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Belz, nervig, mit magerem, unschöne Gesicht, in den nur Herr Schlaikjer und die„ Freie die Augen mit hochgezogenen Brauen hübsch waren.
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Da, Wjera Jefremovna, sprich mit ihm," sagte die alte Hausmutter, das ist der Fürst selbst. Ich gehe fort." Womit kann ich Ihnen dienen?" sagte Neajljudow. ch... ich ich... Sehen Sie, Sie find reich werfen Geld für unnütze Dinge, für eine Jagd weg. Ich weiß wohl, daß..." begann das Mädchen stark befangen aber ich will nur eins, will den Menschen nützlich sein und kann es nicht, weil ich nichts verstehe."
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Was kann ich aber dazu thun?"
Volksbühne".
In der letzten Generalversammlung des Vereins wurde auch über die Kritiken des Herrn Schlaifjer gesprochen, und der Vor und fißende sowie einige Glieder des Ausschusses hielten mit ihren von der Auffassung des Kritikers abweichenden Meinungen nicht zurück. Wenn die Kritik" frei ist, wird min wohl auch, denken wir, die gleiche Freiheit für eine Kritik der Kritik in Anspruch genommen werden dürfen. Da Herr Schlaifjer zu unserm Bedauern nicht anwesend war, legten sich die Diskussionsredner, die zu der Sache sprachen, große Zurüdhaltung auf. Ein Schweigen war, da aus der Versammlung heraus die Anfrage kam, ausgeschlossen.
" Ich bin Lehrerin und möchte studieren, werde aber nicht zugelassen. Man würde mich schon zulassen, aber dazu gehören Mittel. Geben Sie sie mir, und ich beende den Kursus und gebe Ihnen das Geld zurück."
Ihre Augen waren aufrichtig und gut, und ihr ganzer Ausdruck von Schüchternheit und Entschlossenheit war so rührend, daß Nechljudow, wie es zuweilen mit ihm geschah, fich plötzlich in ihre Lage hineinversetzte, sie verstand und be dauerte.
die Bauern betrunken
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" Ich denke, die reichen Leute schießen Bären und machen alles das ist doch schlecht. Warum fönnen Sie nicht Gutes thun? Ich brauche nur achtzig Rubel. Wenn Sie nicht wollen, ist es mir auch einerlei," sagte sie böse, denn der unverwandte, ernste Blick, den Nechljudow auf sie richtete, wurde von ihr ungünstig gedeutet. " Im Gegenteil, ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mir Gelegenheit gegeben haben..."
As fie begriff, daß er ihren Wunsch gewährte, wurde sie rot und verstummte.
Ich bringe es Ihnen sofort," sagte Nechljudow. Er trat auf den Flur hinaus und traf hier einen Kameraden, der ihr Gespräch mitangehört hatte. Nechljudow ließ die Späße des Kameraden ohne Antwort, holte das Geld aus seiner Tasche und brachte es ihr.
Bitte, bitte, danken Sie nicht. Ich muß Ihnen danken." Es war Nechljudow angenehm, sich jetzt an alle diese Vorfälle zu erinnern, wie er fast mit dem Offizier in Streitig teiten geraten war, der aus der Sache einen schlechten Scherz machen wollte, wie ein andrer Kamerad ihm beisprang, und er infolge dessen näher mit ihm zusammen kam; wie die ganze Jagd glücklich und fröhlich verlief, und wie ihm angenehm zu Mute war, als man nachts zur Eisenbahnstation zurückkehrte. Der zweispännige Schlittenzug bewegte sich im Gänsemarsch in leichtem Trabe auf dem schmalen Wege durch bald hohe, bald niedrige Wälder mit Tannen, die von dicht gehäuften Schneeflocken erdrückt wurden. In der Dunkelheit glänzte etwas mit rötlichem Schein, und jemand rauchte eine duftende Cigarette an. Ossip, der Treiber, lief von Schlitten zu Schlitten, bis an die Knie im Schnee, setzte sich nieder und erzählte von Elentieren, die jetzt auf tiefen Schneefeldern gehen und Espenrinde fressen, und von Bären, die jetzt in ihrem dichten Lager den warmen Atem durch das Luftloch schnauben.
Nechljudow fiel das alles und besonders das glückliche Gefühl des Bewußtseins seiner Gesundheit, Kraft und Sorg. losigkeit wieder ein. Die Lunge trieb den Halbpelz auf und atmete die Frostluft ein; auf das Gesicht fiel Schnee von fleinen Zweigen, die das Krummholz gestreift hatte; der Körper war warm, das Gesicht frisch, und im Herzen weder Kummer noch Vorwürfe, noch Furcht, noch Wünsche. Wie war das schön! Aber jezt? Mein Gott, wie war jetzt alles qualvoll und mühsam! Offenbar war Wjera Jefremowna eine Rebellin und als solche eingesperrt. Er mußte sie sehen, besonders weil sie ihm Andeutungen zu machen versprochen hatte, wie er das Los der Maslowa erleichtern könnte.
Achtund vierzigstes Kapitel.
