Anterhaltungsblatt des Vorwärts
19) 2011 D
Nr. 136
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( andal pins49)
Auferstehung.
Dienstag, den 17. Juli.
( Nachdruck verboten.)
Die Gefährten verehrten ihn wegen seiner Kühnheit und Entschiedenheit, liebten ihn aber nicht. Er seinerseits liebte niemand und verhielt sich gegen alle hervorragenden Leute wie gegen Nebenbuhler. Er hätte gern allen Verstand und alle Fähigkeiten bei andern Leuten herausgerissen, wenn sie nur nicht das Offenbarwerden seiner Fähigkeiten verhinderten. Er benahm fich gut nur gegen Leute, die sich vor ihm verbeugten. So benahm er sich jekt unterwegs gegen Kondratjew , gegen Wjera Jefremowna und gegen die hübsche Grabez, die alle in ihn verliebt waren. Obgleich er principiell auch für die Frauenfrage war, hielt er doch in der Tiefe seiner Seele alle Frauen für dummm und unbedeutend, mit Ausnahme der jenigen, in die er oft fentimental verliebt war, wie jetzt in Die Grabez; dann hielt er sie für ganz ungewöhnliche weibliche Wesen, deren Vorzüge zu erkennen er allein im stande war.
Die Frage des Verkehrs der beiden Geschlechter sien ihm, wie alle Fragen, sehr einfach und klar: sie wurde durch Anerkennung der freien Liebe vollständig entschieden.
Er besaß ein Weib, mit dem er in Scheinehe lebte, und ein zweites wirkliches Weib, von der er geschieden war, nach dem er sich überzeugt, daß keine wahre Liebe zwischen ihnen existieren könnte, und beabsichtigte jegt, eine neue freie The mit der Grabez einzugehen.
鬼
1900
Die Ranzeiva strahlte in ihrem Lächeln. " Papa darf nicht," sagte sie. So lassen Sie sie hier," wandte sie sich an den Vater.
"
Meinetwegen lassen Sie sie da," meinte der Feldwebel, der an der Thür stehen geblieben war, und ging mit dem Unteroffizier hinaus. 4701 Sobald die Eskortefoldaten draußen waren, trat Nabatow zu Busowkin und sagte, indem er ihn an der Schulter berührte:
Sag, Freund, ist es wahr, daß man Karmanow bei Euch vertauschen will?"
Das gutmütige, freundliche Gesicht Busowkins wurde plötzlich traurig, und seine Augen bedeckten sich gleichsam mit einem Häutchen.
,, Davon haben wir nichts gehört. Wohl kaum", sagte er und fügte, ohne das Häutchen von seinen Augen zu entfernen, hinzu:" Nun, Atsiutka, Du wirst Dich sicher wohl fühlen bei den Damen," und ging eiligst hinaus.
Alle Welt weiß es, und es ist auch wahr, daß sie ihtt vertauscht haben," jagte Nabatow. Was wollen Sie machen?" ch fage es dem Kommandeur in der Stadt. Ich kenne beide persönlich," autwortete Nechljudow.
Alle schwiegen, offenbar aus Furcht vor Erneuerung des Streits.
Simonson, der die ganze Zeit geschwiegen, die Hände unter den Kopi seichlungen hatte nud so in ciner Ecke auf der Pritsche lag, erhob is antichlossen, ging vorsichtig um die Dasigenden herum und trat zu Meadow.
Können
Sonnen Sie mich jekt anhören
Versteht sich," sagte Nechljudow und stand auf, um tintor ihm herzugehen."
Als Katjuscha sah, wie Nechljudow sich erhob und ihm mit den Augen begegnete, errötete sie und schüttelte gleichsam verständnislos den Stopf.
Nechljudow verachtete er wegen dessen Gethue", wie er sich ausdrückte, mit der Maslowa und besonders deswegen, weil dieser sich erlaubte, über die Mängel der bestehenden Ordnung und die Mittel zu ihrer Besserung„ Mein Anliegen an Sie besteht in folgendem," begann nicht nur nicht Wort für Wort so zu denken, wie er Nowod- Simonson, als er mit Nechljudow in den Korridor hinaus. worow, darüber dachte, sondern sogar auf feine eigene getreten war. Im Korridor war das Getöse und Geschrei der Manier, fürstenmäßig, das heißt wie ein rechter Dummkopf gewöhnlichen Verbrecher besonders hörbar. Nechljudow machte Nechljudow kannte dieses Verhältnis Nowodworows zu seiner ein finsteres Gesicht; Simonson aber wurde dadurch offenbar Person und fühlte zu seinem Kummer, daß er ihm trotz der nicht gestört. seelenguten Stimmung, in der er sich während der Reise Da ich Ihr Verhältnis zu Katerina Michailowna fenne", befand, mit gleicher Münze heimzahlte und auf keine Weise begann er eindringlich und ohne Umschweife, mit seinen guten die übermächtige Antipathie gegen diesen Menschen besiegen Augen Nechljudow in das Gesicht blickend;" so halte ich mich lub man tafür verpflichtet," fuhr er fort, mußte aber innehalten, weil 109 of unmittelbar an der Thür zwei Stimmen auf einmal schrieen, die fich über etwas stritten.
