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erfahren habe, von der er morgens gesprochen, und daß er machen. In dieser Weise treiben sich die Konkurrenten wie bei einer jezt wiederum um die Erlaubnis bitte, das Gefängnis be- Auktion in die Höhe, und für den Wettkampf ist kein Ende abzusehen, es müßten denn die Quecksilberröhren plazen. suchen zu dürfen.

000 Der General war augenscheinlich unzufrieden damit, daß man beim Mittagessen über Geschäfte spräche, machte ein finsteres Gesicht und sagte gar nichts.

,, Wünschen Sie Branntwein?" wandte er sich auf franzö­sisch an den Engländer, der herzutrat. Der Engländer trank den Branntwein aus und erzählte, er hätte heute die Kirche und Fabrik besucht und wünschte nun noch das gr ße Ver- meteorologisches- wer das Wort hundertmal hinereinander richtig aus­schickungsgefängnis zu sehen. bibilan

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Das ist ausgezeichnet", sagte der General, an Nech­ljudow gewandt, gewandt, dann können Sie zusammengehen. Schreiben Sie ihnen einen Einlaßschein", sagte er zum Adjutanten.

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Wann wollen Sie fahren?" fragte Nechljudow den Engländer. codifichof

ich ziehe es vor, die Gefängnisse abends zu besuchen", fagte der Engländer; dann sind alle zu Hause, und Vor­bereitungen sind nicht getroffen, sondern alles ist so, wie es ist.org s

Ah, er will es in seinem ganzen Reiz fehen! Mag er denn. Ich habe darüber geschrieben, auf mich hört man nicht. So mag man denn aus der ansländischen Presse die Zustände kennen lernen," sagte der General und trat zum Mittagstisch, an dem die Hausherrin den Gästen ihre Plätze

anwies.

Rechljudow faß zwischen der Hausfrau und dem Engländer. Ihm gegenüber saß die Tochter des Generals und der frühere Departementsdirektor.

Beim Essen ging die Unterhaltung mit Unterbrechungen, bald über Indien , wovon der dort gewesene Engländer er­zählte, bald über die Expedition nach Zontin, die der General ftrenge verurteilte, bald über die in Sibirien allgemeine Spik­büberei und Bestechlichkeit. All diese Gespräche interessierten Nechljudow wenig.

schreiben will. Aber ich bitte, nicht anzunehmen, daß dieses Unter­Der scharfsinnige Leser wird bereits ahnen, daß ich von der Hibe nehmen die Folge eines eingedampften Hirns fei; ich bitte ferner, nicht spottend das schöne Lied über die Lippen gleiten zu lassen: und laß uns wieder von der Hize reden wie einst im Heu, wie einst im Heu. Vielmehr beabsichtige ich mich um die schwißende Mensch­heit verdient zu machen, indem ich ein seit Jahrhunderten bewährtes spricht, wird fühllos gegen jeden Wärmegrad Geheimmittel an­wende. Wenn ein Sonntagsplanderer von der Hige schreibt, so kann er sicher sein, daß alsbald ein Gewitter sich erhebt, und wenn das Blatt in die Hände der Leser kommt, diese unter einem grausamen Kälterückschlag frostig gerötet find. 500 Taels verpflichte ich jeden mir zu zahlen, wenn dies Mittel nicht hilft!

Darum schreibe ich über die Hitze, obwohl der Schmerz über meine eigne Thätigkeit nur durch das Mitgefühl mit dem armen Scher übertroffen wird, der meiner Handschrift frause Wirrnis eine bleierne Berewigung erfinnen soll.

