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Mangel an künstlerischem Gesangstönnen seine Späße der richtige I man schon seit acht Tagen nichts weiter gehabt hatte, als Kartoffeln, Ersatz sind; und ob wir es vielleicht mit einem Künstler zu thun Pellkartoffeln mit Salz und Cichorienaufguß bekommen, der sich noch umzubilden versteht: das alles scheint doch Er fühlte, wie ihm die Knie zitterten. Im ganzen Raum war etwas zweifelhaft zu sein. Als Zsupán im Zigeunerbaron " war er fein Stuhl, auf dem er sich hätte ausruhen können. Mit aller Ans lebhafter als sein Vorgänger Hermann Steffens und verriet strengung das Schwanken vermeidend, ging er an die Wand zurück nichts von der Mühe, die sich dieser geben mußte; als Kunstfänger und lehnte sich gegen dieselbe. ist ihn Steffens jedenfalls über. Eben dieser vorzügliche dramatische Juzwischen war die Lücke vor dem Kassierer wieder gefüllt. Da Sänger scheint zu sehr als Baß für alles verwendet zu werden; stand auch ein hochgewachsener Mann, den Bart spitz verschnitten, den er ist als„ Baßbuffo" gezeichnet, würde aber vielleicht besser Schnurrbart straff hochgebürstet und die Haare an den Ohren vorganz ins ernste Fach hinüber zu leiten sein. Ein andrer, gefämmit. In der behandschuhten Rechten hielt er ein großes mehr barytonaler Baß, der neuengagierte Spielbaß" Albin Formular. Sobald der Kassierer ihn fah, legte er sein Brötchen Günther, machte sich als Kaspar im Freischütz" gesanglich und fort, würgte den abgebissenen Happen hinunter und kam auf ihn zu: Schauspielerisch sehr gut; er hat eine Mischung von moderner Natür-" Darf ich bitten, Herr Oberstlieutenant ?" lichkeit und italienischem Theaterpathos, aus der Hoffentlich unter einer richtigen fünstlerischen Opernleitung eine einheitlichere Dramatit werden wird. Noch ein, von früher herübergenommener, Baß: Mag Gillmann, verdient wenigstens wegen der Geschicklichkeit gerühmt zu werden, mit der er eine für einen erkrankten Kollegen rasch übernommene zweite Rolle im selben Stück( Eremit im Freischütz", in welchem er bereits den Samiel zu sprechen hatte) durchführte.
Mit dem Formular ging er zum Schrank zurück und kramte brin herum. Aus allen Fächern suchte er das Geld zusammen und zählte und zählte. Dann untersuchte er, mit rotem Kopf, noch einmal und noch einmal sämtliche Fächer. Kopfschüttelnd sah er sich um nach den Zahlbrettern, auf denen die Steuerzahler ihr Geld gereicht hatten aber es mußte noch nicht stimmen. Verlegen trat er auf den Oberstlieutenant zu: " Sie entschuldigen einen Augenblick- ich habe gerade nicht soviel beisammen
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Noch einige neue Kräfte brachte eine Aufführung von Rossinis Barbier von Sevilla ", über die ich jedoch wegen einer Verhinderung mir von zuverlässiger Seite mußte Bericht erstatten lassen. Nach Der Oberstlieutenant nickte halb herablassend, halb ärgerlich. diesem Bericht machte diese ganze Aufführung einen sehr be Haftig ging der Kaffierer die Reihe hinunter, unterschrieb die friedigenden Eindruck. Die Sängerin der Rofine", Sophie Quittungen und strich das Geld ein. Da standen ein paar Frauen Heymann, wirkte am Anfang etwas störend durch ihr flaches in Fächern, sie steuerten zwei Mark. Neben ihnen legte ein junger, Eingen, durch ihr hinüberziehen der einzelnen Töne und Worte und dürftig gekleideter Ehemann einen Thaler hin. Dann tam eine alte durch ihr lautes Atemholen. In kurzem wurde dies viel besser und Frau, deren verblichenem Umhang und vergrautem Hütchen man die Sängerin zeigte, daß sie über sehr schöne Stimmmittel und über bessere Lage ansah. Ergeben reichte sie acht Mark in einzelnen viel Können