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Besuch abstatten; aber sie fühlte doch, daß sie keinen Eindruck eigentlich Schulmeister Schulmeister von Beruf und hatte oder doch feinen guten gemacht hatte und daß es nicht leicht schon vor der Flüchtlingszeit" eine Schulmeisterzeit gehabt. Ain Lehren hatte ich immer Freude gehabt, obgleich nicht immer an sein würde, den jungen Mann rasch zu gewinnen. meinen Lehrern; und mein letzter Plan, ehe ich in die Fremde ge trieben wurde, war, Lehrer zu werden. Mit einer gewissen spöttischen Wehmut las ich in den siebziger Jahren noch ein Zeugnis, das mein Lehrer in den klassischen Sprachen, Dr. Otto, ein Sachse aus Grimma  , mir nach meinem Maturitätsexamen ausgestellt hat, und worin er mir eine glänzende Laufbahn als Lehrer voraussagt. Ach es ist anders gekommen, und die eherne Notwendigkeit zwang mich, meinen Beruf zu verfehlen.

Als Richard endlich acht Tage darauf seine Karte abgab, lich ihn Leontine ziemlich lange warten; sie brauchte Sammlung, um ihre neue Rolle nicht beim ersten Auftreten zu verderben, und dem jungen Manne konnte es gar nicht schaden, wenn er sich in dem üppigen Zimmer auf das Er­scheinen der schönen Witwe vorbereitete.

Als sie endlich mit sich fertig war, ging fie mit gemessener Haltung, ernst, aber nicht traurig, zu ihm hinein. So schön war sie ihm noch nie erschienen. Er stanimelte einige Worte des Beileids. Sie unterbrach ihn ruhig.

" Die herkömmliche Form paßt nicht zu meiner Lage," sagte sie freundlich. In einer granivollen Shunde habe ich aus Mitleid das Amt übernommen, den Kommerzicurat Pitersen zu pflegen. Die dringende Bitte des alten Herrn, der mir eine flare, gesellschaftliche Stellung geben wollte, hat mich dem Namen nach zu seinem Weibe gemacht. Er hat mich wie ein Vater geliebt. Und wie für den Tod eines nahen Verwandten will ich Ihr Beileid gern gelten lassen." Sie hatte Richards Hand ergriffen und herzlich gedrückt, bevor er sich noch in den innigen Ton der fremden Dame finden konnte.

