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stande gekommen wäre, und jetzt noch, wenn es nicht glückt, der Barzuela", die feit zwei bis drei Jahrhunderten als ein Spiegel­ist die kleine Summume das einzige, womit Du ins Leben trittst. bild des spanischen Volkslebens reich ant nationaler Ich kann von heute auf morgen ein bankrotter Mann sein. Melodik und Rythmit in Madrid heimisch, im übrigen Ausland be­Dein Erbteil würde dann nicht genügen, den Gläubigern auch nur ein Prozent zu bezahlen."

Und Mettmann trank den Geldleuten, die am Ehrentisch saßen, luftig zu.

Richard stürzte ein Glas Wein hinunter.

" Ich bin Dir zu vielem verpflichtet, Papa, vor allem aber zur Offenheit. Und diese Pflicht will ich erfüllen und wenn keine andre soust. Seitdem ich wieder bei Dir bin, seitdem Du mich einen Blick in Dein geschäftliches Treiben haft werfen lassen, sehne ich mich nach Selbständigkeit. Die Mitteilung, daß Dein Unternehmen gefährdet ist, könnte mich dem Blatte nur nähern. Aber das Gemisch von hohem und niederem, welches Dein Zeitungswesen bildet, stößt mich ab. Ich will meinen eignen Weg gehen und ich dauke Dir dafür, daß es Dein Wunsch ist."

Der Vater hörte scheinbar ruhig zu. Und was willst Du eigentlich machen?" Richard rückte erregt näher.

tannt, in Deutschland noch unbekannt sei und nun auch hier vor­geführt werden sollte. Es kam nichts. Jetzt heißt es, unser altes Friedrich Wilhelmstädtisches Theater werde ungebaut und werde im Herbst als eine Operetten- und Boffenbühne großen Stils" wieder­erstehen. Das und" zwischen der Operette und der Posse mögen andre verzeihen; uns läßt es tief blicken".

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Juzwischen pflegt die im Theater des Westens spielende Abteilung des Ensembles vom Central Theater wenigstens Als Verlängerung eines schier ewigen die ältere Tradition weiter. Intermezzos läßt man sich eine Neu- Aufführung des Ober­teigers" von Beller und des Boccaccio" von Suppé ganz wohl gefallen. Suppés Blütezeit fiel in die 60er und 70er Jahre des 19. Jahrhunderts, sein Anfang und künstlerischer Ursprung liegt den Ausläufern der italienischen und französischen Spieloper nahe; Liedmusik, Bühnengrazie und Lächer­lichkeit sind ebenso sein Element, wie das Element der spätereit Partie der Wiener Operette Tanzmusit, Stompofitionsgrazie und 11 och mehr Lächerlichkeit sind. Hier ist seit den 70er Jahren Johann Strauß der Anführer, und andre find die Angeführten Karl Zeller nicht der lezte. Alle diese sind für nachsichtige Ausprüche eine Er­quidung gegen die englische und neuerdings auch gegen die ungrische Operetten Juvasion; und für ebensolche Ansprüche sind die Dar­bietungen in jenem Theater befriedigend genug. Beidemal trat ein Trio von Sängerinnen bemerkenswert hervor: Luise Albes, Therese Delma und Henny Wildner. Jene( als Elfriede im Obersteiger" und als Beronella im Boccaccio") eine im besten Sinn komische Alte, deren volle und gutgebildete Stimme auch im Dialog beachtenswert ist; die zweitgenannte( dort als Komteffe, hier als Isabella) eine tüchtig- züchtige Repräsentations-, Ehe, Bank­und Sopranfrau; die letztgenannte( Nelly , Fiametta) ein richtige Soubrette, deren geiangliche Vorzüge und Mängel wir bereits neulich angedeutet haben. Es verlohnt sich, diese Sängerin noch aufmerksam zu machen, daß sie im Singen auch nicht gut genug, zumal nicht weich genug ansetzt und mit zu viel und zu häufigem Atemholen arbeitet; von ihren Partnerinnen könnte sie beides lernen. Im Der Vater hatte mit gespanntester Aufmerksamkeit ge- Boccaccio" war die Hauptperson des Abends Frau Selma geho Tauscht. Jekt erhob er sich schwerfällig von seinem Stuhle, oder vom kaiserlichen Theater in Petersburg . Es handelt sich um eine routinierte, wahrscheinlich an den Operngesang gewöhnte und die Hände auf den Tisch gestemmt fragte er leise: Sängerin und Spielerin, mit voller fräftiger Stimme, deren gute Du willst von Deiner Feder leben, wie meine Leute da Schulung und lebung doch auch ein wenig durch nicht vollkommen glatte Ansätze und durch einen Mangel an ganz festem" Sigen" Auch Richard erhob sich, und mit gesenktem Kopf sprach der Töne gestört wird. Wenn wir unter den Sängern er zögernd: Richard Lenz und etwa Max Heller sowie den derb " Dafür fehlt mir wohl alles. Du weißt, ich wirksamen Komiter Rudolf Ander nennen, so reicht es wohl. der Musik weiter gebracht, als der Durchschnitt. Ueber die Gesamtbehandlung der Werke wäre freilich viel und vieles zu sagen; doch was läßt sich da hoffen? immer große Freude am Phantasieren."