verfügt; sie hatte mehrmals bei offener Scene starten Stücken. Eine berarbeitete, gebeugte und vergrämte afch Beifall. Die Hauptperson des Abends und überhaupt der frau zählte mit ihren Fingern wenige Groschen hin. Leise Stolz der neuen Saison war der Sänger des Grafen Almaviva, flehte fie:" Ist das denn gar nicht möglich, daß es mir Desider Aranyi. Eine so schöne, bis ins Kleinste ausgebildete noch mal gestundet wird? Ich habe reklamiert und noch immer Tenorstimme, verbunden mit temperamentvoller Darstellung, ist feine Antwort. Heute früh habe ich mir das Geld geben lassen, für nicht häufig zu finden; der Sänger verdiente reichlich den ihm eben- das ich heute noch waschen muß bloß um nicht wieder den falls bei offener Scene gespendeten Beifall. Eduard Walter, Gerichtsvollzieher zu bekommen. der Vertreter der Barytonrolle des Figaro( nicht zu verwechseln mit dem oben erwähnten Emerich Walter), ist in gleich lobender Weise hervorzuheben. Die Klage, daß Hermann Steffens, als Dr. Bartolo, manchmal etwas gar faule Wige improvisierte, ist wohl eine Verstärkung des oben ausgesprochenen Wunsches, daß dieser Künstler dem ernsten Fach erhalten bleibe. Der Dirigent, Bertrand Sänger , und das Orchester thaten auch diesmal ihr Bestes.
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Kleines Feuilleton.
SZ.
w. Ju der Gemeindekaffe. Er trat leise, vorsichtig ein. Draußen hatte er fchon seinen gut abgenommen. Die Helle, die durch die drei großen Fenster hereinblendete, wenig gedämpft von den dünnen Vorhängen, flimmerte ihm so vor den Augen, daß er nicht deutlich schen konnte. Nur eine dichte Reihe von Menschen fah er dunkel vor sich. Das plögliche Hereintreten aus dem dunklen Korridor ins Licht hinderte ihn am Sehen und machte ihn noch schüchterner, als er schon war. Mit dem Hut in der Hand blieb er
an der Thür stehen.
Er hörte das Krizeln der Federn auf dem Papier und Klappern der Geldstücke auf den Zahlbrettern.
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das
Ah nun sollte er auch bald mit der Hand über so ein Brettchen streichen und dann das Geld in seine Tasche stecken.
Nach und nach gewöhnten sich seine alten Augen wieder an die Helle. Er sah vor den Frenstern die Schreiber an ihren Bulten stehen. Und da links- da wurde das Geld ausgezahlt. Da ging der dicke Kassierer fortwährend zwischen Geldschrank und dem langen Tisch, der die Beamten von dem Publikum trennte, bin und her. Ein ganzer Schwarm von Frauen, Kindern, alten Männern und Ge
schäftsleuten drängte sich dort. Da mußte er also noch eine ganze Weile warten. Bescheiden, den Hut zwischen den Händen, trat er zur Seite an die Rückwand des Zimmers. Wenn seine Zeit da war, wurde er gewiß aufgerufen. Der Kassierer, der ihn schon lange kannte, lächelte ihm freundlich zu.
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Nun geben Sie schon her das wird schon noch zur Zeit geregelt werden!" Damit wandte sich der Kassierer zu einem Backs fisch. Das Mädchen legte das Geld hin, steckte seine Quittung ein und wollte gehen.
Hier zwei Pfennige!" rief der Kassierer.
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Ganz beschämt drehte sich das Mädchen um, nahm lächelnd das Kupferstück mit den Fingerspitzen und schob es achtlos in die Jacketttasche. Wie fomisch daß man hier givei Pfennige herausbekam- zwei Pfennige, daß man die noch einsteden mußte I
Dann winkte der Kassierer den Alten heran:" Und Sie?" Bitternd kam der näher und streďte seine Antveisung hin. Ach Gott, schon wieder! das will ich doch gar nicht. Sie sehen doch, daß ich einziehe, daß ich Geld haben will," sagte der Staffierer verdrießlich, ihn hinterher milder aublidend.
