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Aber Sie werden doch nicht behaupten wollen, daß das eine Dame war?" Die junge Frau lehnte sich in die Polster zurück. " Hab' ich ja auch noch nicht behauptet, meine gnädige Frau, aber Vater war Rechnungsrat, also aus guter Familie-" Die junge Frau lachte nervös:„ Na und wenn schon, es giebt ja auch Ausnahmen gewiß, aber-"
ihr
sich zur Wehr seht dann ist er der jämmerlichste Wicht, ein blut- lich, daß ich zehntausend Mark im Vermögen hätte, wissen Sie, was gieriger Zieger, ein feiges Raubtier, ein fulturzertretender Barbar. fie mir antwortet? Antwortet sie mir: Ich habe fünftausend, Nur der Deutsche darf in seine Ehre sein alles fezen, bestünde auch macht zusammen fünfzehntausend". Ja, sie werfen sich einem einfach selbst diese Ehre in nichts als Raub, Vergewaltigung und Mord. an den Hals." Right or wrong, my country, Recht oder Gewalt, was thut's, es gilt mein Vaterland so schallt es begeistert aus dem papiernen Zeitungswald. Das soll doch wohl die Leser belehren, daß es den Chinesen gestattet sein müsse, wenn es die Nettung ihres Landes gälte, Gewalt anzuwenden, fintemalen das Vaterland das höchste sei? Der chauvinistische Schmod weist solche Logit empört zurück. Der gelbe Teufel hat nur das Recht, Gewalt zu dulden, wir haben die Pflicht, Gewalt zu üben. So fich aber der Chinese erfühnt, um seines Heimatlichen Herdes willen der erobernden Gewalt die Gewalt entgegenzusehen, so wird ihm solche Bethätigung des Spruchs: Right or wrong, my country, als verruchteste Abfcheulichkeit auf das Schuldconto seiner Verbrechen gebucht."
Und diese europäischen Staaten, die in solcher Weise die elementarsten Geseze kultureller Sittlichkeit verachten, maßen sich aut, den Kultur Kolonialpolitik tapitalistische Staubpolitik der graufamften Art. 23ir haben den Barbaren die Segnungen des Fusels, des Schießpulvers und der Syphilis gebracht. Wir haben große selbständige Kultur Schöpfungen zertrümmert, wir haben von Natur gutherzige Menschen in Vestien verwandelt, um sie dann, wenn sich die Folgen unsrer Thaten wider uns selbst kehrten, niederzufuallen. Wir haben nicht das, was wir an Kultur besigen, hinausgetragen, sondern unser Barbarentum propagiert.
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Der Herr ließ sie nicht ausreden ohne eine Miene zu vers ziehen, sprach er weiter:" Sehen Sie und noch ein Fall ich war neulich im Zoologischen Garten; es war an einem Dienstag, ein Konzertabend, d. h. ein Glitetag. Sie werden ja wissen, was da für Bublifum ist, alles prima. Neben meinem Tisch saß eine Familie: Vater, Mutter, Tochter, alles hochfein, wurde sogar von Offizieren begrüßt. Wie ich aufstehe und um den See herum promeniere, ist die Tochter mit einem Mal hinter mir und sieht mich so recht mit' uem falschen Namen. Wir kommen ins Gespräch und wie ich gehe, giebt sie mir ihre Visitenkarte. Feine Familie, fag' ich Ihnen. Vater hat Offiziersrang. Na, ich. dente, mußt doch mal sehen, was das für' n kleines Mädchen ist, ich schreibe ihr also' ne karte und bitte sie um ein Rendezvous. Na, sie ist auch gekommen, vierzehn Tage hab' ich mit ihr verkehrt, dann hatt' ich genug bor Ekel. Was ich in den vierzehn Tagen gelernt habe, wissen Sie nicht einmal andeuten läßt sich das- mein wirklich nicht einmal andeuten."- Musik.
