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deffen, was er bisher vertreten hatte. Er kämpfte mumehr für eine ftreng wiffenfchaftliche Betrachtung des Lebens. Durch das Studium von Werken, die im naturwissenschaftlichen Geist der damaligen Zeit gefchrieben waren, wurde er von seiner früheren Anschauung abgebracht. Er hatte sich in Friedrich Albert Langes Geschichte des Materialismus", in Dührings Schriften, in die Ausführungen der franzöfifchen Moralschriftsteller vertieft. Wer diese Schriften kennt, der fieht in den Standpunkten, zu dem sich Nietzsche in seinen Werken:
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interessante, extreme Ausgestaltung einer absterbenden Ideenwelt sehen, sondern ein lebensfähiges Glaubensbekenntnis, müssen blind gegenüber den Forderungen der Gegenwart sein. Ein merkwürdiger Denker ist am 25. Auguft gestorben; nicht einer der führenden Geister in die Zukunft. Rudolf Steiner .
Menschliches, Allzumenschliches"," Morgenröte" und Fröhlichen lurKleines Feuilleton.
Wiffenschaft" bekennt, extreme Schlüffe aus den Jdeen, die von den ck. Die Sprache des Kindes. In dem fürzlich erschienenen genannten Schriftstellern vertreten worden find. Nießsche fieht jetzt ersten Band der Völlerpsychologie" von Professor Wilhelm in den Vorstellungen, die er vorher gelehrt hat, falsche Ideale, undt finden sich interessante Beobachtungen über die Entstehung welche die nüchterne, verstandesklare Beobachtung der Dinge in einen der Kindersprache. Nach Professor Wundt kann man in der Entromantischen Nebel einhüllen. Immer mehr steigert sich seine Anti- wicklung der findlichen Stimmlaute drei Stadien unterscheiden. Das pathie gegen Schopenhauer und Wagner. Im Jahre 1888 verfaßt erste, das bis in die sechste Lebenswoche herabreicht, ist das der er dann seine Schrift„ Der Fall Wagner", welche in Worte ausklingt, Schreilaute. Das Kind schreit zunächst, weil es Kälte und Hunger wie diefe:„ Die Anhängerschaft an Wagner zahlt sich teuer. Ich empfindet und stößt dabei unartikulierte vokalische Laute, wie a, a, u, beobachte die Jünglinge, die lange feiner Infektion ausgesetzt waren. Die nächste relativ unschuldigste Wirkung ist die des Geschmacks. Wagner wirkt wie ein fortgesetter Gebrauch von Altohol. Er stumpft ab, er verschleimt den Magen. Der Wagnerianer nennt zuletzt rhytmisch, was ich selbst, mit einem griechischen Sprichwort" den Sumpf bewegen" nenne."
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uä aus. Schon in der ersten Lebenswoche erweitert sich der Gebrauch dieser Schreilaute, die nun nicht nur bei Schmerzempfindungen, sondern auch bei andren Unfuftstimmungen, etwa bei ungewohnter Lage 2c. erfolgen und schließlich im äußersten Grade den Charakter des Wutschreies annehmen. Der Hauptfortschritt, der sich am Ende des ersten und am Anfang des zweiten Lebensmonats vollzieht, besteht Noch einmal gewinnt etwas einen starken Einfluß auf Nietzsche . darin, daß allmählich auch schwächere Gefühle von Lautäußerungen Es ist der Darwinismus. Auch hier schreitet er sogleich zu den begleitet werden, z. B. Ungeduld, Verdruß und in leisen Anfängen extremsten Folgerungen vor. Ohne Zweifel hat ein im Jahre 1881 schon Luftgefühle. Neben den eigentlichen Schreilauten treten schon erschienenes Buch eines genialen, leider früh verstorbenen Natur- gemäßigtere Ausdruckslaute auf. Der Lautschatz des Kindes vermehrt forschers, W. H. Rolphs: Biologische Probleme", ihm weit- fich und halb artikulierte Lautbildungen, wie ör, rö, ta, ra usw. gehende Anregungen gegeben. Er wird von der Jdee des Kampfes treten zu den früheren Vokaltfängen hinzu. Diese Lautsprache bildet umis Dafein" aller Wesen, der im Darwinismus eine mächtige schon den Uebergang zu dem zweiten Stadium, in dem sich die An= Rolle spielt, fasciniert. Aber nimmt diese Idee nicht zahl der