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Entschuldigungen konnte der Alte nicht stammeln. Die Bunge war ihm vor Schreck ganz schwer. Wenn er die Leute noch vers ärgerte fchließlich bekam er überhaupt nichts mehr. Mit den Augen bittend, zog er sich wieder an die Wand zurüd. war an ihn herangekommen: Laffen Sie sich das doch nicht Wohl eine halbe Stunde stand er so. Eine von den Frauen gefallen. Haben Sie nicht auch Ihr Geld zu bekommen? So viel ist ja da!" Ganz erschreckt starrte er sie an. Nicht ein Wort fand er, das er ihr hätte erwidern können. Sie ging lächelnd hinaus.
Inzwischen kamen immer wieder Leute herein und zahlten ihre Steuern. Wohl an vierzig hatten ihr Geld hingegeben. Endlich schob der Kassierer dem Oberstlieutenant ein Brettchen hin:
So, bitte, Herr Oberstlieutenant , fiebenhundertundfünfundzwanzig Mark!"
rollen schweigend in eine kleine Leder tasche. Der Oberstlieutenant unterschrieb gelassen und packte die Geld
den Augen. Wenn er erst unterschreiben konnte. Na, bald rief ihn Dem Alten schwindelte. Der Glanz des Metalls flirrte ihm vor ja der Kaffterer!
Immer leerer war das Zimmer geworden. Die Thür hatte Vor ihm standen zwei Geschäftsleute: ein dicker Schlächter fortwährend geklappt. Da rief ihm der Kassierer erstaunt zu: meister und ein hagerer Kaufmann. Der Schlächter war ganz er ist doch längst vorbei!" Und ganz ärgerlich meinte der Beamte: Aber was wollen Sie denn noch hier?... Die Auszahlung bost und streckte dem andern einen Steuerschein hin:
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Der Kaufmann sah die feisten, glänzenden Fettpolster des Schlächters lächelnd au. Mit einer leise traurigen, zustimmenden Handbewegung drehte er sich resigniert nach dem Kassierer um, der ihm eine Quittung reichte.
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Heute
" Je et nich doll?! Wieder zehn Mart mehr uff't Jahr!... Warum haben Sie sich nicht zur rechten Zeit gemeldet? Un det soll nu Rücksicht ufft Geschäft, uff'n Mittelstand find? giebt's mu nichts mehr. Kommen Sie morgen wieder 1" Jawoll wenn det so weiter jeht, denn können wir man ver ss. Wie der Telegraph nach China kant. Es war ant Hungern. Vor lauter Sorjen kann man schon teene Nacht nich 3. März 1870, als das Riesenschiff„ Great Eastern", das zu einer schlafen. Mir will schon nischt mehr schmecken!" hervorragenden Rolle in der Geschichte der überseeischen Kabel berufen war, indem es das erste Kabel durch den Atlantischen Ocean legte, ein zweites Schiff„ Cella" und die Korvette Tordenstjöld" Europa verließen, um mit 2400 Meilen Kabel an Bord nach Ostasien abzugehen. Es sollten 300 Meilen Kabel zwischen China und Japan , 900 zwischen Shanghai und Hongkong gelegt werden. Als die Schiffe in die heiße Zone des Weltmeers gekommen waren, begann die Guttaperchaumihüllung der Kabel unter dem Einfluß der Hitze zu schmelzen. Die Ausbesserung der auf diese Weise entstandenen Be schädigungen machte die größte Mühe und nahm nicht weniger als 6 Monate in Anspruch. Nach Verlauf dieser Zeit komite man daran denken, die Punkte für die Landung des Kabels auszusuchen, und ging dann ohne weitere Formalitäten daran, an diesen Blägen Ar
Während der Kaufmann hinausging, trat der Alte an den Kassierer heran und hielt ihm seine Anweisung hin.
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Der nidte noch freundlich, aber etwas gereizt:„ Einen Augen: blid bloß' n Happen" Der Alte trat ftill zurück und sah dem Kassierer zu, der herzhaft in ein dickbelegtes Brötchen biß. Ihm lief das Wasser im Munde zusammen. Unwillkürlich machte auch er eine Stau- und Schludbewegung. Naso' n Wurstbrötchen wollte er ja gar nicht. Nur eine Semmel, eine trodne Semmel. Wenn