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Die Tannenmeise hingegen ist oberhalb dunkelbraun nach dem Steuer zu heller werdend. Die Wangen, die Halsseiten und ein Fleck im Raden find weiß, sonst ist der Kopf tiefschwarz gefärbt. Die Unterseite ist weißlich. Ju der Auswahl der Niftplätze ent­wickelt sie dieselben Neigungen wie die Kohlmeise, bevorzugt aber Höhlungen in alten Bäumen.

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Kleines Feuilleton.

Id. Der letzte Schultag. Glüheud lastet die Julisonne auf dem fiesbestreuten Schulhof; der Kühlung bringende Wafferschlauchstrahl des pustenden Schuldieners hat ihrer Wirkung keinen Abbruch thun tönnen. Die schlanken, jungen Rüstern, die sich Mühe geben, durch Bei oberflächlicher Betrachtung äußerlich ähnlich, aber be- ihr Grün die Einförmigkeit des Plages ein wenig zu verwischen, deutend zarter wie die Tannenmeise ist die Sumpfmeise, das lassen müde und matt ihre dünnen Aestchen hängen. Der lezte Weiße Hämmerlein" des Volts. In den Niederungen, an den Schultag vor den großen Ferien! Heute geht es ganz besonders Bächen und Seen mit schilfbestandenen Ufern, im Weidendickicht laut zu, und das Lehrerkollegium, das gerade heute sich noch so und im Erlenbruch, an lichten Stellen des Waldes und im sommigen viel zu erzählen, fo viel zu fragen hat, muß mehr als gewöhnlich Obstgarten, überall ist es zu finden, das liebe zierliche Bögelchen. zur Ruhe auffordern. In fleineren oder größeren Gruppen stehen Immer geschäftig und flint, mit den neugierig fragenden Augen die schwadronierenden Mädchen zusammen, nur die ganz kleinen alles beschauend und durch Beklopfen mit dem Schnabel genauer laufen und haschen sich, bis sie der Mahuruf eines Lehrers zur untersuchend. Der starke Schnabel leistet ihr hierbei vorzügliche Ruhe bringt. Dienste. Ueberall wird angepocht, und mit wuchtigem Schnabelhieb werden selbst hartschalige Sämereien geöffnet, um zu dem genieß­baren Kern zu gelangen. Wer fie gern in der Nähe sehen will, der hänge reife Sonnenblumentöpfe vor sein Fenster, und bald Die Kleinen figen mit gefalteten Händen und warten auf verden sich, falls sie überhaupt in der Gegend vorkommen, Frollein". Kugelrunde, pausbadige Mädelchen mit lachenden Augen, die Sumpfmeisen einstellen, um einen Kern nach dem andern zu mit rotem Plappermäulchen und hellen, luftigen Kleidern sind bes holen und auf dem Gartenzaun oder dem nahen Obstbaum deutend weniger unter der kleinen Gesellschaft vertreten, als die den mit den gehen gehaltenen Stern zu spalten und zu verdunkel gekleideten Kinder mit den großen erwachsen- ernften Augen, zehren, was daran genießbar ist. Die Sumpfmeise ist die an die schon so jung den Mund fest zu schließen verstehen und in deren mutigste, gewandteste und tedste der ganzen Sippe. Das Neft wird schmale, blasse Wangen selbst die brennende Somme nicht ein bißchen gern in den Höhlungen alter Weidenstämme angelegt, diese Höh- Rot hat bringen können.

lungen sind meist sehr groß und werden deshalb von den Vögelchen

Langjam stellt sich eine Klasse nach der andren an, und als die Glocke zur legten Schulstunde ruft, verteilt sich der lange Zug der Kinder in die einzelnen Klaffen.

mit Moos und Gräsern angefüllt, bis sie geeignet erscheinen, ein Wie alle Jahre um dieselbe Zeit erzählen die roten Mündchen warmes Obdach für die Brut zu gewähren. Bietet eine kleinere leise ihren jeweiligen Nachbarinnen von der schönen Reise, dem Höhle dagegen nicht genügend Raum, so wird mit dem Schnabel großen Wald, den vielen Kirschen und Beeren, der guten Groß­Darin herumgemeißelt und gehämmert, bis der Naum die gewünschte mutter, und die frohen Augen werden noch lachender; und dann werden stets ihre ersten Schwestern noch älter, müder; nur manche Größe erreicht hat. unter ihnen bligen auf und ein junger Wille, eine junge Straft wird fich dann seines Werts bewußt.