Als Nechljudow am andern Morgen erwachte, fiel ihm alles wieder ein, was gestern gewesen war, und er erschrat. Aber ungeachtet dieser Furcht beschloß er fester als je, das angefangene Wert fortzusetzen.
zierenden Zone der Ueberlegenheit nunmehr dem Verein und der Herr Schlailjer hat es hierauf für gut befunden, in dem ihn Vereinsleitung den Text zu lesen.( Vorwärts" vom 8. Mai.) Der Berein, der gegenwärtig 6500 Mitglieder zählt und im nächsten Winter die 7. Abteilung erhält, ist mit einmal- litterarisch tot"," fintt zu einem ästhetischen Birkel der besseren Art, bei ungeschidter Leitung zu einem solchen der schlechteren Art herab". Freilich, Herr Schlaitier hat die Güte, fein Urteil einzuschränken: Der nutr wenn er denselben Charakter, Berein ist litterarisch tot, den er seit je getragen und mit dem er groß geworden, beibehält. Singegen läßt uns Herr Schlailjer freundlich weiter leben, wenn der Verein sich einer großen nagelneu von ihm erfundenen Radikalkur unterzieht; wenn er nämlich sich als experimen tierende Seceffionsbühne aufthut, verkannte Talente aufstöbert und zu diesem Behuf womöglich einen Dramaturgen", einen anständig bezahlten Mann" anstellt. Inter diesen Umständen wird es wohl für uns bei dem" litterarischen Tode" von Herrn Schlaitiers Guaden sein Bewenden haben müssen. Denn daß ein Volksbühnenverein die hier gewiesenen Pfade einschlagen sollte, ist für jeden, der die Verhältnisse kennt, von vornherein ausgeschlossen. Der jämmerlich magere Ertrag der laufenden Bühnenproduktion, der bereits von den öffentlichen Theatern vergebens nach erträglichen Erzeugnissen durchsucht wird der würde gerade auch die Anstellung eines von Arbeitergroschen zu unterhaltenden Epecialdramaturgen lohnen! Die der Volksbühne" eingesandten Stücke, darunter folche, die dann später an öffentlichen Bühnen aufgeführt wurden, haben alles andre eine gute Sache; nur sollte der Natgeber die Menschenfreundlichkeit nur nicht in dieser Beziehung ermunternd gewirkt. Ratschläge sind befizen, die Leute, die dem Rat nicht folgen wollen, nicht gleich im voraus tot zu sagen.
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Ihr Relief erhält diese liebenswürdige Prognose durch die Bemertungen zum Programm der freien Bollsbühnen unreformierten Stils. Herr Schlaitier stellt sich als außerordentlich tolerant hin: Leichte Unterhaltungsware könne und müsse mit unterlaufen, nur müßten die guten Stücke überwiegen".
Wie bescheiden! denkt der Leser sicher bei diesen Wortent. Das müßte doch schon eine ganz miserable Vereinsleitung sein, die nicht einmal solchen niedrig gestellten Ansprüchen gerecht würde. Schlaikjer fort:" Immer wird die Kritik die Sache der Boltsbühnen Aber es giebt offenbar solche Vereinsleitungen! Dann fährt Herr vertreten, sei es auch unter Umständen gegen die Männer, in deren Händen die Sache augenblidlich ruht."
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Nach dem Zusammenhang des Ganzen kann der Leser bei dieser Stelle nur an die Leitung der„ Berliner Volksbühne" denken. Gegen diese Leitung also muß die Kritik", und zwar eine Kritit, die ihre Ansprüche so weit herabfezt, sich der guten Sache annehmen! Die beste Antwort darauf giebt eine Uebersicht des winterlichen Repertoires. Es wurden aufgeführt:" Faust", Freytags Journalisten", Dreyers Winterschlaf", Wimta von Barnhelm", Schnitzlers Vermächtnis", Ibsens Rosmersholm ";" Hamlet ",„ Die Töchter des Herrn Dupont " von Brieur, Björnsens„ Nenvermählte", zwei Einafter von Hartleben, einer von Sudermann und einer von Schnißler. wenn auch die Aufführung des von Herrn Schlaifjer dem Verein eingereichten und später im Schiller- Theater gespielten Hinrich Lornsen" abgelehnt ist, dürfte diese Auswahl sich doch immerhin sehen lassen!
Zum Schluß tommt Herr Schlaikjer auf den schauspielerischen Wert der Vereinsvorstellungen im Ostend - und Lessingtheater zu sprechen. Das Lessingtheater bildet, nach seinen Stritifen zu schließen, den negativen Gegenpol zum Schiller- Theater; sowie dort alles Licht, ist hier alles Schatten. Es ist das eine Privatmeinung von Herri Schlaifjer, mit der, wenigstens was das Schillertheater betrifft, ſeine Leser ja hinlänglich bekannt sind. Aber es wäre erwünscht, wenn er über die Wirkungsgrenzen seiner Privatmeinung sich keiner Täuschung hingäbe. Hoffentlich führt er seine Drohung aus: falls sein Appell an die In diesem Gefüht des Bewußtseins seiner Pflicht fuhr er Zeitung, an Neumann- Hofer, an die Schauspieler fruchtlos bleibe, bon Hause fort und fuhr zu Maslennikow, um ihn um Er- an die Arbeiter zu appellieren, die schließlich laubnis für seinen Besuch im Gefängnis außer bei der Mas- nicht dazu da sind, sich verhöhnen zu lassen(!). Iowa auch bei der alten Menschowa mit ihrem Sohn, für Die nächste Generalversammlung unseres Vereins bietet ihm die beste welche die Maslowa Fürsprache bei ihm eingelegt, zu bitten; haben sollte, vielleicht trägt die Diskussion dazu bei, den von Herrn Gelegenheit dazu. Wenn der Appell auch keinen weiteren Erfolg außerdem wollte er eine Zufamenkunft mit der Bogoduchows- Schlailjer, und zwar nicht nur gegen unsern Verein, beliebten Ton
taja erwirken, die der Maslowa nüglich sein konnte. ( Fortsetzung folgt.)
in Zukunft etwas herabzudämpfen.