Lautartikulationen entsprechend dem größeren Reichtum des in der Darwinschen Form an; er gestaltet fie in Kindes an Gemütsstimmungen, besonders an Lnstempfindungen, rasch dem Sinne um, in dem sie Rolph ausgebildet hat. Darwin war vermehrt. Lautverbindungen wie am, ab, an, na, bu äußern schon ein der Ansicht, daß die Natur bei weitem mehr Wesen hervorbringt, schwaches Wohlbehagen des Kindes. Stärkere Freude tündet fich als fie mit den vorhandenen Nahrungsmitteln erhalten kann. Die noch in einem lauten frähenden Geschrei an, das sich von dem Wesen müssen also um ihr Dasein Kämpfen. Diejenigen, welche am Wehgeschrei durch seine fürzere Daner und hohe Tonlage unterbollkommenften, am zwedmäßigsten eingerichtet find, bleiben übrig; fcheidet. Bis zum Ende des ersten Lebensjahres ändert sie sich nur die andern gehen zu Grunde. Rolph ift andrer Meinung. Er sagt: wenig. Nene Laute wie oi, eg, ge, ja, et, br treten auf, aber ste nicht die Not des Daseins ist die treibende Macht der Entwicklung, haben noch gar nicht den Charakter eigentlicher Sprachlaute, fie find sondern der Umstand, daß jedes Wefen sich mehr aneignen will, nur andersartige Gefühlsäußerungen, wie die primitiven Schrei als es zu seiner Erhaltung bedarf, daß es nicht nur seinen laute. Auch die Bildung der Lautwiederholungen, die in der Regel Hunger stillen, fondern über seine Bedürfnisse hinausgehen in die zweite Hälfte des ersten Lebensjahres fallen, gehören noch will. Die lebendigen Geschöpfe fämpfen nicht bloß für das ganz dem Stadium der reinen Gefühlsäußerung des Kindes an. Notwendige, sondern sie wollen immer mächtiger werden. Nolph Bei der Hervorbringung von Lautwiederholungen, wie da- da- da, fetzt an Stelle des„ Kampfs ums Dasein" den Kampf um Macht". ma ma mna, ba- ba- ba scheint das Kind sich besonders beDiefen Gedanken stellt nun Niegiche in den Mittelpunkt seiner Ideen haglich zu fühlen. Eine Art von rhytmischem Gefühl verrät welt. Er drückt ihn paradog aus: Leben selbst ist wesentlich sich darin. Bald nach dem Auftreten der Wiederholungslaute Aneignung, Verlegung. leberwältigung des Fremden und beginnt das Kind, gewöhnlich schon am Ende des ersten Lebens Schwächeren, Unterdrüdung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, jahres, zufällige Geräusche, namentlich Sprachlante nachzuahmen. Einverleibung und mindestens, mildestens Ausbeutung." Diesen Die Neigung zu dieser Echofprache" ist bei verschiedenen Kindern Gedanken überträgt er auf die fittliche Weltordnung. Er verbindet in ungleichem Maße vorhanden. Zunächst werden die Laute völlig fich ihm mit einer Ansicht, die er schon früher aus Schopenhauers verständnislos nachgeahmt. Auf das allmähliche Verstehen der ge= Philosophie angenommen hat: daß es auf die Masse der Menschen nicht hörten Worte folgt nach geraumer Zeit erst die selbständige An anfomme, daß die Massen nur dazu da feien, um einzelnen Auserlesenen wendung der Worte, um einen Gegenstand zu bezeichnen. Dies ist als dienende Wesen die Bahnen möglich zu machen, auf denen sie zur höchsten das dritte Stadium der eigentlichen Sprachbildung, das die Macht steigen. Die Geschichte soll nicht zum Glück jedes Einzelnen folgenden Lebensjahre umfaßt. Das Kind benennt bewußt Personen führen, sondern sie soll nur ein Umweg sein, um die Macht einiger und Vorkommnisse seiner täglichen Umgebung. Dahin gehören die hervorragenden Individuen zu befördern. Auf diesem Umweg soll bekannten Lallworte Mama, Papa, atta" für das Fortgehen der Mensch sich zum„ Uebermenschen" entivideln, wie er sich vom einer Person, mimi" für die Milchflasche uſw., die in Affen zum Menschen entwickelt hat. In dem halb poetisch, halb die Wende des ersten und zweiten, oder in die ersten Monate philosophisch gehaltenen Werke Also sprach Zarathustra" hat Nietzsche des zweiten Lebensjahres fallen. Die weiteren Wortbildungen