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sagen das, weil sie selbst solche Narren nicht sein können; ein Dumm-| der Schilder bestimmte und 4 Pfund Wege- Amtsgebühr erhob. Nach topf fann gar nie ein Narr sein. Sagen Sie das jedem, der Sie schilt."

Bei einer Wanderung durch die Straßen Wiens in einer herr­lichen Mondnacht blieb er plöglich auf dem Llchmarkte stehn und jagte zu seinem Begleiter:

Es ist gut, daß nach dem Untergange der Sonne der Mond aufgeht. Ich liebe nächtliches Dunkel, aber nicht die dunkle Nacht Dieser Mond am Himmel ist wie eine Sonnenblume, der sich das Auge, mag es wollen oder nicht, zuwenden muß."

Und dieser reiche Geist war fünf Jahre später für immer zer­stört! Zerstört, nachdem er sich wenige Monate vorher verlobt hatte und von einem Leben voll feierlichen Familienglüds träumte." Du fenuft," äußerte er einmal zu seinem Freunde, dem Dichter August Frankl, die Geschichte von Phaeton und den durchgehenden Sonnen­roffen. Wir Dichter find alle so phantastische Wagenlenker, die sehr leicht einmal von ihren eigenen Gedanken gejchleift werden Derselbe Frankl hat uns auch einen fesselnden Bericht über seinen Besuch bei dem armen Kranken in der Anstalt Winnenthal im Herbst 1845 hinterlassen. Derselbe lantet folgendermaßen:

fönnen."

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stehen,

einer Zeit, in der die Reklame volle Freiheit genoß, unter Ludwig XIV.  , bestimmte eine Verordnung des Polizeilieutenants de Sartines, daß die Schilder in Form von Tafeln an den Maueru angebracht wurden und nur vier Zoll hervorstehen durften. Die an Etüßen angebrachten Schilder verunzierten die Stadt. Die alten Schilder verschwanden allmählich mit der Numerierung der Straßen und der Zunahme der Zeitungen, die den Handeltreibenden die vierte Seite zu Annoncen und Reklamen zur Verfügung stellten. Dann erschienen die Plakatträger und die Reklamewagen. Da diese aber bedroht sind, müssen die Erfinder ein neues Verfahren ausdenken, um mit dem Bublifum in Verbindung zu treten. Au geistreichen Erfindungen hat es ja in der Geschichte der Reklame nie gefehlt. Man denke z. B. au folgende Rellame aus der Zeit der Präsidentenvahl in den Vereinigten Staaten   im Jahre 1860: Wähler! Ihr müßt Eure Stimme für die guten Kandidaten abgeben. Zu dem Zweck muß Euer Kopf klar sein, und das wiederum erreicht Ihr durch aus­giebigen Gebrauch der Universalpillen von Brandreth!" die Eingeweide nur in guter Ordnung sind, ist der Kopf und die Urteilskraft nicht benommen!" Ebenso genial ist die folgende Reklame, die ein Pariser   Messerschmied vor einigen Jahren ver­öffentlichte: Unermüdlich in ihrem Laufe geht die Zeit ihren ewigen Gang. Der unbengjame Greis, der taub ist gegen Bitten und Ver wünschungen, schreitet gleichmäßig vorwärts. Ein Jahr mehr wird auf Euren Häuptern laften. Da die Stimme der Ewigkeit es ge­bietet, da die Zeit unerbittlich ist, gebraucht die Augenblicke, die fie Ench läßt, und sucht in der süßen Wollust der Freigebigkeit zu ver geffen, daß auch Ihr eines Tags der Sichel zum Opfer fallen müßt, deren Härte in Euch den Glauben erwecken wird, daß fie aus der Werkstatt von.. Straße... hervorgeht, die so berühmt ist durch ihre feinen, zu Geschenken geeigneten Stahlwaren."

Theater.

