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noch extra zu laben. Endlich ist auch die gesuchte Kerweflasche ge- 1 Geschlechts auf Eiter Gewiffen auszuüben versuchen". Je nach dem funden. Jubelnd wird sie mit einem Blumenstrauß gekrönt und Vermögen des Kandidaten nimmt der canvass" verschiedene Formen einem Kranz umwunden und im Triumph auf einer Heugabel im an. So hielten sowohl der Lordmayor wie seine Gattin vor der Dorf herumgetragen. Nun drängt alles zum Aufbruch. Die Thür ihrer Wähler in Southwark in den vergoldeten Karossen des hübschen Bauerndirnen brennen vor Begierde, im tollen Wirbel Mansion House, die mit sechs Pferden bespannt und vorn von einemt des Tanzes sich zu drehen. Auf denn zur Kirchweih! Hinaus auf Postillon und hinten von gepuderten Lakaien besetzt waren. John die Musik"! Burns ging meist zu Fuß, aber seit einigen Tagen hat ihm ein Die Jahrinarktsfreuden, die uns unterwegs von den Zucker- und socialistischer Vermieter aus Battersea Bart eine alte Droschte zur Schaubuden und dem Karussell winken, überlassen wir jetzt den Verfügung gestellt. Winston Churchill steigt in die Bergwerke Oldhams Kindern; für uns Erwachsene bekommen sie erst am Abend den nötigen hinunter, um die Bergleute ja sicher zu treffen. In diesem Jahr leisten Reiz. Wir folgen dem unwiderstehlichen Klang der Geigen und die Automobile den Kandidaten hervorragende Dienste. So hat Trompeten, die zum Tanz einladen. Wie sie jubeln, die fröh- Leicester Harmsworth, der Bruder des bekannten Herausgebers, nicht lichen Menschen! Wie fie fich drängen in dem weiten, niedrigen weniger als sechs zu seiner Verfügung. In Irland haben sich Saal, wo des Wirtes Töchterlein mit aufgefrempten Aermeln O'Brien und Healy, die geschworene Feinde sind und sich beide um das Spritzblech schwingt, um mit dem Wasserstrahl den denselben Sig in North- Louth bemühen, zum canvass" gemein Auge und Hals belästigenden Staub zu dämpfen; wo die Auf- fchaftlich einen Wagen gemietet. Sie fommen also zusammen in wärter, mit weißer Schürze angethan, in großer Gemütsruhe dasselbe Dorf und halten vor demselben Hause. Erst steigt O'Brien ihren Dienst verrichten; wo der Zopper" prüfend die Reihen der ab und Healy wartet im Wagen, dann, wenn O'Brien fertig ist, Tänzer durchmustert, damit keiner das Tanzgeld schinde". Es ist kommt Healy an die Reihe. Beide Gegner haben auch gemeinsame gerade Tanzpause. Ein Stimmengewirr durchbraust den Raum. Wahlversammlungen in den Dörfern organisiert. Die Pferde Jeht greifen die Musikanten nach ihren Instrumenten. Rasch wird werden ausgespannt, O'Brien steigt auf den vorderen Sitz, das volle Weinglas noch einmal herumgereicht, den raftlosen um den sich seine Anhänger scharen, und Healy steigt auf deir Tänzeru die durstige Zunge zu fühlen. Schon läßt der Baß von Hintersiz. Born hört man dann O'Brien feinen Gegner als Lügner der Orchestra ein paar brummende Töne hören; das Quietschen bezeichnen, und hinten qualifiziert Healy den feinigen als Renegaten. einer alten Klarinette trifft unangenehm empfindsame Ohren; Bei den Meetings" ist besonders Joe Chamberlain ein äußerst fragende Biolinklänge fünden an, daß zum Spiel gestimmt wird. populärer Redner; der Grund setner Beliebtheit liegt zum großen Ein Jauchzen der Menge erhebt sich. Hei, wie die Gläser flirren! Teil darin, daß er die Angewohnheit hat, seine Phrasen durch Faust Wie die jungen Burschen dahin stürmen, Tänzerinnen suchend! Und schläge zu interpunktieren, was ihm den Beinamen Boxer- Redner" wie die Wangen der Mädchen in hellem Purpur erglühen! verschafft hat. Diese Eigenschaft gefällt den Engländern, denen selbst die Politik als Sport dient, ausnehmend, und als Chamberlain jüngst in Birmingham auf der Rednertribüne erschien, begrüßten ihn seine in Anhänger mit dem Ruf: Gieb es ihnen, Joe! Schlage au!" Und auch während der ganzen Rede wurde er durch Ausrufe, wie: Go on, Drüde fie wie im Schraubstock! Brich ihnen die Rippen!" unterbrochen; als ein Anwesender dann zum Schluß noch in den be geisterten Zuruf:" Heute ist Joe in glänzender Form", ausbrach, hätte man wirklich glauben tönnen, man wohne einem Boger kampf bei.

