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Kleines Feuilleton.

den Fenstern einflemmen, um dieselbeit für spätere Zeiten auf­zubewahren. Diese Gewohnheit ist nicht erst in der Gefangenschaft ,, Secession" Jugendstil"... Eckmannschule" c. angenommen, sondern wie Profeffor A. G. Nathorst nachgewiesen Walter Crane   schreibt in seinem Buche Die Forderungen der hat, klemmen die Spechtmeisen im Freien Getreidesamen in die Nisse dekorativen Kunst"( die deutsche Ausgabe ist bei Georg Siemens  , der Baumrinden, vielleicht, um sie später zu verzehren. Wenu dies Berlin  , erschienen):... Man lasse sich nur einmal eine Gruppe aus irgend welchen Gründen unterbleibt, so können die Samen feimen, von Künstlern und Handwerkern zusammenthun, um in gemeinsauter und epiphytische Pflanzen wachsen hervor. Die epiphytischen Pflanzen, fameradschaftlicher Arbeit für sich und für alle, die sich dafür deren Vorhandensein auf die Einpflanzungen der Spechtmeisen zurück­interessieren, Gegenstände zu schaffen, die Schönheit und zuführen sind, sind Hafer, Weizen und Gerste. Die Anzahl der im Brauchbarkeit in sich vereinigen, und die sich trefflich zu Spätsommer 1896 beobachteten hierher gehörenden Pflanzen be­einem nüglichen Schmuck für ein einfaches Heim eignen. rechnet Nathorst auf einige Hunderte, welche auf ca. 100 Bäumen Was würde wohl die Folge davon sein? Nun die Nach vortamen. Die Bäume gehören den verschiedensten Arten an; frage nach solchen Dingen würde bald allgemein werden, da man sie zum Beispiel wurden Eipe, Esche  , Winterlinde, Spit eben als eine Art Erlösung aus der trostlosen Monotonie einer aus- ahorn, Vogelbeerbaum und Sahlweide beobachtet. Gustab gesprochenen Häßlichkeit oder aus dem wahnwitzigen Luxus des Stolthoff hat bereits auf diese Erscheinung hingewiesen, zweiten Empire begrüßen würde. Was wäre dann aber die weitere glaubt aber, daß die Samen enhveder vergessen sind oder zurück­Folge? Nun, sowie er nur erst einmal eine thatsächliche Nachfrage gelassen wurden, als die Spechtmeise verscheucht wurde, die Eins entdeckt hat, sofort wird auch der Handel übersprudeln von klemmung aber nur erfolge, um beffer den Samen öffnen und be­Kunstmöbeln, Kunstartikeln, Kunstfarben und ähnlich benamstem arbeiten zu können. Schon das häufige Vorkommen von derartigen Zeng, an welchem die magische Vorfilbe Stunft" das einzig epiphytischen Pflanzen, und namentlich der Umstand, daß auch die bemerkenswerte ist, und um sich den hierfür nötigen Stoff zu sammeln, Weizenförner eingeteilt sind, beweisen, daß diese Aunahue irrig ist; wird er den entwerfenden Künstlern das Hirn aus dem Schädel denn die Weizenkörner sind ja nackt und kaum so groß, daß sie woht fangen, den Entwurf vom Reißbrett stehlen, um ihn dann auf Gegen- unzerlegt verschlungen werden könnten. Nachdem Kolthoff von dem stände zu verschwenden, für die er niemals berechnet war; dergestalt Auffinden der epiphytischen Weizenpflanzen Kenntnis erhalten hat, wird der Markt überflutet werden mit den ungeheuerlichsten Travestien hat er sich übrigens der Erklärung Nathorsts angeschlossen.- und den unglücklichsten Falschanwendungen einer mißverstandensten Ornamentit, welche sich über alles breiten wird gleich einem total verschnittenen Gewand, bis man schließlich den ganzen Plunder nimmt und ihn zum Trödler oder Pfandleiher trägt. Für uns Künstler würden derartige Zustände vielleicht noch unerträglicher sein als selbst unjre gegenwärtigen."

Litterarisches.