der das hohe Lied dieses nebermenschen" gesungen. Wieder findet er Kindersprache erfolgen dann meistens sehr rafch. Bei einem Mädchen, wie in seinen Jugendjahren in der bisherigen Kulturentwicklung einen dessen erste, bewußt angewendeten Sprachlante genau in den zwölften großen Irrtum. Der höherwertige Typus Mensch ist oft genug Monat fielen, zählte Professor Wundt im 19. Monat schon 66 Wörter, schon dagewesen: aber als ein Glücksfall, als eine Ausnahme, nie die sich einen Monat später um weitere zwölf vermehrt hatten. Der mals als gewollt. Bielmehr ist er gerade am besten gefürchtet Wortschatz dieses Kindes umfaßte z. B. Worte wie: Oggo( Ontel), worden, er var war bisher beinahe das Furchtbare; und Dada ( Tante), Eje( Marie), Wida( Friedrich), Mue( Junge), Bipi aus der Furcht heraus wurde der umgekehrte Typus ge-( Vogel), Hotto( Pferd), Agga( Auge), Muni( guten Morgen), Nan wollt, gezüchtet, erreicht: das Haustier, das Herdentier,( gute Nacht), Jija( Schleier), Mia( Finger), Aga( Jacke und Kaffee), das trante Zier Mensch. "( Werke, Band 8, Seite 218 f.) Soi( Schloß), Gag( leid) usw. Auf diese ersten Wortbildungen Nietzsche war nunmehr von seiner Idee des„ Willens zur Macht" folgen von der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahrs an häufiger so hypnotifiert, daß ihm alles andre neben dem brutalen Kampf gebrauchte artikulierte Gefühlslaute wie chi, up, ol, pu, tschi, tlu und um Unterdrüdung des Schwächeren gleichgültig wurde, daß er in andre mehr. Gegen die Mitte des dritten Lebensjahrs pflegen die dem fein Mittel scheuenden Renaissance Menschen Cesare Borgia sämtlichen in der Sprache der Umgebung vorkommenden Laute auch das Muster eines Uebermenschen fah. in der Sprache des Kinds und in seinen Gefühlsäußerungen eine Immer mehr hat sich Nietzsche unter dem Einfluß solcher Bor- Nolle zu spielen. Natürlich ist die Kindersprache bis zu diesem Zeitstellungen in eine Weltanschauung paradorer Art hinein getrieben, punkt noch reich an Wortverdrehungen und Lautverdoppelingen, die die weit ab liegt von der Kultur der Gegenwart. Charakteristisch der jeweiligen Auffassungsstufe des Kinds entsprechen, und die eine ist seine Stellung zur Arbeiterfrage". Er sagt: Die Dummheit; Art Universalsprache bilden, denn sie finden sich ähnlich in fast allen im Grunde die Juftinkt- Entartung, welche heute die Ursache aller Ländern. Interessant find dabei die Naffemterschiede. Das deutsche Dummheiten ist, liegt darin, daß es eine Arbeiterfrage giebt. Ueber Kind nennt den Hund Wau- wau, das franzöfifche Dua- oua, das gewiffe Dinge fragt man nicht.- Man hat den Arbeiter niederländische Waf- waf, oder das deutsche Kind sagt auf Huhn militärtüchtig gemacht, man hat ihm das Koalitionsrecht, das Glut- glut, oder Tuk- tut, das französische Kot- kok und dergleichen politische Stinumrecht gegeben: was Wunder, wenn der mehr. Die Neigung zu onomatopoetischen Wörtern variiert Arbeiter seine Existenz heute bereits als Notstand( moralisch aus sehr in der Kindersprache der verschiedenen Länder. Bei den euro gedrückt als Un recht) empfindet? Aber was will man? Noch päischen Nationen werden im wesentlichen nur einige Tiernamen und wollen will man Ellaven, jo ist man ein Narr, wenn man sie zu Stlingeln der Hausglode in onomatopoetischen Formen ausgebrüidi; id einen Bed, muß man auch die Mittel wenige Vorgänge täglichen Lebens, wie B. das Effen, das Serren erzieht".( Werke, Band 8, S. 153.) Vom Standpunkt aber die japanische und chinesische Kindersprache ist Nietsches aus ist das alles konsequent. Diejenigen, die aber in fehr reich an solchen Worten. Viele dieser Formen der Kindersprache diefem Standpunkt nicht eine durch die Persönlichkeit Nietzsches höchst sind auch in die tägliche Umgangssprache der Japaner übergegangen.
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