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War ein schlauer Kopf, dieser George," sagte der wohl gestaltete Alte mit den Zotteln.

Augenbrauen. Wer besseres Land hat, der muß mehr Jekaterina Jwanowna, sich selbst als Student und Katjuscha, bezahlen." rein, frisch, hübsch und lebensfreudig. Von allen Sachen, die im Hause waren, nahm Nechljudow nur die Briefe und dieses Bild an sich. Alles andre überließ er dem Müller, der auf Fürsprache des lächelnden Verwalters das ganze Haus in Panowo mit sämtlichem Mobiliar für ein Zehntel des richtigen Preises auf Abbruch kaufte.

,, Nur müßte die Bezahlung in jedermanns Kräften stehen," fagte im Baß der Hochgewachsene, der offenbar schon voraus­fah, worauf die Sache hinauslief.

Und die Bezahlung darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein... Ist sie zu hoch, so wird sie nicht entrichtet, und es giebt Verluste; ist sie aber zu niedrig, so werden alle Land kaufen und damit Handel treiben. Dieses selbe wollte ich nun bei Euch vornehmen."

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Wenn Nechljudow jezt an das Gefühl des Bedauerns über den Verlust seines Eigentums dachte, welches er in Kusminskoie erfahren, so wunderte er sich darüber, wie dieses Gefühl ihn hatte überkommen können. Jetzt empfand er unaufhörlich Frende über seine Befreiung und ein Gefühl der Erneuerung, ähulich demjenigen eines Reisenden, der ein neues Zehntes Kapitel.

Das ist gerecht und billig. Da ist nichts dabei," sagten die Mushiks, die jekt völlig verstanden, um was es sich Land entdeckt. handelte, und Nechljudow beistimmten.

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Wie wird's aber, wenn ich Land zu nehmen wünsche?" fagte der Verwalter lächelnd.

Wenn ein freier Anteil da ist, nehmen Sie ihn und be­arbeiten ihn," sagte Nechljudow.

Was willst Du damit? Du wirst auch so satt," sagte der Greis mit den lachenden Augen.

" Ist doch ein Schlaufopf!" wiederholte der breit- Die Stadt tam Nechljudow bei seiner diesmaligen Heim­schultrige Alte mit den Zotteln. George! Was der sich ausreise besonders seltsam vor und berührte ihn wie etwas ganz gedacht hat!" Neues. Er traf abends, als die Laternen angezündet waren, vom Bahnhof in seiner Wohnung ein. In allen Zimmern roch es nach Naphthalin, und Agrafena Petrowna nebst Stornei empfanden beide Merger und Verdruß, ja zanften sich sogar wegen des Aufräumens der Sachen, deren einzige Verwendung ihrer Meinung nach darin bestand, daß man sie auf die Leine hängte, trocknete und wegpackte. Nechljudows Zimmer war nicht besetzt, aber auch nicht in Ordnung ge­bracht, und der Zugang zu ihm war durch Koffer versperrt: Rechljudows Ankunft hatte offenbar eine Störung in der Beschäf­tigung verursacht, die infolge eines sonderbaren Beharrings­vermögens in dieser Wohnung vollführt wurde. Alles das erschien Nechljudow nach den Eindrücken ländlicher Not wegen seiner offenbaren Unsinnigkeit, an der er selbst einst teil­genommen, so unangenehm, daß er beschloß, schon andern Zags in ein Gasthaus überzusiedeln; Agrafena Petrowna sollte es überlassen bleiben, mit den Sachen aufzuräumen, wie sie es für nötig hielt, bis wann seine Schwester einträfe, die endgültig über alle im Hause befindlichen Gegenstände verfügen würde.

Damit endete die Beratung. Nechljudow wiederholte noch einmal seinen Vorschlag, aber verlangte jetzt keine Antwort, sondern gab den Rat, mit der Gemeinde Rücksprache zu nehmen und dann zu kommen und ihm die Antwort zu überbringen.

Die Mushiks sagten, sie würden mit der Gemeinde sprechen und die Antwort bringen. Dann verabschiedeten sie sich und gingen in erregtem Zustand fort. Unterwegs hörte man noch lange ihr bereits sich entfernendes Gespräch. Und noch spät abends summten ihre Stimmen und drangen vom Dorf her auf dem Fluß entlang.

Andren Tags arbeiteten die Mushits nicht, sondern er örterten den Vorschlag des Herrn. Die Gemeinde spaltete fich in zwei Parteien: die eine bezeichnete das Anerbieten des Herrn als vorteilhaft und ungefährlich, die andre sah in ihm einen listigen Betrug, dessen Wesen sie nicht begreifen konnte und den sie deshalb ganz besonders fürchtete.

Allein zwei Tage darauf willigten alle in die angebotenen Bedingungen ein und famen zu Nechljudow, um ihm den Beschluß der ganzen Gemeinde mitzuteilen. Af diese zu­stimmende Antwort war eine Erklärung von Einfluß gewesen, die von einer Alten abgegeben, dann von den Männern an­genommen worden war und die jede Befürchtung eines Betrugs von seiten des Herrn ausschloß. Sie bestand darin, daß der Herr an sein Seelenheil dächte und deswegen so handelte.

