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Gind m

bin mallout

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Die Beweise dafür habe ich in Händen.

( t Heißt ein Herz! Ich hätte den Brief haben können,| Rundungen. Bei rubigem Schreiben zeigt sie nicht felten einen flotten Wie verändert fie fich aber, wenn ich fünf, fechs wenn ich ihr gesagt fätte, ihr Mann sitt im Gefängnis, aber Schwung. nur ein Räuber wäre dazu im stande gewesen. Bin ich ein Stunden auf der Barlamentstribüne bei anstrengenden Sigungen die Reden der Boltsvertreter prima vista nachschreibe! Dann verliert Räuber? Ich bin kein Räuber." fie Rumdung, wird hart und edig: furzum es ist nicht dieselbe Und er schwang sich geschickt in den vorüberrasenden Schrift. Ja felbst der Federhalter und die Feder beeinfluffen das Schöneberger Omnibus, mit welchem er um fünf Pfennig Aussehen der Schrift. Bei großer Ermüdung nimmt mancher den billiger fuhr. Halter zwischen Beige- und Mittelfinger. Selbstverständlich entsteht Ich bin fein Räuber! Ich habe auch ein Herz!" dadurch eine Handschrift, die von der gewöhnlichen grundverschieden brummite er in sich hinein, während er im engen Wagen ist und von den Graphologen demgemäß ganz verschieden be­zwischen den dicken Mänteln der Insassen ein Pläßchen aus- urteilt wird. Hod nomole drängte. Und mit herablassendem Lächeln schentte er in Ein Blatt, das öfter von mir Beiträge erhielt, beluftigte seine Leser im Briefkasten" mit einer warmen Aufwallung dem Schaffner die ersparten fünf der Beurteilung von Handschriften. Der Graphologe erhielt nun Pfennig. ruder Reihe nach auch von den Redacteuren Schriftproben. Ohne mein Wissen hatte man auch einen Feßen mit meiner Handschrift beurteilen laffen. Wäre ich ein überzeugter Anhänger der Graphologie, dann müßte ich inzwischen bereits dem Größen wahnsinn anheimgefallen sein, denn die Charaktereigenschaften, die der Handschriftendeuter mir zufchrieb, gingen turmhoch über das all­gemein Menschliche hinaus. Glücklicherweise machte mich das and Graphologische Lebergriffe. Reimtalent stugig, das der Sachverständige mir angedeutet" Denn mit der entschuldbaren Ausnahme einiger Ein bekannter Karikaturzeichner, der mit verblüffender Sicherheit hatte. das Charakteristische einer jeden Persönlichkeit zu treffen weiß, pflegt, gereimten Bersuche, die bereits mehr als zwanzig Jahre hatte ich nie ein Gedicht verbrochen. Heim wenn er in einer Privatgesellschaft Broben seiner Runft zum besten zurüdliegen, hatte ich nie ich bin, ließ ich einige Wochen später giebt, feinen Modellen vorher den Stopf mit den Fingerspißen forg- tüdiſch. fältig abzutaften. Er glaubt nämlich steif und fest daran, daß ihm zwei Säße eines Manuskripts, das mit einer ganz schredlichen Feder erst diese Untersuchung den richtigen Aufschluß über den Charakter in höchfter Gile niedergeschrieben war, dem Graphologen zur Be der zu zeichnenden Person giebt. Die Lavatersche Physiognomit, die urteilung einfenden. Da kam denn glücklicherweise mein wahrer Kunst, aus der äußeren Schädelbildung auf den Charakter des Charakter ans Tageslicht. Es war also nicht wahr, daß ich die Menschen zu schließen, scheint also noch vereinzelte Anhänger zu mir vereinigte, mein kühn vorwärts dringender Geiſt" schrumpfte zu geistigen und moralischen Eigenschaften eines Nordau und Egidy in befizen. Bekanntlich hat Goethe die Jdee Lavaters, mit dem er einige einem kleinen ängstlichen Charakter" ein, der keiner Ausdauer Beit befreundet war, beifällig aufgenommen, ja man vermutet fähig ift". Wir haben damals weidlich gelacht, als mein beginnender fogar mit starker Wahrscheinlichkeit, daß er die Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und der Menschen- Größenwahn auf so entsegliche Weise zerstört wurde, aber die Sache liebe", in denen Lavater seine Idee darlegte, start beeinflußt hat. hat doch auch ihre bedenkliche Seite. Es hat Zeiten gegeben in denen Geschäftsleute die Hand­Mit großer Gewißheit kann man es von den Stellen annehmen, noch nicht weit zurückliegen in denen auch der Handschrift jedes Menschen ein individueller schriften der Bewerber min eine vakante Stelle von einem Grapho­Charakter beigelegt wird, der es möglich macht, aus ben logen begutachten ließen und danach, nicht nach den gengniffen Schriftzügen des Menschen auf seine geistigen und moralischen ihre Entscheidung trafen. Qualitäten zu schließen. Das ist, wie man weiß, Goethes ureigenfte Idee gewesen, der selbst fleißig Autographen fammelte. Die Erfolge der eraften Wiffenschaften gruben diesen spekulativen Jdeen den Boden ab. Trotzdem gelang es, in ben legten brei Jahr zehnten die Kunst der Handschriftendeutung zu neuem Leben zu 1erweden, ja ihre Anhänger find allen Ernstes dabei, fie aum Range einer Wissenschaft zu erheben. Eine Reihe von Familienzeitschriften hat diesem Bestreben nur allzu bereitwillig Borschub geleistet. In dem Bestreben, mit den Lesern in eine fo­zusagen persönliche Fühlung zu kommen, verfiel man auch darauf, die Handschrift der Abonnenten durch einen Graphologen beurteilen zu lassen und die Deutung, die oft recht orakelhaft, mindestens aber fehr diplomatisch abgefaßt wird, abzudruden. Die guten Eigenschaften des Einsenders der Schriftprobe werden sehr kräftig hervorgehoben, wie ein feines granum salis werden dem Lobeshymnus einige weniger lobenswerte Qualitäten, wie launisch"," zum Leichtsim ge­neigt" und dergleichen beigemischt. Man braucht nur eine Anzahl jolcher Urteile" aufmerksam zu prüfen, um zu finden, daß oft innerhalb eines und desselben Urteils fich Widersprüche finden. Vor mir liegt ein allerdings älterer nicht die geringste Veränderung, die auf Störung der Seelenthätigkeit Jahrgang eines bekannten illustrierten Blatts, in dem sich folgende Deutungen finden:

