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Magenb, des Dingeba

das Fest der zehm

Und mit geballter Faust auf den Schreibtisch schlagend, des Dingsda. Pinkus hat das Fest der zehnten Inseratenfeite fchrie er so laut, als wäre er berauscht: ganz gut umgetauft. Du bist doch früh da?"

Ich weiß nicht," sagte Richard und verließ die Stube. Auf der Straße blieb er unschlüssig stehen, es war viel auf einmal über ihn gekommen; er wandte sich der inneren Stadt zu, un zuerst von einem seiner Richter mündlich die Bestätigung des Urteils zu haben.

,, Du sollst mein Erbe sein, Du sollst an die Spike der Fanfare treten und selbst der Herr werden über die Reklame; aller Länder. Wenn Du einen Künstler gern hast, so sollst Du ihn berühmt machen können, und wäre er so ein Hallunke wie Bintus, so ungefchickt wie Du und so unwissend wie ich! In Deiner Hand soll die Entscheidung liegen, ob Er ging zu Jakubowski, dem Schwager Leontinens. Euereiner unsterblich wird und ein Denkmal gesezt kriegt Es war ihm bänglich zu Mute; von seiner Oper, seinem oder nicht; wen Du gern hast oder wer Dir in barem verhätschelten Kinde sich zu trennen, sein Werk für immer zu Gelde den Zehnten von seiner Unsterblichkeit vorausbezahlt, begraben, das schien ihm plöglich leichter, aber an Leontine dessen Namen sollst Du groß machen können bei Lebzeiten; band ihn sein Wort, und wenn es ihn noch so heftig von ihr und wenn er Lehmann hieße, der Name foll täglich in fortzog, wenn er den kurzen Rausch noch so bitter beklagte, wenn allen Schriften und in allen Farben überall hin gedruckt er in Johannas letztem Russe ein noch viel heiligeres Berlöbnis und gemalt werden, wo eine Fläche vorhanden ist, vom sah, es war alles umsonst, sein Ehrenwort zwang ihn zum Asphaltpflaster bis zum Giebel der Feuermauer, von den Bunde mit der Frau, deren Leben vielleicht in seinen Augen Fensterscheiben der Pferdebahnwagen, bis zur Felsenwand ehrlos war, sobald er es. tannte, hinter den großen Wasserfällen, und wie diesen Lehmann, so sollst Du Dich selber berühmt machen können. Das foll Deine Macht sein, wenn Du zu Verstand gekommen bist und etwas von mir gelernt hast. Weist Du aber auch, was Du jezt bist, wenn ich Dich nicht als meinen Sohn an erkennen will? Ob Du Talent hast oder nicht, ob Du ehrlich bist oder nicht, Du bleibst bis an Dein Lebensende einer der tausend Hungerleider, deren Namen in feinem Inserat vor­tommen und in keiner Zeitung stehen und darum von den Leuten nicht gefannt werden. Und wenn der Herrgott selber Deine Musik machte, Du kommst nicht auf ohne die Fanfare!" Richard hatte stumm den Sturm über sich ergehen lassen, jekt fagte er mit zitternder Stimme:

Ich habe meine Oper noch nicht an die Fanfare ver­kauft; ich werde sie nicht aufführen lassen, wenn sie den Be­fizern des Opernhauses nicht gefällt."

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Die Oper ist unser, Herr Richard Mettmann!" schrie der Verleger außer sich. Ich sehe, wir werden doch durch den Rechtsanwalt mit einander reden müssen; ich will Dich Savor bewahren, daß Du als ein armseliger Musikant, möglicherweise als ein Klavierlehrer durch die Stadt läufft; das sage ich Dir, arme Musikanten mag Frau Leontine nicht zu Männern!"

Inmitten feiner Wut bereute Mettmann   das Wort. Richard war blaß geworden; der Verleger versuchte schnell in einen andern Ton überzugehen.

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Daß ich's gut mit Dir nieine, Junge, brauche ich Dir nicht erst zu sagen," versicherte er treuherzig; Du wirst doch nicht als Ingenieur in einer fremden Maschinenfabrik Dein Leben beschließen wollen?"

,, Vielleicht! Davon sprechen wir ein andermal, wenn es Dir recht ist. Du hast Leontine genannt. Es ist Dein Werf, wenn ich mich als ihren Verlobten betrachten muß; ich hoffe, Du weißt nichts von ihr, was meine Ehre nicht vertragen

tönnte."

G

Nein," fagte Mettmann   mit ruhigem Blick; frage sie felbst nach ihrer Vergangenheit. Sie hat viel Unglück im Leben gehabt, weiter ist es nichts; sie mußte sich von einem Bagabunden trennen und dann aus Mitleid einem Wohlthäter die Hand reichen; frage sie selbst!"

,, Gut, ich werde sie selbst fragen. Bevor ich gehe, Papa, noch eine Bitte: vor kurzem stand in Deiner Zeitung ein ab­scheulicher Aufsatz mit einer Bosheit gegen Fräulein Johanna von Havenow; Du hast mir das Zeug selbst zu lesen gegeben, weil Du die böse Absicht nicht verstehen fonntest. Wenn Du willst, daß Dein Sohn Dein Blatt je wieder in die Hand nimmt, so wirst Du den Verfasser dieser Zeilen sofort entlassen!"

