die Hausindustrie drückt nicht nur auf die Löhne der anderenArbeiter.*) sie verschlechtert nicht bloß die Lage der zu ihr übergehendenArbeiter, sie drückt auch die LebenShalwng der in ihr beschäftigtenArbeiter immer tiefer herab. Trotz der reichen Litteratur über diedeutsche Hausindustrie war es nicht leicht, diese Behauptung durchThatsachen zu belegen. Wohl besitzen wir eine große Anzahl vonDarstellungen der Verhältnisse in deutschen hausindustriellen Bezirken,aber es sind die» fast nur AugenblickSbilder, die die Lage der be-treffenden Arbeitcrbevölkerung zu einer bestimmten Zeit feststellen,nicht aber ermöglichen festzustellen, ob und wie diese Verhältnisse sichmit der Zeit verändert haben. Deshalb ist eS al» ein sehr verdienst-') So sagt Stillich, die Spielwaren-Hausindustrie zc. S. 15:.... Die Hausindustrie ist also nicht bloß das Ergänzungsgebiet inBezug auf Waren, sondern auch auf Menschen. Gerade dasMeininger Oberland bildet einen vorzüglichen RekrutiernngSbezirkfür die Versorgung der Fabriken mit billigen Arbeitskräfte». DerAnprall der letztern erteilt daher den Fabriklöhnen einen Anstoßnach unten hin. Die bedürfnislosen Bewohner deS Walde» wirken,soweit sie nach den Fabriken abfließen, al» Lohndrücker auf demstädtischen ArbertSmarkr."sicher Gedanke zu bezeichnen, daß Dr. Oskar Stillich es unternommenhat. die Lage der hausindustriellen Bevölkerung zu studieren und zu be-schreiben, die vor nicht viel weniger als zwei Jahrzehnten in einer derbesten Arbeiten der descriptiven(beschreibenden) Nationalökonomieeine mit Recht berühmt gewordene Darstellung gesunden hat. An-fang der 80er Jahre war es. al» Emanuel Sax, angeregt vor allemdurch Engels' klassische Untersuchungen über die Lage der arbeitendenKlassen in England und durch Thuns Arbeit über die Industrie amNiederrhein, die Spielwaren-, Griffel-, Glasaugen-, Korbwaren- undandere Hausindustrien im Thüringer Walde studierte und in seinen:Werk«„Die Hausindustrie in Thüringen, wirffchaftsgeschichtlicheStudien"(Drei Teile, Jena, G. Fischer 1883 und flg.), die Ergeb-nisse seiner Untersuchungen niederlegte. Mit besonderer Liebe undsich in» Detail verstefend, ohne jedoch die großen Gesichtspunkte zuverlieren, schilderte er die Spielwaren- Industrie Sonnehergs. Nunist in sein« gllßstapsen Stillich getreten und hat eine in vielenPunlten neue und lesensiverte Studie geliefert. Unsere Leser werdendie zwar nicht zahlreichen, aber doch beweiskräftigen Angaben inter-essiersn, die zeigen, wie sich seit Beginn der 80 er Jahre die Lageder hauSindustnellen Arbeiter in der Spielwareuindustrie geänderthat. Wir citieren deshalb aus seiner Arbeit die folgenden Stellen:Vor 15—20 Jahren war die Puppe, die jetzt 3 Mark kostet, ebensogroß wie jetzt eine Puppe im Preise von 2 Mark. Die erste ge-kleidete Schillingspuppe(Markpuppe), die von einer großen Sonne-berger Firma in den 70 er Jahren nach England exportiert wurde,Ivar 32 Censimeter lang. Im Laufe der Zeit ist diese Puppe ge-waltig aewachsen; heute hat die englische Schillingspuppe bereits dierespektable Größe von 48 Centimeter erreicht. Dabei ist zu bedenken,daß der Hausindustrielle das Material selbst stellen muß und daßdas Material zum Teil, so vor allem das Holz, im Preise gewaltiggestiegen ist. Eni Glasbläser in Steinheid erzählte, daß er am Ende der80 er Jahre von seinem Verleger einen Auftrag erhielt, silberne Christ-baumkugeln von 6 Centimeter Durchmesser für 60 Pf. pro Dutzend zuliefeni. Er refüsierte damals die Ausführung, weil ihm der Preiszu niedrig erschien. Heute macht er dieselben Kugeln für 33 Pf. dasDutzend ohne ein Wort des Protestes. Für kleinere Kugeln werdensogar nur 20 Pf. gezahlt, und der Preis für kleine imitierte Traubenund Birnen, die man aus die Christbäume hängt, ist sogar auf 12 Pf.pro Dutzend herabgesunken. Wohl ist da» GlaS in der Vergleichsperiode um 35 Proz.. da» von den Hausindustriellen hergestellteProdukt aber um 45 Proz. im Preise zurückgegangen. Die Be-trachtung der Einkommensverhältnisse führt«tillich zu demSchlüsse: Wenn wir die Zustände von heute mit denen ver-gleichen, wie sie vor etwa 20 Jahren Sax schilderte, sokommen wir zu dem Resultat, baß wir heute in ganz anderen Farbenaliftragen müßten, als Sax damals. Der Durchschnitt der Personenmit einem Jahreseinkommen unter 600 M. bewegte sich in denJahren 1891—1897 im gaiizen Herzogtuine auf 48—49 Proz. derveranlagten Personen. Dabei giebt es in den hausindustriellen Be-trieben kein Glied der Familie, das nicht in irgend einer Weise ander Arbeit partizipierte, vom alten Mütterchen an bis.herab zumkleinen Kinde.In welch' erschreckendem Maße die Hausindustrie die jugendlicheArbeitskraft anwendet, zeigen die folgenden amtlich erhobenen Zahlenaus den Hauptsitzen der Spielwaren-Hausindustrie. Zu gewerb-lichen Arbeiten wurden herangezogen inProz. d. SchulkinderRabenäussig........ 