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Techniker wie die Lederornamentierung usw. als specifisch landesübliche sich heut einrichten muß. Ja, mein Sohn müßte hier Künste wiedererweckt und breiten Liebhaberkreisen in die Hand ge- auch in der Küche schlafen, eingewohnt ist aber alles geben. Außerdem wurden Kinder zu Üebungen im Sehen und Ver- furchtbar", fie überflog noch einmal die beiden Räume: stehen( nicht aber im Beurteilen) von Kunstwerken herangezogen, und Auf den Dielen ist ja gar keine Farbe mehr, die müßten doch entschließlich ging daraus 1896 cine, Lehrervereinigung zur fünstlerischen schieden gestrichen werden." Bildung in der Schule" hervor. So hat sich aus all dem eine" Jestrichen ach Jott ja, gestrichen, ob mein Mann det mu reiche und eigenartige Kunstpflege entwickelt, die auch jedenfalls der machen läßt, det kann ich nu nich mal sagen." Die Wirtin zuckte Absicht nach etwas Volkstümliches sein soll. Immerhin scheint es, die Achseln, det is auch man bloß jezt so, weil allens so leer is. daß diese ganze Bewegung in Wirklichkeit doch nicht so unbedingt Wenn erst die Möbels ins Zimmer stehen und Jardinen aus Fenster volkstümlich geraten ist; ein Zug des Aparten, eine Vorherrschaft sind, denn wird et ja' n bißken duster, denn is det allens ja nich der Interessen höherer Stände ist nicht leicht zu verkennen steht mehr so zu sehn." ja doch dem Führer der Bewegung, wie ein Berichterstatter sagt, Die alte Dame trat zu der Wand:„ Die Tapete sieht aber auch eine ganz cigenartig organisierte Elite der Bürgerschaft" sehr schlecht aus; hier geht ja alles abach und die großen Fettzur Seite. Auch das Recht oder Unrecht des„ Dilettantismus" flecken hier an der Thür." und seine etwaigen Gefahren für die Kunst engeren Sinnes sind natürlich immer noch der Diskussion und Ablehnung ausgesetzt. Allein Lichtwark weiß zu antworten:„ Es läßt sich gewiß von Delattantismus alles Böse sagen, das je gejagt ist. Aber damit ist nichts gewonnen. Ist er aus der Welt zu schaffen? Wäre es gut, ihn los zu sein? Wenn man diese Fragen nicht bejahen kann und ich möchte den sehen, der dazu im stande wäre dann giebt es nur eins, ihn als vorhandene Kraft anzuerkennen und den Platz zu suchen, von wo aus er in dem Wirtschaftsleben der Nation förderlich wirkt. Diesen Platz suchen wir in Hamburg nicht theoretisch, sondern praktisch zu finden. Ob es uns gelingt, ist ungewiß, wie alles menschliche Thun . Aber ich hoffe es, und viele hoffen es mit mir und geben sich der Sache hin."
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,, Na ja, da können wir ja' n Stücksten rüber kleben, oder Se hängen' n Bild rauf, denn is' t auch verdeckt." die Wirtin trat näher, dann fing fie plöglich an zu stöhnen:" Ja, Se können sich ja jar nich denken, wat vorn Aerger wir gehabt haben mit die, mit de Vorichten mein' ich, die hier jewohnt haben. Sone Jesellschaft, faß hier noch von' n ersten Wirt her schon drei Jahre, richtiges Arbeitervolk mit' n Haufen Kinder. Ich hab' mein'n Mann jleich gesagt, wie wir's Haus fanften, die müssen raus. Aber wat war dem zu machen! For'n Jahr hatten se noch Kontrakt und der Aerjernee der Aerjer! Immer hingen se ihre olle Kinderwäsche aus't Küchenfenster. Is det nich'n Skandal? Je mach mir mein Fenster hübsch