Der Brummbaß streicht grimmig den Walzertakt an Die Flöten und Geigen, die Bratschen, Trompeten Sie ordnen willig dem Rhythmus sich ein. Und der kühne Knabe faßt stürmisch die Maid. Schon drehu sich im Wirbel die fröhlichen Baare, Und sie drehn sich und walzen und jauchzen vor Luft. Ganz erschöpft fehren fie endlich zu ihren Blägen zurüd. Der Schweiß steht in Perlen auf ihrer Stirn. Doch was achten die Tollen der Anstrengung! Immer von neuem wieder fliegen sie zum Tanz. Zur Abwechslung führt der Bursche sein Mädchen nach dem Karuffel, zur Schießbude oder kauft ihr am Stand irgend ein Flitter, um ihre Gunst zu gewinnen. Erst beim Grauen des Morgens nimmt die Ausgelaffenheit ein Ende.

Drei Tage währt der Festestrubel. Am letzten Tage ergreift auch die Alten der Taumel. Der Vater nimmt die Mutter beim Arm, selbst der noch räftige Großvater umfaßt sein Ehegespons und stürzt sich mit in den Strudel. Und wie fie die Tanzbeine" noch flint schwingen, die Alten, fie, die sonst übers Bipperlein flagen. Es ist wahrhaftig eine Lust, fie tanzen zu sehen.-

Kleines Feuilleton.