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Bei anderer Gelegenheit habe ich schon erzählt, daß ich, als der Boden in Marburg   mir zu heiß wurde, eine Lehrerstelle an der Fröbelschen Musterschule in Zürich   annahm. Es war das im Herbst 1847. Ja trat in mein Amt auch jofort ein, und es machte mir viel Freude, trotz der mancherlei Ablenkungen. Die Anstalt war damals noch jung. Aber start röbel  , ein Bruder des bekannten Julius Fröbel  , der in Wien   nicht erschossen wurde und aus einem socialistisch- demokratisch litra- Großdeutschen im Lauf der Zeiten sich mit Miquelscher Virtuosität in einen Bismardichen Preußisch Deutschen ummauserte, war ein ganz vorzüglicher Pädagoge, Thüringer   seiner Herkunft nach und ein Vetter Friedrich Fröbels, des Gründers der indergärten. Das Erziehertalent scheint in der Familie ge­legen zu haben. Troy ihrer Jugend erfreute sich die Fröbelsche An­stalt bereits eines ausgezeichneten Nufs, namentlich auch in England, wo Karl Fröbel   jahrelang Hauslehrer gewesen und in weiteren Streisen be­" Ich habe kein Recht auf so viel Vertrauen," sagte er tannt geworden war. Die Schule- das sei hier vorgreifend bemerkt zögernd. ging anfangs der 50er Jahre in die Hände des ehemaligen prenẞi­Beust ,, Doch! Sie müssen sich das Recht nehmen. Ihr Vater fchen Hauptmanns v. Be ust eines Betters des sächsischen, später ist mir ein zu guter Freund, als daß nicht auch wir oft mit östreichischen Ministers Beust über, der sich der Volksbewegung einander zusammenkommen müßten. Und Ihnen, Ihnen des Jahres 1848 angeschloffent, in der Reichsverfassungs- Kampagne wenigstens möchte ich nicht in dem falschen Licht erscheinen, des Jahres 1849 mitgefämpft und sich in der gaftlichen Schweiz   deur Lehrberuf, seinem natürlichen Beruf, gewidmet hatte. Unter in welchem die Welt so gern die beklagenswerte Frau sieht, Beusts trefflicher Leitung wurde die Anstalt erweitert und zählt heute die durch die Heirat mit einem alten Mann reich geivorden zu den besten der bestehenden Privatlehranstalten. Beust selbst, mit ist. Ach, dieser Reichtum! Lieber Herr Mettmann  , helfen dem ich nur selten in persönlichem Verkehr, dann aber auch dem Sie mir, daß ich ihn los werde. Wenn Sie irgendwo freundschaftlichsten, war, ist vor kurzem im Alter von 82 Jahren in einen. armen Menschen wissen, der so glücklich ist, Bürich gestorben. daß ihm mit Geld geholfen werden kann, so schicken Sie ihn Die Schule war zu meiner Zeit ziemlich primitiver Art, so zu mir. Nein, kommen Sie selbst und bringen Sie ihm von daß sie auch an das erinnerte, was über die Pestalozzischen Original- Musterschulen bekannt geworden ist. Bon fast hinter­mir, was Sie wollen." wäldlerischer Einfachheit, jedoch alles reinlich und gut, insbesondere auch das Effen. An Naum fehlt es nicht in dem großen scheunen­artigen Haus, das ich nach fast dreißig Jahren der Entfernung von Er hatte es wohl bemerkt, daß das schöne Weib ihn Zürich   vergeblich in Seefeld suchte. Es war längst den Bedürfnissen günstig für sich stimmen wollte. Das freute ihn, denn die der werdenden Großstadt zum Opfer gefallen. Einfach, ohne jeglichen Witwe Pitersen, wie sein Vater sie nannte, war seinen Lurus, aber für alles wesentliche gesorgt das machte mir damals einen Sinnen nicht ungefährlich und laut sprach zu ihren Gunsten außerordentlichen Eindruck. Wir sind in unsrer ungefunden Kultur an sein Herz. Wie sehr hatte Bode dieser Frau unrecht gethan. Schablonen gewöhnt und legen, wenn die Gewohnheit es so mit sich Es machte ihm Freude, mit Leontine von seiner Oper bringt, auf Nebensächliches einen hohen Wert und übersehen die Haupt­Die Erziehung ist zu einem der schablonenmäßigsten zu sprechen. Sie nahm jede Mitteilung mit so verständigem sache. Es ents Berufe, oder ich will lieber sagen, Handwerke geworden. Anteil auf, daß ihre Begeisterung für das Ganze, das sie noch standen bestimmte Formen und Methoden des Unterrichts, die nicht kannte, wahr erscheinen mußte. Ueber eine Stunde sich allmählich versteinerten und von einer Lehrergeneration auf plauderte sie mit ihm über seine Musikersorgen; dann erst die andre vererbt wurden. Das Mittel, wie das auch in stand er auf und dankte ihr herzlich für ihre Teilnahme. andren Dingen und auf andren Gebieten der Fall ist, wirde Sagen Sie Freundschaft!" rief sie mit erhobener Stimme. zum Zweck, und der ursprüngliche Zweck aus den Augen ver­Ich bin älter als Sie, so darf ich Ihnen zuerst die Freund loren. Erst im vorigen Jahrhundert bejanen sich die Rousseau, Pestalozzi   und andre Geister des Umsturzes wieder auf den fchaft antragen." Zweck der Schule und des Unterrichts: Erziehung des Kindes zum Menschen. Und da jedes Kind eine andre Natur hat und andre Anlagen, so fezt die Erziehung jedes einzelnen Kindes ein Studium voraus, und muß die Erziehung jedes Kindes unter Hinblick auf das allgemeine menschliche Biel  individualistisch sein. Das war die Grundlage, auf welcher Fröbel das, im Lauf der Metternichschen Reaktionszeit wieder verdrängte, ja fast vergessene Pestalozzische Systems, unter Anlehnung an die weiter entwvidelte Wissenschaft, seine Anstalt aufbaute. Die päda. gogischen Ideale, die ich in meinen Studienjahren gewonnen hatte hier sah meist in heißem Kampf mit meiner Umgebung oder doch einen ernsten, mir die Gelegenheit ich sie verwirklicht­zur Bethätigung meines Könnens bietenden Versuch zur Verivirt lichung.