81,89Schiertshöhn........ 80,84Mengersgereuth....... 78,09Rauenstem......... 78,21Forschengereuth....... 72,11Ncufcmg.......... 06,43Effelder.......... 65,62Hämmern......... 63.80Neuenbau......... 62,50Rückerswind........ 54,28Bachfeld.......... 51,72Jagdshos......... 51,132809 arbeitende» Schulkindern standen bloß 3037 arbeitslose Er-lvachsene gegeuilber, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß auch nochnicht sch»Ipflichtige, ja knapp 3 Jahre alte Kinder beschäftigt werden.Die meisten Mnder arbeiten nachts bis 10 oder 12 Uhr! Nicht er-stannlich ist es. daß bei diesem Tiefstände des Einkommens beigleichzeitig übermenschlich verlängerter Arbeitszeit die Prostitutionder Arbeiterinnen erschreckliche Dimensionen angenommen hat.So sehr»ns diese»iefvetrübendeii Erscheinungen erklärlicherscheinen müssen, so unfaßbar ist es, daß der Ge-werbe- Aufsichtsbeamte des Bezirks in seinem amtlichenBericht« konstatiert, daß von einem Notstände nirgends etwaszu bemerken ist. Dieser Beamte, Vollhardt ist sein Name, scheintnach dieser Leistung zu Höherem geboren zu sein, ein größererWirkungskreis muß sich diesem Manne eröffnen.Während Sax vor 17 Jahren keine anderen Heilmittel für dieverelendeten HauSindlistriclleii kannte als Fachschulen, währendihm, der einer der fortgeschrittensten und kenntnisreichsten Oekonomcnivar, der Gedanke einer Arbeitcrschutz- Gesetzgebung, angewandt aufdie Hausindustrie, unfaßbar erschien, hat heute die Frage des Arbeiter-schütze» bei denjeuigen, die nicht reine Unternehmer- Interessen ver-treten, keine principiellen Gegner mehr. Stillich sagt ganz richtig:.... Da war es der große Konfektionsarbeiter-Strcik im Jahre 1896,der zum erstenmale mit einem ungeheuren Nachdrucke das Problem einerlegislativen Behandlung der Hausindustrie in die breite Oeffentlich-keil warf. Seitdem ist dieses Problem nicht mehr aus den Dis-kussionen der gesetzgebenden Körperschaften, der Vereine, der Presseund der wlsse»ichaftlichen Litteratur verschwunden." Daneben wirdimmer dringender die Ausdehnung der Arbeiterversicherungs-Gesetze,vor allem der Krankenversicherung auf die Hausindustriellen, ge-fordert.Als infolge der anläßlich des Konfektionsarbeiter-Streils gefaßtenReichstags« Beschlüsse die ReichSkommission für Arbciterstatistik eineEnquete über die Verhältnisse der Näherinnen veranstaltete, tvnrdeiin Reichsamt des Innern eine interessante Zusammenstellung deriinn schon angewandten Gesetze zum Schutze der Hausindustriellenpubliziert. Luch in Oesweich, dessen arbeitsstatistisches Amt soeben dieVerhältnisse der KonsettionSarbeiter erhebt, wird nun eifrig dieFrage des Hausindustriellen- Schutzes diSlusiert. Im allgemeinenist man dort weiter wie bei uns; fall» das östreichische Parlamentarbeitsfähig werden sollte, werden wir wohl sowie im Arbeiterschutzüberhaupt auch im Schutz der Hausindustnellen von Oestreich über-flügelt werden.Dr. E. Schwiedland in Wien, der schon vor 3 Jahren zwei um-fangreiche Arbeiten Über die gesetzliche Regelung der Heim-arbeit veröffentlicht hatte und für diese Frage in Zeit-schriften« Artikeln propagandistisch gewirkt hat, veröffent-licht soeben ein neues Buch:.Ziele und Wege einer Heim-arheiter- Gesetzgebung". Nach einer historischen Einleitung er-öttert er die verschiedenen bisher vorgeschlagenen Mittel zurRegelung der Verhältnisse der Hausindustrie, der Registrierung derVerlagsarbeiter, die Ausdehnung der Arbeiterversicherung aufdie VerlagSarbeit. die sanitätSpolizeilichen Eingriffe, dieLicenzierung der ArbeitSftellen die korporattve Organisationder Heimarbeiter, Arbeitsrschutz und Heimarbeit. Abschaffun