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( Fortsetzung folgt.)

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Musikalische Reffe.

Seit unfren letzten Ueberblicken über den Stand des Berliner Musiklebens ist manches vorübergezogen, was in andren Verhältnissen wohl eine Aufmerksamkeit verdient hätte, hier aber kaum etwas Neues zur Kenntnis der Musikdinge beiträgt. So find wir denn ohne Summer vorbeigegangen an den altgewohnten amüsanten Er­immerungen, die der eine Vertreter der Familiengenossenschaft Strauß, Eduard , wiederum durch seine Wanderkonzerte gegeben hat, und denen demnächst ähnliche Konzerte seines Sohnes Johann III., eines der kommenden Männer", folgen werden; vorbei an den Paraden der Konservatorien, so gutes wir auch an einem Konzertabend an einem Opernabend des des Eichelbergschen" und Sternichen", besonders gefangstechnisch, zu hören bekamen; vorbei auch an der Gelegenheit, anläßlich des Todes von Hermann evi an den Generalmusildirektor" und Wagnerveteranen in München zu erinnern, der die dortigen Mozart - Aufführungen so süß und seinen Unterkapellmeistern das Leben so jauer machen fonnte.

Bestätigt wurde die Erklärung durch die großen Geld­spenden, welche Nechljudow während seines Aufenthalts in Banowo verteilt hatte. Diese Spenden, die er in Banowo berteilte, waren dadurch veranlaßt, daß er hier zum erstenmal den Grad von Armut und Not des Lebens kennen lernte, bis zu welchem die Bauern gelangt waren. Er erschrat derartig über diese Armut, daß er wenn auch im Bewußtsein, Was uns an den musikalischen Vorführungen in Berlin während eine unvernünftige Handlung zu begehen gar nicht anders dieser Zeit näher angeht, ist der Umstand, daß sie zu den uns konnte, als das Geld hingeben, das er jetzt in besonders vergleichlich höher geachteten winterlichen Konzerten feineswegs in großer Menge besaß, da er für den schon im vorigen Jahre so weitem Gegensah stehen, wie es zunächst scheint. Satirische Augen möchten in ihnen vielleicht nur eine Travestierung jener erblicken. in Kusminstoie verkauften Wald Bezahlung und außerdem Das Brogramm noch bunter, die Nummern noch zahlreicher, das noch Handgeld beim Verkauf des Inventars erhalten hatte. Bublifum noch mehr durch gesellschaftliche Rücksichten zusammens Sobald die Leute erfuhren, daß der Herr den Bittstellern gebracht als dort! Den Haupttypus dieser sommerlichen Konzerte Geld gäbe, begannen wahre Volksmengen, namentlich Frauen, bilden die Abende oder Rachmittage von einzelnen und aus der ganzen Umgegend zu ihm zu strömen und um von vereinigten Gesangvereinen. Sie versammeln meist ein Unterstügung zu bitten. Er wußte einfach nicht, was er mit ihnen anfangen und wie er die Frage entscheiden sollte, wie viel und wem man etwas geben müßte. Er fühlte, daß es unmöglich sei, den bittenden und augenscheinlich armen Leuten nichts von dem Geld zu geben, das man selbst in Menge besaß. Aufs Geratewohl aber denen geben, die ihn baten, hatte feinen Sinn. Das einzige Mittel, aus dieser Lage herauszu­kommen, bestand darin, daß er abreiste. Und das zu thun, beeilte er sich jetzt.

großes

Vettern= und Bummler Publikum um sich, das durch sein lautes Interesse daran, daß heute etivas los ist, dem fachlich Interessierten das Zuhören um so schwerer macht, als Verzögerungen und Baufen für den Berichterstatter eine Geduld­ja diese Konzerte mit ihrem Zuviel des Nicht- Guten sowie mit ihren probe zu sein pflegen. So möge z. B. die Sänger vereinigung des Westens", die in der Philharmonie mit angesehenen Solisten ein reichliches Programm gab, uns nicht ob Ueberhebung schelten, daß uns das Abwarten ihrer Hauptnummern nicht mehr möglich war.

Etwas anders find die Gaftkonzerte fremder Vereinigungen, die Am legten Lage seines Aufenthalts in Panowo ging Nechljudow ins Haus und machte sich an die Durchsicht der irgend eine nationale oder sonst specielle Musik in die Welt herum­tragen. So wenig darin meist das Künstlerische vor der Specialität hier zurückgebliebenen Sachen. Hierbei fand er in der unterſten auftommt, so müssen wir von unsrer Gleichgültigkeit gegen die stets Schieblade eines den Zanten gehörigen Mahagonipuhschrankes üppige Flut solcher Unterhaltungskonzerte doch eine Ausnahme machen mit Ausbuchtungen und Messingringen an Löwenköpfen viele zu Gunsten der amerikanischen Militärtapelle von Briefe und zwischen ihnen ein Gruppenbild: Sofja Iwanowna, Sousa, die jetzt bei Kroll spielt. Herr Sousa, in ähnlichen Kon­