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Menschen der ersten Rafte, so meinen fte fest, rinnt nicht rotes, sondern Blut von der Farbe des Indigo.

Noch unwissender und abergläubischer jedoch sind ihre Ansichten von uns Söhnen der Sonne, die wir die Mitte der Welt beherrschen. Weil wir gelb find von Haut, glauben fie, daß auch unser Herz gelb sei, und weil unser Herz gelb ist, so fühlt und schlägt es anders so meinen sie wie ihr eigenes Herz und jedes Menschenherz, das unter dem Licht des Himmels das Leben hämmert. Das ist ein gefühlloses Herz, meinen sie, dieses gelbe Herz, unfähig hoher Empfindungen, stumpf gegen Kränkungen und feig und duldsam jedem Schimpf.

Und weil sie an dies anders geartete gelbe Herz glauben, so überfielen sie eines Tags eine Provinz des Reichs, das die Sonne liebt. Und sie zerhieben mit den Schwert einen Sohn des Reichs, also, daß sein Herz aus der Hut des Leibes hervorquoll. Als sie mum aber gewahrten, daß auch das Herz des gelben Menschen rot fei, wie ihr eigenes, erschraken sie heftig und flohen von dannen, und famen um.

In den dunklen Höhlen des Aberglaubens Haufen die Völker im rohen und rauhen Westen, so künden uns wohl erfahrene Reisende,

Die Kunst zu regieren. In einer südlichen Provinz des Reiches, das die Sonne liebt, war einst ein Schulze.

Es lag min das Dorf an den Ufern des Flusses und hohe Dämme sicherten es gegen die lebenhassende Flut. Eines Tages aber, da der Sommer glühte, berief der Verwalter des Dorfes die Aeltesten zu sich und sprach:" Seht, diese Dämme verweigern den Blicken die Aussicht auf die Schönheit des Waffers. Reißen wir fie ein, auf daß wir sehen können. der drohenden Der Verwalter. aber lachte und sagte: Sommer ist's und feine Wolfe unter der Sonne, und der Regen ist ein Gespenst, das tapfere Männer nicht schreckt.

Der Aller- Aelteste der Aeltesten warnte vor Regenzeit.

Da gingen sie hin und rissen die Dämme ein und alles erfreute sich an der Ausschau auf die Weite des Wassers.

Es ging aber der Sommer vorüber, und es begann die Regen­zeit. Furchtbare Ströme entsandte endlos der tricfäugige Himmel, und die Flut schwoll und drohte den Dorf und den Reisfeldern. Schon spielte das tobende Wasser an den Grenzen und schwemmte die Ernte in seinen Schoß.

Die Frauen und Männer und Kinder des Dorfes liefen angstvoll und schrien um Hilfe.

Kleines Feuilleton.

er. Nach Tegel  . Am Oranienburger Thor stiegen noch mehr Baffagiere ein. Der Wagen war jetzt ganz beseßt, im Mittelgang standen sogar ein paar Ueberzählige und auch auf dem Hinterperron mußte man sich drängen. Die Fahrgäste ertrugen es mit lachendem Humor. Die beiden jungen Mädchen rückten noch enger zusammen, ihr Begleiter trat dicht an die Barriere, um noch einen Neu­anfömmling Plaz   zu machen, nur die alte Dame verzog das Gesicht und sprach etwas von zu enge".

Nach Tegel   ist es immer so voll!" sagte der Herr mit der goldnen Brille. Kommen Sie nur erst mal Sonntags her, dann fann man froh sein, wenn man überhaupt noch mitkommnt. Neulich hab' ich vier Wagen müssen vorbeifahren lassen." Ah- ch, das fann man in der Woche auch erleben", warf der Begleiter des jungen Mädchens ein, noch dazu bei dem Wetter, jezt ist's ja noch früh aber warten Sie man noch so zwei Stunden, ich sage Ihnen die reine Völkerwanderung!" Tegel   ist aber auch. wundervoll!" sagte das blonde, junge Mädchen.