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Thindings ando

Theater. Isbeth Meyer Förster. Secessionsbühne: Der gnädige Herr von Man muß bedauern, daß die junge Bühne vom Publikum nicht ausreichend unterstützt wird. Der) erfte Wille, den fie bisher in jeder Vorstellung gezeigt hat, ver diente Besseres. Auch ihr letztes Stüd muß mit Achtung behandelt werden, selbst wenn man es ablehnen will. Es ist meines Erachtens nicht für die Bühne geschrieben und nicht für die Bühne geeignet, stammt aber doch von einer Dichterin. Das Milieu eines großen Guts ist sehr anschaulich geschildert- vielleicht zu anschaulich Eigentlich ist in dem Stück alles Milien. Wir haben es mit einer naturalistischen Zustandsschilderung zu thun, der jeder dramatische Nerb fehlt. Die Verfasserin tann sich allerdings auf Tolstojs Macht der Finsternis" berufen, die auch durchaus episch gedacht und gearbeitet ist. Nur daß ihrem Stück die Bedeutung fehlt, die der ruffischen Arbeit einen so großen Reiz verleiht. Handlung und k. Die Sitten im englischen Wahlkampf weisen manche uns Charattere intereffieren uns zu wenig. Die Inspektorstochter, die unbekannte und direkt komisch erscheinende Züge auf. Vor allem fich dem gnädigen Herrn" opfern muß, damit ihr alter Vater nicht kommen für den Kandidaten zwei Dinge in Betracht, die canvass" entlassen wird, ist eine gute Novellenfigur für ein Drama reicht und die meetings". Unter" canvass" versteht man den persön- fie nicht aus. Ueberdies glaubt man ihr nicht recht, daß sie fich lichen Besuch, den jeder Kandidat jedem Wähler machen muß. Dieser wirklich opfert. Immerhin hätte der Abend eine größere Anteils Brauch besteht schon länger als ein Jahrhundert, er wird bereits nahme verdient. Hoffentlich findet die Bühne in andren Kreisen das vom Dichter Cowper in einem aus dem Jahre 1784 stammenden Jntereffe, das sie beim Premierenpublitum nicht gefunden hat. In Brief genau beschrieben: Nach dem Diner", heißt es da, faß ich der Darstellung trat vor allem Hofmeister hervor, der einen mit zwei Damen ruhig zusammen, als zu unfrem größten Erstaunen verkommenen Schulmeister prachtvoll spielte.- E. S. eine Menge Leute aus dem Volke vor unsrem Fenster erschien. Völkerkunde. Es wurde an unsre Thür geklopft, die Straßenjungen schrien, und das Mädchen kündigte Mr. Grenville an. Mein zahmer Hafe Pussy-Vergnügungen der Chinesen. Die Chinesen haben war gerade aus seiner Hütte gegangen, so daß der Kandidat durch eine große Abneigung gegen jede starke törperliche Bewegung. Sie die kleine, statt durch die große Thür eintreten mußte. Bum find der Ansicht, ein wohlerzogener Mann müsse stets würdig und Glück find find die Kandidaten nicht sehr empfindlich gegen gemessen auftreten. Hieraus folgt schon von selbst, daß alle solche Beleidigungen und würden lieber durch die Fenster herein- Arten der Erholung, wobei ein gemessenes Benehmen unmöglich ist, kommen als gar nicht. In einer Minute waren der Hof, die Küche wie Turnen, Schwimmen, Rudern und die verschiedenen englischen und der Salon voll. Grenville näherte sich mir und schüttelte mir mit besonderer Herzlichkeit die Hand; dann sprach er vom Zweck seines Besuchs. Ich versicherte ihm, daß ich keinen Einfluß hätte, was er nicht glauben wollte, um so weniger, als der Schneider Ashburne versicherte, daß ich großen Einfluß hätte. So endete unsre Unterredung; Grenville drückte mir die Hand, umarmte die Damen und zog sich zurück. Er umarmte auch das Mädchen in der Küche. Die Straßenjungen schrien, die Hunde bellten, und die große Menge, die dem Kandidaten folgte, verschwand." Heute geht es noch ebenso zu, es ist fast nur die Umarmung des Mädchens vom Programm gestrichen. Mehr als je sucht der Kandidat bei seinen Wählern einzubringen, zu einer Zeit, wo er sicher ist, sie zu treffen. Er tommt immer und macht einen Besuch von 5 Minuten bis zu 3/4 Stunden. Ist der Wähler sehr alt oder sehr jung, so schickt der Kandidat seine Frau, die ihm unter holdem Lächeln im Namen ihres Gatten Zettel in die Hand drückt. Das Lächeln besonders muß sich recht oft als wirksam erwiesen haben, denn häufig bekommt man folgende Warnung zu lesen: Wähler von... Ich weiß, daß Ihr jedem männlichen Drud, der auf Euch ausgeübt wird, widerstehen tönnt. Aber hütet Euch vor dem Drud, den Mitglieder des schwachen

Spiele, nicht ihren Beifall finden. Recht gemächlich durch die Straßen zu schlendern, besonders wenn es etwas zu sehen giebt, ist in den Augen jedes Chinesen, der etwas auf sich hält, die allein ange­messene Erholung. An den Festtagen für die verschiedenen Götter werden die Straßen einer Stadt oft in prächtigster Weise beleuchtet. Den Hauptanziehungspunkt aber bildet der Tempel des Gotts, deffen Fest man gerade feiert. Dort ist gewöhnlich ein alle um liegenden Gebäude überragendes gewaltiges Gestell errichtet, worauf ein Bildnis des Gotts in glänzender Beleuchtung thront. Hier drängt sich stets ein dichter Haufen bezopfter Menschen, die alle mit offenem Munde nach Herzenslust gaffen und sich an der für europäische Ohren nicht gerade melodischen Musik von dröhenden Cymbeln, schwirrenden Guitarren, gellenden Flöten und rauh klin­genden Querpfeifen erfreuen. Während der allgemeine Lärm bei folchen Gelegenheiten allerdings meistens ohrenbetäubend ist, wird doch jeder Bestländer, der sich einmal ein derartiges Schauspiel angesehen hat, zugeben müssen, daß sich die einzelnen Chineſeu dabei im Durchschnitt viel beffer benehmen, als es Europäer oder Amerikaner unter gleichen Verhältnissen zu thun pflegen. Als im Jahre 1893 das fünfzigjährige Bestehen des Vertragshafens Shanghai