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Technisches.

t. Die Herstellung der Streichhölzer heute und vor 50 Jahren wird in ihren Unterschieden durch einen interessanten Bericht veranschaulicht, der fürzlich in den Vereinigten Staaten  erschienen ist. Danach kostet die gleiche Menge von Streichhölzern dem Fabrikanten heute nur noch den achten Teil von der Summe, die im Jahre 1844 erforderlich war. Der Grund dafür liegt selbst­

Winchhausen. Ein deutsches Schauspiel von Herbert verständlich in der Einführung des Maschinenbetriebes. Die Her­Eulenberg. Berlag von Saffenbach. Berlin  . Der jugend- stellung der Streichhölzer läßt sich in 14 verschiedene Alte teilen, fiche Autor hat bereits in zwei Dramen Talent bewiesen. Er wovon gegenwärtig 10 durch Maschinen verrichtet werden und mur Die Maschine schneidet das Holz. intereffierte vor allem, weil er nicht die breite Heerstraße des noch 4 durch Handarbeit. naturalistischen Dramas zog. Seine Sprache, wenn auch etwas spaltet es in Splitter, richtet also das rohe Hölzchen her, überladen, war martig, fest, bilderreich. In der Behandlung seiner dann bringt sie es in die richtige vieredige Form, schiebt es Probleme befundete er eine merkwürdige Frühreife, ein merk in die Zündmischung, holt es wieder herans und legt es fogar in würdiges Verständnis für ungewöhnliche Seelenzustände. Man die Schachtel. Es bleibt dann nur noch die eigentliche Verpackung. durfte etwas von ihm hoffen. die von Frauen besorgt wird. In nicht ganz 8 Stunden liefert die Maschine 1 444 000 Streichhölzer in fertigem Zustand, und die Ver­packung dieser Menge beschäftigt dann 6 Frauen 22 Stunden lang. Je 100 000 Streichhölzer fosten den Fabrikanten danach heute etwa 1 M., wovon 70 Pf. auf die Verpadung entfallen. Der Lohnt der in den Streichholz- Fabriken beschäftigten Frauen hat sich in den Vereinigten Staaten   seit jener Beit um etwa 1/3 gehoben, das ist wenig genug, wenn man bedenkt, daß der Fabrikant hente 100000 Streichhölzer für 1 M. fertigstellt, für die er im Jahre 1844 etwa 8 M. 25 Pf. ausgeben mußte.

Wir glauben, daß man das auch jetzt noch darf, obwohl sein neuestes Stück die Erwartungen etwas herabstimmt. Es ist ohne Zweifel die schwächste unter seinen bisherigen Leistungen, zeigt einen jugendlichen, unfertigen Zug und fällt durch seinen dürftigen Inhalt auf. Eulenberg nimmt den bekannten Rügenbaron Münchhausen tragisch. Das ist an und für sich eine sehr gute Idee, die Idee eines Dichters. Nur ist es ihm nicht gelungen, einen Menschen auf die Beine zu stellen, vor dem wir Nespekt haben könnten. Sein Münch­hausen ist zu larmohant und in seinen Lügereien zu geistlos. Wird er schon tragisch aufgefaßt, müssen auch seine Schwindeleien höheren Wert haben. Sie müssen sich zur poetischen Selbsttäuschung steigern. Münch hansen muß wie ein Dichter lügen, was Gulenberg jedenfalls auch be­absichtigt, nicht aber erreicht hat. Der Hang zum Lyrischen, der Eulenberg auch in seinen früheren Dramen tennzeichnet, ist hier im Münchhausen" von vernichtender Wirkung. In den ganzen Drama weht fein Hauch dramatischen Lebens. Es fehlt vollständig die Wucht, die die dramatische Form mm einmal verlangt. Die wert­vollen Scenen find lyrischer Natur. Die Charakteristik ist recht blaß und schemenhaft. Am besten scheint mir noch der Diener Münchhausens weggekommen zu sein, obwohl auch er schließlich nur ein Bramarbas von bescheidenem Wig ist. Die Handlung ist dürftig. Münchhausen verliebt sich in die Frau seines besten Freundes und giebt sich selbst den Tod. Er, der Meister der Lüge, mag sein Glück nicht auf eine Lüge banen. Die ganze Arbeit macht den Eindruck, als ob es sich der Dichter in diesem Fall zu leicht gemacht hätte.