appetitlich mit junge Hühner und schönes jrünes Gemüse, und so'n Volk hängt de Kinderwäsche raus, und denn noch sonne ollen Lumpen, Der andre von jenen zwei Mittelpunkten, die aus der Gesamt- Nee, nee sie unterbrach ihren Redestrom und jappste wieder, heit der Dilettantismus- Bewegung besonders auffallend hervor- dann fing fie von neuem an:„ Na, jlücklicherweise wurde Juli die treten, ist die Zeitschrift Liebhaberkünste, Zeitschrift für häusliche Frau frant un se konnten ihre Miete nich zahlen, da haben wir aber Kunst", die seit dem Jahre 1892 besteht. Sie ist das eigentliche jleich jesagt: Nu aber raus darum is nämlich auch die Wohnung Fachorgan für die Gesamtheit der unter diesem Namen gehenden jetzt leer, und Kunstfertigkeiten, von den Laubsäge- Arbeiten an bis zu der Fülle" Ich möchte mir noch die Küche ansehen." Die alte Dame wandte der immer nen in jenen Streis eintretenden Techniken, mit besonderer ihr den Rücken und ging nach den hinteren Räumen:" In der Küche Betonung dessen, was der häusliche Liebhaber- Arbeiter an Ve- wird wohl auch nichts gemacht, nein?" lehrung, an Vorlagen usw. braucht. Die Zeitschrift ist vorwiegend technisch gehalten, mit einem eifrigen Fragekasten und mit reichlichen Illustrationen, die Vorbilder, Dessins, Erläuterungen eigentümlicher Verfahren ufiv. enthalten, einschließlich einer Farbentafel, und mit besonderem Nachdruck auf freie Verwendung der Naturmotive aus der Pflanzen und Tierwelt; vielleicht ist sie sogar zu sehr auf die mehr materiellen Anleitungen eingeschränkt. Dahinter treten weitergehende Ausführungen über die künstlerischen Fragen dieses Gebiets ziemlich zurück; auch Historisches fehlt im allgemeinen so gut wie ganz. Seit 1897 ist der Zeitschrift ein Beiblatt angefügt, „ Der„ Kunstliebhaber, Kunstgewerbliche Rundschau", das diese Dinge wieder mehr begünstigt. Immerhin würde hier eine gleiche Reichlichkeit und Selbständigkeit wie in jener hauptsächlichen Sparte, insbesondere ein weiteres Bevorzugen von Originalartikeln, will tommen sein.
Sehr rühmlich ist es, daß die Zeitschrift im übrigen die eigentlich didaktische Seite der Sache nicht ganz vergißt, wie es die Artikel Preisgekrönte englische Schülerarbeiten" und" Liebhaberschulen" im 99er Jahrgang zeigen..
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Die Wirtin, welche ihr nachgegangen war, warf einen prüfenden Blick über die verräucherten Wände:" Hier? Ach hier is doch ja nischt zu machen, wenn det ordentlich abjestaubt wird Na ja und wenn dann Gardinen rankommen" Die alte Dame lächelte wieder: Was soll denn die Wohnung kosten?" Die Wirtin raffelte mit den Schlüsseln: Kosten? Na- fünfhundert Mark."
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" Fünfhundert Mark? Die givei Stuben, fünfhundert Mart?" " Ja, dett kost' se."
Wo alles so eingewohnt ist, und dann wollen Sie nicht einmal etwas machen lassen?"
Die Wirtin verzog das Geficht:„ Ja, wenn se Ihnen nich paßt, denn brauchen Se se ja nich zu nehmen. Idk wer meine Wohnungen doch los, det könn'n Se mir man jlauben, mir lofen se fast' s Haus ein, und wo's noch zwei Stuben sind, die nehmen de Leite unbesehen, da sind se froh, wenn se se überhaupt man bloß kriejen." Die alte Dame stand noch immer starr:„ Fünfhundert Mark!"
Sprachwissenschaft.