Wenn

" Ich stellte mich dem Hofrat Zeller vor und betrat mit ihm, dem Assistenten und dem Wächter die Zelle. Lenau   stürzte mir mit einem Freudenrufe: Franki!" entgegen, füßte mich heftig und preßte mich eine Minute lang aus Herz. Gleich darauf wendete er sich ab, fing an zu pfeifen, lateinisch zu reden, dumm zu lachen; dann verlangte er seine Violine, fragte einen Ländler, den er zu­gleich tauzte, und nahm von mir weiter feine Notiz. Ja suchte ihn zu firieren, wie z. B.: Aber, lieber Nimbsch, ſpiele doch etivas von Beethoven  , den DII so sehr verehrst1" Ah, vont Beethoven! Den Grundgedanken der neunten Symphonie. Höre! Wir müssen uns duzen, lieber Bruder!" Darauf geigte er etwa zehn Minuten ein wahres Charivari und blieb endlich ernst und heldenhaft vor 11115 Von Leffing Theater:" Im weißen Nöß'l." wie überhaupt seine Gestalt, sonst geluidt und eingebrochen, jekt Blumenthal. Herr Deppe, der neue Schauspieler, der gegen­aufrecht und fopfhöher ist." Einige Zeilen ipäter fährt Frankl fort: wärtig im Lessing- Theater in fomischen Rollen auftritt, foll vermut­Er lief fortgesetzt auf und ab, pfiff, tanzte, huicte nieder; lud lich das Erbe des zu früh verschiedenen Guthery antreten. Das man ihn zum Sigen ein, so that er dies schr höflich, stand aber ist durchaus teine leichte Aufgabe. Guthery war ein Künstler von wieder auf und ergriff die Violine, rauchte eine Cigarre und spielte großer Gestaltungskraft und bewunderungswürdiger Frische des tanzend einen Ungarischen, dann wandte er sich zum Arzt: In Humors  . Die Vergleiche bleiben nicht aus, wenn man einen neuen der Musik liegt alles liegt alles Geheimnis, ans der wollen wir Schauspieler in den Rollen ficht, in denen er sonst erfrente. Und ein ganz andres therapeutisches System herauskonstruieren." die Vergleiche sind gefährlich. Gewöhnlich folgte den Reden ein fchallendes blödes Herr Deppe verträgt fie min ganz und gar nicht. Gelächter. Was läßt Du nach Wien   sagen?" Ah, ich reise mit, Man und die Sofie( Sofie Löwenthal, die Frau seines Freundes, zugleich der gute Engel und der böse Dämon seines Lebens) wird geheiratet! Diese Stappe hat sie mir gestickt. Weißt Du, Bruder, beim Amor der goldene Wein.

"

In dieser Weise ging es eine volle Stunde fort, immer toller und toller, der Freund war entsetzt und konnte sich doch nicht los­reißen. Aber Lenau   begann immer verworrener zu reden, so daß Frankl endlich mit zerrissenem Herzen Abschied nahm, ohne daß der franke Dichter dies beachtete. Fünf Jahre lang befand sich Lenau  in diefem furchtbaren Zustand, bis ihn der Tod von seinen Leiden erlöfte.

Kleines Feuilleton.

darf an Guthery nicht einmal denken, weint mant seine Leistung halbwegs erfreulich finden soll. Guthery belebte die Dede des Blumenthalschen Schwanks mit seinem sprudeluden Frohfimm. Herr Deppe hat nichts Eigenes zit verschenken und kann so dem schalen Spaß feine frischeren Farben geben. Man hat den Eindruck des Matten, Trockenen, Schwunglofen und Müden. Sein Humor hat nicht Saft und nicht Kraft. Alles bleibt im Konventionellen stecken. Ich habe den ganzen Abend nicht einen Zug, nicht eine Geste, nicht einen Einfall bemerkt, der von Ursprünglichkeit gezeugt hätte. Ich sah nur die landläufige Komit des landläufigen Komilers. Damit soll über Herrn Deppe natürlich nicht allgemein geurteilt sein. Wir werden seine Leistungen verfolgen und uns freuen, wenn fie gelegentlich die Vor­züge zeigten sollen, die wir diesmal vermißten.­E. S.

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Gesundheitspflege.