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Notizen.

Benno Rüttenauer  , der bekannte Poet, hat vom Oberschulrat in Karlsruhe   eine feierliche Rüge erhatten, weil eines seiner Werke geschlechtliche Probleme in einer Weise behandle, die bei den Schülern Anstoß erregen tönne". Rüttenauer ist Lehrer an einer badischen Mittelschule.

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D

Holger Drachmann  , der dänische Dichter, hat eine die den Titel neue Volkskomödie vollendet, Das graue 3immer" führt. Sie schildert das Leben von Amerika  - Aus­wanderern. Ein wertvoller Plautus- Codet, die sogenannte Heidel­ berger   Handschrift, welche in der Plantus- Bibliographie die Be­zeichnung Codex Heidelbergensis 1613 Palatinus C." führt, er­scheint soeben in einer phototypischen Reproduktion bei A. W. Sijthoff E. S. in Leiden. Der Preis des Bandes beträgt 200 M. - Die Nationalbücherei in Paris   hat vor einiger Zeit eine ck. Der Fortschritt der Litteratur in Judien. griechische Handschrift des Matthäus Evan­Der Jährliche Bericht über den moralischen und materiellen Fort- geliums erworben, die in goldenen Unizialbuchstaben auf purpur­schritt Indiens  ", der fürzlich den Mitgliedern des englischen Barla- farbenem Bergament geschrieben ist. Die Urkunde zeichnet sich ments übergeben wurde, stellt unter der Rubrik Litteratur" die dadurch aus, daß sie die älteste Handschrift mit Goldbuchstaben sein Gesamtzahl der Publikationen zusammen, die in Indien   in ver- dürfte.­schiedenen Sprachen in einem Jahr erschienen sind. Gleich nach den -c. Miß Ada Reeve, eine beliebte englische   Schauspielerin, englischen Publikationen kommen die Schriften in der Urdit- Sprache, erhält am Lyric Theater in London   eine wöchentliche Gage dann die in der bengalischen und endlich die im Sanskrit. Die Ver- von 2100 M. Trotzdem ist sie nicht zufrieden; sie will 2400 W. öffentlichungen in Bombay find hauptsächlich in Gujarathi, oder haben und wird sie vermutlich auch erhalten. Man braucht sie Wiarathi, während in Madras hauptsächlich in Telegu geschrieben eben.- wird. In jeder der andren 35 Sprachen, außer den erwähnten, find An die Stelle des eisernen Vorhangs ist im Opern­nur wenige Bücher erschienen. Eine große Anzahl von philosophischen Hause zu Besançon   ein solcher aus Aluminium getreten. Werken ist im Sanskrit geschrieben. Die Zahl der schriftstellernden Sein Gewicht beträgt 1800 Stilo, während ein eiserner Vorhang von Bengali   Frauen ist beträchtlich gestiegen. Sehr viele englische denselben Abmessungen 9000 Kilogramm gewogen haben würde. Novellen find in die Urdu- Sprache übersetzt worden.- P. S. Kroyer, der ausgezeichnete dänische, Maler, der nervös erkrankt war, ist wieder hergestellt und konnte zu seiner Familie zurückkehren.

Aus dem Tierleben.

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- Getreidepflanzungen der Spechtmeise auf Zur Begründung eines Museums für Völkerkunde Bäumen. A. Lorenzen schreibt in der Mutter Erde": Schon in Köln   hat eine Dame der Stadt 250 000 M. überwiesen, außer= J. F. Neumann erwähnt 1826, daß die Spechtmeisen in der Ge- dem für die nächsten zehn Jahre je 2500 M. für die Besoldung des fangenschaft Haferkörner in die Nigen zwischen den Brettern und bei Museumsdirektors zur Verfügung gestellt.- Verantwortlicher Redacteur  : Wilhelm Schröder in Wilmersdorf  . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin  .