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Litterarisches. 15

Er

Jübertragen und erzeugte in kurzer Zeit eine Hauterkrankung. Durch

Rudolf Hu ch. Mehr Goethe. Leipzig bei eine auch mir sanfte Berührung der oberirdischen Teile lant somit G. H. Meyer. Im ganzen ein amüsantes anregendes Buch. Der das Gift sehr leicht auf die Haut gelangen und hier nach wenigen Verfasser zieht gegen alles mögliche zu Felde, gegen theatralische Stunden mehr oder weniger große Blasen erzeugen, welche Verlogenheit, gegen Geschlechts- Größenwahnsinn, gegen die Pedanten durch anhaltendes Jucken sehr unangenehm werden können. der Anschaulichkeit, gegen die Nietzsche- Best und gegen manches Eine mechanische Verlegung der Haut durch diese Trichome andre. Er Haut oft daneben, in den meisten Fällen aber so ist vollkommen ausgeschlossen, da dieselben sehr sehr weich temperamentvoll, daß man noch immer an der Kraft des Hiebs sind und am Ende ein Köpfchen tragen, welches jenes Bezüglich der chemischen Eigenschaften feite Freude baben kann. fr iſt das, was man so gemeinhin eine Stejer gesunde Natur nennt und ist daher auch immer am glücklichsten, dieser Hautreizenden Substanz, ihrer leichten Uebertragung und Ver­wenn er gegen geschminkte Unnatur oder dekadentes Gigeritum schleppung, ferner bezüglich des Krankheitsverlaufs und der Art der losgeht. Sehr gut geißelt er die Sucht, bedeutende Männer in Behandlung dieser Hautkrankheit verweise ich auf das Original. effektvoller Theaterbeleuchtung zu zeigen. Da muß der sterbende Dort kann man auch an zwei photographischen Abbildungen die Göthe wie der Held einer Provinzbühne mit einem pathetischen Wirkung des Sekrets erkennen. Andre Versuche, ergaben das be= Mehr Licht!" aus dem Leben scheiden. Daß der alte Mann, als merkenswerte Resultat, daß manche Personen wenig empfänglich für die Nacht der Bewußtlosigkeit auf ihn herabfant, einfach gebeten dieses Hautgift sind; dagegen bleibt die infizierte Stelle durch eine haben solle, die Vorhänge abends beiseite zu ziehen, wird als starke Nötung wochenlang sichtbar. ,, banale Lesart" bezeichnet wenigstens bezeichnete mein Astronomisches. feliger Schulmeister es so. Erfrischend ist auch Huchs Bolemik gegen die llebertueiber" und gegen den entsetz­- Veränderlichkeit von Figstern Geschwindig lichen Kultus, den diese in erotischen Gefühlen entbrannten teiten. Auf der Lick Sternwarte in Kalifornien hatte man die Geschöpfe mit dem Ehebruch treiben. Hier ist gerade Huchs Art am 1888 auf der Potsdamer astrophysikalischen Warte nach der spektro­Play, die den tollen Hegensabbath von der komischen Seite nimmt. ffopischen Methode auf 26 Stilometer bestimmte Geschwindigkeit, mit Dem Dichter der Weber" wird der Autor in keiner Weise gerecht. der sich der Polarstern in der Sekunde auf uns zubewegt, in Wir find die letzten, die sich gegen eine scharfe und schneidige jüngster Zeit nachgeprüft und gefunden, daß er sich uns jetzt nur Hauptmanukritit auflehnen wollen. Im Gegenteil: Die blinden um 10 Kilometer in der Sekunde nähert, und zwar mit Schwan­und beifallsrafenden Anhänger des Dichters machen eine solche fungen, die im vorigen Sommer zwischen 8,6 und 14,6 kilometer Rritik zu einer unabiveisbaren Notwendigkeit. Nur soll man betrugen. Es wurde, nachdem dieses Ergebnis im legten Winter nicht über die peinliche Art der Anhänger die großen Werdienste bestätigt werden konnte, daraus geschlossen, daß der Polar­Hauptmanns vergessen. Der burschifose Ton, den Huch anschlägt, stern ein sehr enges, auch mit den stärksten Fernröhren wirkt hier einfach schnoddrig. Viele Anzeichen sprechen dafür, daß nicht auflösbares Doppelstern System bildet, welches in drei man Hauptmann nachgerade unterschätzt, wie man ihn früher Aenderungen der Geschwindigkeit des Polarsterns, die schon seit 1896 Tagen 23 Stunden einen Umlauf vollendet. Allein weitere überschäßt hat. Am besten wäre wohl, die richtige Mitte zu beobachtet wurden, machen es den Beobachtern der Lick- Sternwarte halten und jedem neuen Werk ohne Voreingenommenheit sei es im Guten, sei es im Bösen gegenübertreten. Zum Schluß fann wahrscheinlich, daß noch ein dritter, nicht sehr entfernter Fixstern die Huchs Buch indessen noch einmal empfohlen werden. Einige Bewegungen dieses Systems erheblich beeinflußt, daß mit andern Aehnliche Wahr­literarische und politische Schrullen muß man allerdings mit in den Worten unser Polarstern ein dreifacher Stern ist. Kauf nehmen. Auch auf wissenschaftliche Gründlichkeit muß man nehmungen waren nach dem Prometheus" schon früher von Camp­verzichten. Dann aber kann man an den frischen temperamentvollen bell auf der Lick- Sternwarte auch an Capella gemacht worden, die Feuilletons seine Freude haben. 1896/97 folche Veränderungen in ihrer Geschwindigkeit erkennen ließ, daß sie sich von August bis Oftober 1896 bei verschiedenen Auf­nahmen um 34, 54, 49 und 44 Kilometer in der Sekunde von uns entfernte, während diese Geschwindigkeit im November 1896 und Februar 1897 auf 3-4 Kilometer zurüdging. Auch hier wird auf ein enges Sternfystem von drei Sternen geschloffen.

