359=
Hygienisches von Stadt und Land. größere Molle spielen als bei den, Landbewohnern.
( Von Prof. Dr. M. Rubner. München und Leipzig . 48 S. Preis 1 M.)
Der schlechte
Einfluß fißender Lebensweise macht sich auch auf das Wachstum und die Entwicklung der Jugend bemerkbar; so sind in der Textilindustrie die Spinner durchschnittlich etwas fleiner und von schwächerem Brustbau als die Färber, Handwerker und Tagelöhner. Solche Lebensweise schafft den Boden für das Gedeihen der Tuber
Der jährliche Landaufenthalt, schon längst ein Bedürfnis für viele Städter, kann die Fehler eines ganzen Jahrs nicht gut machen, kann die private Hygiene nicht ersetzen. Doch kann er immerhin viel nüßen, wenn man dabei seinen Körper übt und den Geist ausruhen läßt, nicht aber das Leben der Stadt auf dem Lande fortsetzt. Daher hüte man sich vor überfüllten Mode- Orten, wo die Fremdenindustrie die städtischen Bedingungen geschaffen hat, denen man zu entfliehen suchen sollte.
-
-
Die Gefährlichkeit der Zunahme und des Wachstums der großen Städte für die Voltsgesundheit gilt den meisten mehr als ein Dogma, denn als eine bewiesene Thatsache. In den meisten Ländern hat tulose. fich im Lauf der letzten Jahrzehnte die Zahl der Städter bedeutend Wie der Städter diesen Berufsschädigungen entgegenzutreten hat, vermehrt; so wohnt jezt fast die Hälfte aller Deutschen in Städten, ergiebt sich von selbst. Erholung bei törperlicher Thätigkeit im vor 27 Jahren war es mur der dritte Teil. Dieses Freien, gute Hautpflege, einfache, reizlose, aber kräftige Ernährung Wachstum ist naturnotwendig und naturnotwendig und wird noch vorschreiten. find die Waffen des Einzelnen gegen fie. Statistisch läßt sich nachweisen, daß die Sterblichkeit in der Stadt im allgemeinen größer ist als auf dem Lande und zwar besonders bei Männern in der Blüte der Jahre, weniger bei Frauen. Auch für die erste Kindheit ist das Land günstiger. Zur Erklärung dieser Thatsachen durchforschte R. die äußeren Verhältnisse des städtischen Milieus und die Lebensweise des Einzelnen. Die Stadtluft ist ein wenig( 0,5-20 Ref.) wärmer als die des freien Landes und windstiller, wird also weniger oft erneuert. Sie ist aber auch schlechter, weil reicher an Staub, Bakterien und Das etwa ist das Resumee der vorzüglichen Schrift des bes Verbrennungsbestandteilen, die zum Teil von industriellen An- fannten Hygienikers, ein Resumee, das dem Leser nur andeuten lagen herrühren; im Centrum ist die Luft am schlechtesten. Eine soll, welche Belehrung er von dem übrigens mit meisterhafter Die fleine solche Luft schädigt nicht nur unmittelbar Leute mit franken Klarheit geschriebenen Werkchen zu erwarten hat. Atmungsorganen, sondern giebt auch Veranlaffung zur Entstehung Schrift ist wahrlich ein nützlicheres und geistvolleres Mittel zur notvon ungefunden Nebeln, wie in London und Hamburg , und erfüllt wendigen Verbreitung hygienischer Anschauungen und Stenntnisse, als die Atmosphäre über der Stadt mit einem Dunst, der dem für alles mancher dickleibige, zusammenkompilierte sogenannte ärztliche HausOrganische so wichtigen Sonnenlicht den Durchgang erschwert. Es schap. Sollte aber der eine oder der andre sich durch die ihm ist erwiesen, daß die Stadt weniger Sonnenschein hat als das Land, nenen Ausführungen erschrecken lassen, so mag er nur berücksichtigen, und zwar gerade im Winter, wo man seiner am meisten bedarf. Ist daß, wie auch N. hervorhebt, die Sterblichkeit in den letzten Jahrdie Straßenluft schon schlecht, so ist es die der Wohnungen noch mehr, zehnten in Stadt und Land erheblich gesunken