konnte.
Sechzehntes Rapitel.
In der Belle nebenan ertönten Stimmen von Vorgesetzten. Alles verstummte, danach trat ein Feldwebel mit Eskortesoldaten ein. Das war die Kontrolle. Der Feldwebel zählte alle, indem er auf jeden mit dem Finger deutete. Als die Reihe an Nechljudow fam, sagte er vertraulich zu ihm:
" Jetzt dürfen Sie nicht mehr bleiben, Fürst, nach der Kontrolle. Sie müssen fort."
Nechljudow, der wußte, was das heißen sollte, trat zu ihm und steckte ihm bereitgehaltene drei Rubel zu.
Ja, was soll man mit Ihnen machen! Daum bleiben Sie noch."
Der Feldwebel wollte gehen, als ein anbrer Unteroffizier eintrat und hinter ihm ein hoher, magerer Sträfling mit blaugeschlagenem Auge und spärlichent, Bartwuchs.
Ich komme wegen der Stleinen," sagte der Sträfling. O, da ist mein Papa!" ertönte plöglich ein helles KinderStimmchen, nud ein weißhaariges Stöpfchen erhob sich hinter der Ranzewa, die mit Marja Pawlowna und Katjuscha dem Kleinen Mädchen ein neues Kleid aus einem von der Nauzewa geschenkten Rock nähte.
" Ja, Kindchen, ich bin e3," sagte Busowfin freundlich. hr geht's hier gut," sagte Marja Pawlowna mit einem Schmerzlichen Blick auf das zerschlagene Gesicht Busowkins. Lassen Sie sie bei uns."
..Die Fräuleins nähen mir ein neues Kleid," sagte das Mädchen und zeigte dem Vater die Arbeit der Nanzewa. „ Hübsch und fein," lispelte sie.
,, Willst Du bei uns schlafen?" fragte die Rauzelva, das Mädchen liebkosend.
" Ja, ich will. Und Papa auch."
"
Sag' Dir, Du Aas, schimpf nicht!" schrie eine Stimme. „ Erstick, Du Teufel," freischte eine andre.
In diesem Augenblick trat Marja Pawlowna in den
Korridor.
"
Wie taun man hier sprechen," fagte sie, gehen Sie dorthin, da ist nur Wjerotschta." Und sie schritt vorauf zu einer winzig fleinen Thür nebenan, die offenbar zur einzigen Belle führte, welche jetzt den politischen weiblichen Gefangenen zur Verfügung stand. Auf einer Pritsche Tag bis an den Stopf zugedeckt Wjera Jefremowna.
„ Sie hat Migräne, fie schläft mud hört nichts;„ ich aber gehe fort," sagte Marja Pawlowna.
" Im Gegenteil, bleib hier," sagte Simonjon, ich habe vor niemand Geheimnisse, am allerivenigsten vor Dir."
Num schön," sagte Marja Pawlowna, bewegte sich nach Kinderart mit dem ganzen Körper von einer Seite auf die andre und setzte sich durch dieje Bewegung tiefer auf die Pritsche; dabei schickte sie sich an, zuzuhören, indem sie mit ihren hübschen, runden braunen Augen irgendwohin in die Ferue blickte.
,, Also mein Auliegen besteht darin," wiederholte Simonson, „ daß ich mich bei meiner Kenntnis von Ihrem Verhältnis zu Katerina Michailowna verpflichtet fühle, Ihnen mein Verhältnis zu ihr zu erffären."
"
Und das wäre?" fragte Nechljudow, der unwillkürlich an der Einfachheit und Aufrichtigkeit, mit der Simonson zu ihm sprach, Gefallen fand.
"
Daß ich Katerina Michailowona heiraten möchte.. Wunderbar!" sagte Marja Pawlowna, deren Blick auf Simenson ruhte.