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Die Haubenmeise ist die charakteristische Bewohnerin des Nadelholzwaldes, den sie in anmutiger Weise belebt. Sie ist es, deren Beobachtung besonders im Herbst dem Naturfreund vielen Ge Nachdem die Lehrerin das Schulzimmer betreten und die Kleinen nuß bereitet. Ist fie auch vorsichtig und läßt sich nicht allzu nahe aufgefordert hat, auseinanderzurücken und schön Richtung zu nehmen, tommen, so kann man sich ihr doch mit Leichtigkeit genügend nähern, damit sie nicht noch heißer werden, teilt sie der mit vielem so daß sie sich noch ficher fühlt und nicht ängstlich davon fliegt. Die Schurren und Lärmen ihrer Aufforderung nachkommender großen Scharen von Meisen, welche im Herbst unfre Wälder durch Kleinen Gesellschaft mit, daß Heft und Feder ruhig in der Streifen, bestehen zu einem sehr großen Teil aus Haubenmeifen. Mappe bleiben können; zum Schluß will sie ihnen noch eine Diese wie die Tannenmeisen überlassen sich bei ihren Streifzügen Geschichte erzählen. Mänschenstill figt die fleine Garde und lauscht gern der Führung eines größeren Bogels. So lange der Wald nicht dem:" Es war einmal..." und sperrt Augen und Ohren auf, als verlassen wird, folgen sie ohne Bedenken. Geht aber der Führer in die wunderbaren Kräfte des Tischlein dich" an die Neihe den nahen Obstgarten am Waldesrande, oder untersucht er gar die kommen. Lächelnd fragt die Lehrerin: Wer kann mir denn einige morschen Balken der Schenne, so zögern besonders die Hauben- Sachen aufzählen, die wohl auf dem Tischchen standen?" und viele meisen ihm zu folgen und fliegen ängstlich am Waldesrand umher. Aermchen, runde und magere, erheben sich, um die Aufmerksamkeit Der Wald giebt ihnen Schutz und Deckung vor den gefiederten auf fich zu lenken. Die Lehrerin läßt ihre Blicke über die kleine Räubern. In übergroßer Furcht vor diesen und im Bewußtsein der Schar gleiten, bis sie auf einein femmelblonden, blassen winzigen nicht allzugroßen Kraft ihrer Flügel verlassen sie ungern den Ding haften bleiben. Aber Auna, Du meldest Dich ja gar nicht! schützenden Wald. Die Nahrung der Haubenmeise besteht aus- ft Dir nicht wohl, Kind?" Die Kleine erhebt sich langsam, indem schließlich in Insekten, deren Eiern, Puppen und Larven. Durch sie sich mit den Unterarmen auf die Tischfante stügt, ihre Augen unablässige Bertilgung der Eier der Nomme und des Kiefernsehen die Lehrerin fragend an und der blasse Mund öffnet sich zu einem spinners ist sie neben der Tannenmeise eine der größten Wohl- tiefen Atemzuge. Frollein, ich weiß was se hat, die wird woll thäterinnen des Nadelwaldes. In ihm baut sie denn auch ihr wieder kein Frühstück mitjehabt haben, gestern hab' ich se auch schon Rest. Ausgefaulte Höhlungen alter Bäume, aber auch verlassene von meine Stulle was abgegeben. Nu hab' ich nichts mehr, ich Spechthöhlen bieten ihr gute Gelegenheit dazu. In Er habe noch ein Stück für die Vögel hingelegt." Auf die Frage der mangelung dieser benutzt sie aber auch das dichte Gewirr von Lehrerin bestätigt das kleine Mädel nur mit einem müden, ver­Raubvogelhorsten, Krähen- und Eichhörnchen Nestern, selbst ein schämten Ricken die Erzählung ihrer Genoffin. Haufen aufgeschichteten Reifigs genügt ihr im Notfall. Die hübsche, grau- braune Färbung des Gefieders mit dem helleren Kopf und der langen Spitzenhaube geben ihr ein recht drolliges Ansehen.