dout thirde p

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die

verwandte Handschriftenvergleichung, von deren Ergebnissen ziemlich Noch bedenklicher ist die mit der Handschriftendeutung recht nahe oft ein gerichtliches Urteil abhängt. Dem Richter ist es allerdings überlassen, ob nud inwieweit er dem Gutachten der Schreib- Sach verständigen Wert beimeffen will, aber wer vermag zu ermessen, ob nicht dennoch die apodyktische Gewißheit, mit der solche Gutachten oft abgegeben werden, zur Berurteilung eines Angeklagten beiträgt, wenn auch daneben ein andres Gutachten sieht, bas bie Identität Daß fich Schreib­zweier Handschriften schlankweg verneint. fachverständige in ihren Urteil direkt widersprechen, ist aber eine gerichtsnotorische Thatsache. Das mahnt doch zum allermindeſten au großer Vorsicht, wenn nicht einmal die charakteristischen Merkmale weier sich ähnelnden Handschriften zur Entscheidung der Frage aus reichen, ob sie von einer und derselben Hand herrühren oder nicht. latt mit dem Anspruch hervorgetreten, frankhafte Veränderungen der Vor furzem ist sogar ein Graphologe in einem weitverbreiteten Psyche aus der Handschrift erkennen zu wollen. Daß Geistestranke bet ihrem Schreiben oft nur ein schwer zu entzifferndes Getrißel hervor bringen, ist Thatsache, aber ebenso häufig ist an ihrer Handschrift auch hinweiſen könnte, wahrzunehmen. Es wäre Sache der psychiatrischen nin Wissenschaft, derartige müßige Spekulationen in ihre Schrauten zurüdzuweisen. Denn wozu follte das führen, wenn es Mode werden follte, Handschriften darauf zu prüfen, ob sie nicht schon krankhafte Geiftesstörungen des Schreibenden anzeigen. Die Ange cines solchen Huglüdlichen pflegen die drohende 2. Stolzes, herrisches Wesen; Schreiberin fann feinen Wider- hörigen Strankheit früh spruch vertragen. Dabei von Herzen gut und zu unangebrachter tennen. Was tönnte für ein Unheil entstehen, wenn womöglich genug aus andren Anzeichenzu Wohlthat geneigt." Man fann ohne Bedenken zugeben, daß es derartige Charaktere Aerzte der Spur dieses spekulativen Kopfes folgen wollten. giebt, denn in jedem Menschen, mag sein Benehmen der näheren Störungen der Handschrift, das beweist schon der sogenannte Umgebung noch so einheitlich und ausgeglichen erscheinen, finden Schreibkrampf, haben ihre Ursache meistens in törperlichen Zuständen. Eigenschaften. Nur muß man fragen, welche