" Ich habe bei Behrendt u. Co. eine schöne Stellung. Aber da ist noch etwas. Ich habe den Lebensplan verfolgt, den Du mir vorgezeichnet haft. Mit Neigung und mit genügendem Fleiß habe ich Maschinenbau studiert und werde in meinem Fach meinen Mann stellen. Aber noch möchte ich nicht auf alles andre verzichten. Papa, ich habe mein Geheimnis heute schon einem Menschen anvertraut, du sollst wenigstens der zweite sein. Bevor ich mich bescheide, mein junges Leben einer prat­tischen Thätigkeit zu widmen und bis an mein Ende in einem beschränkten Wirken mein Genügen zu finden, möchte ich nur ein einziges Mal öffentlich die Frage stellen, ob ich ein Künstler bin, ob ich zu einem freien Berufe ebensoviel Begabung wie Lust habe."

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unten?"

habe es in Ich hatte

Ja, ja, das hast Du von Deiner Mutter, den Sinn fürs Höhere. Sie wollte aus Dir einen Gelehrten machen." Ich glaube, in der Musik sollte mir etwas gelingen." Musikant also?"

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Komponist. Sch spreche nicht von bloßen Vorfäßen, ich habe eine ganze Oper von England fertig mitgebracht."

Der Verleger machte einen großen Schritt um das Tischchen herum und faßte seinen Sohn freudestrahlend bei den Schultern.

Eine Oper?" rief er glücklich lachend. Eine Oper, die einen Winter lang hundertmal aufgeführt werden kann? Wo unser Name jedesmal auf dem Zettel steht? Eine wirkliche Oper, die Dich mit einem Schlage reich machen kann? Eine Oper mit Chören und Orchester und mit einer großen Arie für die Primadonna? Aber, Junge, wie hast Du das fertig gebracht?"

" Ich hatte nicht viele Briefe nach dent Kontinent zu schreiben, und Träumen nachzuhängen ist keine ernste Be­schäftigung. Meine Oper ist fertig, nur noch nicht vollständig orchestriert."

,, Was heißt das, das verstehe ich nicht, und wie heißt die Oper?"

In zwei bis drei Monaten kann Fata Morgana" bis auf die letzte Note vollendet sein. Ein armer Oestreicher, der in England deutschen Unterricht erteilt, hat mir den Tert ge­schrieben. Ich möchte wohl den Versuch wagen, Fata Mor­gana" drucken zu lassen." ( Fortsegung folgt.)

Aus der Operekkenzeit.

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Wie hier, so würde auch sonst stillrefignierte Nuhe die erste Kunstreferenten- flicht sein, falls wirklich alles Hoffen in den Strom. des Kunstgeschäfts und der Geschäftskunst versenkt werden müßte. In einsamer Stube kann der Musikreferent Berichte über Bolts­konzerte in London , im Kopenhagener Volkshaus" und anderswo sammeln und wehmütig wieder lesen, wenn er vom Kroll" zurückkehrt. Wie leicht hätte es doch die Leitung unsrer königlichen Oper, diese ihre Filiale zu einem Versuch wirklicher Volks­tonzerte in vornehmem und doch populärpädagogischem Sinne zu benutzen! Theaterhaus und Garten lassen ja an angemessener Größe und Bequemlichkeit nichts zu wünschen. Einst­weilen blieb uns nichts übrig, als uns zwischen einem Publikum des Amusements zu drängen, da wir den Amerikaner Sousa und seine Orchestertruppe, die von der Pariser Weltausstellung zurüd gekehrt waren, noch einmal hören wollten, wähnend, daß wir auf einen Nachtrag zu unsrem neulichen Bericht über diesen Amerikanismus nicht gut verzichten fömten. Und allerdings soll man sich die Lehren aus solchen Eindrücken recht oft vorführen. In manches Gartenbier schon ist Richard Wagner hineingesprudelt worden; doch so cynisch ausgepeitscht, so überflutet von Trampelmärschen, Piccolo Solos und Operettenfeßen wie diesmal wird ihn nicht bald jemand gehört haben. Ist das nur amerikanisch? Ist es wesentlich anders, wenn unsre gesellschaftlich höchststehenden Konzerte ein beliebtes" Stück aus einent Wagnerschen Drama herausreißen und zwischen einem Violin- oder Klavierkonzert und einer Programmnuufit dem Publikum vorführen, das fünstlerisch viel eingebildeter ist, als das von Sommersonntags Gnaden?.

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Jedem Winter schlägt manaje Hoffnung entgegen, daß jetzt, jezt endlich ein Umschwung fommen werde. Aber wahrscheinlich werden ihn erst andre Mächte bringen als der Kunstfreunde fromme Wünsche und bittere Konzertflut- Flüche, und als Projekte wie das vor einiger Zeit aufgetauchte von einem Sängerhaus, das ein Mittelpunkt für alle Sangestunst- Bestrebungen Berlins " werden soll, und von dem nun auch wieder nichts mehr zu hören ist. Vielleicht bleibt nichts übrig, als immer tiefer und tiefer hinein zu rennen in das Musik­geschäft, auf daß doch endlich genug Augen geöffnet werden.

Kleines Feuilleton.

SZ.

Es ist immerhin ein Trost, daß wir aber- und abermals an das Weiterleben der Operette gemahnt werden. Neue Kompositionen aus dieser Kunstgattung erscheinen allerdings nicht; und Ankündigungen und Anpreisungen von Fortschritten, wenigstens in der Pflege der Operette, tauchen zwar immer wieder auf, haben uns jedoch längst steptisch gemacht. Von einer eignen Berliner Operette", vertreten Ueber Vervielfältigung von Zeichnungen und Schrift: durch Baul Linde, war bereits lebhaft die Rede; der Rest ist Schweigen stücken bringt die Technische Rundschau" einen Aufsatz, dem wir oder Variété. Dann wurde erzählt von der spanischen Operette", folgendes entnehmen: Zur Ausübung des Lichtpauseprozesses ge­

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