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Die kapitalistische Ausbeutung der Länder und Völker kennt teine fromme Schen, und wenn man die entmenschten Civilisatoren darauf hinweist, daß die Fremden dieselbe Behandlung heischen, die wir selbst für aus fordern, jo erklärt man verwundert, man dürfe doch Es dürfte zweckmäßig sein, von Zeit zu Zeit daran zu erhmern. unsre„ europäischen Empfindungen" nicht auf tiefstehende Rassen daß unsre Berichterstattung manche Arten von Konzerten für geübertragen; diese fremden Varbaren wüßten ja gar nichts von den sublimen Forderungen europäischen Sittlichkeitsgefühls, mit wöhnlich außer Acht lassen muß. Wir meinen die, deren Hauptihnen könne man nicht anders umgehen, als mit gepanzerter anderweitigen Angelegenheiten liegt. So ist es, wenn ein Konzert bedeutung nicht in der Künstlichen Pflege der Musit, sondern in Faust. Wir wissen eben heute nicht mehr, oder wollen n es nicht wissen, daß es nur eine Menschheit giebt, deren der fimplent Unterhaltung, der Bierwürze, der Geselligkeit, der kulturelle Verschiedenheiten bei weitem nicht so groß sind, als unser Parade von Vereinen, Schulen usw., eines wohlthätigen gweds, einer religiösen oder weltlichen Erbauung und dergleichen Konzerte", die Fest- Konzerte, die Vereinsveranstaltungen, halber stattfindet. Dadurch fallen also die eigentlichen Biers Prüfungskonzerte der Konservatorien, die Feierungen öffentlicher
Dünkel wähnt.
Was uns nicht gefällt bei denen zur Rechten, das sollen wir denen zur Linken nicht thun. Das nennt man die deutliche und untrügliche Regel für forrettes So sprach Kong- Fu- Tse, der gelbe Teufel, vor 2500 Jahren. Joc.
Berhalten.
Kleines Feuilleton.
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die
Dinge, die Kirchenkonzerte usw. für gewöhnlich außer unfere Vetrachtung. Ganz fernhalten dürfen wir jedoch von ihnen unsern Blick feineswegs: teils weil es uns interessiert zu sehen, in welche Bein welche weit ziehungen die Musik zu jenen ferneren Zwedent fritt, teils weil die Grenzen nicht scharf sind, und weil manchmal auch dort oder da musikalisajes Bedeutsames vorkommt. Darum wird Sutes gut sein, ab und zu durch bemerkenswertere Beispiele an jene regelmäßig wiederkehrenden und besonders im Sommer hervorstechenden Reihen von Aufführungen zu erinnern. Ins Einzelne zu gehen ist hier natürlich erst recht schier; wer tönnte beispielsweise aus den zahlreichen und reichhaltigen Prüfungs- Aufführungen, die das Sternsche Konservatorium wiederum vor kurzem veranstaltete, auch von einer Namen und Qualitäten nemen, ohne entiveder eine Zeitungsminner zu füllen oder ungerechte Bevorzugung zu üben? Wer findet Naum, um die Einbrücke auseinanderzufegen, die er sagen wir beispielsweise: von ben älteren deutschen und neneren französischen Komponisten bekommen hat, wie sie Herr Organist B. Irrgang u. a. in seinem diesmaligen Schlußkonzert vorführte? Verbleibt ja ohuedies noch vieles, was sich uns zu hören und in der Musiklitteratur zu lesen barbietet, teils ganz, teits vorläufig unerwähnt!
dg. Aus guter Familie. Hinter Eberswalde setzten sich die meisten Passagiere zum Schlaf zurecht. Das alte Fräulein nafchte noch eine Weile an seinem Sprigtuchen, dann wickelte auch sie den Reisemantel zu einer Rolle zusammen, schob ihn in den Nacken und lehnte den Kopf dagegen. Nur die junge Frau und der Herr in der Fensterecke blieben noch wach. Eine Zeitlang sahen sie hinaus in die Nacht, wo Bäume und Häuser wie gespenstische Schatten an Coupé fenster vorüberglitten, dann nahm der Herr das Gespräch, das vorhin durch den Aufenthalt auf der Station unterbrochen war, von neuem auf:„ Nein, wie gesagt heiraten? Um Gottes willen nicht. Das kann man einfach gar nicht mehr, dazu sind die Mädchen viel zu anspruchsvoll."