ist. Was gerade für zumal wenn sie durch den Aufenthalt vieler Menschen, durch Heizung den Mann in der Vollkraft der Jahre den Aufenthalt in der Stadt und Beleuchtung, durch das Gewerbe verdorben wird. Den gefährlich macht, find nicht so sehr die Eigentümlichkeiten Hauptanteil an der Gesundheitsschädlichkeit der Wohnungs - der Stadt als solcher, als vielmehr die Schädlichkeiten, denen er sich Inft trägt die lebervölkerung der Wohnräume. Dabei im Berufe, besonders in der Industrie und im Gewerbe aussehen die Wohnungen dem Einzelnen meist muß, wie das auch ein andrer verdienter Hygieniker, Kruse( Bonn ) in einer Schrift über den Einfluß des städtischen Lebens auf die Boltsgefundheit" jüngst bewiesen hat. Es kann auch nach diesem Gelehrten nicht im Ernst von der bei den Agrariern so beliebten Degeneration der städtischen Bevölkerung die Rede sein. So waren z. B. in Bayern verhältnismäßig die meisten zum Militärdienst Tauglichen nicht unter den Landlenten zu finden, sondern gerade unter den Angehörigen des industriellen und gewerblichen Berufe. Ueberhaupt scheint die von manchen angenommene förperliche Entartung der kultivierten Völker eine Fabel zu sein; es ist durchaus nicht mit Sicherheit nachzuweisen, daß unsre Vorfahren größer und stärker als wir gewesen feien, ja es ist sogar wahr scheinlich, daß in allen Kulturstaaten die Körperbeschaffenheit der Bevölkerung im großen und ganzen eine geringe Befferung erfahren hat. Doch darf sich der Volksfreund damit noch lange nicht zufrieden geben. Die Forschungen der Hygiene nud die Ergebnisse der Statistit zeigen ihm, daß und wie die Gesundheit des Volkes noch gebessert werden kann.-
bieten ohnehin
einen zu fleinen Luftraum. Zudem sind sie tener: der städtische Arbeiter giebt etwa 1/4, der ländliche noch nicht 1/12 seines Eintommens für Wohnungsmiete aus. Für diesen Nebelstand sieht N. das Heilmittel in einer gründlichen Wohnungsreform, der auch die besser Situierten ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden sollten; denn ungesunde Wohnungen sind zur Zeit der Epidemien Brutstätten der Senchen und als solche eine Gefahr für die Gesamtheit.( So lange wir noch keine Wohnungsinspektoren haben, und wohl auch dann fönnen Arbeiter- Sanitäts- Kommissionen auf diesem Gebiet viel Gutes leisten. Ref.) Gesunde Häuſer müssen auf gesundem Boden stehen, deshalb ist die Reinhaltung des städtischen Baugrundes, für die ja, namentlich in den großen Städten, viel gethan wird, so wichtig. Auch Bauordnungen, die nicht zu viel Massenquartiere entstehen lassen, sondern mehr vereinzelte, durch genügenden Luftraum getrennte Gebäude, können segensreich sein. Das Borortsystem hält R. für nachteilig, weil es den Arbeiter zwingt, die Mahlzeiten außer dem Haufe einzunehmen, ihm also das Leben verteuert. Geringere, wenn auch beachtenswerte Schäden sind das Fehlen guter Flußbäder, wegen der Verschmutzung der städtischen Wasserläufe, ferner die Minderwertigkeit vieler Nahrungs- und Genußmittel, die auf dem langen Wege vom Produzenten zum Konsumenten allerlei Verfälschungen ausgesetzt sind.
und
"
Kleines Feuilleton.
e- s.
g. Der Mai war schuld daran. Eigentlich sollte sie schon lange zu Hause sein, sie ging aber doch noch weiter- immer weiter. Die Sonne lockte gar zu sehr.
Es war nicht einmal schön, dort wo sie ging. Alles bloß „ Gegend", wie der Vater immer sagte. Rechts und links Laubenkolonien, dazwischen Baupläge und Wiesenland, aber schon die freie Luft hier draußen und das wundervolle frische Grün!
Mariechen faß auf einem Stein
Und fämmte fich ihr goldnes Haar....
