562 glaubte, daß, wenn sie sich mit ihm verbände, sie sein Leben] berderben, wenn sie aber mit Simonson ginge, ihn befreien würde.

000 Sie drückte seine Hand, wandte sich schnell um und ging hinaus.

Der Engländer, der Nechljudow nicht genieren wollte, schrieb etwas in sein Notizbuch. Nechljudow setzte sich auf eine kleine Holzbank, die an der Wand stand, und ihm wurde plötzlich nicht nur beschämt, sondern hoffnungslos ums Herz. Und da er eine unbestimmte Müdigkeit fühlte, lehnte er sich gegen die Lehne der Bank, auf der er saß, schloß die Augen und schlief ein.

" Nun, ist es Ihnen jekt gefällig, in die Zellen zu gehen?" fragte der Inspektor.

What did they fight for?" fragte der Engländer. Nechljudow fragte den Aeltesten, wodurch der Streit ent­standen wäre. Wegen Fußlappen. Hat sich fremde stibißt," sagte der Aelteste, mit Lächeln fortfahrend. Der eine hat gestoßen, der andre das zurückgegeben."

Nechljudow erzählte es dem Engländer.

" Ich möchte Ihnen wohl einige Worte sagen," sagte der Engländer, an den Inspektor gewandt. Nechljudow übersetzte. Der Inspektor sagte: Das können Sie."

Da holte der Engländer sein Neues Testament in Leder­einband hervor.

,, Bitte, übersetzen Sie das!" sagte er Nechljudow." Ihr habt euch gestritten und gesa, lagen, aber Christus, der für Nechljudow wachte auf. Der Engländer hatte feine uns gestorben ist, hat uns ein andres Mittel gegeben, Niederschrift beendet und wünschte die Zellen zu besichtigen. unfern Streit zu schlichten. Fragen Sie sie, ob sie wissen, wie man nach Christi Gebot mit einem Menschen verfahren muß, der uns fränft?"

Sechsundzwanzigstes Kapitel.

dm Nechljudow übersetzte die Worte und die Frage des Eng­länders.

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Nachdem sie den Flur durchschritten hatten und an den bis zum Ersticken stinkenden Korridor gekommen waren, Dem Vorgesetzten Klagen, der wird es schlichten!" traten der Inspektor, der Engländer und Nechljudow in sagte einer, indem er fragend auf den imposanten Inspektor die erste Belle für Zwangsarbeiter. In der Zelle, mit schielte. Pritschen in der Mitte, hatten sich alle Gefangenen schon hin-" Ihn verhauen, dann wird er uns nicht tränken," sagte gelegt. Es waren ihrer siebzig. Sie lagen Kopf an Kopf ein andrer. und Seite an Seite. Beim Eintritt der Besucher sprangen alle mit den Ketten flirrend auf und stellten sich neben die Pritschen, wobei ihre frischrasierten Köpfe glänzten. Zwei Sagen Sie ihnen, daß man nach Christi Gebot gerade blieben liegen. Der eine war ein junger Mensch, rot, augen das Entgegengesetzte thun muß: so dir jemand einen Streich scheinlich vont Fieber- der andre ein Greis, der unauf auf den Baden giebt, biete ihm den andern auch dar," sagte der Engländer, mit einer Geste seine Backe gleichsam hörlich stöhnte. ( Schluß folgt.) darbietend.

Der Engländer fragte, ob der junge Mensch schon lange erkrankt wäre. Der Inspektor sagte, seit heute morgen, der Greis aber hätte schon lange mit dem Unterleib zu thun, wäre jedoch nirgends unterzubringen, da das Lazarett längst überfüllt sei. Der Engländer schüttelte mißbbilligend den Kopf und sagte, er möchte diesen Leuten einige Worte sagen, und bat Nechljudow, das zu übersehen, was er sagen würde. Es zeigte sich, daß der Engländer außer dem einen Zweck seiner Reise: der Beschreibung der Zustände in Sibirien , noch einen andern hatte die Verkündigung der Rettung durch den Glauben und durch Buße.

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" Sagen Sie ihnen, daß Christus sich ihrer erbarmt und fie geliebt hat," sagte er, und für sie gestorben ist. Wenn fie daran glauben, werden sie gerettet werden."

"

Hier und da ertönte beifälliges Gelächter. Nechljudow übersetzte dem Engländer ihre Antworten.

Aus der musikalischen Woche.