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Aus dem Tierleben.

E. S.

Der Schlaf der Fische. Daß, wie, wann, wo und wie lange die Fische gleich den übrigen Tieren schlafen, wußte man bis in die neuere Zeit nicht, weil sie bei ihren liderlosen Augen niemand schlafend sah, bezw. wußte, daß ihr Ruhezustand oft ihr Schlaf sei. Heute weiß mau, schreibt die Wochenschrift Haus, Hof und Garten", daß die Fische, wohl nicht hauptsächlich des Nachts, aber, daß sie wirklich schlafen und dieser Ruhe zumeist nach erfolgter Sättigung pflegen. Ob alle Fische einen furzen, feifen Schlaf haben, wissen wir nicht; außer bei den karpfenartigen, die von Natur aus temperamentsfaul angelegt find. Nach Beobachtungen Dr. Hermes schlafen die Fische ruhig auf der Oberfläche des Wajjers liegend oder indem sie, den Kopf im Wasser an irgend einen Vorsprung oder Stein anlehnend, den Körper halbmondförmig gekrümmt in das Waffer hängen lassen. Dabei bewegen sie faum merklich die Kiemen deckel und Floffen. Sobald sie mittels der Hand oder eines Gegen­stands berührt werden, oder ihnen Nahrung zugeworfen wird, er­wachen sie sofort und find gleich völlig munter. Erwachen sie ohne äußere Veranlassung von selbst, dann dehnen sie den Körper, arbeiten mit den Flossen und Kiemen, bevor sie vollständig aufwachen und munter davonschwimmen. Der sogenannte Winterschlaf der Karpfen ist indes auch kein fester Schlaf nach unsern Begriffen, sondern ein lethargischer Schlummerzustand, der infolge der Abkühlung des Wassers mit der Nahrungsaufnahme- Verweigerung eintritt und durch Geräusch auf der Eisdecke, Ausbleiben des Wasser­durchstroms 2c. im Teiche gestört wird. Mit Beginn der Schnee­und Eisschmelze und der Erivärung des Fischwassers hört der Karpfen zu schlafen auf.-

Naturwissenschaftliches .

Humoristisches.