Na und ob." Der Herr mit der Brille lächelte geschmeichelt, er war offenbar ein Eingeborener und empfand das Lob seiner Heimat, als wäre es ihm selber gespendet. Wo haben Sie denn überhaupt noch solche Wälder? Den ganzen Grunewald gebe ich hin für Tegel  ."

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" Besonders die Partie nach Heiligensee   zu pflichtete der junge Mann bei diese Hügel und Thäler und der Boden gang voller Erd- und Heidelbeeren, so etwas hast Du überhaupt noch nicht gesehen! Er nickte dem brünetten jungen Mädchen zu. Die Blondine stimmte ihm lachend bei:" Ja, Du wirst Augen machen, Trude, diese Bäume, alles wahre Riesen und das Unterholz so dicht man hat manchmal Mühe durchzukommen. Weißt Du noch Friz, den Weg am Fließ entlang?" sie sah zu dem Bruder auf und wandte sich dann wieder zu ihrer Freundin da steht nämlich alles voller Hopfen. Bis in die Baumkronen raukt er hinauf, und wenn man hindurch will, muß man ihn zurückschlagen wie eine Gardine. Da wollen wir auch wieder hin heut, ja Frizz? Das muß Trude sehen."

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Na, da zeigen Sie nur dem Fräulein zuerst den See- fiel der Herr mit der Brille wieder ein ,, der See ist doch die Perle von Tegel  !"

Ja, da wollen wir auch zuerst hin", sagte der junge Mann Weißt Du". er wandte sich wieder an seine Schwester vir fahren dann mit dem Dampfer nach Tegelort und gehen nachher durch den Wald nach Tegel   zurück. Am Nachmittag sind wir Da ging der Verwalter mit sich zu Rat und berief die Aeltesten im Schloßgarten und zeigen Trude die Lindenallee und und sie verhandelten lange. Es wurden aber Schleier ausgebreitet das Humboldt- Denkmal, und wenn wir nicht über das Haus, in dem der Verwalter mit den Aelteften saß, also, daß jeder im Dorfe glaubte, die Weisheit selber sige zu Gericht und alle Gefahr sei vorüber. Und das Volf ward ruhig und jauchzte über die Klugheit seiner erfahrenen Obrigkeit.

In Wirklichkeit, aber saßen der Verwalter und die Acltesten stumm bei einander und wußte keiner ein Mittel der Rettung. Doch als sie den ganzen Tag über so miteinander geschwiegen, verfaffeten fie ein Protokoll und ließen es durch das Dorf ausrufen. Die Bot­schaft aber lautete:

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Wir, der Verwalter des Dorfes und die Aeltesten des Dorfes, find zu Rate gegangen ob der Wassergefahr, die unsre Hütten gefährdet, unsre Reisernte und unser Leben. Wiffet aber, daß wir alle zu völliger Ginstimmigkeit über Ursache, Wesen und Ab­wehr folcher Not gediehen sind.

Beliebet also ruhig zu sein und nichts zu besorgen Der Verwalter der Gemeinde und alle deltesten der Gemeinde find einmütigfter lleberzeugung, daß die Not ihre Ursach und ihr Wesen habe in dent Wasser, will fagen in dem Fluß und in dem Regen. Einmütig find wir ferner der Ueberzeugung, daß wir der weisen Eingebung des Verwalters Dank schuldeten, der uns ver­anlaßte, die Dämme am Flusse einzureißen, dieweil wir sonsten nicht einmal mangels der Aussicht die drohende Gefahr zu sehen vermocht hätten, was wir jetzt nach Beseitigung des Hinder­niffes klar und hell vermögen.