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1. Gutes, forgfames Hausmütterchen, tinderlieb, eruste Lebens­anffaffung, doch nicht frei von rechthaberischem Wejen, mitunter fogar zu recht leichter Auffaffung des Lebens geneigt."

er

Eigentümlichkeiten der Handschrift dem Graphologen den Aufschluß auch in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift", Jahrg. 1898,

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ein Fall in

über den Charakter des Schreibenden gegeben haben. Die Ber- Schluß eines jeden Schuljahres die Herrschaft über ihre verlor und jedesmal durch furze Erholung treter der graphologischen Wissenschaft erwidern: die Form jeder Hand völlig verlor und Handschrift sei vom Gehirn abhängig, sie müsse deshalb die Art, und geeignete Behandlung in furzer Zeit wiedergewann. Glide wie das Gehirn sich bethätige, widerspiegeln. Bei dieser licherweise gab ihr Benehmen durchaus nicht zu dem Verdacht An­Behauptung vermögen sie sich auf feinen Geringeren als den Phyfio- laß, daß ihr Geist an der Störung der Handschrift schuld fei. Bis jetzt ist die Graphologie den Beweis schuldig geblieben, daß logen Wilhelm Thierry Breyer zu berufen, der sich so viel mit dem Hypnotismus beschäftigt hat und im Jahre 1895 mit der fie mit apodyktischer Gewißheit aus den Zügen einer Handschrift den Charakter des Menschen erkennen taim. Sie hat noch nicht Schrift: Zur Psychologie des Echreibeus" der Graphologie einmal den Beweis erbracht, daß jede Sandschrift stets fcharf ausgedrückt das wissenschaftliche Mäntelchen umgehängt hat. Trotz aller Bemühungen ihrer Anhänger hat die Graphologie dieselben charakteristischen Besonderheiten aufweist. Sie wird es bisher den Beweis nicht erbracht, daß sie mit Zug und Recht auf auch nicht könnten. Sie kann ja nicht einmal die Thatsache erklären, den Rang einer Wissenschaft Anspruch machen taun. Selbst wenn daß große Geister oft mit einer geradezu scheußlichen Handschrift das Gehirn die Handschrift beeinflußt, bleiben noch immer die vorlieb nehmen müssen, während unbedeutende Menschen ihre Mit­äußeren Einflüsse zu beachten, die zur Veränderung der Schriftzeichen menschen mit recht charakterijtijchen, harmonischen Schriftzügen er eines und desselben Menschen beitragen. Als einer, der sehr viel freuen. Wo bleibt da der Einfluß des Geistes auf die Hand? fchreibt, darf ich dabei wohl meine Erfahrung in die Wagschale werfen. Ich befize eine flare, flüssige Handschrift mit angenehmen

Frig Stowronnet. 60

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