Doch könnte sich das Blatt ein Verdienst erwerben, wenn es Die Wirtin warf den Kopf zurück:„ Nee, es is ja auch vornherans diese Angelegenheit nicht mur stärker betonte, sondern auch in Zu- und ich hätte ja schon lange davor vermieten können, id nehm' aber fammenhang brächte mit einer andren mum ebenfalls immer stärker nich allen und jeden, seh'n se. Nee, ich seh' mir meine Leite an, werdenden Bewegung: der„ kunstpädagogischen", die das Unterrichts- det hab ick meinem Mann jleich gesagt, als wir vorchten Oktober wesen der Künste überhaupt dem der nichtkünstlerischen Unterrichts- tooften, Otto, hab id jesagt, unser Haus muß dett feinste in de janze fächer gleichwertig machen und damit eine der gefährlichsten Lücken Straße sein, wer uns nich paßt, den schmeißen wir raus, und denn unfres Bildungswesens ausfüllen will. Indessen, je wertvoller eine nehmen wir bloß feine Leute. So' ne mit Kinder zum Beispiel im Fluß der Entwicklung stehende Bestrebung durchgeführt sehen Se, so' ne nehmen wir überhaupt nich" ist, desto leichter wird der darau interessierte Betrachter dazu hingeriffen, mit all den Wünschen zu tommen, die sich ihm davor aufdrängen. So soll auch den in dieser Zeitschrift-Die Einführung einer neuen Rechtschreibung niedergelegten Bemühungen durch unsre kritischen Einschränkungen wird gegenwärtig, wie die„ Köln . Volksztg." mitteilt, im Ministerium mehr ein Zeugnis ihrer Tüchtigkeit und Vornehmheit als eines ihrer des Innern geplant. Das genannte Blatt schreibt dam: Daß in der That Unvollkommenheit gegeben werden. Und jedenfalls kann all diesen unsre Rechtschreibung große Mängel hat, erkennt jeder sofort, der sich den von uns erwähnten Bestrebungen im ganzen die Anerkennung ihrer eigentlichen Zweck der Schrift vergegenwärtigt. Der Zweck der Schrift verheißungsvollen Wirkungskraft nicht versagt werden. ist ja doch lediglich der, die einzelnen Laute des gesprochenen Worts so aufzuzeichnen, daß jeder, der die Zeichen temit, im stande ist, das geschriebene Wort richtig auszusprechen. In einer volltommenen Rechtschreibung wird daher jeder Laut durch ein bestimmtes Zeichen( Buchstaben), aber auch nur durch ein Zeichen bezeichnet, und umgekehrt wird jeder Buchstabe stets auf dieselbe Weise ausgesprochen. Leider besitzt unsre Rechtschreibung diese Eigenschaften nicht. Denn zunächst giebt es eine ziemliche Anzahl von Lauten, die durch zwei, drei und noch mehr Buchstaben bezeichnet werden können. So wird beispielshalber der K- Laut durch k, ck, ch, c, q, der F- Laut durch f, ff, ph, b, der X- Laut durch y, chs, ts, cs, gs. bezeichnet usw. Umgekehrt werden mehrere Buchstaben auf verschiedene Weise ausgesprochen, z. B. das„ ch" auf dreifache, das" g" sogar auf vierfache Weise. Höchst mangelhaft ist ferner die Art und Weise, wie in unsrer Rechtschreibung die Länge und Kürze der Vokale bezeichnet wird. Jeder vernünftige Mensch sieht ein, daß es völlig genügen würde, wenn wir nur eine Bezeichnung der Vokallänge oder der Vokaltürze hätten. Würde beispielshalber nur die Vokalfürze durch irgend ein Mittel bezeichnet, so wäre doch jeder Vokal, der nicht durch jenes Mittel als turz bezeichnet ist, sofort als lang erkenntlich. Niemand kennt z. B. den Grund der Regel, die erfordert, daß man das lange a in ,, Nat" durch bloßes a, in" Saat" durch zwei a, in„ That"
Kleines Feuilleton.
bl. Das feinfte Haus.„ Also das ist die Wohnung?" Die alte Dame blieb stehen, auf das Treppengeländer geflügt, rang fie nach Atem:„ Das sind aber schon mehr drei Treppen, nicht zivei." Auch die Wirtin schnappte nach Luft:" Ja, det macht, weil dett Hochparterre da is, aber sonst is es der zweite Stock, na, nu woll'n wir aber mal reinjehu."
Sie nahm das schwere Schlüffelbund, suchte den passenden Schlüssel heraus und schloß auf:" Na, wenn Se nu mal näher treten wollen?"
Die alte Dame folgte ihr. Mit flüchtigem Blick musterte sie den engen und dunklen Korridor und trat dann in die vorderen Räume: Die Stuben find aber furchtbar flein."
Och, meinen Se? Man kann aber' ne janze Menge rinstellen, bei die Leute oben schlafen in die kleene sogar vier Personen, die iroße haben se vermietet."
" So?" Um den Mund der Mieterin glitt ein Lächeln. Dann feufzte sie leicht: Ach ja, es ist allerdings schrecklich, wie man