Wir sind noch nicht sonderlich weit im Menschenschutz gediehen, sonst müßte die Gewerbe- Ordning längst den Begriff der Higeruhe in das Gesetz eingeführt haben, wonach von einem gewissen Temperaturgrad ab alle Arbeit, bei voller Lohnzahlung zu ruhen habe, damit den Gemarterten der Frohnarbeit vergönnt werde, zwischen Wald und See geruhsam hingestreckt des Daseins lockende Fülle zu atment. Aber freilich, ich fürchte, ehe wir so weit sind, giebt es längst teine Wälder und Scen mehr, die bei freiem Entree den Opfern der Großstadt Stunden der Muße und Befreiung gewähren. Das Bei­Spiel des edlen Herrn, der eben den schönsten Wald der Mart, das Blumenthal gesperrt hat für alle, die nicht ein Eintrittsgeld erlegen, wird schon Nachahmung finden. Wir werden noch lernen, daß wir fein unveräußerliches Menschenrecht haben, ohne weiteres in die fürstlichen, fiskalischen und adelsherrlichen Wälder einzudringen. Schon jetzt lassen die erlauchten Befizer von Adersbach und vor jedem Wedelsdorf, den Felsenmärchenstätten Schlesiens, ein neues Anschaugeld erheben und gewinnen Feljen daraus alljährlich ein feist- rundes Einkommen. Bald wird sich der Graf Stolberg- Wernigerode erinnern, daß er eigentlich das Recht habe, drei Viertel des Harzes zu schließen. Und unter gütiger Mit­Aber nach dem Mittagessen, im Gastzimmer beim Kaffee, wirtung des Herrn Miquel werden der Tiergarten, der Grunewald entspann sich ein sehr interessantes Gespräch mit dem Eng nnd alle Haveljeen und Havelparts wie eine Festvorstellung des länder und der Hausfrau über Gladstone, und Nechljudow Opernhauses behandelt werden und erhöhte Preise mit Aufgeld bei schien es, daß er viel Verständiges gut zum Ausdruck gebracht Vorbestellung der Billets den Zugang erschließen. Dann wird man habe, und daß dieses von seinen Gesprächsnachbarn bemerkt neben Champagnergelagen im Savoy- Hotel, neben Spielorgien int worden sei. Nach dem guten Mittagessen und Wein, beim Klub der Harmlosen und Mischschnapssaufen in den Bars der Kaffee, auf einem weichen Lehnstuhl, inmitten von freund- Friedrichstadt den Gipfel lebemännischer Bergendungssucht mit dem Sprichwort bezeichen: Er ist in der Saubucht gewesen. Der lichen und wohlerzogenen Leuten, wurde Rechljudow an- Grunewald wird dann nicht mehr eine Stätte gemeiner Holzauttionen genehmer und angenehmer zu Mute. Als aber die Haus- und Sonntagsausflüge mit Freßkobern sein, sondern eine Art forêt herrin auf Bitten des Engländers sich mit dem Departements séparée darstellen, wo die Kavaliere mit ihren Damen alle direktor außer Dienst an das Klavier sette und die fünfte Gattungen der Lust wandeln. Sinfonie von Beethoven , die sie gut auswendig gelernt hatten, spielte, fühlte Nechljudow einen lange von ihm nicht empfundenen Seelenzustand völliger Zufriedenheit mit sich, gerade als wenn er jetzt erst erfahren hätte, was für ein guter Mensch er sei.

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Der Flügel war vortrefflich und die Wiedergabe Sinfonie gut. Wenigstens schien es Nechljudow so, diese Sinfonie kannte und liebte.Beim Anhören des schönen Andante empfand er ein Prickeln in der Nase vor Rührung über sich selbst und all seine guten Werke.

Nachdem Nechljudow der Hausfrau für den lange nicht empfundenen Genuß gedankt, wollte gedankt, wollte er sich schon ver­abschieden und wegfahren, als die Tochter des Hauses mit entschlossenem Ausdruck an ihn herantrat und errötend fagte: " Sie haben nach meinen Kindern gefragt; wollen Sie sie sehen?"

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Sie glaubt, daß es alle interessiert, ihre Kinder zu sehen," sagte die Mutter, über die kleine Tattlosigkeit ihrer Tochter lächelnd. Den Fürsten interessiert das gar nicht."