ck. Bnr Geschichte der Reklame. Neber die Pariser   Reklame ie. Die Bedeutung des Kanens der Speisen ist eiuft und jetzt veröffentlicht ein Barijer Blatt eine hübsche Blanderei: durch einen von Seifert vor der Physikalisch- Medizinischen Gesell­Der Polizeipräfekt von Paris  , M. Lépine, hat eine nene Verordnung schaft in Würzburg   gehaltenen Vortrag ins rechte Licht gesetzt worden. über die Cirkulation der Wagen in Paris   erlaffen. Darunter be Dieser Forscher hat sich nämlich der schwierigen Aufgabe gewidmet, findet sich auch ein feiner Baragraph, der die kleinen Handwagen, durch Versuche festzustellen, welche Veränderungen die verschiedenen die der Reklame dienen, verbietet; sie müssen innerhalb 50 Tagen Speifen im Munde erleiden, wenn sie eine bestimmte Zeit lang ge verschwunden sein. Vor einiger Zeit wurden schon die von Pferden taut worden sind. Als Endergebnis ist gleich der Satz vorweg zu gezogenen Reklamewagen verboten, weil sie die Schönheit der nehmen, daß das Bertleinern der Speisen im Munde und die schon Stadt Paris   verunzierten und jetzt folgen ihnen auch die kleinen Hand- dabei erfolgende teilweise Lösung und chemische Umwandlung für wagen. Daneben fordert der Polizeipräfeft die Staufleute auf, sich deren richtige Verwertung von außerordentlicher Wichtigkeit ist. Die einer direkten Reklame zu bedienen. Nun sind aber die Reklame und die Versuche wurden in folgender Art vorgenommen: Von verschiedenen öffentlichen Anzeigen schon fo alt wie die civilisierte Welt, und schon immer Nahrungsmitteln, gefochtem Eiweiß, Holländer Käse, gekochtem Rind­hat man ziemlich erfolglos versucht, sie durch Verordnungen zu be fleisch, Maccaroni, gefochten Startoffeln, rohen Aepfeln, gekochten stimmen. Schon die Griechen Tannten die öffentlichen Ankündigungen. gelben Rüben, rohem Rettich wurde ein Bissen von etwa je 5 Kubik­in den genau gewogen, Mund Sie wurden gewöhnlich auf Holztafeln geschrieben oder gemalt, die centimetern zurechtgemacht, dann an drehbaren Augeln befestigt wurden. Die Römer malten gesteckt und 30 Sekunden lang gekaut. Nach dieser Zeit befand ihre wichtigen Anzeigen auf geweißte Manern. Beispiele solcher sich der Bissen stets in einem Zustande der Zerkleinerung, Reklamen find in Pompeji   gefunden worden. Epäter schrieb man in dem er hätte verschluckt werden fönnen. Statt dessen wurde fie auf Bergamentblätter, die man an Pfeilern und Säulen an- er in eine Schale entleert, die Mundhöhle einigemal mit brachte. Die Schilder der Griechen sind nicht bekannt, aber in Rom   destilliertem Wasser nachgespült und die Zähne forgfältig gereinigt. hingen die Schlächter vor ihre Läden das Fleisch und schmüdten es um eine weitere chemische Wirkung des Speichels auf die Speisen mit Palmzweigen, die Milchhändler hatten eine gemalte Stub und die zu vermeiden, wurde sofort etwas Salzsäure zu der Masse hinzu­Weinhändler zwei Männer, die eine Amphora trugen. In Paris   gefügt. Nummehr entleerte man jede Probe durch ein Meffingfieb wimmelte es im Mittelalter von, indiskreten" Schildern. Da die Straßen mit 1 Millimeter weiten Maschen. Das auf dem Sieb Zurückbleibende noch nicht numeriert waren, dienten die Schilder erfolgreich dazu, wurde nach dem Augenmaß in Teilchen über und unter 4 Millimeter sich in dem Labyrinth der Gäßchen zurecht zu finden. Da erschien Durchmesser gesondert und danach ausgezählt. Die durch das Sieb im Jahre 1567 eine Verordnung, daß die Gastwirte, die ein Schild gelaufene trübe Flüssigkeit wurde filtriert, das flare Filtrat ein haben wollten, ihren Namen, Vornamen und Wohnort in der Kanzlei gedampft, die im Filter bleibenden Bestandteile getrocknet und angeben mußten. Natürlich rivalisierten die andren Handelsleute gewogen, auch unter dem Mikroskop der Größe nach bestimmt. bald mit den Gastwirten, und in allen Straßen sah man riesenhafte Die so erhaltene Kau- Statistik", wie man sie nennen könnte, lieferte rote Handschuhe, ungeheure Stiefel und lange Gliederpuppen mit den Beweis, daß die verschiedenen Speisen in sehr verschiedenem Banzer erscheinen, bis eine Berordnung im Jahre 1666 die Größe Grade beim Stauen zerkleinert werden. Die Zahl der Teilchen