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Die Orientalische Operettengesellschaft", die zwischen ihren Mißerfolg zu dämpfen durch die Kundmachung, daß uus neulich mit der Tochter Jerufalems" getränkt hat, suchte in­vischen ihren Mißerfolg zu dämpfen durch die Kundmachung, daß ihre Mitglieder nur Naturfänger und-fängerinnen seien eine Behauptung, die immer mit starkem Zweifel aufzunehmen ist und auch hier nur auf die Mehrzahl der Mitwirkenden passen dürfte. Darauf kam mun am Sonnabend und am Sonntag( welchen Tag wir zum Besuch wählten) eine neue Darbietung ähnlicher, doch er­träglicherer Art: Sulamith . Alttestamentarisches Melo drama" von Goldfaden. Das gleiche Unheil wie bei jenem Stück zerrt auch hier an unserer Geduld: die gräuliche Sprache, die nicht nur die Laute, sondern auch die Worte verzerrt( z. B. den So lange er sprach, standen alle Sträflinge schweigend Ausdruck verwechselt" für verwandelt" gebraucht) und anscheinend vor den Pritschen, die Hände stramm an den Hosennähten. nicht nur der unseligen Meinung entspringt, ein solches Medium rüde " In diesem Buche, sagen Sie ihnen," schloß er, ist alles das uns das betreffende Altertum nahe. Der Inhalt eine Berlassene, gesagt. Sind Leute da, die lesen können?" Es zeigte sich, die fich wahnsinnig stellt, vom Schicksal gerächt wird, und Ihn zulegt daß über zwanzig Menschen lesen und schreiben konnten. doch noch kriegt bietet Momente dar, aus denen etwas zu machen Der Engländer zog aus seiner Handtasche einige Neue wäre. Ebenso ist es mit der Musik: fie zeigt trog ihrer Eintönig­Testamente, und muskulöse Hände mit festen schwarzen Nägeln leit manche findige Mache und manches nicht blos leiermäßige Melo streckten sich aus hanfteinenen Aermeln ihm entgegen, falisch ganz geschicht gebaut; ein wiederholter Septimenſchritt im dijche. Die Wahnsinnsscene" im dritten Aft ist scenisch und musi­in dem sie einander zurückstießen. Er verteilte in dieser Zelle Gesang wirkt sehr eindringlich. Auch eine vorhergehende Schmerzarie, zwei Evangelien und ging in die folgende. ferner im zweiten Att eine Art Spottchor und im ersten Akt ein Duett In der folgenden Zelle war ganz dasselbe: ebensolche sind nicht übel; ja sogar der Schritt über die bloße Aneinanderreihung. beklommene Luft und Geftant; genau so hing vorne zwischen von Nummern" hinaus zu einem dramatischen( oder sagen wir den Fenstern ein Heiligenbild und stand links von der Thür lieber: scenischen) Verweben ist hie und da zu merken. der Abortkübel, und lagen ebenso eng, Seite an Seite, die dann kommt wieder der scheußliche Bajazzo, diesmal ein hopfender Gefangenen, und sprangen ebenso alle auf und machten Front Neger und das Publikum hat auch schon mit Herz und Fuß So haben wir selbst hier gebeifallt. kan kaum andres fagen und standen ebenso drei Menschen nicht auf. Zwei richteten wieder das ästhethisch Jammervollste: die Zusammenziehung von sich auf und setzten sich hin, einer aber blieb liegen und fah Kunstarbeit und Industriearbeit und die traurige Geschicklichkeit, gute nicht einmal nach den Eintretenden hin; es waren Einzelteile zu liefern bei völliger Unfähigkeit zu einem einigermaßen Kranke. Der Engländer hielt ihnen dieselbe Rede und brauchbaren Ganzen. Die Darstellung als solche war widerlich, bes gab ihnen ebenso zwei Evangelien. sonders durch die gehörzerreißenden Tongemische im Ensemble und

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Aber

man

In der dritten Zelle ertönte Geschrei und Streit. Der im Chor. Der Tenor von neulich, Herr Silbert, hatte sich Inspektor flopfte an und schrie: Ruhig!" Als die Thür damals besser gemacht, weil er nicht so sehr wie diesmal forcierte. geöffnet wurde, machten alle wieder Front vor den Pritschen, Ale Aushilfe aus dem Gebiet des Kunstgefanges war bezeichnet außer einigen und zwei Streitenden, die mit vor Wut ent- Sie gut mimt und in der Höhe auch leidlich singt, aber rundere Töne ent- Fr. Friederyka Bartow sta vom Butarefter Nationaltheater, stellten Gesichtern sich in einander verklammert hatten, der in der Tiefe und eine richtigere Atmung haben sollte. eine im Haar, der andre im Bart. Sie ließen sich erst dann los, als ein Aufseher auf sie zulief. Dem einen war die Nase blutig geschlagen, der andre las die ihm ausgerissenen Barthaare auf.

" Stubenältester!" schrie der Inspektor strenge. Ein hübscher, starker Mensch trat vor. " Ganz unmöglich, sie zur Ruhe zu bringen, Euer Hoch wohlgeboren," sagte der Aelteste, mit den Augen fröhlich lächelnd.

finster.

Ich werde schon Ruhe schaffen!" sagte der Inspektor

Gegenstück zu diesem so häufigen Fehler war uns seiner­zeit in der Geisha Geisha" die Gesangskunst der Darstellerin der Wolly Seamore, Mary Hagen, aufgefallen; und von einem neus lichen Wiederholungsbesuch dieses Stüds, den wir einem Vertreter überlassen mußten, wurde uns diese Kunst bei dem Tanzlied vom Papagei als besonders bemerkenswert gerühmt. Sowohl diese " Geisha"-Aufführungen im Lessing Theater als auch ver­fchiedentliche andre in Theater des Westens geschehen durch ein Ensemble- Gastspiel unter Leitung des Direttors des Central. theaters. So wirkt diese Truppe trotz der seinerzeitigen Be sorguis, die Operette ganz aufgeben zu müssen, für diese kunst­gattung und für für eine fie eigentümlich pflegende Tradition