Ach, das ist ja blos Vorurteil!" Die junge Frau warf den hübschen Kopf zurück.„ Anspruchsvoll- auch solch ein modernes Schlagwort. Ein Witzbold schreibt es in der Zeitung, und da cs gerade zum guten Ton gehört, die Frau herunterzureißen, schwatzen es alle andern nach. Es giebt noch sehr viel anspruchslose Mädchen!"
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Mehrmals hatten wir Gelegenheit, die tüchtigen Leistungen der Berliner Sinfonie Kapelle" und insbesondere ihres früheren Dirigenten Karl Bimmer hervorzuheben, der jetzt warum wohl? durch Herrn Robert Moser erfest ist. Ein Konzert Der Herr erwiderte nichts, aber er lächelte fein. Das Lächeln am legten Donnerstag( in der Brauerei Friedrichshain") zeigte schien sie zu reizen, fie richtete fich lebhaft auf:„ Aber natürlich aus wieder, daß die Herren musikalischen Aufgaben gut gewachsen find; spruchsvoll gar kein Wunder, daß Sie das jagen, wo machen denn doch scheint es nach meiner Erinnerung, Herr Zimmer habe im Vorunfre verehrten Herren der Schöpfung auch ihre Studien? Wo vertrag, besonders was das Motivische betrifft, plastischer gestaltet als kehren denn unfre jungen Leute? Immer halten sie es mit solchen Herr Moser. Den Hauptinhalt des Abends bildeten neuere Ladenmädchen und Nähmamsells, da geht es natürlich nicht ab ohne amerikanische Kompositionen, und zwar anläßlich des Jubiläumsfeine Diners und kostbare Geschenke. Warinn verkehren sie denn tags der Inabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von nicht mit anständigen Mädchen in der Familie? das will fein Mensch Nordamerika . Für diesen Teil des Konzerts war Dirigent Herr mehr!" Edmund Tiersch vom New Yorker Sinfonie Orchester. Die Stücke min, die wir aus dem, wie üblich überlangen, Programm hören konnten, bieten feineswegs etivas besonders Erotisches dar, wie wenn wir etwa chinesische oder armenische oder Regerweisen oder auch nur norwegische Lieder von Grieg zu hören bekommen. Sind ja doch die Komponisten, um die es sich bier handelt, hauptsächlich in europäischer Musikfultur heran gebildet! So zum Beispiel A. Mac Dowell in Boston G. W. Chadwick in Boston ( geb. 1854) und besonders ( geb. 1861), der sogar längere Zeit an deutschen Konservatorien wirkte. Demgemäß befamen wir recht Vertrautes zu hören, wie 3. B. die Hochromantit, die sich in des lettgenannten Judianischer Suite" verrät. Jedenfalls ist diese ein des öfteren Hörens wertes Stück; und vielleicht noch mehr gilt dies von der dramatischen Ouverture Melpomene" des erstgenannten beide schon dem Umfang nach reichhaftig. Wie tveit man nun nach etwva vier Stücken von einem nationalen Gesamtcharakter dieser Mufit sprechen darf, ist schwer zu sagen.
„ Kann kein Mensch mehr, gnädigste Frau"- der Herr lachtefann es einfach nicht mehr. Sie wissen ja: War man dreimal in einem Hause, wo' ne Tochter ist, ist man auch verpflichtet, sie zu heiraten."
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„ Gott das ist ja aber gar nicht wahr! Das verlangt niemand und wenn schon, wo denn?" Die Dame verzog geringschäßig den Mund. In gut bürgerlichen Kreisen doch wirklich nicht, die Mädchen aus guter Familie
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Na ja die aus guter Familie! Der Herr lachte noch lanter, dann machte er eine abwehrende Handbewegung:„ Gehen Sie mir mur mit denen aus guter Familie!"
Aber das ist schändlich Sist ganmen zu funkeln.
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" die Augen der Dame beDer Herr tlopfte die Asche von der Cigarre: Sehn Sie, da hab ich eine junge Dame gekannt, sehr nettes, vornehmes Mädchen. Als wir das fünfte Mal zusammenkommen, erwähne ich so gelegents