Nun verlor Gottlieb Mettmann vollends seine Geduld; wenn zu allen seinen Widersachern auch noch Frau Bitersen ihn ärgerte, so mochte sie selber sehen, wie sie mit Richard fertig wurde; der war heute gewiß von einer schönen Frau Teichter zu lenten als von seinem alten Vater. Richard ver­stummte sicherlich, wenn er die halbe Wahrheit erfuhr. Bolternd rief der Verleger:

Ich kann doch Frau Leontine nicht entlassen, die stedt, glaube ich, dahinter! Sie war eifersüchtig, was weiß ich. Sei froh, daß fie so verliebt ist, sie hat Dir sogar verziehen, daß Du kein musikalisches Genie bist! Wohin auf einmal? Und ohne mir die Hand zu geben?"

ernft.

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Wir sprechen uns heute noch einmal," sagte Richard Natürlich, auf dem Fest des hundertjährigen Jubiläums

Langsam stieg er die drei Treppen zu Jakubowskis Wohnung empor; der Börsenmakler war zu Hause und empfing den Gast mit kühler Artigkeit. Er erwartete Vor­würse wegen seines schriftlich abgegebenen Urteils, er fürchtete noch mehr, daß Richard Mettmann sich auf eine Art Verwandt schaft berufen und einen Widerruf verlangen würde. Diesen Leuten von der Fanfare war alles zuzutrauen, und Jaku bowsti stürzte mit seinen langen Beinen nach dem Schreib tisch, um eine Abschrift seiner Aeußerung hervorzuholen; sein Vogelföpfchen lag mürrisch auf der linken Seite.

Um so angenehmer war er enttäuscht, als Richard in be scheidenster Weise seinen Wunsch aussprach; Herr Jakubowski habe ihm Vertrauen eingeflößt, und er bitte darum, daß man ihm die Gründe der Kenner ausführlicher und überzeugender darlege. Er sei vielleicht ein unbegabter, sicherlich aber ein ehrlicher Musiker und werde ein schlechtes Werk den Publikum nicht aufzwingen.

Fortsetzung folgt.).

( Nachdruck verboten.)

thi Das Nebelmeer.

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schwäbische Hochebene zwischen Ulm   und dem Bodensee   senden schon Die wafferreichen Thäler der Schweiz   und die große ober von Anfang des Herbstes und bis tief in das Frühjahr hinein ge waltige dichte Nebel empor, so daß der Wanderer oft kaum wenige Schritte weit sehen kann. Im Thale  , namentlich in großen Städten, wie Zürich  , Luzern   n. a., werden dann Depeschen herumgetragen oder ausgerufen: Uetliberg   halb 1"" Bilatus halb!" Hunderte wandern hierauf zu Fuß oder mit der Bergbahn auf die Höhen, um das feltene Schauspiel eines Rebelmeers zu genießen. S spigen sein mag, er läßt sich nimmer vergleichen mit dem wunder Aber so großartig auch der Anblick von den höchsten Alpen vollen, zauberhaften Bilde, das wir von den Höhen des alten Schwabenbergs, von dem Buffen, aus erschauen. Auf dem rechten Ufer der Donau  , zwischen Mlm und Sigmaringen  , faum eine Stunde von der Bahnlinie entfernt, erhebt sich der Bussen 765 Meter über. dem Spiegel des Meers und 371 Meter über den Bodensee  , in früheren Zeiten ein einsamer Wächter und Hüter habsburgischer Macht in Süddeutschland  , mit unüberwindlich schemender Burg getrönt, heute nur noch mit wenigen Mauerſtüden ge­schmückt, welche zeugen von verwichener Größe des heiligen römischen Reichs deutscher Nation, von eitler Ver gänglichkeit alles von Menschenhand Geschaffenen. Schon die äußere Gestalt dieses Bergs verdient alle Beachtung. Seine Höhe gestattet, ganz Oberschwaben   zu überschauen, seine Lage und der

Charakter der in seiner Art einzig grandioses Bild zu Füßen des

der von ihm beherrschten Gegend zaubern zaubern ein Beschauers. Er wurzelt mit breitem, riesenhaftem Fuß in der Ebene, von Molasse umschüttet, während der obere Teil sein stolzes Haupt, tertiäres Gebilde; edel und schlank geformt, frei und fühn gen Simmel strebt. Ein Dorado, ein feenhaftes Reich, ist über das Gesichtsfeld hingegossen, gleichviel, ob es im lichten Morgensonnens scheine oder unter den letzten feurigen Strahlen des niederfinkenden Gestirns in unfrem Auge fich spiegelt.

dem besteigbaren, maffigeii Burgfried, der einstigen Hinterburg, das Frendetrunken aufjubeln mag der Naturfreund, wenn er von halbe Tausend von Städtchen und Dörfern, Schlössern, Klöstern und Höfen, in jedem Spiel von Grün blinkende Auen, goldene Saaten, meilentveite gelbe Rapsfelder, dunkle Tannenforste, hellere Laub wälder und unzählige Waldparzellen erschaut.

Doch nicht Oberschwaben   allein liegt zu unsren Füßen. Weit über Ulm   hinaus reicht der Blick und gen Sonnenaufgang hinein in den unbegrenzten Horizont der bayrischen Hochebene donantabwärts. Und im Süden erblicken wir die ungeheure, gegen achtzig deutsche Meilen lange, in ihren oberen Regionen mit ewigem Schnee be deckte Alpenkette, vom massigen Bilatus am Bierwaldstädtersee bis zur Benediktenwand. Die fernen inpofanten Berge sind so nedisch,