Leontine fühlte, daß ihre Augen feucht geworden waren. Sie schwieg und blickte Richard bittend an.

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Und sie streckte ihm die rechte Hand weit entgegen. Er schlug errötend ein.

( Fortsetzung folgt.)

Aus meiner Schulmeifferzeit.")

Von Wilhelm Liebknech t.

In meinem politischen Leben ist mir hundertmal gesagt worden, namentlich nach einer Rede oder einem Vortrag:" Du bist doch der richtige Schulmeister!" Es war nicht immer in Guten gemeint, ich habe es aber, auch wenn es ein Tadel sein sollte, als ein Lob auf­gefaßt und mir dabei gedacht: Keiner kann doch aus seiner Haut heraus 1" Man kann seinen Beruf verfehlen, aber nicht seine Natur ändern. Man kann fie verhunzen, man kann sie veredeln, aber Natur bleibt Natur, auch in verschiedenster Gewandung. Und von Natur bin ich Schulmeister, und ich habe allezeit bereitwillig, manchmal fogar zerfuirscht, zugestanden, daß ich als Politiker meinen Beruf verfehlt habe. Und daß die Natur in diesem verfehlten Beruf, wo es nur irgend ging, zum Durchbruch kam und komunt, das ist nur natürlich. Ich bin also fein muß schulmeister, wie die meisten ftudierten" Flüchtlinge und auch sehr viele unstudierte", obenan der Sohn des Philippe Egalité  , späteren König Louis Philippe  , es gewesen sind. Der fünftige Bürgerkönig gab in London   Stunden für einen Sixpence( 50 Pfennig), was ich ihm wiederholt nachgemacht habe und zu Zeiten gern noch öfter nachgemacht hätte. Denn ich war

) Aus: Der Neue Welt Kalender für 1901,"

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Mit Feuereifer stürzte ich mich in die Arbeit; und zu meiner leberraschung entdeckte ich, daß ich eine dem Pädagogen unent behrliche Eigenschaft besaß, die ich mir nicht zugetraut hatte: sei er Kind oder erwachsen. Und Geduld mit dem Schüler sonst bin ich von einer nicht bezähmbaren Ungeduld, die mir schon In der Schule, und über viele Unannehmlichkeiten bereitet hat. Haupt im Unterricht, erinnere ich mich aber feines Falles, wo ich die Geduld verloren hätte. Und ich hatte doch allerhand Schüler, welche Bum die Geduld des Geduldigsten auf die Probe gestellt hatten. Beispiel in einer Londoner   Schule, in der nur verzogene oder irgend wie entgleifte Söhne sehr reicher Eltern zwischen 16 und 24 Jahren erzogen wurden. Es war mir gesagt worden, ich würde meine liebe Rot haben. Und so war ich denn vorbereitet. In der ersten Stunde besah ich mir meine Gesellschaft sehr genau, wie sich ein Tiers Es soll dieser Vergleich keine frivole bändiger seine Tiere befieht. Herabjegung des Lehramts sein, ich habe aber gefunden, daß jeder, der Menschen zähmen kann, auch Tiere zähmen kann