Der einzelne Städter könnte manche Schädlichkeiten feines Milieus besser abwehren, wenn er für sich und die Seinigen den Grundsätzen der privaten Hygiene mehr Geltung verschaffte. Da die Städter zum großen Teil ein Leben in geschlossenen Räumen führen, sollen sie wenigstens für gute Lüftung diefer Räume sorgen und die Muße so ausgiebig als möglich zur Bewegung im Freien Auf den Wiesen blühten die Butterblumen, wie Tausende von benußen. Weil bei vielen städtischen Berufen die Mustelarbeit im leuchtenden Sonnen strahlten ihre gelben Kelche aus dem jungen Verhältnis zu der der Nerven gering ist, vermindert sich auch die Gras. In den Kolonien arbeitete man. Die Frauen gruben das törperliche Leistungsfähigkeit. die Lust an förperlicher Land um und steckten junges Gemüse. Die Männer zimmerten Bethätigung; am Ende ihres Arbeitstages verspüren solche Lauben und hölzerne Bänke und Tische. Hier und da waren schon Leute nicht die angenehme Muskelermüdung, sondern nervöse Frühlingsblumen gepflanzt, Stiefmütterchen und blaue Vergißmeins Abspannung. Zur Entstehung und Vermehrung der Nervosität nicht und dazwischen dunkelglühender Goldlad. An einem freien tragen überdies der Straßenverkehr, weil er unaufhörlich zu an- Blazz hatten sich die Kinder an die Hand gefaßt und tanzten einen gespannter Aufmerksamkeit zwingt, der Straßenlärm, zu dessen Be Ringelreihen. Sie blieb einen Augenblick stehen und horchte. Der Wind feitigung so wenig geschieht, die Erschütterungen des Körpers bei trug die hellen Stimmen gerade zu ihr hinüber: Benutzung der öffentlichen Fuhrwerke nicht wenig bei. Des Dienstes ewig gleich gestellte Uhr" verlangt unerbittlich die Erfüllung des täglichen Arbeitspensums auch von solchen, deren augenblickliche seelische oder förperliche Verfassung sie ihnen erschwert; in solchem Fall Und fämmte fich ihr goldnes Haar." Sie wiederholte die Worte, sucht man sich durch gewisse Genußmittel, namentlich den Alkohol, und während sie weiterging summte sie die Melodie vor sich hin. Ein Spannkraft zu verschaffen. Doch wird dieser ein gefährlicher Lächeln spielte um ihren welken Mund. All diese junge Maienpracht, so schön! Das stahl Freund, zumal wenn beim Umgang mit ihm die Aufnahme dieses Frühlingssprossen, das war so schön wirklicher Nahrungsmittel vernachlässigt wird. Ein Ausdruck der sich so in das Herz hinein, das machte die Brust so weit- so hoffnungsNervosität mag vielleicht auch die Lust der Großstädter am Wohnungs- froh, als gäbe es gar kein Lebenselend mehr, als ginge ent wechsel sein, die gerade bei Juhabern fleiner Wohnungen ein Opfer es nun imminer so weiter hinein in das Schöne, Wundervolle dem Glück. von etwa 10: Proz. der Wohnungsmiete erfordern soll. Endlich thun gegen irgend etwas Großem, Niegeahntem noch die übermäßige Arbeitszeit und die städtische Art der Bers Dein Glück der helle Glanz in ihren Augen erlosch, ein gnügungen, die mehr Anstrengung als Erholung bieten und zudem Seufzer rang sich aus ihrer Brust: wo war das Glück? Sie wartete meist die Nachtruhe beeinträchtigen, das ihrige zur Ausbreitung der schon so lange: darauf schon dreißig Jahre. Sie hatte es nie geNervosität. Mit Recht hebt R. hervor, daß unter solchen Umständen der funden. Sie fand es wohl auch niemals mehr. Woher sollte es Kampf gegen den Alkohol so lange aussichtslos sci, bis man die Ursachen, fomnien? Sie dachte an ihr Heim. An die finstre Wohnung auf die zum Alkoholgenuß verleiten, beseitigt habe. Nach dem dem dritten Hofe, an das dunkle Zimmer, wo den Tag über die Gesagten wird man verstehen, warum unter den Todesursachen Maschine rasselte, wo der Vater auf dem Siechenbett lag. Da fand Gehirn Herz- und Nierenkrankheiten bei den Städtern eine viel das Glück nicht hin. Wie ein Schluchzen ging es über ihr Gesicht
-
-
-