- Die Zeiten ändern sich.( uf der Hochzeits­reise): Schatz, gud nicht zum Fenster hinaus! Wenn jemand Dein Herzig's G'sichtert sieht, bleiben wir nicht allein!" ( 40 Jahre später): Alte, guck zum Fenster' naus, damit nie­mand' reinkommt!"-

Berufseifer. Reporter( zu einen Lebensmüden, der im Begriff ist, sich aufzuhängen):" Wenn Sie sich beeilen, kommen Sie noch ins Abendblatt ."

die Europäer China zertrümmern wollen?" 3977 Ein Opfer der Politit. A.: Ist es denn wahr, daß

Base im Salon den Anfang gemacht." B.: Ja, mein Dienstmädchen hat heute schon mit der großen ( Jugend".) Base im Salon den Anfang gemacht."

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Notizen.

Aufführungen mit Dreyers Probekandidat". Das Deutsche Theater beginnt am 1. August seine Aufführungen mit Dreyers Brobekandidat". heute eine Novität: die dreiaftige Gesangsposie Unsere Gusti" von Jun Nenen Theater bringt das Gastspiel Hansi Niese Friedrich Radler, in der die Gastin die Titelrolle spielt.

Karl und Theodor Rosenfeld aus New York beabsichtigen am 1. Oktober d. J. ein Berliner Theater wie verlautet, handelt es sich um das Friedrich Wilhelmstädtische Theater zu übernehmen und dasselbe zu einer Operetten und Bosenbühne großen Stils einzurichten.-

Hautreizende Wirkungen von Pflanzen. In den letzten zehn Jahren weiß die medizinische Litteratur von einer Anzahl von Fällen zu berichten, welche mitunter recht bösartig waren. Ueber den Sitz der Hautreizenden Substanz und ihre weiteren Eigen schaften war nichts Sicheres bekannt. Um diese Fragen zu beant­worten, habe ich, schreibt Dr. A. Neßler in der Umschau", au mir selbst einige Experimente vorgenommen, von denen zivei den ge­wünschten Erfolg hatten: ein Blattstiel- Fragment einer Briemel wurde mit der behaarten Außenseite auf den linken Unterarm aufgelegt und mittels eines Bands durch zwei Stunden in dieser Lage festgehalten. Es entstand eine heftige Hauterkrankung, welche erst nach drei Wochen geheilt war. Durch diesen Versuch wurde zunächst die starke, hautreizende Wirkung dieser Primel im allgemeinen bewiesen, ferner die Zeit von der Uebertragung des Gifts bis zur ersten merklichen Wirtung festgesetzt und eine genaue Schilderung des Krankheitsverlaufs ermöglicht. Das zweite Experiment ermittelte den Siz des Gifts selbst. Alle oberirdischen Teile dieser Primel sind von Drüsenhaaren bedeckt, welche ein Sekret absondern. Dieses Sefret wurde isoliert, mikroskopisch geprüft( auch mitrochemisch untersucht); ein sehr kleiner, taum sichtbarer Teil derselben wurde auf den Arm Berantwortlicher Redacteur: Hugo Poetsch in Berlin . Drud und Beriag von Maz Bading in Berlin .

Ein schweizer Volksschauspiel. Jn Diessenhofen, in der Schweiz , gelangt jetzt täglich das Volksschauspiel Karl der Kühne " von Arnold Ott- Luzern zur Aufführung. Die Auf­führung dauert von mittags 12 1hr bis gegen 5 Uhr nachmittags. Gespielt wird im Freien, auf dem Marktplatz in der Nähe des Sirichen"; es ist ein prächtiger Play, von schönen Bäumen um rahmit. Besonders hübsch ist die Bühne: sie ist etwas erhöht und hat 40 Meter in der Front, große Linden und Ahorne bilden den wundervollen Hintergrund. Der Zuschauerraum des Freiluft" Theaters faßt 2500 Sippläge. In dem Volksschauspiel treten 250 Personen als Mitwirkende in Aktion.­

-Torf, den man mit 10 Prozent Petroleum getränft hat, soll ein ebenso gutes Heizmaterial wie Kohle sein. Mit noch höherem Petroleumzusatz wächst der Heizwert des imprägnierten Torfs über den der Kohle.

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblatts erscheint am Sonntag, den 29. Juli.