Im Gegenteil, es interessiert mich sehr," sagte Rechljudow, durch diese überfließende mütterliche Liebe gerührt." Bitte, zeigen Sie sie mir."

" Sie führt den Fürsten hin, um ihm ihre Kleinen zu zeigen," rief der General lachend vom Kartentisch, an den er fich mit seinem Schwiegersohn, dem Goldgrubenbefizer und dem Adjutanten gefekt. Verweigern Sie, verweigern Sie den Gehorsam." ( Fortsetzung folgt.)

Bonntagsplandevei.

Es konnte nicht anders kommen. Bei der Uneinheitlichkeit der Wärmewährung war es nicht anders möglich. Wenn Celsius dem Réaumur zuruft, wie viel höher er an Zahl sei, so kann Réaumur diesen Vorwurf nicht ruhig auf sich sigen lassen, er klettert empor und veranlaßt seinerseits den Celsius, erneute Anstrengungen zu

Wenn aber einer aus dem Volk in dieser erhabenen Zukunft, da man erst voll den Wert und die Vernunft des Privateigentums zu ermessen im stande sein wird, nach einem Naturgenuß in frevelhaftem Uebermut begehrt, der gehe in einen Blumenladen, taufe daselbst ein Alpenveilchen oder eine Fuchsie, und den Blick fest auf diese Schöpfungen der Natur gerichtet, lehne er sich träumerisch an einen der hochsommerlich glühenden Haltestellen Pfähle der Straßenbahn in der Stralaner- oder in der Ackerstraße; es kann aber auch die Elsasserstraße sein.

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Hätte man teine Lungen und keine Nasen und kein sociales Empfinden, sondern wäre nur Ange, so könnte man schließlich auch an diesen schwülen Abenden Berlins sich entzüden und erquiden, wenn durch den grauweißen Dunst, der von unzähligen verschiedenen Lichtern durchleuchtet ist, die Menschen wie wundersam farbige Ge spenster gleiten, die jungen Weiber und Mädchen in dem Glanz ihrer hellen Kleider wie Rigen des Asphalts, wie Libellen des Trottoirs, wie geheimnisvolle Wanderblüten der Liebe im flirrenden Lichtnebel und Weiber. Nach fiegreich überstandener lex Heinze wagen fie es, huschen und gankeln. Ich beneide sie übrigens, diese jungen Mädchen dünnen Flor um Arm und Hals und Brust zu schmiegen; das muß ivie ein Gewirr von tausend freuzweis geöffneten Fensterchen wirken und köstlich zugig" sein, das muß eine luftige Kühlemischung ergeben von Mont- Blanc- Gipfel, Nordsee - Jufel und Beuthstraße 2, Hof, Aufgang zur Redaktion des Vorwärts", dieser hausagrarischen Gletscherspalte, die nie von dem natürlichen Licht des Himmels beschienen wird. Ach, niemals werde ich es vagen dürfen, und hätten wir zehn Heinze- Leren zerschmettert, folchen Ventilflor mir um arme, Hals und Brust zu legen. Warum bin ich ein Mann- bei dieser Hize!

Dagegen ist es erfreulich, daß ich wenigstens nicht nötig habe, den Reckenstolz teutonischer Männlichkeit zu empfinden. Das Schlachts feld dieser heißen Tage ist besät mit den verschmachteten Opfern heldenmütiger germanischer Jünglinge und Männer, die in edlem Trot gegen czechische Anmaßung sich todesmutig weigern, mir einen Tropfen Pilsener Bieres zu trinken, obwohl ihre vaterländisch geschweltent Mägen eigentlich nur das czechische Gebräu vertragen können. Aber die Frechheit dieser slavischen Gesellen, die aus dem edlen deutschen Flottenzoll frivolen Extraprofit herauspressen wollen, muß mit ger