Weiter aber sind wir der einhelligen Ansicht, daß geboten ist, alle Interessen gleichermaßen wahrzunehmen, niemand zu schädigen, und in lebereinstimmung und allseitiger Berücksichtigung dessen, was in Anbetracht der Verhältnisse nach reiflicher Ueber legung als notwendig erscheint, auf einer mittleren Linie maßvoll aber energisch vorzugehen.

Endlich haben wir einmütig beschlossen, daß der Regen auf­zuhören habe, und wir werden nicht verfehlen, gleichzeitig Sühne und Genugthung in den gebührenden Grenzen aber mit allem Nachdruck von dem Element zu fordern.

Dermaßen find sämtliche Schwierigkeiten zur Befriedigung gelöst und die patriotische Gemeinde blicke vertrauensvoll in die Zukunft!"

Nachdem das Volk diese Botschaft der Weisheit und Rettung vernommen, veranstaltete es ein Freudenfest und brachte dem Ver­walter und den Aeltesten einen Fackelzug. Als aber die Fackeln fröhlich brannten, kam die Flut über das Dorf und löschte alle Fackeln, Häuser, Felder und Leben.

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So las ich im Belinger Anti- Fremdenblatt. Ich bereue nicht, chinesisch gelernt zu haben. Joc

müde

find, strolchen wir gegen Abend noch die Wälder am Fließ  ab, oder gehen nach Weidmannslust hinüber."

" Ja, das wollen wir machen," erwiderte die Schwester. Wir können ja von Weidmannslust zurückfahren." Dann schob sie den Arm unter den der Freundin und zog sie aufjubelnd an sich heran. " Nein, wie ich mich freue, daß wir wieder nach Tegel   kommen, Tegel   ist ein Paradies fage, ich Dir Tegel   ist entzückend ach, ich meine, es muß für jeden Menschen ein Fest sein, wenn es heißt: nach Tegel  ."

" Na, ich bin wirklich gespamit," entgegnete die Freundin. " Sie werden Ihre fühusten Erwartungen noch übertroffen finden", meinte der Herr mit der Brille.

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Weit übertroffen stimmte der junge Mann ihm bei, dann wandte er plöglich den Kopf: Na, was tommt denn da?"

Ein dunkler Schatten fiel über den Perrou, ein anderer Straßen bahnwagen wurde dicht hinter dem ersten sichtbar. Es stand aber fein Passagier darauf, auch war fein einziges Fenster daran zu sehen. dunkelgrüne Wände schlossen das Innere von oben bis unten gegen jeden neugierigen Blick.

Auf dem Berron erhob sich ein allgemeines Gelächter: " Die grüne Minna!" rief ein halbwüchsiger Junge. Windheims Kinderwagen!"

Er fährt nach Plößensee, nicht wahr?" fragte das blonde Mädchen.

Der Bruder beugte sich seitwärts zum Wagen hinaus und las die Inschrift auf der Seitenwand des Grünen, dann wandte er sich wieder um und sagte mit einem Blick über den Perron: Nach Tegel  !"

Das Lachen und Schwagen verstummte für einen Augenblick, alle Blicke hingen an dem Grünen, dann schauderte das blonde Mädchen plötzlich zusammen und die feine Tüllboa fester um den Hals ziehend sagte sie: Nein, was ist das? mich friert, ist es denn mit einem Mal fälter geworden?"

Musik.

Nur wenige Worte seien einer abermaligen Neueinstudierung eines älteren Werts in der unermüdlichen Mor wig Oper ge= widmet. Dinorah   oder Die Wallfahrt nach Ploërmel  ", cine Romische"( das heißt eine nicht seriöse", nicht im großen Stil" gehaltene) Oper von Meyerbeer   aus seiner legten Zeit, war 1859 zu Paris   und dann mit obligatem Jubel auch an deutschen Opernbühnen aufgeführt worden. Die Hervorziehung eines Stücks wie dieses in unsrer Zeit bietet Ge­legenheit, noch einmal zu prüfen, ob wir dem als Höchst­Hommandierender alles Effetts erkannten Meyerbeer   nicht