Der Lehrerin find derartige Scenen nichts Seltenes, fie nimmt ihre Semmel aus dem Kathederpult und reicht sie ohne ein Wort dem Kinde, das zaghaft hineinbeißt.

Die zarteste der deutschen Meisen ist die Schwanzmeise Die angefangene Geschichte wird zu Ende erzählt, mnr über das Pfannenstielchen". Sie weicht nicht mur äußerlich von dem Typus die leckeren Speisen auf dem Baubertischchen erfahren die der geschilderten Waldmeiſen ab, sondern auch in ihrer Lebensweise, Buhörerinnen nichts Genaueres. Der Lehrerin ist die Stimmung der Art ihres Wohnbezirks und vor allem im Restbau. Sie ist verdorben und die Lust zum Erzählen vergangen. Sie hat Höhlenbrüterin wie die Waldmeiſen. Aber während diese vorhandene schon mehreremal die Uhr aus dem Gürtel herausgenestelt. Höhlungen ausbauen und für das Brutgeschäft zurechtmachen, er- Es will aber auch heute mal wieder gar nicht läuten. Das junge baut die Schwanzmeise die Nisthöhle selbst. Sie fertigt aus Moos, Mädchen denkt an den Extrazug, der es noch am Abend nach den Flechten, Halmen, fleinen Rindenstüden eine dichtwandige eiförmige bayrischen Bergen bringen foll, und mit froher Miene erklärt es Höhlung, deren Inneres mit Tierhaaren und Federn weich seinen Schüßlingen den Zweck der Ferien. Es weiß sehr wohl, daß gepolstert ist; die Baustoffe sind durch Spinnengewebe, Pflanzen die wenigsten der Kleinen die rußige, heiße Stadt verlassen. Der wolle und dergleichen aneinander geheftet. Das Nest hängt leine Beamte und der Arbeiter temnen tein Heringsdorf   oder Harz­an einem Afte und wird gern durch darunter befindliche Aeste ge- burg. Das eine oder das audre Kind hat draußen eine Großmutter stützt. Oben seitlich zeigt es eine runde Oeffnung, das Schlupfloch. oder Tante, bei der es die Ferien zubringen kann und In der äußern Erscheinung gleicht das Rest der Farbe und Struktur nur sehr wenige kommen in die Ferienkolonie. Darum er des Baumes, an dem es hängt. Das Nest ist ziemlich eng und zählt das Fräulein auch nur von den Großmüttern in Nauen   oder genügt vorerst der jungen Brut. Bald aber ist es für die zahlreiche Tegel, erinnert die paar kleinen Bleichgesichter, die mit nach Langgeschwänzte Nachkommenschaft zu klein, und die unruhigen Freienwalde   in die Ferienkolonie kommen, ja recht artig Bögelchen haben bald an einigen Stellen die Niftwand gelodert und und gehorsam zu sein und erkundigt sich dann teilnehmend nach den durchbrochen und stecken nun die langen Schwänze, die in der engen Ferienfreuden der zu Hause Bleibenden. Das am meisten bevorzugte Kinderstube überall hinderlich find, durch diese Oeffnungen. Die Vergnügen bildet bei der Kleinen Gesellschaft das In- den- Hain Schwanzmeife ist wie die Haubenmeise ausschließlich auf Insekten gehen", wo man im Sand buddeln kann. Aber auch diese kleine nahrung angewiefen und ist infolge deffen recht nüglich, zumal in Erholung ist noch nicht für alle ihre Böglinge, wie die Lehrerin der Nistzeit, wo sie stets 8 bis 15 hungrige Schnabel zu jättigen weinerlichen Lippen vernimmt. Manche sind der angestrengt zu hat. Sie hält sich gern an Waldrändern, fleinen Gehölzen und in Hause arbeitenden Mutter willkommene Wärterinnen der noch jüngeren Parts auf. Im Herbst kommt sie häufig in Gärten und in die Nähe Geschwister, sie müssen das Arbeiten und Entbehren frühzeitig lernen... menschlicher Wohnungen.- Da endlich ertönt die Schulglocke für längere Zeit zum letztenmal. Gleichgültig gehen die meisten und nur wenige der Kleinen freudig in die Ferien. Was ist diesen bleichen Gefichtchen der letzte Schultag, was der erste Ferientag?- Beide Tage bedeuten ihnen Latte Not und alte Arbeit.